
Kapitel 17
In der Pferdebox vor mir stand ein weißes Pferd (Überraschung), doch es war nicht irgendeines. An seinem Rücken sah ich zwei gefiederte Flügel hervorsprießen, deren Schwingen dicht an den Rücken angelegt waren.
Das Tier schaute mich treudoof aus seinen braunen Augen heraus an und ich wusste nicht so recht was nun.
Pferde gehörten nicht wirklich zu meinen Lieblingstieren, was man mir nach meiner letzten Begegnung mit einem dieser Viecher nicht verübeln konnte.
Jeder, der schonmal von einem solchen Tier getreten wurde, verstand nur zu gut was ich meinte.
Dabei hatte ich doch nichts schlimmes getan. Ich hatte mich lediglich hinter dem Huftier befunden als es scheinbar ohne Grund beschlossen haben musste, nach hinten treten zu müssen.
Schmerz beschrieb die gebrochene Nase inklusive Schwellungen und Rupturen, die darauf folgten nicht mal ansatzweise gut genug. Selbst heute war mein Nasenrücken niemals wieder richtig gerade geworden.
Seit diesem sehr schmerzvollem Ereignis waren mir die Gäule eher ein Graus, den ich immer mit Vorsicht behandelte.
Dennoch blickte dieses Exemplar vor mir so unschuldig drein, dass ich nicht anders konnte, als meine Hand auf seinen Kopf zu legen. Das Tier wieherte ganz leise unter der Berührung, scheinbar ein Zeichen für Einverständnis.
Das Fell fühlte sich ganz weich an, sodass meine Finger wie von selbst anfingen es zu streicheln.
Plötzlich legte sich eine weitere, männliche Hand auf die meine. Die Berührung löste kleine Hitzewellen auf der Haut aus, deren Wärme zäh durch meinen Körper strömte.
Ohne Aufschauen zu müssen, war mir bewusst, wem die andere Hand gehörte.
Jael.
Unsere Blicke trafen sich. Er wusste genauso gut wie ich, der Abschied kam beständig näher ohne dass wir es stoppen konnten.
Auf meine Lippen zwang ich förmlich ein aufmunterndes Lächeln, welches seine besorgte Miene vertreiben sollte.
Ohne Erfolg.
"Okay Lucy, das ist Estrella. Sie bringt dich zurück nach Hause," gab Adlain nach einem kurzen Räusperte von sich. Ihr war das ganze hier erkennbar peinlich.
Ich verstand das wirklich, denn auch ich war mal eine pubertierende Teenagerin gewesen, die sich so in der Nähe von verliebten Paaren benommen hatte, die gerade einen inn8gen Moment genossen.
Tja, nun war ich Teil des verliebten Paares über das ich damals nur erröten konnte.
Warte nur bis zu deiner ersten Liebe ab, dachte ich innerlich schmunzelnd.
"Du kannst doch reiten, oder?"
Sofort glitten meine Gedanken wieder zu dem geflügelten Pferd.
Reiten? Natürlich konnte ich sowas... nicht. Bei uns in dem Dämonenviertel hatte es sowas wie Pferde nicht wirklich gegeben. Nur Händler hatte sich diese Tiere leisten können. Von einem dieser Exemplare hatte ich im Übrigen auch den Tritt abbekommen.
In dem Viertel gab es nur Maultiere, die als Träger von Waren und Arbeitshelfer dienten. Das war quasi die billigere Variante vom Ross gewesen, wenn auch nicht billig genug für den überwiegenden Anteil der Bewohner.
So sah man also auch die Huftiere nur vereinzelt.
"Ich soll auf dem Ding reiten?" Ich weiß, eine Frage beantwortete man niemals mit einer Gegenfrage, doch hier war diese mehr als berechtigt.
Mein schlimmster Verdacht wurde mit einem einstimmig Kopfnicken bestätigt.
Mist, ich war sowas von geliefert.
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