Dämmern
Meine Glieder fühlten sich schwer an. Als könnte ich sie nicht bewegen. Ebenso meine Augen. Mit Mühe versuchte ich sie zu öffnen. Doch alles was ich durch den schmalen Spalt sehen konnte, war Weiß. Es blendete, als würde die Sonne direkt in mein Gesicht scheinen.
Gleichzeitig nahm ich dumpfe Geräusche wahr. Schritte. Irgendwas wurde durch die Gegend gerollt. Ich holte Luft. Selbst meine Lunge fühlte sich an, als wäre sie mit Blei gefüllt. "Er ist wieder wach!" Es war eine Frau, dessen Stimme ich nicht kannte. Wieder hörte ich schritte. Dann spürte ich was kaltes an meinem Kopf. Jemand berührte mich. Jemand zog meine Augen auseinander. "Hören Sie mich, Patrick?" Ein Mann, der zu mir sprach. Ich wollte meinen Mund öffnen und ihm antworten, doch es ging nicht. "Pupillen sind Isokor." Der Mann sprach. Ich wusste nicht, was er meinte. "Ist das ein gutes Zeichen?" Ich spürte eine Hand, welche meine umschloss. Ich spürte, wie sich ein Band um meine Brust schnürte und mich zum Weinen brachte. Ein erfreuliches weinen. Ich wollte seine Hand drücken. Doch es ging nicht. "Er weint." Wieder seine Stimme. Ich hörte einen Stuhl, der geschoben wurde. Das Kratzen auf dem Boden erinnerte mich an meine Vergangenheit.
Ich versuchte nochmal meine Augen zu öffnen. Dieses Mal gelang es mir mehr. Ich wollte ihn sehen. Das Weiß, welches mich so blendete, war schwacher. Ich erkannte Umrisse. "Patrick?" Ich erkannte seinen Umriss. Ich wollte ihn begrüßen. Ihm sagen, wie froh ich war, dass er lebt. Doch aus meinem Mund kam nichts. Ich bekam ihn immer noch nicht auf. "Kann es sein, dass er uns hört?" Manuels Stimme klang ängstlich. "Das ist gut möglich. Er scheint zu Dämmern." Wieder die Männliche Stimme. "Blutdruck ist normal." Eine Frauenstimme. Ich hatte es nicht gespürt, wie mir Blutdruck gemessen wurde. Nun schnürte sich das Seil um meinen Hals. Ein Panikseil, welches sich fester und fester zog. Ein piepen erklang. Hektisch, als würde es sich selbst überholen. "Patrick, alles ist gut. Ich bin da." Mein Kinn fing an zu zittern. "Sieh mich an." Ich spürte seine Hand an meiner Stirn. Ich spürte meinen Kopf, meine Hand. Doch wo war der Rest?
Ich blickte in Manuels Gesicht. Er versuchte zu lächeln. Mich aufzumuntern. "Hörst du mich?" Ich wollte nicken. Doch es ging nicht. War ich gelähmt? Hatte ich meine Gliedmaßen verloren? Wurde ich von der Bombe erwischt? So viele Fragen, welche mich quälten und welche, die ich nicht aussprechen konnte.
"Blinzel für mich, Patrick." Wieder seine Hand, die über meine Stirn strich. Ich drückte meine nassen Augen zu, und öffneten sie direkt. "Er hört uns. Er ist wach. Geben sie ihnen das Mittel dort in die Infusion." Wieder Schritte. Klimpern. Ich versuchte zu sehen, was passierte. Doch meinen Kopf konnte ich nicht bewegen. Ich sah nur in Manuels Gesicht. Er schaute keinen Augenblick von meinem Gesicht ab und strich weiterhin über meine Stirn.
Dann spürte ich, wie ich wieder müder wurde und meine Augen immer und immer wieder zufielen. "Er wird jetzt immer und immer wieder aufwachen. Er dämmert. Bleiben sie bei ihm. Wenn sich Veränderungen zeigen, dann geben sie uns bescheid." Das war das letzte, was ich mitbekam. Dann verschwanden die Umrisse von Manuel, das Weiß ebenso. Ich tauchte in schwarz ein. Ein ruhiges schwarz.
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