Schlussstrich
Freudentränen kullerten mir über die Wangen, als ich Violetta fest an mich drückte. „Dad", flüsterte sie und ich glaubte, vor Liebe explodieren zu müssen. „Oh Prinzessin, du glaubst gar nicht, wie glücklich du mich damit machst. Ich wäre liebend gerne dein Dad."
Ich löste mich etwas von ihr und streichelte ihr sanft über die Wangen, bevor ich ihr einen Kuss auf die Stirn gab. „Ich liebe dich, Violetta." Mein Mädchen grinste mich an und hielt sich an meinen Armen fest, während sie sich etwas zurücklehnte. „Ich liebe dich auch. Dad." Dad! Mein Grinsen wurde immer breiter. Es war, als wären meine Mundwinkel dort oben festgetackert und ich glaubte, dass sie sich auch nie wieder von dort würden lösen können.
„Können wir dann jetzt endlich in den Urlaub fahren?" - „Ohja, Prinzessin. Da will ich auch endlich hin." Mein Blick wanderte zu meinem Freund, den ich einmal von oben bis unten abscannte, bevor ich mir über die Lippen leckte. „Ich kann es kaum erwarten, dich wieder in dieser Badehose zu sehen", sagte ich zu ihm und ließ meine Augenbrauen anzüglich wackeln.
Harry grinste nur und zwinkerte mir zu, bevor er sich etwas zu Violetta runterbückte und ihr einen Kuss auf den Kopf hauchte. „Lass uns gehen, Spätzchen. Du hast dir den Urlaub wirklich verdient."
Ich griff nach Harrys Hand und ging glücklich an seiner Seite Violetta hinterher, die aufgeregt vor uns her hüpfte und sich immer wieder zu uns umdrehte, um zu prüfen, ob wir ihr noch immer folgten. Ihr konnte es gar nicht schnell genug gehen, endlich in den Urlaub zu kommen. Aber mir ehrlich gesagt auch nicht.
Als wir schließlich wieder die Eingangshalle betraten, stoppte Violetta und sah uns unsicher an. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und sah, dass Danielle und Eleonor sich nahe der Treppe unterhielten. Etwas weiter entfernt stand Gerlinde in den Armen ihres Mannes und hatte ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben. Das war wahrscheinlich die menschlichste Art und Weise in der ich sie jemals gesehen hatte.
Als ich meinen Blick Harry zuwandte, deutete er mit seinem Kopf in die Richtung der beiden Anwältinnen. Ich lächelte etwas, dann legte ich eine Hand auf Violettas Rücken und schob sie Harry hinterher zu Eleonor.
„Eleonor?", unterbrach Harry das Gespräch der beiden Frauen. „Ich wollte mich bei dir bedanken. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin, dass du für uns gekämpft hast, sodass wir unser Mädchen behalten dürfen. Ich werde ewig in deiner Schuld stehen." Harry lächelte mich etwas an und legte dann seinen Arm um meinen Rücken. „Ich weiß, dass es auch für dich nicht einfach war, mit Louis und mir und ich weiß es auch wirklich zu schätzen, wie viel Zeit du für uns geopfert hast. Also wenn ich mich irgendwann einmal erkenntlich zeigen kann, dann gib mir bitte Bescheid."
Ich lehnte mich an Harry und legte eine Hand auf Violettas Schulter, während ich mir ein Lächeln für meine Exfreundin abrang. Eleonor erwiderte es zaghaft, bevor sie ihren Blick wieder zu Harry wandern ließ.
„Nach allem, was ich Louis angetan habe, brauchst du mir nichts schuldig sein. Ich weiß, dass das was ich getan habe, unverzeihlich war. Aber ich wünsche mir ehrlich, dass ihr beide, ihr drei, miteinander glücklich werdet. Wirklich. Ich wünsche euch alles Gute für eure Zukunft."
„Danke, Eleonor", sagte nun auch ich. „Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du uns in dieser Sache unterstützt hast." Ich knabberte an meiner Lippe, während ich zu Harry sah. Dann blickte ich wieder zu meiner Exfreundin und schluckte. „Ich wünsche dir ebenfalls alles Glück mit Tom."
Eleonor sah mich überrascht an. Doch ich hatte das Gefühl, dass ich mit diesem Satz endlich einen Schlussstrich unter meine Vergangenheit gezogen hatte.
„Ich wollte auch noch Danke sagen, Eleonor. Ich fand's auch toll, dass du uns unterstützt hast. Du hast meinen Papas ziemlich geholfen." Eleonor blickte gerührt zu Violetta und beugte sich etwas vor, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. „Das habe ich wirklich gerne gemacht, Violetta. Und ich bin wirklich froh, dass du jetzt bei deinen Vätern bleiben kannst. Aber seien wir mal ehrlich: Gerlinde hatte nie auch nur den Hauch einer Chance."
Eleonor lächelte uns zufrieden an, bevor auch Danielle sich zu Wort meldete. „Also, Louis. War schön, dich mal wieder gesehen zu haben. Aber El und ich wollen noch brunchen gehen", mischte sie sich ein und lächelte mir freundlich zu.
Ich nickte und verabschiedete mich von ihr mit einem Händedruck. „Also dann. Macht's gut, ihr beiden." Danielle schüttelte auch noch Harry und Violetta die Hand, dann ging sie ein Stück voran in Richtung Ausgang.
„Dann war's das jetzt", murmelte Eleonor. Ich nickte. „Ja, das war's dann jetzt. Macht's gut Eleonor. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann einmal wieder." Sie nickte und schenkte mir einen traurigen Blick. „Dann bis irgendwann mal, Lou. Sag Jay bitte liebe Grüße. Und Lottie."
Eleonor tauschte noch ein paar Abschiedsworte mit Harry und Violetta, dann eilte sie schnell ihrer besten Freundin hinterher.
„Dad?", fragte Violetta und mein Herz schmolz augenblicklich wieder dahin. „Ja, Prinzessin?" Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen Harry und sah mich nachdenklich an. „Was hat Eleonor dir angetan?"
An meiner Unterlippe knabbernd blickte ich zu Harry auf. Er formte mit seinen Lippen etwas, das wohl 'Sollen wir es ihr sagen?' bedeuten sollte. Ich zuckte mit den Schultern, da ich mir nicht sicher war, ob Violetta es wirklich wissen sollte.
Harry seufzte, dann ging er in die Hocke und streichelte Violetta sanft über die Wange. „Eleonor war früher Louis Freundin", begann er ruhig zu erklären. Ich atmete tief durch und hockte mich neben ihn. „Wir haben uns aber getrennt, weil sie sich in einen anderen Mann verliebt hat."
Violetta sah uns mit großen Augen an. „Das tut mir Leid für dich, Lou. Aber ich bin froh, dass ihr kein Paar mehr seid. Sonst wärst du ja jetzt nicht mein Papa. Und Papa verlässt dich niemals für einen anderen Mann. Mama hat er ja auch geliebt, bis sie gestorben ist."
Ihre Ehrlichkeit brachte mich zum Lächeln. Aber es stimmte schon, was sie gesagt hatte. Meine letzte Freundin hatte mich betrogen und jetzt war ich mit einem Mann zusammen, der seiner Frau auch noch lange nach ihrem Tod treu gewesen war. Schon verrückt, wie das Leben manchmal so spielte.
„Ich bin auch froh, dass es so gekommen ist, wie es ist. Ich kann mir schließlich ein Leben ohne euch beide nicht mehr vorstellen." Ich pikste mit meinem Zeigefinger auf ihre Nasenspitze, bevor ich meinen Blick lächelnd meinem Freund zuwandte. Glücklich lehnte ich mich zu ihm rüber und legte meine Lippen auf seine.
Ich schloss meine Augen, während ich das Gefühl genoss, das diese Berührung in mir auslöste. Das Kribbeln und die Hitze, die sich von meinen Lippen an ausbreiteten und Glücksgefühle durch meinen ganzen Körper schickten. Das Gefühl von Geborgenheit. Und ganz einfach Liebe.
„Ich liebe dich, Lou."
„Ich liebe dich auch, Hazza."
„Und ich liebe euch beide. Aber können wir jetzt endlich in den Urlaub fahren?", fragte Violetta quengelnd. Das brachte uns zum Lachen, jedoch kamen wir gleich ihrem Wunsch nach und erhoben uns.
Als wir uns jedoch in Richtung Ausgang drehten fiel unser Blick auf das Ehepaar, das noch immer mitten in der Eingangshalle stand. „Warte du mit Violetta hier, ich werde noch ein paar Worte mit Gerlinde und Otto wechseln", sagte Harry und drückte Violetta und mir einen Kuss auf die Wange.
Dann eilte er zu den beiden hinüber und begann mit Otto zu reden, während Gerlinde ihr Gesicht noch immer gegen die Schulter ihres Mannes gedrückt hatte.
Vorsichtig streichelte ich Violetta über die geflochtenen Haare, bevor ich sie wieder zu mir zog. „Kann ich auch noch mit Oma und Opa reden?", fragte sie leise, während sie sich mit einer Hand in meinem Hemd festkrallte.
„Möchtest du das denn?", stellte ich überrascht die Gegenfrage. Ich beobachtete, wie Gerlinde sich von Otto löste und nun mit tränenüberströmten Wangen zu Harry blickte. Otto hatte liebevoll eine Hand auf ihren Rücken gelegt, während er Harry freundlich zulächelte.
„Ich weiß nicht", murmelte sie gedankenverloren. „Aber ich will ihr sagen, dass ich nicht gut finde, was sie getan hat. Und ich will ihr endlich erklären, dass zwei Männer sich lieben dürfen und die Erde keine Scheibe ist."
Ich lachte etwas, bevor ich ihr sanft über den Rücken streichelte. „Du weißt aber schon, dass das mit der Scheibe nur im übertragenen Sinne gemeint war, oder Prinzessin?" Violetta ging einen Schritt zurück und stemmte entrüstet ihre Hände in die Hüften. „Natürlich weiß ich das. Ich bin ja nicht doof." Das brachte mich noch mehr zum Lachen. Nein, unsere Kleine war wirklich nicht doof. Eher viel zu klug für ihr Alter.
„Komm her, Prinzessin. Ich weiß doch, dass du nicht doof bist. Für mich bist du das klügste Mädchen, das es gibt", sagte ich, beugte mich vor und breitete meine Arme aus. Schnell kam sie meiner stummen Aufforderung nach und warf sich in meine Arme. Ihre Hände verschränkte sie in meinem Nacken, während ich ihr liebevoll über ihren Rücken streichelte.
„Aber ich muss es Oma jetzt wirklich endlich erklären", seufzte sie, als sie sich wieder von mir löste. „Ich hoffe doch sehr, dass sie dann wenigstens auf dich hören wird." Ich grinste sie an und streichelte mit ihr der Rückseite meines Zeigefingers über ihre Wange. „Okay, Lou. Oh warte, ich meine natürlich Dad. Gehen wir."
Damit griff sie nach meiner Hand und marschierte bestimmt auf Gerlinde zu. Harry, der uns kommen hörte, drehte sich zu uns um und schenkte uns einen besorgten Blick. Ich hörte noch, wie Harry ein „und jetzt entschuldige dich bei den beiden" zischte, bevor er nach meiner Hand griff und mich an seine Seite zog.
„Also Louis, ich wollte mich noch einmal richtig vorstellen. Ich bin der Otto", sagte Gerlindes Mann lächelnd und streckte mir seine Hand entgegen. Schnell erwiderte ich den Händedruck und schenkte ihm auch ein Lächeln. Gegen Otto hatte ich nichts. Im Gegenteil. Schließlich hatte er alle bösartigen Machenschaften seiner Frau ehrlich aufgeklärt und uns dazu verholfen, unsere Tochter behalten zu können.
„Hallo Otto, freut mich." Dieser lächelte mich noch kurz freudig an, bevor er sich etwas vorneigte, um auch seine Enkelin zu begrüßen. Ich blickte derweil zu Harry, der seiner ehemaligen Schwiegermutter noch immer auffordernde Blicke zuwarf. Diese erwiderte das Blickduell mit fassungslosen und gleichzeitig wütenden Blicken, bevor sie irgendwann resigniert den Kopf abwandte und zu ihrem Mann sah, der sich liebevoll mit Violetta unterhielt.
Egal was passieren würde, diesem Mann würden wir niemals seine Enkelin vorenthalten. Bei seiner Frau sah die Sache aber schon anders aus. Gerlinde besah mich mit einem abfälligen Blick, bevor sie mit gerunzelter Stirn wieder zu Harry sah, der ihr mit seiner Mimik noch immer eine stumme Aufforderung übermittelte.
Sie verdrehte deshalb die Augen, dann sah sie zähneknirschend zu mir. „Es tut mir leid", sagte sie widerwillig. Harry drückte meine Hand etwas fester, weshalb ich schnell zu ihm sah. Er seufzte nur und blickte enttäuscht zu Gerlinde, die heroisch ihr Kinn in die Höhe reckte.
„Mit Verlaub, Gerlinde. Du hast mich auf alle erdenklichen Weisen gedemütigt und beschimpft. Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ein einfaches 'Es tut mir leid' alles entschuldigt. Du hast Harry und mich beide tief verletzt und ich denke, ich werde dir niemals verzeihen können, wie sehr du auch Violetta verletzt hast. Ich hoffe, dir wird irgendwann klar werden, dass wir wirklich nur das Wohl von Violetta im Sinne haben und Harry dir weder deine Tochter noch deine Enkelin weggenommen hat", sprach ich es mir endlich vom Herzen.
Harry ließ meine Hand los und legte seine stattdessen an meine Hüfte, um mich näher zu sich zu ziehen und mir sogleich einen liebevollen Kuss auf die Wange zu drücken.
„Oma", mischte sich nun auch Violetta in das Gespräch ein und sah ihre Großmutter herausfordernd an. „Du musst verstehen, dass man lieben darf, wen man will, solange diese Person einen glücklich macht. So wie Papa. Er hat immer Mama geliebt, aber jetzt liebt er Louis, weil Louis uns beide glücklich macht. Und das ist auch gar nicht schlimm. Ich hoffe, du verstehst, dass zwei Männer sich lieben dürfen, weil ich will nicht, dass du sie noch weiter verletzt. Du hast uns alle schon genug verletzt, Oma. Ich will doch bei Papa und Lou bleiben. Mir ist es egal, dass Lou ein Mann ist, denn es zählt doch nur, dass er Papa liebt und dass er mich liebt. Und das tut er nämlich."
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Eine neue Folge "Violetta erklärt die Welt" :) Ob Gerlinde es doch noch irgendwann verstehen wird?
Und hiermit ist dann auch Eleonor von der Bildfläche verschwunden.
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