Kapitel 6
Wir liefen gemeinsam zum Auto und stiegen ein. Carmen lies mich vorne sitzen. Sie schien eine nette Person zu sein. Ich kannte sie ja bis jetzt nicht. Jonathan wollte seine Mutter nach Hause fahren. Im Auto war eine bedrückte Stimmung. Wir verabschiedeten uns von Carmen und stiegen wieder ein.
Die Stimmung lockerte sich aber nicht. Ich hatte sogar das Gefühl dass die Atmosphäre noch angespannter sei. Mein Blick schweifte zu Jonathan. Er sah sehr konzentriert und angespannt aus.
Wir fuhren nicht lange und waren auch schon bei ihm.
Ich stieg aus und folgte ihm wieder ins Haus.
Jonathan ließ sich einfach auf die Couch fallen, stütze seinen Kopf mit seinen Händen und massierte sich die Schläfen.
Vorsichtig setzte ich mich neben ihn und wollte ihn umarmen. Er sah aus, als würde es das brauchen.
Doch er nahm meine Hand und schob sie wieder zu mir. "Lass es. Lass es einfach... Okay?!" er klang sehr gereizt, weshalb ich mich kurz erschrak. "A-aber...." stammelte ich. "Nichts 'aber'. Ja- Benjamin... Du wirst nicht weiter so arbeiten!" bestimmte er jetzt. Seine grünen Augen funkelten mich gereizt an.
"Was interessiert es dich wie ich mein Geld verdiene?! Wärst du da nicht durchgefahren, hättest du dich eh nicht an mich erinnert!" schrie ich schon fast. Ich wollte wieder wegrennen. Weg von hier... Weg von ihm!
Doch er stand auf und hielt mich an meinem Handgelenk fest.
Wütend schüttelte ich meinen Arm und versuchte das er seinen Griff lockerte.
Ich zerrte mit meiner freien Hand an seinem Arm rum aber es schien ihn einfach nicht zu stören. Also schlug ich ihn unter der Gürtellinie. Viel Kraft hatte ich noch nie, aber es sollte reichen. Dachte ich.
Er erschrak sich zwar und sein Gesicht verzog sich, aber anstatt dass er mich losließ, zog er mich zu sich und umarmte mich. Aus dieser Position konnte ich mich nicht retten.
Und... Ich wollte es auch gar nicht mehr...
Von Jonathan ging so eine wohlige, alt-bekannte Wärme aus und er roch so gut.
Zögernd umarmte ich ihn. Eigentlich krallte ich mich eher an seinem Jacket fest.
Mein Gesicht lehnte auf etwas nassem, da fiel mir auf dass ich weinte.
Wieso weinte ich?
Habe ich sowas vermisst?
Nein.. Körperlichen Kontakt hatte ich auch mit den Kunden.
Aber wieso... Wieso weinte ich?
"I-ich hasse dich...." murmelte ich in Jonathans Hemd.
Ich war immernoch verletzt.
Schließlich hatte er mich alleine gelassen und jetzt wollte er über mich bestimmen. Er nahm mir diese Wärme, er nahm mir meinen einzigen Freund, er nahm mir mein Vorbild...
Ich habe zu ihm aufgesehen. Wir waren fast immer zusammen und bei niemanden sonst, habe ich mich so wohl und glücklich gefühlt. Und dann ging er..
Er nahm mir damit alles, was ich noch an Freude verspürte.
Ich war obdachlos, minderjährig und alleine.
Irgendwann beschloß ich dann eine Obdachlosenwohnung zu suchen.
Der Vermieter hatte unten sein Büro.
Ich erklärte ihm, dass ich gar nichts hatte...
Er meinte, das sei kein Problem und hatte dabei dieses Grinsen im Gesicht.... Dieses ekelhafte Grinsen.
Er war mein erster...
Und er zwang mich zur Prostitution. Er hätte mich sonst rausgeworfen.
Ich stürzte in die Depression. Jeden Abend saß ich in meinem "Zuhause" in der Dusche und habe geweint. Ich wurde beschmutzt, ich wurde benutzt und ich hatte niemanden.
Ich musste mich verkaufen um Leben zu können. Ich wollte nicht wieder auf die Straße zurück.
Wo die Leute dich verachtend anguckten oder auslachten. Wo sie Scherze machten, weil du auf der Straße schliefst. Wo sie dir gekaute Kaugummis oder Bierdeckel in deinen Becher schmeißen und dich noch scheinheilig anlächelten.
Jeden Tag stand ich da... Und wurde jeden Abend von den verschiedensten Männern mitgenommen.
Und dann taucht er auf einmal auf und stellt mein Leben auf den Kopf.
Wäre er nicht gegangen.... Dann wäre ich nicht alleine... Dann hätte ich mich nicht verkaufen müssen...
Ich hatte doch Grund genug ihn zu hassen, oder?
Aber wieso tut es mir weh, wenn ich sage oder denke, dass ich ihn hasse...?
So... Hier ist ein neues Kapitel. :D
Ich war die letzten Tage etwas unterwegs. Und gestern auf der Biermeile. 🍺
War echt lustig. :D
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. :3
Eure Vitani~
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