Grelles Grün
Ich stand vor meinem Schrank und legte meine frischen Uniformen hinein, die aus der Reinigung kamen. Uns wurde frische vor die Tür gestellt, auf einem Wagen. Ich war froh darüber. Früher, in Braun, musste ich meine Kleidung selbst waschen. Mit einem Scheuerbrett.
Ich sah auf die Uhr, welche auf dem Nachttisch stand. Es war schon eine Stunde nach dem Essen. Ich seufzte. Vermutlich würde Manuel nicht mehr herkommen. Keine Zeit mit mir verbingen. Er wollte nicht bei mir sein, da war ich mir sicher.
Frustriert über meine Feststellung, schlüpfte ich in meine Schuhe. Ich wollte etwas durch die Straßen spazieren. Frische Luft, freie Gedanken.
Ich schloss die Zimmertür hinter mir und knallte geradewegs, als ich mich umdrehte, gegen einen weiteren Soldaten. Dieser fiel fast hin. Gerade so, hatte er sich noch an der Wand abgestützt. "Pass doch mal auf!" Böse funkelte er mich an. "Tut mit leid", murmelte ich und lief schnell, mit gesenktem Kopf, den Gang entlang. Es war mir peinlich. Ich war ein Tollpatsch.
Meine Frustration breitete sich immer mehr in meinem Inneren aus, sodass ich krampfhaft versuchte nicht zu weinen.
Wieder einmal fühlte ich mich fehl am Platz. Allein gelassen und ungebraucht. Gebraucht wurde ich nicht mal von dem Jungen, den ich liebte. Von dem, wo ich dachte, er würde es auch tun.
Ich stopfte meine Hände in die engen Hosentaschen. Das Rot, was fast jedes Kleidungsstück hatte, konnte ich nicht mehr sehen. Ich verspürte hass und eine unangenehme leere.
In der Ferne hörte man feiernde Leute. So wie jeden Abend. Als ich noch in Braun war dachte ich, dass es in Rot so etwas wie Spaß gar nicht gibt. Das nur trainiert wird. Bis zu dem Punkt, wo man in den Kampf ziehen kann. Doch es war ganz anders. Klar, wurde viel trainiert. Doch die Abende waren wunderbar. Wenn man nicht gerade alleine war, so wie ich im Augenblick.
Manuel hatte sicherlich viel Spaß. Er trank bestimmt seinen Alkohol, lachte und tanzte. Machte späße und war glücklich. Und dachte kein einziges Mal an mich, wobei mein Kopf sich nur ihm widmete.
Ich lehnte mich gegen die steinerne Wand eines Hauses. Die Fenster waren mit Fensterklappen geschlossen. Weiter weg leuchtet ein Schild, grell in Grün. Es stach in der Dunkelheit stark hervor. Es war die des Apothekers. Wo man sich Verbände holen konnte oder Schmerzmittel, wenn es mal nicht anders ging. Ob es da auch aufputschende Mittel gab, die seelische Schmerzen mindern und mein Loch füllen, welches Manuel in mich reinriss?
Ich wollte dieses Gefühl los werden, egal mit welchen Mitteln.
Also stieß ich mich von der Wand ab und ging, mit starrem Blick, auf das Grün zu, zum Apotheker.
Und dann stand ich vor der Tür. Nur schwaches Licht war im Inneren zu erkennen. War es dumm, nach sowas zu fragen? Würde das meine Ausbildung zum Soldaten gefährden? Ich griff mir an die Stirn und seufzte. Ich fing an, vor der Apotheke, auf und ab zu laufen. Meine Gedanken kreisten wild. Dann blieb ich ruckartig stehen, als ich eine Person wahrnahm, die im Dunkeln stand. Nur leicht wurde sie beleuchtet vom Grün des Schildes.
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