10. Kapitel - Mark
Wir haben letztendlich doch nichts gekauft, obwohl man sagen muss, sie hatte viele schöne Bücher. Außerdem mussten wir uns ein wenig beeilen, weil wir ja unbedingt rechtzeitig zum Essen kommen mussten - meinte Nova. Ich hatte dafür nur ein Augenrollen übrig. Warum wollte sie immer zu früh oder auf die Minute - nein, Sekunde - pünktlich kommen? Zu spät kommen war doch viel interessanter. Vor allem, wenn man zur Schule zu spät kommt. Die Reaktion der Lehrer ist immer total unterschiedlich. Ich muss es ja schließlich wissen, weil ich im fünften Schuljahr fast jeden Tag zu spät gekommen bin, was aber nicht an mir lag. Der Bus, den ich nahm, kam wirklich jeden Tag zu spät und so auch ich. Ich konnte mich glücklich schätzen, wenn ich Frau Meyer, Herr Stein und Frau Walter zur ersten Stunde hatte. Frau Meyer hat nämlich immer nur mitfühlend mit dem Kopf genickt, wenn ich ihr von der Sache mit dem Bus erzählte und dann hat sie mich gebeten mich hinzusetzen. Herr Stein ist unser Deutschlehrer und er hat nie gemerkt, wenn ich zu spät zur Schule kam. Denn er hat uns immer seine Gedichte vorgelesen und dabei war er immer total weggetreten und Frau Walter sagte immer: "Mark, hör auf dich zu entschuldigen! Du bist doch nicht Schuld! Du bist nicht zu spät gekommen!" - an dieser Stelle habe ich sie immer ganz verdutzt angeschaut - "Die Busfahrer sind schuld!" Dann hat sich Frau Walter die ganze Stunde über Busfahrer aufgeregt. Kein Wunder, warum meine Klasse in Erkunde so schrecklich schlecht war. Wir haben ja schließlich nichts gelernt. Wir haben jede Stunde Erdkunde nur über Busfahrer diskutiert. Wir waren kurz vorm Hotel, doch die Sonne stand noch immer hoch im Himmel, obwohl es schon Herbst war. Die Sonne ließ Novas Honigblondes Haar strahlen und mir wurde wieder klar, wie hübsch sie eigentlich war. Ich war überrascht, dass wir es tatsächlich geschafft hatten so lange nicht zu streiten. Als wir vor dem Hotel waren, nahm ich Novas Hand in meine. "Was zum Teufel machts du da gerade?", fragt sie mich und reißt mir ihre Hand weg. "Die im Hotel denken doch, dass wir ein Paar wären und wenn wir uns dann nicht an die Hand nehmen würden, wäre das doch echt seltsam!", sage ich. Es sollte ein Witz sein, doch das verstand Nova wahrscheinlich. "Genau, dass will ich nicht! Wir sind kein Paar und das sollen die auch denken, dass wir kein Paar sind. Wir sind noch nicht mal Freunde! Und ich kann dich nicht mal besonders ausstehen!", sagt sie. Meine Augen werden für einen Moment groß. Sie hat eine empfindliche Stelle in mir gefunden. Ich funkele sie kurz ab, dann verschwinde ich durch die Tür des Hotels und laufe so schnell ich kann zum Restaurant. Ich lasse die Frau nicht ausreden uns sage. "Kann ich bitte einen Einzeltisch haben?", frage ich sie. "Was ist denn mit ihrer Freundin?", fragt sie. "Verdammt nochmal! Sie ist nicht meine Freundin und jetzt geben sie mir bitte einen Einzeltisch!", sage ich wütend. Die Frau erstarrt kurz. "Natürlich, folgen sie mir bitte!", sagt sie und führt mich zu einem Einzeltisch am anderen Ende des Raumes.
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