➺ 𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗮𝘀 𝗛𝗲𝗿𝘇 𝗯𝗹𝘂𝘁𝗲𝘁
Chapter 18
» All I want is the Pain to be gone
for good... «
EFFIE
Der Tränenschleier in meinen Augen lässt mich immer noch nicht klar sehen, als ich zusammen mit Suyin die Körper von Daphné und Sunshine abdecke. Eine Art Respekt soll es sein. Vor allem für Daphné, deren nackter Körper nicht länger zur Schau gestellt werden sollte.
Sämtliche Blumen und Blätter haben wir über sie verteilt. Ehrenvoll geschmückt wie bei jeder normalen Beerdigung auch.
Unweigerlich muss ich an Katniss zurückdenken.
So leer und hilflos saß sie da, kauerte über den leblosen Körper eines kleinen Mädchens, das die pure Unschuld wiederspiegelte.
Rue...
'...Versucht jetzt alle mal, euch an einen Augenblick zu erinnern, als Katniss Everdeen euch im Herzen berührt hat...'
Ich befinde mich gedanklich wieder in den erstickenden, farblosen Räumen von
Distrikt 13. Ich sehe Haymitch, wie er mit der Schrift eines Höhlenmenschen auf das Whiteboard schreibt und dieses seine Kritzeleien trotzdem erkennt, daraus sinnige Sätze bildet.
Ich meinte die Worte damals ernst... diese Szene im Wald... sie begleitet mich noch heute.
Vermutlich noch mein ganzes Leben lang. Als ich einen letzten Blick zu Sunshines verdeckten Körper wage, realisiere ich erst, was nur Tage zuvor eigentlich passiert ist.
Die Wut, Verzweiflung und Trauer von Su kommt wie eine Flutwelle mit beachtlicher Geschwindigkeit auf mich zu und droht mich komplett zu verschlingen. Das kleine, süße Mädchen aus dem Trainingszentrum, deren Name uns ein Zeichen setzen sollte.
Faith ist tot... eine weitere unschuldige Seele musste ihr Leben vorzeitig verlieren.
'Faith ist tot... ist das etwa ein trauriger Hinweis auf unser Ende?'
„Su...-es tut mir Leid...", die Worte ersticken beinahe in meiner Kehle. Es kostet viel Mühe, sie dennoch hörbar auszusprechen.
Sie hing so sehr an diesem Mädchen und wenn es mir schon Teile meines Herzens zerbricht, muss ihres komplett zersprungen sein.
Suyin starrt mich mit ihren von Tränen geröteten Augen an, doch versteht sie meine Worte sofort und nickt, bevor sie ihre Gedanken zu sammeln scheint und entschlossen aufsteht.
„Gehen wir schon weiter, bevor das nächste Monster uns heimsucht. Ihre Tode sollen jedenfalls nicht umsonst gewesen sein", nachdem das letzte Wort ihre Lippen verlässt geht sie einfach geradeaus weiter. Nicht darauf achtend, ob wir ihr überhaupt folgen.
Chester ist der erste von uns, der sich ihrer annimmt und sich von dem unheilvollen Ort trennen will.
Kein Wunder, er hat seit unserer Rettung kein Sterbenswort mehr verloren. Er gibt sich die Schuld an den Tod von Sunshine...
„Haymitch, in einem ruhigen Moment musst du mit ihm reden."
„Mit wem?"
„Chester", antworte ich plump.
„Was soll ich ihm schon sagen?", sein Blick streift kurz zu mir herüber, bevor er sich wieder auf den Weg vor uns konzentrieren will.
„Du wirst die richtigen Worte im passenden Moment finden", ich spüre deutlich seinen skeptischen Blick auf mir ruhen.
„Warum gerade ich, du kannst diesen Gefühlskram besser als ich."
„Aber nur du weißt, wie er sich gerade fühlen muss", kaum habe ich diese bedeutsamen Worte verloren, steht er plötzlich still da und bewegt sich keinen Schritt mehr.
Ich weiß, dass er diesen Augenblick für sich ganz alleine braucht, also laufe ich stillschweigend mit den anderen weiter und warte darauf, dass Haymitch uns einholt.
HAYMITCH
Der Wind weht mir durch die Haarspitzen und kitzelt an meine Stirn. Die gesagten Worte von Effie hallen noch immer in meinen Ohren, auch, wenn sie sich schon knapp hundert Meter von mir entfernt hat. In meinem Herzen spüre ich einen stechenden Schmerz, als ich gedanklich wieder einige Jahre zurückgeworfen werde.
Da liegt sie nun... ihr schönes blondes Haar fällt in Bahnen auf das frische Gras, das sickernde Blut läuft an ihrer Kehle hinunter und klebt an ihren Händen, die verzweifelt versuchen die tödliche Blutung zu stoppen. Das Lebenslicht leuchtet nur noch seicht in ihren strahlend blauen Augen, nur einen Wimpernschlag weiter und es ist komplett erloschen.
Diese Szene in meinem Leben habe und werde ich wohl nie vergessen, zusammen mit ein paar dutzend weiteren bilden sie in mir das Tor zur Hölle, welches ich schon einmal betreten musste.
'Selbst wenn du es von dort herausschaffst, werden die inneren Verbrennungen nie heilen.' Es ist jedoch passiert und lässt sich nicht mehr verändern...
Ich habe mich dazu entschlossen einen neuen Menschen in mich hinein zu lassen für den es sich zu kämpfen lohnt. Dennoch steigt in mir die stetige Angst, dass auch sie mich wieder verlässt...
„Hey Kurzer", mein Arm greift vorsichtig nach dem Jungen, der stur Suyin hinterher trottet, bei ihrem Tempo jedoch kaum mithalten kann. Ich spüre, dass er meinem Druck Widerstand leisten will, aber die letzte Aktion hat dem Jungen so viel Kraft gekostet, dass er keinerlei Reaktion von sich gibt.
„Ich weiß, worüber du mit mir reden willst. Ich will es nicht, lass mich in Ruhe", so schwach er in seiner physischen Form auch sein mag, desto kräftiger dringt mir seine Stimme an die Ohren und hält mich fern.
Er hing an diesem Mädchen.
Das Mädchen, welches noch Minuten zuvor mit ihren wunderschönen blonden Haaren auf dem frischen Gras lag... es gab keine Spur von Gewalt an ihrem fragilen Körper, stattdessen dachte man, sie würde einfach nur schlafen.
'Warum durfte sie nicht einfach nur schlafen?...'
Seine Schritte ziehen achtlos an mir weiter, dennoch weiß ich, dass meine Worte ihn noch erreicht haben.
„Rede, wenn es soweit ist. Tu es einfach, mach nicht denselben Fehler wie ich."
Mein Körper versteift, während ich Chester nachschaue. Der kühle Wind streift mir sanft durch das Haar, ich schaue stumm hinauf zu den raschelnden Baumkronen. Es ist das einzige Geräusch, was man derzeit vernehmen kann.
Einzig der plötzliche Druck auf meiner Schulter kann mich aus meiner Stase befreien und ich weiß sofort, dass dieser von einer Hand sein muss. Zuerst denke ich, dass es Effies Hand ist, doch zu meiner Überraschung war es Zion, der mir beim Vorbeigehen einen Ausdruck von Mitgefühl bei pflichtete.
Ich habe keine Ahnung, wie viele Tage mittlerweile vergangen sind, aber ich weiß, dass von jedem die inneren Verbrennungen bereits zu stark geworden sind, als das ein Weg der Heilung derzeit in Aussicht wäre.
Sobald es eine ganze Zeit lang über ruhig ist, sodass man bis auf seinen eigenen Herzschlag nicht viel hören kann, bekommt man unweigerlich das Gefühl durchdrehen zu müssen. Zu viele Gedanken schaffen es nun im Kopf rumgeistern zu können, aber zum Glück ist die Stille irgendwie auch wieder zu laut, sodass sie einen bloß taub werden lässt.
Keine Ahnung, wie viele Stunden wieder vergangen sind, aber immerhin konnten wir an einem kleinen Bach unsere Wasserflaschen auffüllen und uns dort die Augenschatten aus dem Gesicht waschen. Keiner sprach auch nur ein Wort, als wir genau dort Rast machten und etwas von unseren Vorräten aßen. Selbst von Effie hörte ich heute noch nicht viel.
Normalerweise freue ich mich über Ruhe und der Tatsache, dass mich kein Mensch mit unnötigen Wörtern nervt, aber an Tagen wie diese verabscheue ich die Stille und will, dass mich irgendjemand aus meinem Gedankenkarussell reißt. Die ständigen Umdrehungen erwecken Schwindel in mir, aber es gibt keinen Ausweg, keine Erlösung. Mein Schädel pocht.
„Haymitch?", endlich traut sich eine Stimme dem Spuk ein Ende zu bereiten. Allerdings muss ich kurz stutzen, damit ich Zeit gewinne, um zu überlegen, ob es wirklich klug wäre eine Antwort zu geben. Denn jetzt muss ich mich unweigerlich auf eine Art „Sohn-Vater-Gespräch" einstellen und ich bin mir verdammt sicher, dass ich weder in der einen Rolle gut war, noch die andere je beherrschen könnte.
„Na, sprich schon", platzt es leise aus mir heraus, nachdem Chester eine ganze Weile gewartet hat weiterzusprechen.
„War sie eigentlich damals deine Freundin?"
'Dieses Gespräch gestaltet sich schwieriger als gedacht...'
Kurz kneife ich meine Augen zusammen, um den Druck in meinem Kopf entgegen zu wirken. Erst danach finde ich halbwegs die passenden Worte, um aus ihnen eine Antwort zu bilden.
„Nein, sie war...-meine Verbündete."
Er nickt seinen Kopf vorsichtig auf und ab, ist sich scheinbar nicht sicher, wie er seine Gefühle erklären soll.
„Wie hast du es geschafft?"
Ich kann sein Wimmern deutlich vernehmen, also entschließe ich mich endlich dazu stehen zu bleiben und gehe auf die Hocke, um ihm genau in die Augen schauen zu können. Sie sind glasig und es fließen so viele Tränen an ihnen hinunter, die nicht hätten sein dürfen...
Er erinnert mich so sehr an meinen kleinen Bruder, kurz nachdem ich gezogen wurde.
„Hör mir zu, Kleiner. Aus irgendeinem mir unbekannten und beschissenen Grund versucht das Leben dir manchmal klar machen zu wollen, dass es nichts wert sei. Manchmal behält es wohl recht damit-... aber genauso wird es auch Menschen geben, die dir das Gegenteil beweisen werden. Klammere dich an diesen fest, mein Junge."
Scheinbar wie von selbst schweift mein Blick zu Effie und bleibt solange an ihrer zarten Gestalt hängen, bis auch sie meine Beobachtung endlich bemerkt und ihre Himmelblauen Iriden zu mir herüber strahlen.
„Ja... sie machen es dir wieder lohnenswert..."
Zum Glück hat Effie mit ihrer Vermutung richtig gelegen, denn statt ein weiteres Wort zu verlieren verstummt Chester neben mir und läuft entspannt zu der großen Lichtung vor uns. Erst fiel es mir die ganze Zeit über kaum auf, aber nun höre auch ich das sanfte Plätschern in meinen Ohrmuscheln. Diese Lichtung muss uns wohl in wenigen Augenblicken eine unvergessliche Sicht auf den Wasserfall geben.
'Das ist wohl der Lohn, dafür, dass wir uns schwitzend die Steigung hoch quälen mussten.'
Ich will mir den Ausblick nicht länger entgehen lassen, also treibe ich meine Beine rasch zum Gehen an und nehme Effie währenddessen an die Hand, um auch sie zur Lichtung zu führen.
Nachdem die Bäume und Büsche um uns herum endlich die Sicht freigeben, kann sich die traumhafte Kulisse in voller Pracht entfalten. Die Luft ist frisch und trägt die angenehmen Wassertropfen der plätschernden Fluten mit sich herum.
„Das ist so wunderschön", es ist zwar kaum mehr als ein Hauch an meinem Ohr, aber deutlich vernehme ich die Stimme von Trinks neben mir und kann nicht anders, als eine angeneheme Wärme im Körper zu verspüren.
'Was passiert nur mit mir?'
„Kaum zu glauben, dass Xaphius' so in den Tod fand. Er hätte viel mehr in Schwefelsäure fallen sollen", Su klingt nach wie vor verbittert, nicht verwunderlich bei all den Verlusten, die sie nun schon zu verkraften hatte. Dennoch befindet sich Zion direkt an ihrer Seite und dieses Mal, vielleicht auch nur dieses Mal, schiebt sie ihn nicht von sich weg.
Möglicherweise hat sie den miesen Trick des Lebens nun auch begriffen und hat endlich die Lösung entdeckt... Keine Ahnung, wie viele Minuten wir einfach nur an dieser enormen Klippe stehen und uns von der Harmonie des Wasserfalls hypnotisieren lassen, irgendwann schlägt Effie jedoch die andere Richtung ein und schmeißt den Vorschlag in die Runde, dass wir an den herabgefallenen Baumstämmen unser Lager aufbauen könnten.
Natürlich stimmen wir der überraschend guten Idee sofort zu und legen erleichtert unsere schweren Rucksäcke auf den Boden ab, einzig Chester befindet sich noch wie angewurzelt an der Klippe und setzt sich dort ganz allein auf das Gras nieder.
„Vielleicht sollten wir ihn lieber-..."
„-Nein, lasst ihn. Er will sich verabschieden... allein", sofort blockt Su Effies Ratschlag ab. Sie versteht dies allerdings und nickt ihr zu, bevor sie sich neben mich setzt und dabei hilft ein Feuer zu entzünden.
Der Qualm steigt Minuten später zum Himmel herauf, der sich langsam in ein prächtiges Farbspiel kleidet. Es dämmert.
EFFIE
„Chester, bist du wirklich sicher, dass du nichts essen magst?", ich höre meine eigene Stimme, wie sie sich vom Wind fort tragen lässt, um den einsamen Jungen an der Klippe zu erreichen. Aber sie verlässt mich, ohne ein Zeichen auf Erfolg zu bringen. Neben mir steht Su auf, klopft sich den Staub von der Hose ab und bewegt sich dann langsam auf Chester zu. Die beiden teilen ein starkes Band miteinander, möglicherweise gelingt es ihr ja seinen Schmerz etwas zu lindern, vermutlich wird es sonst keinem mehr gelingen.
Ich beobachte einfach den Wald um mich herum, beobachte eine Eule in den Tannen, die ihre grellen Augen zum Himmel empor bewegt. Bald würden sich ihre Flügel spannen und dann beginnt ihre Jadg auf Beute.
Der Gedanke lässt das Gefühl von Unwohl an meinen müden Knochen nagen, vor allem, als ich Chester und Su beobachte. Sie stehen an der offenen Klippe, starren in die fortschreitende Dämmerung und wäre das hier nicht die Arena, dann hätte ich bei diesem emotionalem Bild bloß ein Kloß im Hals aufgrund der steigenden Trauer, die den starken Damm in mir brechen will.
„Su? Kommt bitte wieder zu uns herüber, ja?... ich traue diesem Wasserfall jedenfalls nicht mehr über den Weg."
Zion wird plötzlich auch hellhörig, doch ist es bei ihm wohl weniger nur ein Gefühl der Sorge.
Noch bevor Haymitch oder ich etwas erahnen oder reagieren können, schnellt Zion hoch und hält sein Schwert für einen Angriff bereit, bevor er einen Sprint zu den beiden hinlegt. Alles um mich herum dreht sich in Zeitlupe, als ich dem Laut eines spitzen Schreis folge und nur noch sehe wie Suyin langsam zu Boden sinkt, nachdem sie Chester heldenhaft aus der Gefahr gestoßen hat.
Guten Abend meine Lieben 🌸
.... so, das war nach langer Zeit endlich das 18. Kapitel... und so langsam nähern wir uns dem Ende zu... 😊
Ich habe nun erstmal viel Zeit und vor allem weniger Stress, deshalb werde ich mich bemühen euch das Ende zeitnah zu liefern. Da aber zurzeit Watty-Saison ist, werde ich mich vermehrt damit beschäftigen meinen Roman fertigzustellen.
Ich hoffe, dass ich es dieses Jahr endlich hinbekomme. 😂
Habt ihr auch Lust bei den Wattys mitzumachen, aber euch fehlt die nötige Motivation zum Schreiben? Wie wäre es mal mit einer Schreibnacht? Derzeit überlege ich mir, dieses „Event" nach Wattpad zu bringen. Eine Schreibnacht verbindet ab einer festgelegten Uhrzeit Autor*innen miteinander, die sich entweder per Chat (Discord, Whatsapp, etc.) oder Video (Zoom, Skype, etc.) miteinander austauschen und innerhalb verschiedener Wort-Etappen motivieren ein oder mehrere Kapitel fertigzustellen. ☺️
Falls Interesse bei einigen besteht, würde ich eine Art „Club" erstellen und ein Buch zur Anmeldung veröffentlichen. Oftmals mache ich eine Schreibnacht mit meinen Freundinnen und es macht immer großen Spaß. Da wir auch manchmal Projekte/Aufgaben dazu nehmen, um die „kreative Ader" zu entfesseln. 😂🌸
Bei Interesse könnt ihr es mich gerne wissen lassen.
Genießt die weiteren Tage... ✨
Xx 🌸
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