Badehose
Ich antwortete ihr nicht, sah nur auf meine kaputte Socke, musterte das blaue und weiße Muster darauf, das nur von dem Loch am großen Zeh unterbrochen wurde.
„Lou?"
„Bitte hass mich nicht, Mama", flüsterte ich, den Kopf noch immer gesenkt. Ich spürte, wie sie ihre Arme um mich schlang und mich zu sich zog.
„Wie könnte ich dich denn je hassen?" Mir kullerten bereits die Tränen über die Wange. „Ist Harry mehr für dich, als nur ein Freund?"
Ich nickte. „Ich habe mich in ihn verliebt, Mama", nuschelte ich in ihre Halsbeuge.
„Empfindet er denn dasselbe für dich?" Ich nickte erneut.
„Das freut mich für dich Lou." Sie rieb über meinen Rücken, wie sie es früher immer getan hat, wenn ich vor etwas Angst hatte.
„Oh Lou, du brauchst keine Angst davor haben, mir so etwas zu erzählen. Sowieso hab ichs in deinen Augen gesehen. Jedes Mal, wenn sein Name gefallen ist, haben deine Augen geleuchtet." - „Wir sind aber nicht zusammen. Noch nicht. Wir haben darüber geredet, wir brauchen beide noch Zeit."
Sie drückte mich etwas von sich weg, damit wir uns ansehen konnten. „Ich finde es schön, dass ihr wie zwei Erwachsene drüber geredet habt. Werde ich ihn denn auch irgendwann kennenlernen?"
„Vielleicht. Ich rede mal mit ihm darüber. Ich habe heute seine Mutter kennengelernt. Sie ist plötzlich in der Bäckerei aufgetaucht."
„Bäckerei?"
„Harry ist Bäcker. Ihm gehört 'Styles Bäckerei und Konditorei'." - „Oh das kenne ich. Da gab es an Weihnachten diese unglaublich leckeren Zimtsterne... Ist Harry dieser hübsche Lockenkopf?"
Ich nickte und wurde augenblicklich wieder rot. „Ja, das ist er."
„Scheint ein guter Fang zu sein. Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Glück der Welt mit ihm." Ich zog meine Mutter noch einmal in eine kräftige Umarmung. „Danke, Mama."
„Was ist denn hier los?", hörte ich Fizzy fragen. „Ach, wir hatten gerade nur ein intensives Mutter-Sohn Gespräch. Aber jetzt solltet ihr wirklich gehen, wenn ihr um halb eins die anderen abholen wollt."
Ich nickte, drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange, schnappte die Autoschlüssel und ging mit den Mädchen nach draußen. Mit dem Auto fuhren wir zu allererst zu Zayns und meiner Wohnung.
Meine Schwestern warteten im Auto. Ich sprintete die Treppen nach oben und betrat die Wohnung. Durch die offene Türe sah ich, dass das Wohnzimmer komplett verwüstet worden war. Zayns Zimmertür war geschlossen und es drang lautstark Musik heraus. Was war er? Ein hormongesteuerter Teenager? Also bitte, es war einfach lächerlich, wie er sich verhielt.
Schnell ging ich in mein Zimmer, schnappte meinen Turnbeutel und befüllte ihn mit allen Utensilien, die ich heute benötigen würde. Dann nahm ich noch meinen Koffer und schmiss so viele Klamotten wie möglich hinein. Außerdem legte ich noch alle Dokumente, die ich diese Woche für den Unterricht brauchen würde sorgsam in meine Mappe, die ich in meine Umhängetasche steckte.
Mit den Taschen und dem Koffer bewaffnet, eilte ich wieder aus der Wohnung und packte unten alles ins Auto. Es war ein Familienauto mit sieben Sitzen.
Ich fuhr auf schnellstem Wege zu Harrys Bäckerei und parkte das Auto davor. Als wir alle ausstiegen, war es genau halb eins, wie das Bimmeln der Kirchenglocke bestätigte.
Das erste, was ich sah, als ich die Bäckerei betrat, war Toni, der gerade ein junges Pärchen bediente. „Hey Toni." Als er sich zu mir umdrehte, stockte mir der Atem. „Was ist mit dir passiert?" Er hatte Kratzer an den Unterarme und ein Veilchen im Gesicht. Er kassierte das Pärchen schnell ab und kam dann um die Theke herum auf uns zu.
„Hey Louis, hey Mädels." Mich begrüßte er mit Handschlag, während er meine Schwestern umarmte. Sie waren schon immer unglaublich verrückt nach ihm. „Naja, ich hatte gestern noch eine Auseinandersetzung mit Zayn. Es tut mir echt leid, was er zu dir und Niall gesagt hat."
„Ist deshalb unser Wohnzimmer so verwüstet?" Er nickte mit einem traurigen Lächeln. „Es war ganz komisch, Alter. Ich habe nur seinen Oberarm berührt, weil ich ihn eigentlich beruhigen wollte, da ist er direkt auf mich losgegangen. Ich weiß echt nicht, was mit ihm los war, aber so aggressiv habe ich ihn noch nie erlebt. Und ich kenne ihn auch schon mein ganzes Leben." - „Es tut mir so leid, Toni. Du hattest damit ja gar nichts zu tun..." „Schon okay, Louis." Dann beugte er sich vor und flüsterte mir etwas ins Ohr. „Du und mein Boss also?" Er wackelte mit seinen Augenbrauen, während ich gegen die Hitze ankämpfte, die in meine Wangen stieg.
Ich wurde davor bewahrt, ihm zu antworten, da Violetta, Gemma und Harry aus dem Hinterzimmer hervor kamen.
„Hey ihr. Seid ihr bereit?" Ich nickte. „Das hier sind übrigens Fizzy, Daisy und Phoebe." Während ich das sagte, deutete ich auf sie.
„Hallo, ich bin Violetta." Violetta trat vor Fizzy, die sie sogleich in den Arm nahm. Daisy und Phoebe taten es ihr daraufhin gleich.
„Und ich bin Gemma, Harrys Schwester."
Nachdem meine Schwestern auch sie ausgiebig begrüßt hatten, stiegen wir ins Auto. Fizzy saß auf dem Beifahrersitz und navigierte mich zum Badeparadies, während sich Violetta und Daisy auf dem Rücksitz aufgeregt über die Rutschen dort unterhielten. Wir anderen hörten schmunzelnd zu.
Kaum waren wir angekommen, rannten meine Schwestern mit Daisy hinein. An der Kasse übernahm Gemma das Reden.
„Einmal das Familienticket für mich und meine Töchter, die sind beide 13." Sie deutete auf Daisy und Phoebe, die eigentlich schon fünfzehn waren.
„Und dann bezahle ich noch ein Familienticket für meinen Bruder, seinen Mann und ihre Tochter." Sie deutete auf Harry, mich und Violetta. „Und dann noch den Eintritt für diese junge Dame hier." Fizzy war definitiv zu alt, um als unsere Tochter durchzugehen.
Der Mann hinter der Kasse sah etwas genervt aus, dennoch gewährte er zweimal den Familienrabatt. Gemma bezahlte alles, dann gingen wir hinein.
„Soso, du bist also mein Mann", flüsterte Harry in mein Ohr, als wir den Weg zu den Umkleiden einschlugen. Mir wurde augenblicklich wohlig warm bei dieser Vorstellung. Mein Mann...
Meine Wangen erröteten, was Harry bemerkte, denn er fuhr mit seinen Finger zärtlich über meine Wange. Die Mädchen waren alle schon in die Umkleidekabinen verschwunden.
„Vielleicht bin ich ja bald dazu bereit, den Ring abzunehmen. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich jetzt küssen möchte." Waren meine Wangen schon erhitzt, so musste ich jetzt einer Tomate gleichkommen.
„Und du glaubst nicht, wie sehr ich dich küssen möchte. Aber bitte setz dich nicht unter Druck. Wir wissen, wo das hinführt. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst."
Harry nickte ernst, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn drückte und selber in einer Umkleidekabine verschwand.
Ich versuchte mit dem Kribbeln auf meiner Stirn und meinen wackeligen Gliedern klarzukommen, bevor ich mich selber auf den Weg in eine Umkleidekabine machte.
Als ich jedoch wieder heraustrat, wurde sämtliche Selbstbeherrschung mit einem Augenblick zu nichte gemacht. Harry stand da an einem Schließfach...
Mir fiel die Kinnlade herunter. So etwas sollte verboten gehören.
Er trug gelbe Badeshorts, die aber viel zu kurz waren, um noch als solche durchzugehen. Außerdem war sein durchtrainierter Oberkörper über und über mit Tattoos geschmückt. Genauso wie seine Arme und sein rechter Oberschenkel.
Harry drehte sich zu mir um und lächelte mich an. Dann schloss er sein Schließfach ab, befestigte das Band mit dem Schlüssel an seinem Handgelenk und kam auf mich zu.
„Verdammt, du bist so heiß, Lou", flüsterte er mir ins Ohr.
„Das kann ich nur zurückgeben. Weißt du eigentlich wie verdammt attraktiv du bist? Was sind das überhaupt für Shorts? Willst du etwa, dass ich den ganzen Mittag mit einer Beule in der Hose herumlaufe?" Er verzog sein Gesicht kurz zu einer schmerzvollen Grimasse.
„Nein, natürlich nicht, Lou." Er fuhr mit seinen Fingern mein It is what it is Tattoo nach. Die Haut, die er berührte, brannte.
„Ich glaube, wir sollten reingehen, uns etwas Abkühlung verschaffen..."
Ich bräuchte definitiv eine Dusche mit Blickschutz zu Harry. Alleine die Vorstellung, wie das Wasser seinen Körper hinab prasselte...
Ich biss mir auf die Lippen, verstaute mein Zeug schnell im Schließfach, nahm nur Handtuch und Duschgeld mit und eilte Harry hinterher in die Dusche.
Meine schlimmsten Vermutungen wurden wahr. Ich konnte nur dastehen und dabei zuschauen, wie das Wasser an Harrys anbetungswürdigem Körper hinablief, über seine Brust, den durchtrainierter Bauch,...
Dieser Anblick entlockte mir schon fast ein Stöhnen. Schnell biss ich mir auf meine Unterlippe, und drehte mich um, um mich unter eine Dusche gegenüber von Harry zu stellen. Ich drehte auf kalt und stellte mich dann unter das erquickende Nass. Mit dem Blick zur Wand duschte ich mich ab.
„Du hast einen wahnsinnig geilen Hintern." Schockiert drehte ich mich um, nur um Harry dabei zu erwischen, wie er auf meinen Hintern starrte.
„Was?" Ich blickte mich um. Wir waren alleine in der Gemeinschaftsdusche.
„Ich liebe deinen Hintern." Ich fuhr mir durch die nassen Haare. „Ähm danke?"
Harry wrang seine Lockenmähne aus und kam auf mich zu. „Du brauchst gar nicht so unsicher zu sein", meinte er, während seine Hand den Weg zu meiner Wange fand. „Du siehst unglaublich gut aus. Zudem bist du noch liebenswert und viel zu süß für diese Welt."
Er presste seine Lippen auf meine Stirn, wo sie gefühlt ewig verweilten. Meine Hände verschränkte ich währenddessen hinter seinem Rücken.
Ich war Harry noch nie so nahe wie jetzt.
Als wir hörten, wie die Türe aufging, löste Harry seine Lippen von meiner Stirn und wir blickten beide zur Geräuschursache. „Verzeiht meine Herren, ich wollte nicht stören. Die junge Liebe ist doch etwas Schönes."
Der Mann war ungefähr siebzig, hatte weißes Haar und eine schwarze Brille. Er lächelte uns freundlich an, bevor er sich unter eine der Duschen stellte. „Kein Problem, Sie stören nicht", sagte Harry zu dem Mann und grinste ihn an.
Dann legte er beide Hände auf meinen Hals und fuhr mit seinen Daumen über meine Wangen, während er seine Stirn gegen meine lehnte. „Siehst Du, Lou? Es gibt auch nette Menschen." Ich antwortete nicht, sondern genoss einfach seine Nähe.
„Wir sollten langsam mal reingehen, findest du nicht?"
Widerwillig stimmte ich zu und hielt seine Hand bis zum Ausgang der Dusche.
Im Badebereich sahen wir schnell, welche Handtücher zu unserer Gruppe gehören mussten, denn auf einem stand in großen Buchstaben 'Violetta' geschrieben. Links und rechts davon befanden sich zwei pinke Handtücher mit weißen Blumen darauf, von denen ich wusste, dass sie Daisy und Phoebe gehörten.
Wir legten unsere Handtücher auf den Liegen neben denen der Mädchen ab und begaben uns anschließend auf die Suche nach ihnen.
Während wir so durch das Badeparadies schlenderten, streifte seine Hand immer wieder die meine, bis er unsere kleinen Finger miteinander verschränkte.
Ich schaute mich erst etwas nervös um, als ich aber bemerkte, dass es niemanden zu interessieren schien, konnte ich mich ganz auf die positiven Gefühle konzentrieren, die diese Geste in mir auslöste.
Wir fanden unsere Schwestern und Violetta im Wellenbad, wo jede auf einer Schwimmnudel auf die nächste Welle wartete. Ich bemerkte, wie Harry sich anspannte, wahrscheinlich machte er sich Sorgen um seine Tochter. Die war bei ihrer Tante aber gut aufgehoben.
Harry sprang mit einem Kopfsprung in das Becken. Ich schmunzelte und sah zu dem 'Nicht vom Beckenrand springen' Schild, das deutlich lesbar über diesem Becken hing.
Die wussten wohl nicht, wie heiß Harry bei einem Kopfsprung aussehen würde, sonst hätten sie das Schild gewiss nicht aufgehängt.
Ich sprang hinterher, jedoch lange nicht so stilvoll wie Harry, und schwamm dann auch zu den anderen. Gemma begrüßte mich mit hochgezogener Augenbraue. Warteten sie schon lange auf uns?
Ich ignorierte es und machte mich dann daran, Fizzys Schwimmnudel zu klauen. „Ach komm, Schwesterherz. Teil doch mit deinem lieben Bruder."
„Nein, weil uns beide hält dieses Teil nicht aus und du bist definitiv der bessere Schwimmer von uns beiden, Herr Sportlehrer."
Ich streckte ihr die Zunge raus und versuchte dann bei Daisy mein Glück. „Hol dir doch deine eigene." Für was hatte ich denn dann Schwestern?
Ich hielt den Atem an, spannte meinen Körper an und legte mich auf die Wasseroberfläche. So genoss ich den nächsten Wellengang.
Als dieser zu Ende war, hatte Violetta keine Lust mehr auf dieses Becken. Uns anderen war das ziemlich egal, also folgten wir ihr. Sie zog ihren Vater an der Hand bestimmt zu dem Schwimmerbecken, wo sie sich sogleich auf einen der Startblöcke stellte.
„Tante Gemma, du musst sagen, wers besser macht, Papa oder ich."
Damit sprang sie mit einem Kopfsprung ins Wasser. Ihre Beine knickten leicht ein, ansonsten war dies ein tadelloser Sprung. Wären wir in der Schule, hätte ich ihr eine eins Minus dafür gegeben.
Als sie wieder auftauchte klatschte ich ein paar Mal. „Hervorragender Sprung, Violetta. Ich wette, dein Vater kann das gar nicht toppen."
Harry stellte sich auf den Startblöcke, ich stand schräg hinter ihm. Bevor er sich jedoch in Position brachte, drehte er seinen Kopf und warf mir ein anzügliches Lächeln zu. Als er sich dann bückte, war alles, das ich sah, sein Hinterteil, das in diesen viel zu kurzen Badeshorts steckte. Ich knabbert an meiner Unterlippe. Nach heute musste ich mir definitiv eingestehen, dass Männer heiß sein konnten. Und Harry war heißer als jede Frau, die ich jemals kennengelernt hatte.
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