1. Der Zerfalls nimmt seinen Anfang
,,Piep, piep, piep!", erklang die Stimme meines Weckers und zerrte mich somit aus der Traumwelt heraus. Genervt stöhnte ich auf, doch kam dem Sinn seiner Rufe nach: Nämlich dem mich zum Aufstehen zu bewegen.
Langsam schlenderte ich zum naheliegenden Badezimmer, um mich dort fertig zu machen. Eisblaue Augen waren das erste, was mir im Spiegel in die Augen stach, begleitet von schwarzen, kurzen Haaren, die mir zerzaust im Gesicht hingen.
Jenes wurde von wenigen Emotionen geziert, jedenfalls von denen, die ich noch besaß.
Manche Leuten machte diese Ausdruckslosigkeit Angst und distanzierte sie somit von mir.
Ich jedoch nahm es ihnen nicht übel, dennoch gab ich mir keine Mühe meine Art zu verändern oder mich zu verstellen.
Ich war so wie ich bin und daran ist nichts schlechtes!
Auch, wenn meine kalte Art mir schon einige Schwierigkeiten bereitet hatte. Oft wurde ich schon missverstanden oder provozierte unnötig die 'Gangster' unserer Schule, nur weil ich keine Angst andeutete.
Dennoch trafen mich Ihre Fäuste nie, denn ich sah ihre Bewegungen schon im vorhinein. Was nicht heißt, dass ich in die Zukunft sehen kann oder so. Ich hatte einfach nur einen schärferen Blick als andere.
Dies war eine meiner Gaben, die mir in die Wiege gelegt wurden. Das alles hatte ich meiner Familie zu verdanken, wobei Familie wohl eher die falsche Bezeichnung für sie war; denn meine Emotionslosigkeit war nicht immer Teil meiner Selbst gewesen. Zudem besaß ich nur noch einen Vater, der mich nicht gerade "nett" behandelte.
Doch dies ist ein andere Geschichte meines Lebens, auf die ich ungern zurückerinnert werden möchte.
Insgesamt besaß ich vier Gaben: Intelligenz - Schönheit - Beweglichkeit - Durchblick.
So wurden sie wenigstens von den Leuten aus meiner Klasse genannt. Ich selbst sah sie nicht so an. Sie waren halt ein Teil von mir, den ich nicht einfach ausschalten konnte. Dazu zählte ich ebenfalls meine Emotionslosigkeit.
Ich strich mir die Haare zurück, nachdem ich im Bad fertig war und ging nach unten. Am großen Tisch war nur ein einziger Sitzplatz gedeckt. Enttäuscht setzte ich mich dort hin und begann zu essen.
Wie immer war ich alleine!
Ich musste zwar kein Frühstück machen noch andere Pflichten erledigen, dennoch war dieser Lebensstil nicht gerade schön, sondern eher langweilig und trostlos.
Ich musste mich um nichts Sorgen. Um keine Noten, keine Beziehungen, um kein Geld und keinen Haushalt. Alles wurde für mich erledigt.
Jeden Morgen komme ich herunter und entdecke den gedeckten Tisch.
Jeden Mittag komme ich nach Hause und sehe, wie alles sauber und abgedeckt war. Ich wunderte mich jedoch nicht mehr darüber, es war selbstverständlich geworden. Leider!
Die Maids taten alles, was mit dem Haushalt zu tun hatte. Sie kochten, putzen, kauften ein und sorgten für mich. Mein Vater sah ich nur selten, denn er war schon seit ich klein war, zu sehr mit seinem Beruf beschäftigt.
Fertig gegessen, schnappte ich mir meine Tasche und verließ das Anwesen. Auf dem Weg zur Schule, betrachtete ich die Kirschblüten, die langsam zu keimen begannen. Ehe ich mich versah, stand ich auch schon vor dem Schulgebäude. Wie jeden Morgen stürmten Massen von Schüler ins Gebäude. Unterhielten sich, lachten und tratschten.
Ich beobachtet sie nur. Still und leise.
So wie ich es immer tat.
Der Schulalltag verging wie im Flug und ohne Probleme. Als ich jedoch das Gelände verlassen wollte, erkannte ich mehrere seltsame Gestalten, die am Gittertor standen und uns am Verlassen des Geländes hinderten. Schon ein Blick reichte aus, um zu wissen, dass sie vor keiner Gewalt zurückschreckten. Leider wurde meine Vorahnung schon bald bewahrheitet. Mehrere Schüler versuchten nämlich durch die Barikade zu kommen, wurden jedoch gewaltsam zurückgedrängt und auch oftmals dabei verletzt.
Ich erkannte somit das eine Flucht aussichtslos war, da ich ihre Stärke als überdurchschnittlich einstufte und lehnte mich gelassen gegen die Wand des Gebäudes.
Und beobachtete alles.
Um herauszufinden mit wem wir es zu tun hatten.
Wusste zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht, dass mit diesem seltsamen Geschehen der Zerfall begann. Der Zerfall unserer Zivilisation wie wir sie kannten!
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