Kapitel 01 | Arschloch.
Kapitel 1 | Arschloch.
- A kind gesture can reach a wound that only compassion can heal. -
J A N I N A
Seufzend blicke ich auf die Uhr, welche mir anzeigt, dass es Zeit ist mich wieder an die Arbeit zu machen. Zu schön war die halbe Stunde in unserem Pausenraum. An einem Samstag Nachmittag kann man sich nun mal besseres vorstellen, als hinter der H&M Theke Klamotten zu kassieren. Immerhin geht meine Schicht heute nur bis 16 Uhr.
Müde rappel ich mich auf und stecke mein Handy wieder an die Steckdose. Schmunzelnd betrachte ich meinen Kollegen David, welcher sich mal wieder während der Pause hingelegt hat. Die Füße auf den Tisch gelegt, Arme verschränkt und die Kappe tief ins Gesicht gezogen, schnarcht er leise vor sich hin. Ich versteh immer noch nicht, wie man so schnell einschlafen kann.
"Ey, David! Aufstehen!", schreie ich ihm ins Ohr, darauf achtend, dass man es nicht im Laden hören kann. Erschrocken reißt er seine Augen auf und fällt fast vom Stuhl. Lachend halte ich mir den Bauch. "D-du hättest dein Gesicht sehen sollen.", bringe ich halbwegs verständlich hervor. Grummelnd zeigt er mir nur seinen Lieblingsfinger.
"Müssen wir echt schon wieder arbeiten? Die halbe Stunde fühlt sich an wie gerade mal fünf Minuten.", Augenrollend fährt er sich mit einer Hand durch seine Lockenpracht. Ihn vor mir herschiebend, flüstere ich leise: "Jap, leider. Aber wir wollen ja nicht, dass unser Chef ein noch schlechteres Bild von uns kriegt." Seufzend gibt er mir recht.
Unser Chef hat eine wirklich deutliche Abneigung gegen uns beide entwickelt, warum genau wissen wir auch nicht wirklich. Könnte daran liegen, dass David dunkelhäutig ist und ich immer mehr Tattoos auf dem Körper tättowiert bekommen habe. Mittlerweile müssen wir beide aufpassen, dass wir nicht gefeuert werden.
"Na dann, auf ins Gefecht!", ruft David schon besser gelaunt und streckt eine Hand in die Luft. Augenrollend beobachte ich ihn. Man könnte meinen, der 23 jährige vor mir, ist in dem Körper seines 6 jährigen Ichs stecken geblieben. Und trotzdem hab ich ihn in den letzten beiden Jahren lieb gewonnen.
•••
Mit meinem Handy in der Hand winke ich meinen Mitarbeitern noch mal zu: "Tschüss, schönen Feierabend!" Lächelnd kriege ich diese Worte zurück gerufen. Unsere Arbeits Atmophäre ist echt gut.
Gut gelaunt, mit der Aussicht mich zuhause ausruhen zu können, verlasse ich das Alexa. In meinem Kopf gehe ich schon die ganzen Serien durch, welche ich mir anschauen könnte. Schlussendlich entscheide ich mich, mal wieder How I met your mother anzufangen. Ich liebe diese Serie nun mal über alles.
Seit vier Jahren wohne ich jetzt schon mit meiner besten Freundin Bianca zusammen in einer WG. Und in diesen Jahren hat sich unsere Freundschaft nicht ins negative geändert, nur weil wir jetzt zusammen wohnen.
In meinen Gedanken versunken laufe ich über den Alexanderplatz, als mich die Melodie von God's Plan aus den Gedanken reißt. Schnell hole ich mein Handy hervor und gehe dran ohne zu schauen, wer mich gerade anruft: "Ja, hallo?"
"Hey Jana, ich bin gerade im Edeka und wollte dich fragen, ob du noch irgendwas brauchst?"
Kurz überlege ich und gehe in Gedanken durch, was noch so in unserer Wohnung an Essen da ist.
"Das wichtigste haben wir noch da, oder? Aber du kannst gerne eine Pizza Salami, Wein und Schokolade mit bringen."
Lachend erwiedert Bianca an der anderen Leitung: "Hast du wieder vor einen Serien Marathon zu machen? Welche dieses mal?"
"How I met your mother."
"Wie langweilig. Da stör ich dich dann nicht bei. Also, bis gleich!" Ehe ich antworten kann, hat sie aufgelegt. Schlaues Mädchen. Immerhin hat sie gerade meine Lieblingsserie als langweilig bezeichnet.
Gerade laufe ich an der Weltuhr vorbei, an der wie zu erwarten viele Touristen stehen und Fotos machen, als ich Geschrei aus der Ferne höre. Neugierig schaue ich dort hin. Etwa fünfzehn Meter von mir entfernt stehen ein Mädchen mit dunklen Haaren und ein junger breit gebauter Mann sich gegenüber. Der Mann schreit das Mädchen überwiegend an und packt sie feste an den Armen. Diese versucht sich zu wehren, aber scheitert daran.
Warum hilft ihr niemand?
Mit schnellen Schritten gehe ich zu den beiden rüber und merke wie viele Schaulustige sich bereits die Szene anschauen. Mittlerweile bin ich nah genug, um verstehen zu können worum es in dem Streit geht.
"Sag mir nicht noch mal, dass dieser Kerl deine Nummer nur von einem Gruppenchat hatte. Du bist einfach eine billige Schlampe!"
Der Mann packt immer fester das Handgelenk des Mädchens, welche bereits Tränen in den Augen hat.
"H-hör auf Elias! Du tust mir weh!"
"Ist mir egal, hast du immerhin verdient!"
Aus den Augenwinkel kann ich erkennen, dass bereits fünf Leute zu den beiden gehen. Zwei Erwachsene Männer, mit einer Frau bei sich und zwei ebenfalls muskolöse Jungs.
Die Szene eskaliert immer weiter, jetzt hat der Junge das Mädchen an den Haaren gepackt und zieht feste daran. Ihr laufen schon Tränen den Wangen hinunter.
Mittlerweile stehe ich neben den beiden und merke erst jetzt, was für Mukkis der Typ hat. Verdammt.
"Sag mal, spinnst du?! Lass das Mädchen sofort los!"
Ernergisch dreht sich der blonde Junge um und schaut mich feindseelig an. Sein Griff wird stärker und das Mädchen fängt an zu schluchzen. Während meine Wut immer mehr steigt. Ich balle meine Hände zu Fäusten.
"Was mischst du dich da ein, Weib? Das ist meine Freundin, ich kann machen mit ihr was ich will! Hau ab, Fotze!" Der Junge dreht sich wieder um und packt das Mädchen an der Schulter. Nicht mir mir, Freundchen!
"Arschloch. Lern erstmal wie man Frauen richtig behandelt. Und jetzt lass sie los!" Mein rechter Arm schießt vor um ihn von ihr los zu reißen. Doch da hab ich nicht die Rechnung mit dieser Bulldogge gemacht. Dieser dreht sich schnell zur Seite und schubst meinen Arm weg. Sein linker Arm fliegt noch weiter durch die Luft und ehe ich es realisieren kann, liege ich auf dem Boden.
Mein Kopf schmerzt und meine Hüfte und linke Schulter ebenfalls.
"Ey, lass das Mädchen los! Und dann auch noch ein fremdes Mädchen verletzen?!"
"Wir rufen jetzt die Polizei. Am besten auch den Krankenwagen."
"Was sind Sie nur für ein Mensch?!"
"Hallo? Kannst du mich hören? Sie steht wohl unter Schock."
"Ihre Stirn blutet heftig, hat jemand etwas um die Blutung zu stillen?"
Ich versuche meine Augen zu öffnen, schaffe es allerdings nur einen Spalt breit. Vor mir wuseln sich lauter Menschen. Mein Kopf brennt höllisch.
Vor mir kniet sich eine Person. Angestrengt versuche ich zu erkennen, wer da vor mir hockt. Ich sehe allerdings nur noch verschwommen. Die Person redet mit mir, doch ich verstehe kein Wort.
Doch die Stimme kommt mir bekannt vor.
[ 1109 Wörter / 24.05.2018 / 19:03 Uhr ]
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