Prolog
Ich weiß nicht mehr, wie lange ich meinen Blick schon auf die andere Seite des Clubs gerichtet habe.
Nicht nur, dass er hier ist, überrascht mich. Zudem erstaunt mich, wer an seiner Seite steht, ihn verträumt anlächelt und ihre Hand stolz an seinem Arm eingehakt hat.
Drei Wochen sind vergangen, seitdem ich ihn zuletzt gesehen habe, und umso mehr prickelt dieses Verlangen in mir. Ich kann es weder abschalten noch gerät es in Vergessenheit. Ein Gedanke reicht, um das Feuer in mir wieder zu entzünden.
»Schau dir an, wie lächerlich sie sich an ihm festklammert. Als könne sie nicht ohne ihn existieren!« Die Worte verlassen meinen Mund schneller, als ich es überhaupt verhindern könnte.
Meine Begleitung wirft mir einen entnervten Blick zu, doch ich schenke Jacob nicht weiter Beachtung. Im nächsten Augenblick liegt meine volle Aufmerksamkeit wieder auf ihm.
Das enge Hemd schmiegt sich wunderbar an seine Brust und betont, wie muskulös er ist. Das Bedürfnis, meine Finger über seine Haut wandern zu lassen, wird stärker und doch versuche ich, es zu verdrängen.
Niemals darf ich mich auf ihn einlassen. Unter keinen Umständen.
Ich spüre die Eifersucht in mir brodeln und bin mir bewusst, dass jegliche Reaktion auf seinen glanzvollen Einfall nach hinten losgehen würde. Dennoch kann ich es nicht auf mir sitzen lassen, dass er mit allen Mitteln versucht, etwas aus mir herauszubekommen.
Ausgerechnet mit ihr.
Vermutlich weiß sie genau, weshalb sie an seinem Arm laufen darf und mit großer Wahrscheinlichkeit ist ihr bewusst, wie es in mir brodeln muss. Sie kennt mich besser als jeden anderen Menschen hier in diesem Raum – mal abgesehen von James – und ihr Lächeln auf den pink geschminkten Lippen verrät mir dasselbe.
»Warum tut sie so etwas?«, frage ich zwischen zusammengepressten Zähnen.
»Was?«
»Warum spielt sie dieses Theater?«
»Diese Frage solltest du dir lieber selbst stellen!«, blafft er.
Ohne etwas zu sagen, dreht Jacob sich von mir weg, stellt sein halbvolles Glas auf dem Tisch ab und verlässt mich in der nächsten Sekunde. Ein Kopfschütteln seinerseits vernehme ich dennoch und ich weiß genau, dass ich mich schuldig fühlen sollte. Doch ich tue es nicht. Kein schlechtes Gewissen durchflutet mich, als er in den tanzenden Massen verschwindet und das Weite sucht. Meine innere Stimme sagt mir nicht, dass ich mich ihm gegenüber falsch verhalte. Im Gegenteil. Statt Schuldgefühlen spüre ich nichts, außer diese Flammen in mir und das Prickeln meiner Haut, wenn unsere Blicke sich zufällig begegnen.
Fast schon automatisiert wandern meine Augen wieder zu ihnen herüber und als ich sehe, wie sie ihm etwas ins Ohr flüstert und sich dabei enger an ihn schmiegt, reißt mein Geduldsfaden endgültig. Ich setze meine Beine auf dem Boden ab, richte den enganliegenden schwarzen Rock und ehe ich mich versehe, befinde ich mich auf den Weg zu ihnen.
Cindy bemerkt mich direkt, was mir einmal mehr bestätigt, dass sie nur auf mich gewartet hat. Sobald ich vor ihnen stehen bleibe und seinen Gesprächspartner verstummen lasse, sieht er mich endlich an.
»Amara! Wie schön, dass du gekommen bist«, begrüßt er mich - vermeintlich höflich. Das Lächeln, das er trägt, wirkt typisch überheblich. »Ihr kennt euch, nicht?« Sein Zeigefinger wandert zwischen Cindy und mir hin und her. Eine gespielte Unschuld legt sich in seine Miene. Am liebsten würde ich ihm den Kopf abreißen, so provoziert mich sein kindisches Verhalten.
»Spar dir das, Winchester. Ich weiß genau, welches Spiel du hier spielst und lasse dir eines gesagt sein – es funktioniert nicht. Nicht bei mir!«
Das Lächeln auf seinen Lippen wird breiter und seine Grübchen verraten mir, dass er ehrlich amüsiert ist. »Welches Spiel spiele ich denn?«, fragt er und löst sich von Cindy, die ihm für einige Sekunden mit einem scharfen Blick bedenkt. Glücklicherweise lässt er sich von dieser falschen Schlange nicht aus der Ruhe bringen.
»Du weißt genau, was ich meine. Hör auf, dich wie der König höchstpersönlich aufzuspielen. So attraktiv du auch bist, diese Masche wird nicht ziehen! Dass du wirklich glaubst, ich würde euch diese billige Schauspielerei abnehmen, zeigt wieder einmal, dass du mich nicht einmal annähernd so gut kennst, wie du immer behauptest!«
Ohne mit der Wimper zu zucken, drehe ich mich auf meinen Heels um und stolziere so anmutig wie eben möglich zurück zu meinem ursprünglichen Platz in der VIP-Lounge. Wenn er davon ausgeht, er würde mit dieser Methode Erfolg haben, wird es dringend Zeit, ihm das Gegenteil zu beweisen.
»Falls du es schon wieder vergessen hast, Amara«, ertönt hinter mir seine Stimme. Ich stoppe in meiner Bewegung und drehe mich – leider – zu ihm um. Unsere Blicke treffen aufeinander und ich könnte schwören, dass in seinen Augen irgendetwas aufblitzt. »Bald bin ich der König!« Ein Lächeln liegt auf seinen Lippen. »Und auch du wirst lernen, dass ich immer bekomme, was ich will. Einem König liest man schließlich jeden Wunsch von den Lippen ab.«
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