Peinlich?
"Was ist mit dir?" Seine Stimme war mehr als besorgt. Ich fing an zu schluchzen. Meine Schultern sackten schwach nach unten. "Was ist passiert?" Mit drei großen Schritten war er bei mir und nahm mich in den Arm. Sofort riss ich meine Arme hoch und drückte ihn an mich. "Manuel. Es geht um Manuel", schnaufte ich. Mein Schamgefühl war wie erloschen. Vermutlich hörte mich jeder Mensch, der sich in der Nähe befand. "Was macht er?", fragte Pascal mich. "Er ignoriert mich. Ich glaube, ich bin ihm peinlich." "Ich dachte ihr hättet euch ausgesprochen?" Pascal klang mehr als verwundert über den Wandel der Dinge. "Dachte ich auch", wimmerte ich. Ich hatte die Umarmung beendet und wischte mir meine Tränen vom Gesicht. "Ich will auf mein Zimmer." Pascal nickte Verständnisvoll. "Ich bringe dich hin."
Gemeinsam, still schweigend, gingen wir zu dem Haus mit den Zimmern. Davor blieben wir stehen. "Bis morgen." Ich drückte Pascal nochmal kurz. Ich war ihm dankbar, dass er immer zur rechten Zeit am rechten Ort war. "Bis morgen." Er lächelte mir nochmal aufmuntert zu, ehe er sich umdrehte und die Gasse weiter ging. Ich sah ihm nach, bis die Dunkelheit ihn verschluckte. Erst dann betrat ich das Haus und ging schlürfend, geradewegs zu dem Zimmer von Manuel und mir.
Ich schloss es auf, klopfte nicht. So wie immer. Ich öffnete die Tür und starrte direkt in Manuels leichenblasse Gesicht. Er sah aus wie die Wesen aus den Büchern, die sich Vampire nannten. Erst als ich meinen Blick von seinem Gesicht abwenden konnte bemerkte ich, wieso er so blass war. Er stand splitternackt vor mir. Nur hielt er sich sein Handtuch vor seinen Penis, sodass ich ihn nicht sehen konnte. "Kannst du nicht klopfen?", fragte er sichtlich verärgert. Doch ich sah, dass sein bleiches Gesicht eine rosafärbung an den Wangen annahm. Ihm war es unangenehmer als mir. "Du hast doch das Schloss gehört, oder nicht?", fragte ich schnippisch zurück und ging zu meinem Bett, um mir die Schuhe auszuziehen.
Manuel schnaufte nur einmal auf und drehte mir wieder den Rücken zu. Provozierender Pfirsich. Wieder einmal betrachtete ich ihn, bis Manuel sich die schwarze Unterhose anzog. "Wo warst du eigentlich?", fragte er dann in die Stille zwischen uns.
Ich lehnte mich gegen die Wand. "Draußen." Ich wusste nicht, ob ich ihn das selbe Fragen sollte. "Und du?" Mein Mund hatte es einfach ausgesprochen. Manuel drehte sich zu mir um und krempelte sein Shirt zurecht, welches er zum schlafen trug. "Draußen." Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Eines, was hieß "ich habe gewonnen". Ich grinste. Seins verschwand aber wieder schnell. Er warf sich das Shirt über und kam dann zu mir. "Du Palle." Er setzte sich. Fragend sah ich ihn an. Wenn er wüsste, dass ich eigentlich wütend auf ihn war. Gar verletzt.
Er runzelte die Stirn und knabberte sich auf der Unterlippe rum. "Ich schlafe heute wieder mit in deinem Bett, okay?" Ich hob die Augenbrauen. Das kam unerwartet. "Okay." Es stimmte mich froh. Doch ich verstand nicht, wieso er nur meine Nähe suchte, wenn wir alleine waren.
Ich stand auf und nahm meine Schlafkleidung unter mein Kopfkissen hervor. "Bin ich dir eigentlich Peinlich?", fragte ich dann geradeaus. Dabei ging ich ins Badezimmer. Ich hörte sofort Manuels Schritte, die hinter mir her kamen. "Peinlich?", wiederholte er mit hoher Tonlage. Ich stand vor dem Spiegel und sah Manuel durch ihn hindurch an. Er lehnte im Türrahmen, arme verschränkt und Beine überkreuzt. "Du meidest mich." Ich quetschte Zahnpasta aus der Tube. Sie war fast leer. "Tue ich nicht." Manuel leugnete sein, mehr als deutliche, verhalten. Dann seufzte er und kam zu mir. Er stellte sich neben mich, sodass wir uns im Spiegel ansehen konnten. "Ich will nur nicht, dass die Trainer uns beide anders behandeln." Ich steckte mir die Zahnbürste in den Mund. Antworten konnte ich so nicht. Wir starrten uns einfach an. Dann nahm auch Manuel seine Zahnbürste und fing an, sich den Mund zu putzen.
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