Autoschlüssel
Kurz nachdem Violetta ihr Bad beendet hatte klingelte es auch schon an der Haustür. Harry ging hinunter, um zu öffnen und kam dann mit einem gut gelaunten Niall zurück.
„Hey Louis. Na, ich habe gehört, heute ist Date-Night angesagt?" Ich nickte. „Ja." Ich lächelte glücklich bei dem Gedanken, gleich ein Date mit Harry zu haben. „Da kann es wohl jemand kaum erwarten, so wie du strahlst. Vielleicht ist Harry ja dann auch bald offiziell dein Freund?" Ich biss mir auf die Lippe. Zum Glück kam Harry just in diesem Augenblick zusammen mit Violetta zur Tür hereinmarschiert.
„Niall." Violetta rannte auf ihn zu und sprang in seine Arme. „Hey Vio, na wie geht's dir? Hattet ihr einen schönen Tag?" - „Mir geht's super, Niall. Und dir? Unser Tag war echt schön. Louis hat mit uns gefrühstückt und dann waren wir Minigolfen. Wir haben aber nur fünf Bahnen geschafft, weil Louis so schlecht war. Er hat sogar Papa abgeschossen."
Niall lachte mich aus. „Louis, ich dachte wirklich, du hättest Talent." Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hab trotzdem ein Eis gekriegt."
„Das gab's nur aus Mitleid", mischte sich nun auch Harry ein. „Du hast mich praktisch mit einem Schlag zeugungsunfähig gemacht." Niall lachte sich schlapp. „Du hast seine Eier getroffen?" Ich rieb mit meiner Hand übers Gesicht und knurrte ein leises 'ja'. Harry schickte zwischenzeitlich Violetta los, damit sie ihre Tasche packen und ihre Schuhe anziehen konnte.
„Harry, ich hoffe, du hast keine dauerhaften Schäden erlitten." - „Nein, keine Sorge. Und wenn dann geht das nur meinen Freund etwas an. Nicht wahr, Schatz?" Harry griff nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger, während Niall fast die Augen aus dem Kopf fielen. „Ihr seid zusammen? So ganz offiziell? Weiß Violetta davon?" Harry nickte stolz. „Violetta weiß Bescheid. Zum Glück hat sie da kein Problem mit. Sie liebt Louis. Und ja, Louis ist jetzt ganz offiziell mein Freund, seit gestern Abend."
Ich nickte und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. „Wartest du unten auf mich? Ich will mich auch noch umziehen."
Da ich keineswegs in seine Privatsphäre eindringen wollte, nickte ich und ging nach unten. Im Wohnzimmer setzte ich mich aus Sofa und zückte mein Handy. Ich hatte eine SMS von Zayn.
Vernissage 05. Juni, 18 Uhr, Galerie Abel
Das war dann wohl eine Einladung. Ich schrieb ihm schnell zurück, dass er auf jeden Fall mit mir rechnen konnte und packte dann mein Handy wieder weg. Im selben Moment betrat Niall mit Violetta an der Hand das Zimmer. Niall starrte auf sein Handy und hatte seine Stirn in Falten gezogen. Er blinzelte mehrmals ungläubig. „Was ist los, Niall?"
Er blickte von seinem Telefon auf und starrte mich ungläubig an. „Ich glaube, Zayn hat mich gerade zu seiner Vernissage eingeladen. Warum macht er das? Er hasst mich doch?"
Ich schüttelte den Kopf. „Zayn hasst dich nicht. Und ich glaube auch nicht, dass er einfach so schwulenfeindliche Sprüche raushaut. Da steckt mehr dahinter, Niall."
Er schüttelt den Kopf. „Wenn er es nicht so meint, warum sagt er es dann? Und warum schickt er mir eine Einladung zu einer Vernissage? Er hat sich ja noch nicht mal bei mir entschuldigt."
„Niall, Zayn hat ganz einfach Angst. Bitte vertrau mir. Ich habe ihm verziehen. Ich wohne wieder bei ihm."
Er sah mich schockiert an. „Sag mal spinnst du?", schrie er. „Nachdem er uns so aus der Wohnung geworfen hat? Weißt du eigentlich, wie er Toni danach zugerichtet hat? Harry hat mir erzählt, dass Zayn auf ihn losgegangen ist. Du kannst doch nicht wieder bei ihm einziehen." - „Doch! Und wie ich das kann. Ganz einfach weil Zayn eigentlich kein böser Mensch ist. Ich kenne Zayn mein Leben lang. Ich weiß, dass er nicht grundlos so ist. Akzeptier das doch einfach."
„Bitte nicht streiten ihr zwei..." Violetta hielt noch immer Nialls Hand und sah verängstigt zwischen uns beiden her. Ich ließ mich vor ihr auf die Knie sinken und streichelte ihr über den Oberarm. „Es tut mir leid, Violetta. Wir wollten uns nicht streiten. Wir hören jetzt auch auf. Alles gut?"
Sie nickte, sah aber noch immer etwas eingeschüchtert aus. „Niall, gehen wir dann jetzt?" Niall nickte und ging mit ihr in den Flur, ich hinterher. Im selben Moment kam Harry die Treppe herunter. Er trug eine Jeans, die enger nicht sein könnte und ein schwarz-weiß gemustertes Hemd, das er nur bis zur Hälfte zugeknöpft hatte. Die Ärmel hatte er bis über die Ellbogen hochgekrempelt. Dazu trug er eine Kreuzkette, die sich perfekt in den Ausschnitt einfügte.
Ich befeuchtete meine Lippen und zog dann meine Unterlippe zwischen meine Zähne. „Harry..." Dieser grinste nur, während ich fast zu Sabbern anfing.
Ich bemerkte, dass Harry Ringe trug. Fast an jedem Finger einen. Doch sie waren alle silbern, sein Ehering war definitiv nicht dabei.
Er kam die Stufen herab und griff nach meinen Händen. „Na, bist du bereit?" Ich knabberte wieder an meiner Unterlippe und nickte. „Ja, definitiv."
Er grinste und zog sich dann seine Schuhe an. Schwarze Chelsea Boots. Ich schlüpfte unterdessen in meine Vans und kontrollierte, dass ich Handy und Geldbeutel eingesteckt hatte.
Niall und Violetta verabschiedeten sich von uns, dann verließen sie auch schon das Haus. Harry schnappte sich seinen Autoschlüssel und steckte seinen Geldbeutel in die hintere Hosentasche. Wie er das geschafft hatte, war für mich unverständlich, so eng wie die Hose ohnehin schon war.
Er wollte mich gerade zur Tür hinaus ziehen, da hielt ich ihn auf. „Warte kurz." Ich legte seine Hand auf meine Brust. „Spürst Du, wie nervös ich bin?" Mein Herz pochte wie verrückt.
Harry lächelte und legte seine andere Hand an meine Wange. „Es geht mir da nicht anders, mein Schatz. Du bringst mich um den Verstand. Vor allem, so heiß wie du heute Abend wieder aussiehst." Er streichelte mit der Rückseite seiner Finger sanft über meine Wange. Ich schloss meine Augen und genoss das Gefühl, das er in mir auslöste. „Das sagst gerade du... " Eine Hand drückte noch immer Harrys Hand gegen mein rasendes Herz. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand berührte ich sein Schlüsselbein und ließ ihn dann ganz langsam über seine nackte Brust wandern. Ich befeuchtete meine Lippen und fokussierte meinen Blick fest auf den wunderschönen Mann vor mir.
„Lass uns gehen, jetzt, sonst kommen wir hier nicht mehr weg. Sonst will ich hier nicht mehr weg."
Harry zog mich erneut hinter sich her. Dieses Mal unternahm ich aber keinen Versuch, ihn zu stoppen.
Wir gingen in die Garage, dort kletterte ich auf den Beifahrersitz seines alten Golfs. „Ich liebe dieses Auto!" Harry sah mich skeptisch an. Er sah fast so aus, als würde er sich schämen. „Ich wollte immer schon so ein Auto haben, aber irgendwie hat sich das nie ergeben. Zu Schulzeiten bin ich immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren und als ich dann volljährig war konnte ich mir kein Auto leisten, weil ich angefangen habe zu studieren. Dann kam Eleonor ins Spiel, die strikt gegen ein eigenes Auto war. Sie hat mich praktisch gezwungen, mit Bus und Bahn zu fahren."
„Das klingt aber nicht sehr nett." Ich zuckte mit den Schultern und legte meine Hand auf Harrys, die noch auf dem Schaltknüppel lag. Er wandte seinen Blick von der Straße ab und lächelte mich an. „Tut mir leid, dass ich meine Ex erwähnt habe. Ich weiß, sowas macht man eigentlich nicht auf dem Weg zum ersten Date." Harry lächelte noch immer. „Ich finde es nicht schlimm, weil ich weiß, dass dieses Kapitel für dich definitiv beendet ist. Sowieso erträgst du es ja auch, wenn ich ständig über Mia rede. Sie waren nun mal beide für lange Zeit Teil unseres Lebens. Und ich möchte, dass du mit mir über alles reden kannst, was dir grade durch den Kopf geht. Bitte keine Scheu, nur weil es unhöflich wäre oder irgendwelche dummen gesellschaftlichen Regeln es verbieten. Die gelten nämlich nicht für uns. "
Harry schenkte mir noch ein Lächeln, bevor er unsere beiden Hände anhob und auf meinen Oberschenkel legte. Augenblicklich kribbelte die Stelle unter Harrys Hand.
„Harry?" - „Ja, Schatz?" - „Hast du noch Schuldgefühle gegenüber deiner Frau? Weil jedes Mal, wenn ich dich ansehe bin ich glücklich. Und dann denke ich sofort wieder an Fizzy, die tot ist und ich ja eigentlich in Trauer versinken sollte, statt mit dir glücklich zu sein."
Harrys Lächeln fiel und er nickte ernst. „Genauso geht es mir, wenn ich dich ansehe. Aber ich sage mir jedes Mal, dass Mia nicht wollte, dass ich aufhöre, mein Leben zu leben. Sie hat mir gesagt, dass sie will, dass ich glücklich bin. Ihr Tod kam ja nicht plötzlich. Wir haben oft darüber geredet, was danach kommen würde. Klar, ich fühle mich jedes Mal schlecht. Aber mit der Zeit wird es weniger schlimm" Er drückte meine Hand. „Danke."
„Wofür?" Harry sah erstaunt in meine Richtung, bevor er sich wieder auf die Strasse konzentrierte. „Danke, dass ich mit dir über sowas reden kann. Daheim versucht jeder das Thema Fizzy zu umgehen. Es ist, als hätte jeder Angst, dass eine Bombe hochgehen würde, sobald Fizzys Name auch nur erwähnt wird."
Harry nickte. „Das war bei mir zum Teil auch so, wenn ich meine Schwiegereltern besucht habe. Ich sehe sie nicht mehr so oft. Nur noch, wenn sie Violetta sehen wollen. Aber mit Violetta selber habe ich immer ziemlich offen drüber geredet. Ich wollte nicht, dass sie ihre Trauer in sich hineinfrisst. Und meine Mutter und meine Schwester waren zwar betroffen, aber eben lange nicht so, wie ihre Familie. Oder ich."
Ich nahm Harrys Hand, die auf meinem Oberschenkel lag und umfasste sie mit beiden Händen.
„Wenn du drüber reden willst, dann bin ich für dich da."
Harry antwortete nichts mehr. Das war auch gar nicht nötig, denn sein Lächeln verriet schon pure Dankbarkeit.
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