Buon Appetito
„Ich hoffe, du erwartest nichts super Exklusives. Ich würde mich in so einem Restaurant nämlich unwohl fühlen." - „So geht es mir auch. Ich mag es nicht, wenn man so aufgesetzt ist beim ersten Date. Mir hätte auch eine Picknickdecke und ein Butterbrot gereicht."
Harry lachte kurz auf. „Du hast viel mehr verdient als das. Magst du italienisch?" Ich nickte. „Ich liebe italienisch." Seine Lippen verzogen sich zu diesem Grinsen, das seine Grübchen erscheinen ließ. Meine Lippen verzogen sich automatisch auch zu einem Lächeln, da konnte ich gar nicht dagegen ankämpfen. Da wollte ich gar nicht dagegen ankämpfen.
„Ich habe einen Freund, Lorenzo, er besitzt ein Restaurant. Als du heute Morgen daheim warst, habe ich ihn angerufen und einen Tisch für uns beide reserviert." - „Lerne ich dann also einen Freund von dir kennen?"
Er nickte. „Ich hoffe, es ist okay für dich, dass ich ihm gesagt habe, dass du mein Date bist?" - „Natürlich, warum auch nicht?" - „Weil ich dir die Entscheidung überlassen will, wem gegenüber du dich outest. Ich weiß, dass du dich deshalb ziemlich unwohl gefühlt hast."
Ich starrte zur Windschutzscheibe hinaus auf das Gebäude, vor welchem Harry gerade geparkt hatte. „Ja, das stimmt. Aber mittlerweile wissen es alle meine Freunde. Es macht mir nicht mehr so viel aus, wie am Anfang. Und er ist ein Freund von dir. Ich will nicht, dass du ihn belügst."
Harry grinste, drückte meine Hand und stieg dann aus. Als wir dann vor der Tür standen, nahm er meine Hand wieder in die seine.
In die Eingangstür war mit rotem, weißem und grünen Glas die italienische Flagge eingelassen und in einem Blumentopf neben der Tür steckte außer ein paar Blumen auch noch eine kleine Italienflagge.
Aus dem Inneren des Restaurants drang uns schon ein fantastischer Geruch nach Pizza entgegen. Augenblicklich knurrte mein Magen. „Da hat wohl jemand Hunger", lachte Harry.
Er öffnete die Tür, die in einen kleinen Vorraum führte. Dort gab es zwei weitere Türen. Die linke war mit 'Nebenzimmer' beschriftet. Harry zog mich durch die Rechte. Wir kamen in einen großen, hellen Gastraum, der vollgestellt war mit Tischen mit rot-weiß karierten Tischdecken. Über die komplette Größe einer ganzen Wand war ein Weinregal angebracht worden, das voll war mit den verschiedensten Weinen. Alles in allem machte es einen sehr gemütlichen und familiären Eindruck.
Wir liefen auf den Tresen zu, der direkt vor uns war. Dahinter stand eine brünette Frau. Ich schätzte sie auf Anfang dreißig. Sie hatte Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und eine kleine rote Schürze um ihre Taille geknotet. Sie schrieb gerade konzentriert etwas in ein kleines Buch, was hinter dem Tresen lag.
„Hallo Francesca. Wie geht's?", begrüßte Harry die Frau. „Harry! Buona sera", rief sie erfreut und eilte um den Tresen herum. Sogleich flog sie ihm in die Arme. Harry legte seine rechte Hand auf ihren Rücken, mit der linken hielt er noch meine Hand. Worüber ich sehr froh war, denn diese innige Begrüßungsszene gab mir ein unangenehmes Gefühl.
Nach viel zu langer Zeit, in der sie meinen Freund umarmt hatte, löste sie sich endlich von ihm. „Es ist schön, dich wiederzusehen. Magst du mir deine gutaussehende Begleitung vorstellen?" Sie warf einen Blick auf unsere verschränkten Hände und grinste.
„Das ist Louis, mein wundervoller Freund." Ich sah Harry an und biss mir auf die Lippe. Ich fühlte mich schuldig, weil ich kurz eifersüchtig auf diese Frau war.
„Du hast es also geschafft, unserem Harry den Kopf zu verdrehen. Du musst echt etwas Besonderes sein. Ich bin Francesca. Freut mich, Louis."
Dann drückte sie auch mich an sich. Überfordert schlang ich meinen linken Arm um sie. Ich dachte aber gar nicht daran, Harrys Hand loszulassen.
„Kennt ihr euch schon lange?", erkundigte ich mich. „Seit sieben Jahren ungefähr", antwortete Harry. „Unsere Mädels waren zusammen im Kindergarten", fügte Francesca hinzu. Dann drehte sie sich um und rief „Lorenzo, Harry ist hier" in Richtung Küche.
Sie rief so laut, dass alle Gäste ihre Köpfe nach ihr umdrehten.
„Und wie habt ihr euch kennengelernt?" - „Violetta geht auf die Schule, an der ich unterrichte. Ich bin ihr Klassenlehrer." Mein Blick wanderte zu Harry. Ich sah ihm an, dass er gerade über unsere richtige Kennenlerngeschichte nachdachte. Ich war gespannt, wie viel er davon preisgeben wollte.
„Ich musste Vio von der Schule abholen, weil sie verletzt war. Und Louis war der Lehrer, der mich benachrichtigt hatte. Er hat Lehrerzimmer auf mich gewartet hat. Ich bin also zur Tür rein und dann stand er da. Diese wundervollen blauen Augen haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Wäre die Situation nicht so unglaublich traurig gewesen, dann hätte ich mich wahrscheinlich nicht mehr bremsen können und ihn auf der Stelle um ein Date gebeten."
Meine Augen wurden groß. Ihm ging es bei unserer ersten Begegnung auch so?
„Ich freue mich so für dich, Harry. Für euch beide. Weißt du Louis, Harry wusste lange Zeit nicht mehr, was Glück eigentlich bedeutet."
Ein Mann mit schwarzen Haaren kam aus der Küche. „Ciao Harry, schön dich endlich wiederzusehen."
Ich nahm an, dass dies Lorenzo war. Er nahm Harry direkt in den Arm und nachdem er sich von ihm gelöst hatte, zog er mich auch gleich noch in eine Umarmung. „Das ist dann wohl Louis, von dem du mir heute Morgen so vorgeschwärmt hast." Harry grinste wie verrückt und nickte.
„Francesca, zeig den beiden doch bitte ihren Tisch. Ich muss leider wieder in die Küche. Bis später, ihr zwei." Damit drehte sich Lorenzo um und ging wieder zurück in die Küche.
Francesca führte uns zum anderen Ende des Raumes, wo man durch eine Glastür auf die Terrasse gelangen konnte. Wir gingen nach draußen. Hier auf der Terrasse waren noch viele Tische besetzt. Die Leute genossen wohl die lauen Abende des letzten Maiwochenendes.
Links von den ganzen Tischen war eine Abtrennwand, die fast über die gesamte Breite der Terrasse ging. Davor standen einige Blumentöpfe mit vielen bunten Blumen. Es gab dem Ganzen eine schöne Atmosphäre.
Francesca führte uns an dieser Abtrennung vorbei. Überrascht riss ich meine Augen auf. „Es tut mir leid, wenn es zu viel ist. Ich habe mich da vorhin richtig ausgetobt, weil ich mich so für Harry gefreut habe."
Ich sah zu Francesca, die etwas zerknirscht aus der Wäsche blickte. Dann wanderten meine Augen wieder zu der Szene vor mir. Auf dieser Hälfte der Terrasse stand in der Ecke eine Outdoorsofa-Gruppe, auf welcher viele Kissen und Decken lagen.
In der Mitte stand ein großer Tisch mit zwei Stühlen. Ein Blick an den Rand der Terrasse zeigte mir, dass dort die restlichen Stühle aufgestapelt waren. Diese Hälfte der Terrasse wurde wohl privat von der Familie genutzt.
Was meinen Blick aber wirklich fesselte waren die Kerzen, die in kleinen Glasschalen überall auf der Terrasse verteilt waren und alles in eine romantische Atmosphäre tauchten.
Ich spürte, wie Harry meine Hand drückte und mich fragend ansah. „Das ist wirklich schön, danke Francesca." Ich lächelte sie an und Harry tat es mir gleich. Dann setzten wir uns an den Tisch, wo Francesca uns auch gleich nach unseren Wünschen befragte. Harry bestellte für uns beide je ein Glas Weißwein und eine Flasche Wasser. Dann reichte Francesca uns noch eine Karte.
Kurze Zeit später kam sie mit unseren Getränken zurück und wir bestellten das Essen.
Harry nahm sein Weinglas in die Hand und hob es leicht an. „Ich freue mich so sehr, dass wir endlich hier sind. Das wir beide bereit dafür sind und wir endlich unser erstes Date haben können."
Ich sah ihm in seine Augen, die durch das Lichtermeer um uns herum funkelten. Es dämmerte schon, doch Harrys Augen strahlten heller als der Mond, heller als alle Sterne. Er lächelte, sodass man seine niedlichen Grübchen erkennen konnte.
„Ich mich auch. So sehr." Ich lächelte zurück. Ich konnte gar nicht anders. Harrys Strahlen war einfach ansteckend. „Auf uns." Damit hob ich auch mein Weinglas an und ließ es mit einem klingenden Geräusch auf Harrys prallen. „Auf uns." Dann tranken wir einen Schluck.
„Wow, der ist wirklich lecker." Harry grinste mich wenig überrascht an. „Ist mein Lieblingswein. Einmal haben Lorenzo und ich nach Ladenschluss eine Art Weinverkostung gemacht. Wir saßen hier auf dem Sofa, mit zig Flaschen Wein und haben jede probiert. Vio und Arianna hatten grade ihr erstes Kindergartenjahr hinter sich und wir hielten es für einen guten Anlass, uns zu betrinken. Anders als bei einer richtigen Verkostung, haben wir aber jede Probe getrunken. Nach Glas Nummer fünf hat dann auch jeder Wein gut geschmeckt."
Ich lachte mich schlapp. „Woher weißt du dann, dass dieser Wein gut ist?" Harry verzog seine Lippen zu einem schelmischen Lächeln. „Das war Wein Nummer drei."
Er zwinkerte mir zu und legte seine Hand auf den Tisch. Ich sah das als Aufforderung, also legte ich meine Hand in die seine.
Harry sah auf unsere Hände hinab und lächelte glücklich. Ich jedoch konnte meinen Blick nicht von seinem Gesicht lösen. „Du bist so unglaublich hübsch."
Harry sah mich irritiert an. „Was?" Ich runzelte meine Stirn. Hatte ich das etwa laut gesagt? Er lachte los. „Ich finde dich auch unglaublich hübsch, Louis. Ich liebe deine Augen." Er war ja richtig romantisch!
„Und deinen Arsch." Das wars dann also mit der Romantik. Ich lachte los. „Ich liebe deinen Arsch auch." - „Vielleicht sollte ich Niall schreiben, dass er Vio über Nacht da behalten soll. Dann kannst du mir zeigen, wie sehr du meinen Arsch liebst." Er verzog seine Lippen zu einem anzüglichen Grinsen. „Harry! Das ist unser erstes Date! Reiß dich zusammen!", wies ich ihn gespielt empört zurecht.
Francesca kam in diesem Moment mit unserem Essen um die Ecke. „So, einmal die Lasagne für unseren Harry und einmal die Tagliatelle al Salmone für unseren Louis, der es geschafft hat, dem lieben Harry den Kopf zu verdrehen. Buon appetito."
Sie grinste uns noch einmal herzlich an, bevor sie wieder verschwand. „Ich wusste, dass sie es nicht unkommentiert lassen würde. Lorenzo hat während unseres Telefonats Francesca erzählt, dass ich ein Date habe und da sei sie wohl ziemlich ausgeflippt." Harry schmunzelte und wünschte mir außerdem noch einen guten Appetit. Das wünschte ich ihm ebenso und begann eine Nudel auf meine Gabel zu drehen.
„Ich finde es echt schön, wie sie sich für dich freut. Wie sich beide für dich freuen." Ich ließ die Nudel in meinem Mund verschwinden und genoss den Geschmack dieser italienischen Köstlichkeiten. Mit großen Augen bewunderte ich das Meisterwerk vor mir. „Das ist verdammt lecker. Ich glaube, ich hatte noch nie so gutes italienisches Essen."
Harry lachte kurz auf. „Ja, Lorenzo ist wirklich ein Meister in der Küche. Er ist ja schließlich auch Italiener und das Meiste hat er von seinem Großvater gelernt." Dass er Italiener war, hatte ich mir schon gedacht. „Francesca kommt auch aus Italien, oder?" Harry schluckte einen Bissen hinunter, bevor er antwortete. „Ja, sie sind beide in Italien aufgewachsen und kennen sich schon ihr ganzes Leben. Sie haben dort auch noch geheiratet. Als Francesca schwanger war haben sie dann ihre sieben Sachen gepackt und sind hier her gekommen."
Ich aß weiter das leckere Essen und lauschte gebannt Harrys Erzählung. „Ihre Väter hassen sich wie die Pest. Und als Francesca schwanger wurde, mussten sie ihren Eltern von der heimlichen Hochzeit erzählen. Da ist wohl alles ein wenig eskaliert."
Ich war überrascht. Kaum zu glauben, dass diese fröhliche und herzliche Frau ihre Familie auf diese Art zurücklassen musste.
„Das tut mir Leid für die beiden." Harry zuckte mit den Schultern. „Ihre Eltern reden mittlerweile wieder mit ihnen und die beiden fahren auch oft nach Italien, um ihre Verwandtschaft zu besuchen. Die Familien müssen sie allerdings getrennt besuchen. Aber Arianna wird mittlerweile von allen vier Großeltern akzeptiert."
„Sind Arianna und Violetta eigentlich befreundet?" Harry nickte mit vollem Mund. „Ja, sie machen ziemlich oft Pyjamapartys seit wir nicht mehr in der gleichen Stadt wohnen. Und wenn ich Lorenzo und Francesca besuche, bringe ich Vio eigentlich auch immer mit."
„Das ist echt schön." Ich grinste. Ein Besuch und sowohl Harry als auch Violetta waren glücklich.
„Louis? Ich weiß, das ist eigentlich kein Thema fürs erste Date, aber wolltest du eigentlich Kinder haben?"
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Louis und Harry haben also endlich ihr erstes Date.
Was Louis Harry wohl antworten wird? Und was passiert, wenn Louis gar keine Kinder will?
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