Mitternacht
Nach dem Essen verlagerten wir die gesellige Runde ins Wohnzimmer. Harry hatte zwischenzeitlich noch ein paar Flaschen Wein aus dem Keller geholt, die wir mittlerweile alle geleert hatten. Violetta saß glücklich auf dem Schoss ihrer Tante und ich kuschelte mich glücklich in die Arme meines Freundes.
Je später es wurde und je mehr Wein floss, desto lustiger wurde es auch und ich bekam immer mehr das Gefühl, Teil der Gruppe zu sein, statt nur Harrys Anhängsel. Dieser drehte sich immer öfter zu mir um, um einen Kuss auf meine Wange zu drücken oder mich mit einem Kuss auf die Lippen zu beglücken, was Violetta immer wieder aufs Neue mit angewidert Lauten kommentierte.
Es war schon fast Mitternacht, als Anne und Gemma sich vom Sofa erhoben und meinten, dass es an der Zeit wäre, endlich zu gehen. Anne schwankte zur Tür, während Gemma, die ja noch fahren musste, ihre Mühe hatte, ihre Mutter am Umfallen zu hindern.
Violetta schlief schon eine Weile mit dem Kopf im Schoss ihres Vaters, der ihr immer wieder liebevoll durch die Haare streichelte. Der andere Arm lag noch immer um meine Schultern. Gemma und Anne waren nun schon vor einer ganzen Weile aufgebrochen, doch wir langen noch immer zu dritt auf dem Sofa und genossen die Nähe der Anderen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete ich wie Harry noch immer über den Kopf seiner Tochter streichelte, während sein Arm, mit dem er mich nahe zu sich zog, Wärme verströmte, die sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. „Ich glaube, wir sollten langsam auch ins Bett gehen, Schatz. Das war ein langer Tag für unsere Maus."
Ich war mir ziemlich sicher, dass Harry nicht nachgedacht hatte und es ihm einfach so herausgerutscht war, doch die Worte ließen augenblicklich meinen Atem stocken. Unsere Maus. Ich versuchte ein Grinsen zu unterdrücken und erhob mich schnell vom Sofa. Harry hob derweil Violetta hoch und trug sie nach oben in ihr Zimmer. Ich folgte den beiden und sah zu, wie Harry seine Tochter behutsam in ihr Bett legte.
„Lou, kannst du mir mal helfen?", flüsterte Harry. Schnell nickte ich. Harry dirigierte mich ins Badezimmer, um Violettas Pyjama zu holen, der dort auf der Ablage lag. Als ich zurückkam, hatte Harry seine Tochter schon aus ihrem Kleid befreit und bat mich, ihm zu helfen, ihr den Pyjama anzuziehen.
Als wir es schließlich geschafft hatten, ihr die kurze, pinke Pyjamahose und das passende Shirt anzuziehen, deckte Harry sie fürsorglich zu und strich ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht. Gebannt beobachtete ich diese Geste und spürte, wie sich sofort ein warmes Gefühl von meinem Herz an ausbreitete. Gab es eine Steigerungsform von Liebe? Wenn ja, dann hatte ich das soeben erfahren.
Harry drehte sich um, nahm dann meine Hand in seine und gab mir einen liebevollen Kuss auf die Wange. Gemeinsam liefen wir zurück ins Schlafzimmer. Als wir wenig später im Bett lagen, zog Harry mich liebevoll in seine Arme.
„Du bist so ein toller Vater Harry." Damit drückte ich meine Lippen auf seine. „Ich gebe mir Mühe. Violetta ist mein größter Schatz." - „Ja, sie ist wirklich ein Schatz, Harry. Aber du auch. Es ist so schön, dich im Umgang mit deiner Tochter zu beobachten. Wenn ich mich nicht schon lange in dich verliebt hätte, spätestens jetzt wäre ich absolut verrückt nach dir."
Harry lächelte, rollte sich auf mich und küsste mich erneut. „Das trifft sich gut, denn ich bin auch komplett verrückt nach dir."
Ich legte meine Arme um seinen Hals und zog ihn langsam näher. Er stützte seine Hand neben meinem Kopf ab und legte sanft seine Lippen auf meine. Es war ein liebevoller, unschuldiger Kuss. Einfach nur Harrys Lippen auf meinen. Und doch spürte ich die Auswirkungen an meinem ganzen Körper. Seine Lippen, die meine zum Kribbeln brachten, sein Körper auf meinen, der mich fühlen ließ, als würde mein ganzer Körper in Flammen stehen. Aber nicht auf die Art, die einem das Gefühl gab, zu verbrennen, sondern auf eine Art, die mir auf ewig Wärme und Geborgenheit versprach.
Harry hob seinen Kopf an, nur wenige Millimeter und doch viel zu weit weg. „Ich liebe dich, Louis." Dann legte er seine Lippen wieder auf meine. Ich löste meine Umklammerung und legte stattdessen meine Hände an seinen Hals, sodass ich ihn näher zu mir ziehen konnte. „Ich liebe dich auch, Harry."
Eng an meinen Freund gekuschelt schlief ich dann ein.
Als ich das nächste Mal aufwachte, bemerkte ich als erstes, dass ich mich im Schlaf von Harry weg gedreht haben musste, denn seine Wärme fehlte. Die Trauer darüber hielt aber nicht lange an, da ich hörte, wie ein süßes Stimmchen wiederholt meinen Namen sagte.
Verwirrt öffnete ich meine Augen und tastete nach meinem Handy. Der erleuchtete Bildschirm spendete genügend Licht, dass ich das Mädchen erkennen konnte, das bei mir auf der Bettkante saß. „Violetta?", flüsterte ich. „Was ist los?" Als ich ein verdächtiges Glitzern auf ihrer Wange sah, streckte ich meine Hand aus und strich ihr sanft die Tränen weg. Schnell schlug ich die Bettdecke zur Seite, setzte mich auf und zog sie in meine Arme.
„Lou.. Können wir raus und mit Mama reden?" Ich war überrascht, wie klar sie trotz der ganzen Tränen redete. Auch das, was sie sagte war gar nicht so wie das letzte Mal, als sie mich mitten in der Nacht geweckt hat. „Klar, gerne, Maus."
Ich sah kurz zu Harry, der immer noch tief und fest schlief. „Du musst deinem Papa aber morgen früh erzählen, dass du deine Mama vermisst hast, okay?" Violetta seufzte lautstark. „Okay."
„Dann komm, Prinzessin, gehen wir." Ich stellte an meinem Telefon die Taschenlampe an und schnappte meine Bettdecke. Violetta ging mir voran aus dem Raum und auf den Balkon.
Wie schon letztes Mal, setzte ich mich in einen der beiden Sessel und zog sie in meinen Schoss. Dann deckte ich uns beide zu.
Nachdem Violetta sich gemütlich an mich gekuschelt hatte, begann sie zu reden. „Hallo Mama, hallo Fizzy. Hier sind Violetta und Louis." Violetta sah zu mir und forderte mich somit auf, die beiden auch zu begrüßen.
„Mama, ich habe heute Geburtstag. Ich bin jetzt elf." Ich legte meine Arme um ihren Bauch und mein Kinn auf ihre Schulter. Gemeinsam sahen wir in den funkelnden Sternenhimmel hoch.
„Ich wünschte, du wärst noch hier. Dann hättest du heute mit mir feiern können." Sie legte ihre Hände auf meine Arme und kratzte gedankenverloren daran herum. „Ich vermisse dich, Mama. So sehr."
Sie drehte sich etwas, sodass sie jetzt seitlich auf meinem Schoss saß und ihr Gesicht an meine nackte Brust legen konnte. Ich spürte, wie ihr die Tränen in Strömen aus den Augen kullerten. Ich zog die Decke wieder hoch und streichelte ihr sanft über den Rücken.
„Lou? Glaubst du, sie vermisst mich auch?", schniefte sie gegen meine Brust. Schnell zog ich sie noch näher an mich. „Natürlich, Prinzessin. Sie vermisst dich ganz bestimmt, denn sie liebt dich über alles."
Ich streichelte ihr weiterhin beruhigend über den Rücken und hörte erleichtert, wie ihre Atmung sich etwas beruhigte. Dann setzte sie sich auf und sah mich ernst an. „Lou?" - „Ja, Prinzessin?"
„Ich hab dich lieb." Dazu lächelte sie so zuckersüß, dass ich glaubte gleich an zu viel Liebe sterben zu müssen. „Ich hab dich auch lieb, Violetta." Glücklich drückte sie mir einen Kuss auf die Wange.
„Was ist denn hier los?", hörten wir plötzlich eine vertraute Stimme. Harry stand in der Balkontür und sah uns verschlafen an. „Wir haben mit Mama geredet." Harry zog seine Augenbrauen nach oben. „Ohne mich?"
Langsam trottete er zu dem zweiten Sessel und ließ sich darauf nieder. Violetta krabbelte schnell von meinem Schoss runter und setzte sich stattdessen auf den Schoss ihres Vaters. Dieses Bild brachte mich zum Lächeln. Schnell stand ich auf und legte meine Bettdecke über die beiden. „Aber Lou, jetzt frierst du?", fragte Violetta besorgt. Ich schüttelte schnell den Kopf. „Das macht mir nichts aus."
Harry lächelte mich an, dann schob er stumm den Beistelltisch, der zwischen den beiden Sesseln stand zur Seite und zog meinen Sessel mit einer Hand zu sich ran. Obwohl ich noch darin saß. Fasziniert bewunderte ich seinen Bizeps. Als wir direkt nebeneinander saßen, hob Violetta die Decke an und legte sie so, dass wir alle darunter passten.
Ich bedankte mich bei Violetta mit einem Lächeln, griff unter der Decke nach Harrys Hand und genoss, wie er über meinen Handrücken streichelte.
„Weißt du, Mama, ich hatte einen schönen Geburtstag. Papa, Lou und ich haben zusammen auf dem Sofa den Nachtisch gegessen und Disney geschaut, so wie wir das immer gemacht haben. Nur hat Papa heute das Dessert gemacht. Er hat keine bunten Streusel draufgemacht, so wie du immer. Aber es war trotzdem total schön. Lou hat mir die Haare geflochten, fast so gut wie du. Und heute Abend waren noch Oma Anne und Tante Gemma da. Und Oma war betrunken. Sie wollte die ganze Zeit mit mir tanzen."
Ich spürte, wie Violettas kleine Hand sich auf die von Harry und mir legte. „Mama, es ist alles so anders, seitdem du nicht mehr da bist. Ich bin jetzt ganz oft mit Papa in der Bäckerei und darf ihm beim Backen helfen. Ich habe sogar eigenes Backzeug zum Geburtstag gekriegt. Vielleicht werde ich ja auch mal Bäckerin, dann arbeite ich bei Papa. Aber Mama, Papa ist im Haushalt immer noch eine Katastrophe. Neulich hat er mein weißes Sommerkleid beim Waschen pink verfärbt. Und beim Nägel lackieren malt er immer raus. Zum Glück ist Lou jetzt da, der kann mir wenigstens die Haare flechten."
Harry begann sich für ihre Worte zu rächen, indem er ihr immer wieder in die Seite piekste, was Violetta zum Kichern brachte. „Papa", lachte sie. „Ich muss doch Mama erzählen, was hier alles passiert." sie hob ihren Zeigefinger und sah ihn tadelnd an.
Harry grinste und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze, dann zog er sie wieder an seine Brust und legte seine Arme um sie. Violetta legte ihren Kopf an seiner Schulter ab und sah zu den Sternen hoch. „In der Schule bin ich immer noch Klassenbeste in fast allen Fächern. Und Lou ist mein Klassenlehrer, aber ich darf meinen Freundinnen noch nicht sagen, dass Lou jetzt auch Papas Freund ist, weil er sonst Ärger mit unserem doofen Rektor kriegt. Aber Lou ist toll, Mama. Seit er da ist, hat Jeremy mich nicht mehr geärgert. Und wir verbringen fast jeden Tag die Mittagspause zusammen. Ich darf Klavier spielen und Lou hört mir zu. Obwohl er von Musik überhaupt nichts versteht."
„Hey", beschwerte ich mich. Violetta streckte mir dafür die Zunge raus. „Ich muss doch meiner Mama die Wahrheit erzählen." - „Und deinem Papa?", erkundigte sich Harry. „Dem auch." Ich sah, wie Harry sich unsicher auf die Lippen biss, bevor er weiterredete. „Dann hat Jeremy dir wirklich nichts mehr getan, seit Louis da ist?" Violetta schüttelte schnell den Kopf. „Nein, aber das habe ich dir doch schon gesagt." - „Stimmt, das hatte ich ganz vergessen." Im hellen Mondschein konnte man an Harrys Blick erkennen, dass er sich sehr wohl noch an diese Unterhaltung erinnern konnte, er ihrer Antwort aber einfach nicht geglaubt hatte.
Dann blickte fragend zu mir. Wahrscheinlich wollte er wissen, wie ich die Situation mit Jeremy geregelt hatte. Ich formte mit meinen Lippen ein 'später'. Harry nickte und drehte Violetta auf seinem Schoss herum, sodass sie jetzt seitlich an ihn lehnte und zu mir blickte. „Sag mal, Süße, wenn wir hier schon alle offen und ehrlich miteinander reden, warum kommst du nachts nicht zu mir, wenn du traurig bist?" - „Ich will nicht, dass du auch traurig wirst, Papa. Ich weiß doch, dass du Mama auch vermisst." - „Vio, bitte, das macht mir nichts aus. Du kannst immer mit mir reden. Über alles. Du hast dich mir doch sonst immer anvertraut, wenn du Sorgen hattest. Was ist jetzt anders?" Violetta runzelte die Stirn und sah ihren Vater ernst an. „Louis ist jetzt da." Verwundert sah Harry seine Tochter an. „Kannst du mit ihm besser reden, als mit mir?" Sie zuckte mit den Schultern. „Nein, aber ich kann ja jetzt mit euch beiden reden."
Ich hörte, wie Harry erleichtert ausatmete. Dann drückte er kurz meine Hand. „Also findest du es gut, dass Louis jetzt da ist?" Violetta nickte. „Natürlich." - „Wäre es okay für dich, wenn ich häufiger bei euch wäre?", fragte ich dann. „Na klar, Lou", antwortete Violetta und schenkte mir ein Lächeln. „Was würdest du davon halten, wenn Lou jetzt am Wochenende immer bei uns wohnt? Wäre das okay für dich?", fragte Harry dann. „Na klar. Warum fragt ihr mich so komisches Zeug? Lou ist doch sowieso schon oft bei uns. Er ist doch schließlich dein Freund, Papa."
„Stimmt, Süße. Aber Louis und ich brauchen nun mal deine Zustimmung, denn ohne die gehen wir keinen Schritt weiter." Violetta runzelte die Stirn. „Was meinst du?" Harry drückte meine Hand, bevor er weitersprach. „Jetzt ist Louis nur am Wochenende da. Aber irgendwann wird er vielleicht komplett hier einziehen. Wie findest du das?"
Violetta strahlte mich glücklich an. „Wirklich? Kannst du bitte morgen gleich einziehen?" Harry lachte und wuschelte seiner Tochter durch die Haare. „Ich sagte irgendwann und nicht gleich morgen. Jetzt wohnt er einfach nur am Wochenende hier."
Violetta verdrehte ihre Augen. „Erwachsene sind ja so kompliziert." Das brachte uns beide zum Lachen. Harry tippt ihr mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze und drückte noch ein Küsschen hinterher. „Also magst du Louis, Süße?" Violetta nickte. „Ich liebe Louis. Aber ich wünschte, er wäre nicht mehr mein Lehrer. Das ist ja so anstrengend, meinen Freundinnen nichts erzählen zu dürfen."
Ich knabberte an meiner Lippe. „Soll ich einfach zum Schmidt gehen und ihm sagen, dass wir ein Paar sind?", fragte ich an Harry gewandt. Dieser schüttelte den Kopf. "Der ist so verlogen, du solltest deine Anstellung hier deshalb nicht aufs Spiel setzen. Du kannst das doch auch noch eine Weile geheim halten, oder Süße?", richtete er den letzten Teil an seine Tochter. Diese nickte nur. „Danke, Violetta. Ich verspreche dir, dass ich das bald regeln werde." - „Ist schon okay, Lou."
Eine Weile sagte keiner etwas. Wir kuschelten einfach nur zusammen und sahen gemeinsam in den Sternenhimmel. „Ist es okay für dich, wenn Louis dann Teil unserer Familie wird?", fragte Harry leise. Violetta drehte sich zu ihrem Vater um. „Aber was ist mit Mama? Wir sind doch eine Familie?" Harry nickte ernst. „Das sind wir und das werden wir auch immer sein. Aber vielleicht haben wir irgendwann eine neue Familie. Das sind dann du, Lou und ich. Mama wird immer in meinem Herzen sein, Violetta. Aber das Leben geht für uns auch weiter."
Violetta nickte und legte ihre Hand auf Harrys Brust. „Wir haben doch schon darüber geredet, Papa. Du hast genügend Platz in deinem Herz für Mama, mich und Louis." Harry nickte und streichelte seiner Tochter über die Haare. „Ich freue mich, dass das okay für dich ist." Dann sah er glücklich zu mir.
„Violetta, du weißt auch, dass ich deine Mutter niemals ersetzen will, oder?" - „Ja. Sowieso kannst du Mama gar nicht ersetzen. Niemand ist so wie Mama. Aber bei mir ist das wie bei Papa. Ich habe genügend Liebe für Papa, Mama und dich." Ich hörte, wie Harry glücklich seufzte und seine Tochter näher zu sich zog. Dann drückte er zweimal kurz meine Hand, bevor er damit fortsetzte, über meinen Handrücken zu streicheln.
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Es gibt wohl immer diese eine betrunkene Person auf jeder Party... Selbst auf einer Kindergeburtstagspartys:)
Louis, Harry und Violetta führen ernste Gespräche über die Zukunft. Tja, die Gespräche in den frühen Morgenstunden sind wohl immer die Ehrlichsten :)
Es tut mir wahnsinnig leid, dass das Update so spät kommt. Morgen werd ichs wieder früher uploaden.
Gute Nacht <3
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