"Warum?"
Ron ist es sichtlich unangenehm und greift deshalb nach meiner Hand. Nun blicke ich Snape an und als dieser unsere Hände sieht, sehe ich wieder etwas in seinem Gesicht. Etwas abwertendes und herablassendes und vielleicht sogar Mitleid, doch für wen? Für mich? "Warum?" rutscht es mir heraus. "Warum was?", fragt Ron. "Ach nichts, ich habe nur laut gedacht, Entschuldigung." Er scheint es mir zu glauben. Glück gehabt, wie so oft in letzter Zeit. Ron drückt an meiner Hand. Als ich an dem Bett von Professor Snape saß, habe ich oft darüber nachgedacht, weshalb ich mit Ron zusammen bin. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht mag, es ist nur so, dass ich denke, ich liebe ihn nicht. Ich mag es halt nur ihn zu küssen, weil ich dann eine Taubheit in mir spüre und alles andere für einen Moment vergesse. Ich kann dann meinen Kopf ausschalten und allein dieses Gefühl mag ich. Soetwas wie Schmetterlinge oder ein Flattern im Bauch, wie es in ein paar meiner Bücher beschrieben wird habe ich aber noch nie gespürt. Wenn ich jetzt nochmal ganz genau darüber nachdenke, dann hört es sich so an, als würde ich Ron ausnutzen. Eigentlich habe ich von Anfang an versucht, Ron auf Abstand zu halten, was bis auf ein paar Ausnahmen ganz gut geklappt. Ich möchte Ron nicht verletzen und ihn auch als ganz normalen Freund behalten.
"...Mine fand es wichtig, oder?" "Was?", jetzt bin ich eindeutig verwirrt. "Du fandest es wichtig, dass wir uns bei Professor Snape bedanken, habe ich gesagt. Was ist denn los Mine?", antwortet Harry nun. "Ja genau, ich war nur ein bisschen in Gedanken versunken..." "Wollen wir jetzt wieder gehen?", unterbricht Ron mich. "Okey, ich gehe aber gleich in die Bibliothek." Als ich das sage, beginnt Professor Snape ganz leicht zu lächelnn oder bilde ich es mir nur ein, denn weder Ron, noch Harry scheinen etwas zu bemerken. "Nagut, aber komm bitte pünktlich zum Essen, du isst in letzter Zeit viel zu wenig." "Klar, versprochen Harry, wann wollen wir uns zum Essen treffen? So gegen halb sechs?" "Ok, aber sei pünktlich.", während Ron das sagt, legt er einen Arm um meine Taille, zieht mich zu sich und gibt mir einen Kuss. Zwar nur einen leichten, doch für einen kurzen Moment war das Gefühl der Taubheit wieder da. "Auf Wiedersehen", sage ich und versuche mich aus Rons leichten Griff zu befreien. Wir gehen gemeinsam aus dem Krankenzimmer, trennen uns aber an der nächsten Ecke, weil die Jungs sich mit Ginny und Jessy verabredet haben. Ich gehe in Richtung Bibliothek. Als die beiden außer Sicht sind überlege ich, direkt wieder zum Krankenzimmer zu gehen, entscheide mich aber doch dazu, noch in der Bibliothek vorbeizuschauen. Ich schlendere durch die Gänge, bis ich bei 'Muggelbücher' ankomme. Ich schaue mir die Liebesromane an und entscheide mich für 'Weil ich Layken liebe'. Ich habe dieses Buch schon ungefähr tausend mal gelesen, doch es ist eins meiner Lieblingsbücher, weshalb ich auch gleich den zweiten Teil mitnehme. Als ich mich auf den Weg zum Ausgang mache, komme ich an einem Buch mit verschieden Zaubertränken vorbei. Ich nehme es auch noch und lege es in meine Tasche.
Nun mache ich mich wie so oft auf den Weg zur Krankenstation. Ich setze einen Fuß ins Zimmer und werde schon begrüßt. "Hallo Miss Granger, schön, dass Sie da sind." Er lächelt mich an. Professor Snape lächelt mich an. Okey das hätte ich nie für möglich gehalten. Es fühlt sich aber komisch an. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es fühlt sich komisch gut an. "Woher wussten Sie, dass ich es bin und dass ich allein komme?" Er setzt wieder sein normales Gesicht auf und sagt "Sie sollten üben, besser zu lügen, aber da Sie so lange gebraucht haben, um wieder zu kommen, befürchte ich, Sie waren tatsächlich in der Bibliothek." Warum durchschaut er mich so leicht? Stumm ziehe ich das Buch über die Zaubertränke heraus und reiche es ihm. "Damit sie sich nicht langweilen", füge ich hinzu, als er mich fragend ansieht. Er nickt und setzt sich vorsichtig im Bett auf. Anschließend deutet er auf die freie Bettecke neben sich und sagt, "Setzen Sie sich". Ich lasse mich neben ihn gleiten. "Danke, nicht nur für das Buch, sondern auch, dass Sie immer da waren." Jetzt war vielleicht der Moment, in dem ich die Frage stellen sollte. "Haben Sie gehört, was ich gesagt habe, als ich hier war?" Er schüttelt den Kopf und ich bin fast erleichtert, bis er hinzufügt "Nicht alles." Was meint er mit nicht alles? Ich dachte, er hasst schwammige Antworten. "Okey", ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Nun herrscht Schweigen, weshalb ich 'Weil ich Layken liebe' aus meiner Tasche ziehe und zu lesen beginne. Ich weiß, dass es unhöflich ist, doch das stört mich im Moment gar nicht. "Welches Buch lesen Sie da, Miss Granger?", fragt mein Professor plötzlich und ich schrecke hoch. "Nur ein Buch aus der Muggelabteilung", ich versuche es normal zu sagen, doch es gelingt mir nicht, da ich immer lächeln muss, wenn ich über dieses Buch rede. Jessy musste sich auch schon tausende Vorträge darüber anhören, bis ich sie schließlich gezwungen habe, es selbst zu lesen. "Zeigen Sie mal her!" Widerwillig reiche ich es ihm. Er nimmt es und lacht mich nicht aus, wie ich es erwartet hatte, sondern beginnt zu lesen. Hallo, spinnt der? Das ist mein Buch! Warum liest er nicht nur den Klappentext und gibt es mir wieder? Er hat ihn nicht eines Blickes gewürdigt, sondern direkt begonnen zu lesen. "Warum lesen Sie nicht einfach den Klappentext und geben es mir wieder?" War es ein Fehler, das gefragt zu haben? "Weil ich unvoreingenommen sein möchte." "Aber das ist mein Buch!" Okey, das war nun eindeutig ein Fehler. "Ich weiß, doch Bücher sagen sehr viel über einen Menschen aus, also werde ich das Buch nun lesen" er räuspert sich, " da Sie sich so sehr dafür einsetzen, es wiederzubekommen." Ich verstehe zwar, was er meint, jedoch nicht warum und statt etwas zu erwidern, das einen Streit verursachen könnte, sage ich nur "Ok". Anschließend ziehe ich den zweiten Teil aus meiner Tasche.
Wir sitzen nun schon eine Weile schweigend nebeneinander, jeder in sein Buch vertieft, als Snape plötzlich sagt "Ich denke, Sie sollten jetzt zum Essen zu Ihren Freunden, damit sie Sie nicht vermissen. Dieses Buch", er räuspert sich wieder, "werde ich vorerst allerdings behalten. So kann ich auch gleichzeitig sicherstellen, dass ich erneut Besuch von Ihnen bekommen werde, da Sie das Buch wiederhaben wollen, richtig?" Ich lege den zweiten Teil wieder in meine Tasche und stehe auf. Eigentlich habe ich vor, wortlos zu gehen, doch ich bekomme ein schlechtes Gewissen. Deshalb drehe ich mich nochmal um und sage "Ja, ich möchte mein Buch gerne wiederbekommen."
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