02. Der Mantel I
Eiskalter Wind wehte durch die Straße. Ich schlug den Pelzkragen an meinem Mantel hoch und meine Mütze tiefer ins Gesicht. In der Einkaufspassage war nicht mehr viel los, denn es war bereits kurz vor Mitternacht.
Direkt neben den Geldautomaten saß sie. Kaum 20 mochte sie sein. Lange schwarze Haare, schlank und mit einer zerrissenen Jeans, einen dünnen Pullover und einer Strickjacke bekleidet.
„Hast Du Mal etwas Kleingeld für mich? Ich habe Hunger und einen heißen Tee könnte ich auch vertragen!", bat sie mit leiser Stimme.
„Was machst du hier?", fragte ich sie.
„Gestern hat man mich aus dem Knast entlassen. Eine Wohnung habe ich nicht und keinen, wo ich bleiben kann.", bekam ich als Antwort.
„Hier kannst Du auf gar keinen Fall bleiben! Das Center macht gleich zu!", antwortete ich ihr.
Ich sah in ihre großen braunen Augen und erkannte die Angst darin, diese Nacht in der eisigen Kälte verbringen zu müssen. Für eine Nacht in der Kälte war sie nicht warm genug angezogen. Ich reichte ihr meine Hand und zog sie hoch.
Gemeinsam gingen wir in Richtung Ausgang. Kaum waren wir auf der Straße, begann sie zu zittern, denn sie spürte die Kälte.
Ich ging mit ihr in eine Pizzeria, welche noch geöffnet hatte und bestellte für sie Pizza und einen heißen Tee. Sie erzählte mir, warum sie im Knast war und dass sie jetzt versuchen wollte, ehrlich zu bleiben, um nicht erneut dort zu landen.
Fast zwei Stunden saßen wir in der Gaststätte und redeten über Gott und die Welt.
Als ich von der Toilette zurückkam, war sie verschwunden. Meine Handtasche war offen und mein Portemonnaie lag auf dem Tisch. Daneben lag ein Zettel:
„Sorry! Ich kann nicht anders! Ich habe mir 20 € aus deinem Portemonnaie genommen. Du bekommst es wieder. Ich werde dich finden. Ach ja, deinen Mantel .... Er ist so verlockend warm. Danke für das Essen ........ Verzeih mir!"
Werde ich sie jemals wiedersehen? Ich hoffe darauf!
Meine Hoffnung wurde nicht enttäuscht!
317 Worte
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