Kapitel 2
Mein Gehirn begriff nicht ganz was hier gerade vor sich ging, doch vielleicht schien mich irgendein gutgesonnener Gott im Universum zu mögen, denn scheinbar war dies noch nicht da Ende meines jämmerlichen Daseins.
Ich wollte mich umdrehen um in das Gesicht meines Retters zu schauen, aber da spürte ich schon etwas hartes auf meinem Hinterkopf. Ein Schlag.
Okay, doch kein gutgesonnener Gott, war mein letzter Gedanke.
Danach Schwärze.
×××××
Als sich der zähe Nebel der Bewusstlosigkeit langsam in meine Kopf verzog nahm schmerzhaftes Pochen dessen Platz ein.
Langsam öffnete ich meine Augen und rechnete Fest damit, über mir die schmutzige Decke einer Kerkerzelle zu sehen.
Doch anstelle dessen erblickte ich eine rosa getünchte mit einem prächtigen Kronleuchter behangene Decke, die das komplette Gegenteil meiner Erwartung war.
Plötzlich begannen alle Alarmglocken zugleich in mir zu schrillen. Diese Umgebung kam mir keineswegs bekannt vor. Dann erinnerte ich mich wieder an die verhüllte Gestalt, die mich scheinbar hierher gebracht hatte.
Ich erinnerte mich auch an den Sturz und die Schmerzen, doch aus einem unerklärlichen Grund fühlte mein Körper sich abgesehen von der rasenden Migräne keinesfalls geschunden an.
Wenn diese Person immernoch hier war, musste ich flüchten, denn dass ich von ihr gekidnappt wurde, bewies doch, dass sie keine gutem Absichten mit mir verfolgte.
Vielleicht gab es irgendwelche Ausgänge, ein Fenster würde auch genügen.
Bis auf ein Fenster und eine Tür erkannte ich zwar nichts in der Dunkelheit, aber das sollte hoffentlich reichen.
Das Zimmer war ziemlich groß, im Vergleich zu meinem. Es besaß eine recht hohe Decke, dunkel getäfelte Möbel und wirkte so, als wäre dessen Besitzer gar nicht schlecht bei Kasse.
Das Bett in dem ich lag bestand aus einem robust aussehendem Holz und die Pfosten waren mit eisernen Figuren gesäumt.
Vögel.
Jedes kleinste Detail nahm ich in mich auf, da es später nützlich sein konnte. Man wusste nie was geschah, deshalb war es besser sich immer abzusichern.
Eine weitere Lektion, die man im Laufe des Lebens als Dämonin lernen musste.
Die aufkommende Verbitterung schluckte ich trocken runter.
Gefühle konnte ich mir nicht leisten.
Gefühle waren Schwäche.
Schwäche bedeutete Fehler.
Fehler verhießen den Tod.
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich abzuwägen, wo die Chance auf Erfolg am größten war.
Das Fenster wirkte nicht wirklich gesichert, doch wenn dies hier eine oberste Etage war, könnte ich das vergessen.
Die Tür sah schon schwieriger zu Knacken aus. Sicher würde sie verschlossen sein.
Nicht, dass mich das aufhalten würde. Es wäre einfach nur wertvolle Zeit, die verloren ginge. Zeit, die über Leben und Tod entschied.
Das Fenster musste ich versuchen.
Möglichst lautlos schlug ich die Bettdecke zurück und stand auf.
Es war mühsam mit meinen schweren Stiefeln ganz vorsichtig, ohne einen Mucks zu machen, auf den edlen Mamorfliesen zu laufen. Jeder Schritt klang in meinen Ohren wie ein Peitschenhieb.
Meine Nerven waren bis zum zerreißen gespannt, verlöre ich die Konzentration, würde man mich erwischen.
Meter für Meter rechnete ich mit jeder Sekunde erwischt zu werden.
Doch es kam niemand.
Beim Fenster angekommen, entwich alle Spannung aus mir. Jetzt musste mein Plan nur noch gelingen.
Aus meinen Haaren zog ich eine Nadel und machte mich an das golden verzierte Schloss.
Eine kurze Zeit gefüllt mit höchster Konzentration verging, bis das wiederspenstige Ding endlich das ersehnte Klicken von sich gab.
Das Fester sprang auf.
Ich schaute nach unten und erschrak.
Denn eigentlich sah ich nichts als Wolken.
Heilige Scheiße, wo war ich hier nur gelandet? Über der Wolkendecke im Himmel. Warum nur?
Zumindest stand jetzt fest, dass mein Kidnapper zu den Engeln gehörte.
Da wurden mir zwei Dinge bewusst.
Erstens. Ich steckte in der Scheiße.
Und zweitens. Ich steckte mehr als in der Scheiße.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro