Geheimnis oder Nicht-Geheimnis?
"Du willst unterrichten?"
"Ja. Dürfte doch kein Problem darstellen."
"Ich weiß nicht, ob du das schaffst." Wirkliche Zweifel liegen nicht in ihrem Gesicht. Ich erkenne eher dieses Slytherin-Grinsen und es erinnert mich an sage und schreibe siebendreiviertel Minuten, die der sprechende Hut brauchte, um zu entscheiden, ob sie nach Ravenclaw oder Slytherin kommt.
"Bitte. Seit wann gebe ich Nachhilfe im Duellieren?"
"Seit der ersten Klasse, aber das ist doch kein Unterricht geben!"
"Irgendwie schon."
"Nein. Du bist zwar gut in Verteidigung gegen die dunklen Künste, aber doch nicht sooo gut!"
"Britta. Seit wann kann ich einen gestaltlichen Patronus hervorbringen, einen der schwersten Zauber überhaupt?"
"Weihnachtsferien der ersten Klasse. Aber..."
"Seit wann...", setze ich an, aber Britta unterbricht mich forsch.
"Ist ja gut! Vielleicht gar keine sooo schlechte Idee...", grummelt sie.
Ich setze mich auf mein Bett und will mich gerade in die nachtblauen Kissen sinken lassen, als die Wanduhr in der Ecke gongt.
"Abendessen.", stöhnen Britta und ich gleichzeitig. Ich stehe auf und richte meinen Umhang, während Britta ihre Schriftrolle auf ihr Bett pfeffert. "Ich hasse dich, blöder Aufsatz! Ich schau dich heute nicht mehr an!", verkündet sie. Mit ihrem Zauberstab verschließt sie die wunderschönen, sternbilderverzierten Vorhänge um ihr weiches Himmelbett und wir gehen herunter in den Gemeinschaftsraum. Wir verlassen knapp hinter den letzten Schülern den Raum und laufen in Richtung Großes Treppenhaus.
"Ich hab absolut keine Lust auf ewiges Treppensteigen...", murmelt Britta verärgert. Einen besonders guten Tag scheint sie nicht gehabt zu haben.
Ich ignoriere meine leisen Zweifel und ziehe Britta in eine mit Porträts vollgekleisterte Sackgasse.
"War hier deine Berufsberatung?", scherzt Britta lustlos.
"Nicht ganz."
Für sie unhörbar wispere ich dem goldgerahmten, lebensgroßen Porträt einer schlanken, brünetten Hexe "Revelio" zu. Das Porträt schwingt wie eine Tür auf und Britta folgt mir in den Aufzugturm.
"Gehörte die zu deiner Familie, dass sie dich hier reinlässt?"
"Nein!" Ich konzentriere mich auf den Aufzug und rufe "Erdgeschoss!". Britta schreit panisch auf, als der Boden nach unten fährt.
"Alles gut!", versuche ich sie zu beruhigen. Ablenkung? "Wie bist du denn darauf gekommen, das sie mit mir verwandt sein könnte?"
"Ihr habt dieselben Augen, dieselben Haare und sogar eine ähnliche Figur."
Irritiert führe ich Britta aus dem Turm. In der großen Halle setzten wir uns an unseren Stammplatz am Ravenclaw-Tisch, dann erscheint das Essen. Ich bediene mich von den Kartoffeln und Britta greift quer an mir vorbei nach der Soße. Als ihr Mund an meinem Ohr vorbeigleitet, vernehme ich ihr fordernd geflüstertes "Passwort?"
Ich greife ebenfalls an ihr vorbei und wispere ihr mit demselben Trick "Revelio" ins Ohr. Leise bitte ich sie "Aber geh bitte nicht ohne mich rein. In den Gängen sind viele Fallen und solches Zeug."
"Ja, Ja..."
Ich glaube nicht, dass sie sich meine Warnung zu Herzen nimmt, aber ein winziger Teil in mir denkt: Selbst schuld, wenn sie nicht auf dich hört. Ich schüttele leicht den Kopf, um mich zu Vernunft zu bringen, und widme mich dem Essen.
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