
Kapitel 31
"Ihr habt recht Hoheit, ich bin eine Hochstaplerin und gehöre nicht hier her", die Wort verließen kräftiger als erwartet meinen Mund, sodass ich ihnen fast selbst glauben konnte.
Jaels Blick brannte sich in meine Seele und was so von ehrlicher Trsuer gefüllt, dass meine Entschlossenheit noch größer wurde.
Ihm Schmerzen zu bereiten tat weh, fraß mich innerlich auf, doch lieber so als zu spät.
"Aber Flämmchen, was sagst du denn da? Weißt du nicht mehr: wir gegen den Rest der Welt?"
Seine Worte brachen mir das Herz. Tränen bildeten sich on meinen Augen, aber ich ließ sie nicht zu.
Ich durfte nicht weinen, zumindest nicht äußerlich, wenngleich mein Herz es tat bei jedem Atmenzug.
Die Worte, die ich gleich sagen würde, lagen schwer auf meiner Brust. Sie waren falsch, genauso falsch wie weiter bei ihm zu bleiben.
Das würde nur sein Leben zerstören, etwas was ich auf keinen Fall wollte. Ich war nicht gut genug für ihn und er hatte sowas nicht verdient.
Denn ich war ihm gegenüber nicht ganz ehrlich gewesen. Es gab eine Tat in meinem Leben, die ich ihm verschwiegen hatte.
Einen Mord.
Ich hatte einen Menschen getötet und das war unverzeihlich, nicht mehr rückgängig zu machen.
Es war ein dunkler Abend in einer Frühlingsnacht gewesen. Ich hatte Spätschucht und war allein die dunkle Straße entlang gegangen.
Plötzlich war ein betrunkener Mann aufgetaucht und war immer näher gekommen. Er hatte mich schmerzhaft gepackt und mir seinen Kuss aufgezwungen.
Es war ekelerregend gewesen, dem Mann so hilflos ausgeliefert zu sein. Zu der Zeit hatte ich einen Job in der Gerberei, sodass ein Messer mein stetiger Begleiter war.
In diesem einen Augenblick konnte ich nicht klar denken, geschweige denn überlegen, wie ich ihn loswerden konnte, ohne zu verletzen.
Immerhin war der Mann ja nur betrunken und wusste vielleicht nicht was er da tat. Ich vermochte nur zu handeln.
Als er auch noch meine Kleider mir vom Leib reißen wollte, verschwand jede Vernunft, deren Eigen sich ein Mensch eigentlich bezeichnen konnte.
Ohne jegliche Skrupel hatte ich ausgeholt und das Messer in seinen Schädel gerammt. An das darauf folgende knirschende Geräusch von splitternden Knochen konnte ich mich selbst heute noch erinnern.
Das schlimmste war, dass ich in den ersten Momenten nicht als Erleichterung empfand. Keine Reue, keine Schuld.
Die darauffolgenden Tage hatte ich niemanden sehen wollen, nicht mal Mutter. Ich konnte niemanden gegenüber treten, da ich befürchtete, er würde in mir das Monster sehen.
Monatelang verfolgte mich sein Gesicht bis in den Schlaf hinein.
Vielleicht hatte er eine Familie, Kinder, die nun keinen Vater mehr hatten. Wegen mir.
Ich konnte dies Jael nicht sagen, sonst hätte er in mir auch nur dieses Monster erkannt.
Und genau deshalb musste ich hier unsere Geschichte beenden. Er durfte diese Seite von mir nicht sehen.
"Ich habe nur so getan, als würde ich dich lieben, du leichtgläubiger Nichtsnutz. Du warst ein schönes Spielzeug und hast mir Wort für Wort geglaubt."
Die Wort hätten verletzender nicht sein können und der Schmerz in seinen Augen bestätigte das nur.
Wie hätte ich mich nicht in Jael verlieben können? Er hatte alles was ein Mädchen sich erträumen könnte.
Ein verräterischer Teil von mir hoffte, er würde die Lüge hinter der Wahrheit erkennen. Sah er denn nicht wie sehr ich mir selbst Schmerzen zufügte.
Jedes meiner Worte hatte einen weiteren Schnitt in meinem Herzen zurückgelassen.
"Siehst du, Sohn? Ich hatte recht. Sie benutzt dich nur. Ich sagte doch immer: Dämonen bleiben auch immer welche."
Seine Mutter sagte die Worte oberflächlich mit Fürsorge.
Unter der Oberfläche lauerte jedoch nur die Falschheit einer Giftschlange.
"Hast du mich nie geliebt? War alles eine Lüge gewesen? Du hast doch gesagt..."
Seine Stimme versagte am Ende den Dienst.
Nein, nein, nein, erkenn bitte die Wahrheit, schrie ich ihn innerlich an, äußerlich blieb ich standhaft.
Egal wie schwer es war, ich durfte jetzt keinen Rückzieher machen. Für ihn.
"Und du bist darauf reingefallen wie ein Narr."
Ich spürte wie ich grob an den Armen gepackt wurde, doch der Schmerz kam nicht. Ich war innerlich eingefroren.
Das letzte was ich sah, als ich weggeschleift wurde, war die bodenlose Enttäuschung in Jaels so wunderschönen Augen und die einsame Träne auf seiner Wange.
Dann schlossen sich die Türen, ein für alle Male.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro