Zittrig betätigte ich die Klingel.

Ich werde das nicht heil überleben. Lieber Gott bitte hilf mir!, und legte meine rechte Hand aufs Herz, um es zu beruhigen. Was natürlich nichts brachte. Im Gegenteil es pochte um so stärker, als jemand die Tür öffnete.
Ein müder Keiji in Boxershorts und Shirt stand vor mir.
Um Himmels willen!

"Naru?", fragte er mich völlig überfodert und kratze sich nebenbei am Bauch, wodurch sein Sixpack zum Vorschein kam.
"Es ist nicht mal 5 Uhr", gähnte er. "Wir haben doch erst um 10 abgemacht?"
"Ehm.. also..", stotterte ich und war mittlerweile kreideweiss.
"Alles in Ordnung?"
"..."
"Naru?"
"Ja, aber ja natürlich", lügte ich schrecklich schlecht, da ich wegen seines Anblickes beinahe zusammen klappte.
"Und was machst du dann schon hier?", versuchte es der Schwarzhaarige erneut.
Ich fing an zu nuscheln: "Naja.. ich.. ich konnte nicht schlafen", und stupste meine zwei Zeigefinger unschuldig aneinander.
"Hää..", und schaute mich weiter entgeistert an, bevor er sich den Schädel rieb und müde meinte: "Von mir aus."
Er ging etwas zur Seite, damit ich eintreten konnte.
"Ich mach uns erstmal Frühstück", und begab sich direkt in die Küche, gefolgt von meiner Wenigkeit.

Während er kochte, setzte ich mich an den Esstisch und sah ihm dabei zu.
Mit dem Rücken zu mir, schlug er gerade mehrere Eier in eine Schüssel auf, die er anschliessend würzte und kräftig mit einem Schwingbesen verrührte.
"Du bist echt noch schlimmer als ein verliebter Bokuto", merkte er trocken an, als er die Masse in eine heisse Pfanne gab.
Mein Herz schmerzte unterdessen. Hat er mich gerade wirklich mit dem Kindskopf verglichen?!
"Apropos", fuhr er fort während er fortlaufend rührte, "was läuft da eigentlich zwischen euch?"
Weil ich nichts sagte, begründete Keiji tiefer: "Naja, weil er war ja schon sehr anhänglich zu dir in dieser Woche..."
Da ich immer noch stumm blieb, blickte er über seine Schultern zu mir.
Ich sass derweil depremiert da und starrte wütend auf den Tisch.
Ja, Bokuto war verdammt anhänglich und weil er mir nie richtig zuhörte, beschloss ich ihn zu ignorieren, aber auch das half nichts! Ich habe echt keinen blassen Schimmer was ich tun muss, damit ich ihn loskr..
"Du bist ja vielleicht mal verzweifelt", durchbrach Keiji meine Gedanken und lief schmunzelnd mit zwei Portionen Rührei auf mich zu.
"Wenigstens hatte ich so mal eine Woche Ruhe von ihm", und überreichte mir den Teller, bevor er sich mit einem Lächeln gegenüber von mir hinsetzte. "Dafür danke ich dir Naru."
Wieder entgegnete ich nichts. Ich war einfach zu nervös und schämte mich für meine Tat..
Ich stocherte darum abwesend in meinem Essen rum und murmelte: "Wie hälst du das bloss aus.."
Vorsichtig schielte ich dann zu meinem Schwarm, der mich bereits nachdenklich musterte. "Naja..", und schluckte den Bissen hinunter, "so ist er halt. Da lässt sich nichts ändern."
Ich seufzte und stützte meinen Kopf auf dem Arm ab.
"Also seid ihr nicht zusammen", stellte er anhand meiner Reaktion fest.
Ich schüttelte den Kopf als Bestätigung.
"Hmm", grübelte er laut, wodurch er meine Aufmerksamkeit erneut erlangte. "Und ich dachte du magst ihn", und sah mir direkt in die Augen.
Ich errötete schlagartig und wandte meinen Blick schnell ab. "Ja schon..."
"Aber?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Nur als Kolleg."
"Sicher?"
"J-j-jaha", und schielte verlegen zu ihm.
"Gut", und ass ungestört weiter.
Gut? Hat er gerade wirklich 'GUT' gesagt? Ist das alles? Kein 'Warum hast du dann mit ihm rumgeknutsch?' Oder sonstige Zweifel? Glaubt er mir tatsächlich? Bedeutet das etwa..
Ich öffnete perplex meinen Mund und starrte ihn entsetzt an.
Es besteht noch immer die Hoffnung, dass er mich mag?
"Was?", fragte er mich verwirrt mit vollem Mund.
"Nichts!", entgegnete ich schnell und begann ebenfalls zu essen.

Nachdem wir fertig gefrühstückt hatten, gingen wir in sein Zimmer und fingen direkt mit diesem langweiligen Schulprojekt an.
Wir kamen erstaunlich schnell vorwärts. Was wiederum eigentlich keine Überraschung war.. Schliesslich habe ich Keiji als Partner und er.. ist einfach perfekt!

Dank seiner ruhigen Art, nahm er mir die Nervösität und ich versuchte mich sogar mit einwenig Smalltalk.
"Also..", begann ich, wobei er zu mir blickte. "Du warst wirklich noch nie verliebt?"
Er schaute mich verwirrt an. "Wa.. wie kommst du denn bitte auf so was?"
"Ach nur so", und zuckte beiläufig mit den Schultern, "Das hast du zumindest beim Flaschendrehen gesagt."
"Oh Gott", und rieb sich übers Gesicht. "Können wir dieses doofe Spiel nicht einfach vergessen?"
"Okay von mir aus." Doch es dauerte nicht lange bis ich mich wieder an ihn wandte. Schliesslich hatte er gerade meine Neugier geweckt.
"Also stimmt es?"
Er schaute mich todernst an. "N-a-i-n."
"Dann bist du also verliebt?"
"Nein!"
"Also bist du nicht verliebt?"
Er seufzte hoffnungslos.
"Wieso hast du dann gelogen?"
"Naru.."
"Und nicht die Wahrheit gesagt? Ich meine wir alle haben ja auch.."
Er hielt mir die flache Hand auf den Mund, kam mir ganz nah und flüsterte: "Wenn ich dir sage warum ich gelogen habe, bist du dann still?"
Seine Nähe bereitete mir Gänsehaut und ich spürte, wie mein Herz immer lauter schlug. Schnell nickte ich daher.
"Okay gut", liess von mir ab und seufzte erstmals laut, bevor er mir in aller Ruhe erklärte:
"Ich fand es nicht notwenig."
Verblüfft hob ich meine Hände. "Das ist alles?"
"Jap."
"Nein nein nein, warte mal.. das kann nicht alles gewessen sein!"
"Tja doch, ausserdem hast du mir vorhin versprochen, dass du jetzt ruhig bist", und zwinkerte mir überlegen zu.
"Aber.."
"Nichts aber Naru!"
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und rief aufgebracht: "DAS IST TOTAL UNFA..!"
"PSSSCHT!!", und presste wieder seine Hand auf meinen Mund. "Nicht so laut! Oder willst du etwa, dass meine Eltern wach werden?"
Ich schüttelte den Kopf. Seine Hand verweilte immer noch auf meinem Mund und er schien kurz zu überlegen, ehe er leise entgegnete: "Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon jemals verliebt war, darum habe ich gelogen!"
Ich versuchte etwas zu sagen, was mir aber wegen seiner Hand nicht gelang.
"Und ich wollte nicht das Bokuto das erfährt, weil er mich sonst nur die ganze Zeit wegen dem aufzieht. So à la 'Akaashi ist halt doch nicht der Schlauste!' Bitte Naru", flehte er mich an, "Versprich mir, dass du dieses Geheimnis für dich behältst!"
Ich nickte.
Er atmete einmal tief durch und nahm dann langsam seine Hand weg.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und ob ich überhaupt was dazu sagen sollte..
Darum herrschte eine erdrückende Stille, welche Keiji aber nach paar Minuten endlich durchbrach: "Bist du denn verliebt Naru?"
Die Hitze stieg mir schlagartig zu Kopf und ich nickte.
"Was wirklich?", flüsterte er überrascht und rutschte näher zu mir. "Und es ist nicht Kõtarõ?"
Mir wurde immer heisser und das Atmen fiel mir schwer. "N-nein."
"Was macht dich da so sicher?", und kippte seinen Kopf niedlich zur Seite.
Gott, ich gehe gleich drauf.., und fasste mir verzweifelt an die glühenden Wangen.
"Seine Küssen haben dir doch gefallen.."
Haben sie das?
"Du warst auch ganz angetan von seinem Körper.."
War ich das?
"Und du sagtest, du magst ihn.."
Ja, das sagte ich.
"Was macht dich also so sicher, dass es keine Liebe ist?"
Ich verdeckte mein Gesicht bereits vor lauter Scham mit meinen Händen und kauerte mich zusammen.
"Naru?", hörte ich meinen Namen immer und immer wieder.
"I-ich..", stotterte ich leise.
Was soll ich ihm denn sagen? Die Wahrheit?
Oder soll ich ihm jetzt meine Gefühle gestehen? Ist das überhaupt ein guter Zeitpunkt? Wenn ja.. warum zögere ich dann so?
Mir war gerade extrem schwindelig und ich wollte nur so schnell als möglich nach Hause. Ich versuchte also aufzustehen, sackte aber gleich wieder zusammen.
Keiji fing mich zum Glück auf. "Hei, sachte! Was ist denn los?", und strich mir während der Umarmung behutsam über den Rücken.
Ich fühle mich zu Kõtarõ doch nicht etwa hingezogen?!? Nein, das kann gar nicht sein! Er ist nur ein Freund. An diesem Abend fühlte ich schliesslich nichts.. oder etwa schon?
"Ich war doch nur betrunken", schluchzte ich plötzlich und war von meinen eigenen Emotionen selbst ganz überwältigt.
Was ist nur los mit mir?