#1
Es war noch früh am Morgen in dem kleinen Dörflein Baumlingen und erst die ersten schwachen Sonnenstrahlen kämpften sich mühsam über die Spitzen der Endesbergen die weit, weit entfernt ganz hinten am Horizont standen. Kleine Wassertropfen vielen von den Dächern der Holzhäuser ,die zusammen das Dorf ergaben, und schlugen auf die grob gepflasterten Straßen auf denen noch nicht mal eine Maus zu sehen war. Es war Frühling, also noch recht kühl und kein Vogel wollte den Kopf aus den warmen Federn heben.
Alles war still. Die Lichter hinter den Fenstern waren erloschen, denn so früh fing noch keiner mit seiner täglichen Arbeit an. Das einzige Lichtlein kam aus einem kleinen runden Dachfenster. Dieses Dachfenster war das einzige Dachfenster des Dachbodens vom Waisenheim Pflegegut. Hinter diesem kleinen runden Dachfenster war der Dachboden mit einem Regal voller Bücher, einem Schreibtisch und einem Bett eingerichtet. Dort wohnte Lavara. Ein 15 jähriges , dünnes Mädchen mit knallroten Haaren und einem runden Gesicht.
Sie saß in ihrem Bett und las, wie sie es so oft tat. Neben ihr stand eine Kerze, welche schon fast ganz heruntergebrannt war und stätig neues Wachs in die kleine Metallschale unter ihr tropfen ließ, und die die Seiten des Buches gerade genug erhellte, sodass man gut darin lesen konnte. Auf dem braunen Bucheinband war mit schwarzem Garn der Name "In 80 Tagen um die Welt" gestickt. Es war Lavaras Lieblingsbuch und sie las es schon zum 11 mal.
Neben ihr, an ein Kissen geschmiegt, lag ein Bernersennenhund. Er hieß Buddy. Lavara hatte ihn vor ziemlich genau zwei Jahren als frisch geborenen Welpen verletzt in einem Straßengraben gefunden und ihn großgezogen. Nun waren sie ein eingespieltes Team und unzertrennlich. Nur leider waren im Waisenheim keine Haustiere erlaubt also war Buddy geheim und Lavara hatte schon einige anstrengende Strafen über sich ergehen lassen um ihn auch geheim zu lassen. Frau Berstreng, die Leiterin des Waisenheimes, würde Buddy nie wieder auch nur in die nähe ihres Zuhauses lassen wenn sie es herausbekäme.
Frau Berstreng machte dem Namen "Streng" alle Ehre. Sie war genau so wie die bösen Stiefmütter aus Lavaras Märchenbüchern und wurde von den meisten Kindern nur Meister Giftzwerg genannt. Obwohl Lavara nicht glaubte, dass dieser Name Frau Berstreng so wenig ausmachte, wie sie immer tat, hatte Lavara noch viel schlimmere Spitznamen. Die meisten bezogen sich auf ihren Namen in Verbindung zu ihren Haaren und somit standen Prügeleien auf der Tagesordnung.
Im Dorf achtete Lavara eher darauf unauffällig zu bleiben. Sie mochte es nicht wenn man ihr hinterher schaute und das geschah recht oft, denn in Baumlingen galten braune Haare schon als große Besonderheit. Alle anderen hatten Pechschwarze Haare und so fühlte Lavara sich mit ihren roten Haaren und ihrem seltsamen Namen wie eine arme Händlerin die nur auf der Durchreise wahr und aus einem fernen Land kahm... vielleicht sogar von Ländern außerhalb Keiwezü! Sie kahm mit ihrem Drachen Zuranor von weit her über die Wasserfälle der Meere geflogen um einen verzauberten Kohlkopf, der die Menschen fliegen lässt zu verkaufen um sich Brot zu kaufen welches sie dringend benötigt um ihre eigene Welt zu heilen... Solchen Tagträumen ging Lavara dann hinterher während sie wirklich losging um Kohl gegen Brot zu tauschen.
Außer Buddy hatte sie nur noch eine Person die ihr nahe stand. Loratun. Im Dorf war sie die "verrückte Alte" genannt, denn sie war schon 94 Jahre alt, und wusste über alles und jeden bescheid, weshalb nicht selten Gerüchte über sie zu hören waren. Noch dazu kahm dass ein Alter von 94 Jahren so gut wie unmöglich zu erreichen war und es war ein Wunder, dass noch niemand sie als Hexe dem König gemeldet hatte. Das lag vielleicht aber auch daran, dass niemand sich traute.
Doch Lavara und Buddy mochten sie sehr. Oft kahmen sie zu ihr, damit Loratun ihnen Geschichten erzählen konnte. Außerdem wusste sie auch, dass es Buddy gab und es tat gut, Geheimnisse mit jemandem zu teilen.
Lavara las und las. So langsam fing Baumlingen an wieder Lebendig zu werden und die ersten Leute gingen schon an ihre Arbeit im Feld. Nun zwitscherten Vögel zwischen den vielen kleinen Buchen in den Gärten der Häuser und ein Hahn krähte. Plötzlich schlug Lavara ihr Buch zu: "RUMS!!!" Buddy erschreckte sich so sehr, dass er mit einem Satz vom Bett war und laut knurrte. Während er sich wieder beruhigte, sprang Lavara aus dem Bett, streifte sich Hose und Hemd über, was sich für Mädchen eigentlich nicht gehörte, und schloss ihre Tür auf. " Komm Buddy, ich wollte doch heute so früh wie möglich zu Loratun!" Die beiden rannten nebeneinander die schmale Treppe herunter and den anderen Zimmern vorbei bevor sich die anderen über den Krach beschweren konnte, auf die Straße in Richtung: Loratuns Haus, während Buddy ihr folgte.
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So, das war das erste Kapitel! Ich hoffe es gefällt euch. Vorher hatte es nur 150 Wörter oder so, jetzt hat es 800. Ich hoffe euch geht's gut und Corona nervt euch nicht zu sehr. Bleibt gesund und (hoffentlich) bis zum nächsten Kapitel.
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