
Epilog
》Ich habe dich so sehr vermisst, Spatz.《 Quinn beginnt vor Freude zu weinen. 》Ich dich auch!《 》Können wir bitte jetzt weiterfahren? Ihr habt nachher noch genug Zeit miteinander.《 Der Weisshaarige nickt. Sie reicht ihm eine Tablette und ein Glas Wasser. 》Nehmen Sie das. Sie werden nie wieder Schmerzen spüren.《 》Wegen den Flügeln《, flüstert Cody. Schnell schluckt Quinn die Tablette. 》Auf wen möchten Sie warten?《 》Wie lange hast du noch, Cody?《 Dieser blickt auf sein Handgelenk. Darauf befinden sich ein Timer, der jede Sekunde runterzählt. 》Neun Tage und zwei Stunden.《 》Dann möchte ich bitte auf Ashton Cornell warten.《 》Aber Quinn, er ist schon alt. Er wird nicht mehr lange zu leben haben.《 》Ich weiss. Aber wenn deine Zeit abgelaufen ist, will ich nicht noch ewig ohne dich hier sein müssen.《 》Also Ashton Cornell?《 》Ja, genau.《 》Gut, Sie können jetzt gehen.《 Cody grinst. 》Komm, wir holen dir jetzt was zum Anziehen.《 Doch Quinn wirkt skeptisch. 》Gibt es hier nur solche Kleidung?《 Er deutet auf Codys weisse Toga und auf seine braunen Sandalen, die an seinen Beinen nach oben geschnürt sind. Der Blonde muss lachen. 》Meinst du meine Toga? Gefällt sie dir etwa nicht?《, grinst er schelmisch. 》Es gibt verschiedene. Zum Beispiel solche, die über eine Schulter gehen oder über beide, aber alle sind am Rücken frei, wegen den Flügeln.《 Er drückt Quinn eine in die Hand. 》Probier die hier an.《 Quinn zieht sie sich über. 》Ich glaube die hier ist ganz gut.《 Da kommt Cody auch schon mit Schuhen. 》Das sollte deine Grösse sein.《 Auch die zieht sich Quinn an und sie passen wie angegossen. 》Super, dann müssen wir ja nur noch deinen Heiligenschein abholen gehen.《 Quinn nickt und greift beim Gehen nach Codys Hand. Der Ältere blickt zu ihm herüber und lächelt ihn sanft an. 》Ich hätte nicht gedacht, dass du das tun würdest, jetzt wo du doch Ash hast.《 》Cody, ich liebe dich. Du bist mein Ehemann und mein Seelenverwandter. Es gibt niemanden, den ich mehr lieben könnte, als dich.《 》Das hast du jetzt aber schön gesagt.《 Quinn lächelt schüchtern. 》Aber macht es dir nichts aus, wenn ich so alt aussehe und du so jung?《 Cody schüttelt den Kopf. 》Für mich zählt nur, was da drin ist《, lächelt er und tippt Quinn mit dem Zeigefinger auf die Brust. 》Und ausserdem bin ich ja trotzdem drei Jahre älter, als du.《 Sie gehen an all den Menschen vorbei, die sich noch ihre Toga aussuchen und kommen schliesslich zu einem Stand mit einen Schalter. 》Hallo Jackie! Wir würden gerne einen Heiligenschein auf den Namen Quentin Lyle Harpert abholen.《 Jackie nickt und geht nach hinten. 》Cody? Sag mal, sind hier auch Babys? Die können sich ja nicht wünschen, auf wen sie warten wollen.《 》Gute Frage. Um ehrlich zu sein habe ich hier noch nie eines gesehen.《 》Babys?《, meint Jackie, als er mit Quinns Heiligenschein zurückkehrt. 》Zieh den mal an. Passt er?《 》Ja, Babys. Gibts hier welche?《 Quinn zieht den schwarzen Heiligenschein an, zieht ihn wie auch Jackie und Cody bis auf die Stirn. 》Passt perfekt.《 》Super《, lächelt Jackie. 》Also es gibt schon Babys hier, dort hinten um genau zu sein《, zeigt er den Flur hinunter. 》Da sie nicht reden können, warten sie auf niemanden. Alle bleiben einfach bis zu ihren hundertsten Geburtstag hier.《 》Hundert Jahre lang ein Baby sein. Was für ein beschissenes Leben.《 Quinns Augen werden ganz gross. 》Dann ist ja Mileya dort!《 Auch Cody blickt ihn nun mit ganz grossen Augen an, packt ihn dann am Arm und gemeinsam rennen sie den Flur hinunter, so schnell sie ihre Beine tragen können. Beide können kaum noch normal atmen. Quinn bekommt sogar schon Seitenstechen. Die Tür kommt immer näher, ist bald zum Greifen nahe. Cody streckt den Arm nach ihr aus, stösst sie auf und stürmt in den Raum, Quinn hinterher. Nun befinden sie sich in einer gigantischen Halle. Reihen um Reihen von Babybetten erstrecken sich vor ihren Augen. Der Blonde hält den Atem an. Man sieht nicht einmal das Ende der Halle, da sie so riesig ist. An der Decke hängen Schilder mit den Jahreszahlen, an den Betten Schilder mit Name und Geburtsdatum des Kindes. Sie rennen, rennen, als würde es um ihr Leben gehen zu dem Schild mit der Jahreszahl 2052. Quinn zittert vor Aufregung. Flink huschen die Augen der beiden über die Schilder an den Babybetten und scannen sie ab. 》Hier!《, quietscht Quinn zu Cody herüber. Cody dreht sich um und sieht, wie sein Mann ihre Tochter liebevoll im Arm hält. Er kann nicht anders, als zu lächeln. Er schaukelt mit ihr hin und her. Liebevoll greift Cody nach Mileyas winziger Hand und stupst ihr sanft mit dem Zeigefinger auf die Nase. Die Kleine beginnt zu lachen. Da bleibt plötzlich eine Frau neben ihnen stehen. Genau wie Quinn trägt sie einen schwarzen Heiligenschein. 》Ihr dürft sie nicht mitnehmen.《 Cody wirbelt wütend herum. 》Wie bitte?!《 》Ich weiss nicht warum, aber die Babys müssen in dieser Halle bleiben《, meint sie und geht davon. Cody blickt ihr verwirrt hinterher. Was war das denn? Eine halbe Ewigkeit bleiben sie noch bei ihrer Tochter, spielen und kuscheln mit ihr, bis sie schliesslich einschläft. Nun wollen sie die Kleine schlafen lassen und ein bisschen Zeit zu zwei geniessen. Also haben sie sich ein freies, grosses Bad gesucht und setzen sich, nachdem sie die Togas und die Sandalen abgestriffen haben, in den niedrigen, grossen Pool. Das Wasser reicht ihnen bis unter die Brust. Quinn kniet hinter Cody und wäscht ihm vorsichtig die Flügel. Er kann spüren, wie sich seine Haut an seinem Rücken spannt und wölbt. Es dauert nicht mehr lange, bis auch seine Flügel zum Vorschein kommen werden. Cody beisst sich auf die Unterlippe und macht die Augen zu, als Quinn die Stelle schrubbt und liebkost, an der die Flügel aus seinem Rücken gewachsen sind. Dort ist er besonders empfindlich. Jemandem die Flügel anzufassen, ist eine sehr intime Sache. Er würde sich niemals von jemandem an seinem Gefieder anfassen lassen, wenn es denn nicht Quinn wäre. Er unterdrückt ein Stöhnen. 》Ich liebe dich, Spatz《, lächelt er, als er sich das silberne Blut von Stirn und Schläfe wischt. Der Dornenkranz um seinen Kopf, bohrt sich tief in seine Haut. Zum Glück kann er keine Schmerzen spüren. Doch da kippt Quinn keuchend um. Das Wasser spritzt auf, als er ins Wasser klatscht. Er rappelt sich schnell wieder auf. Cody begreift sofort, was los ist und streichelt zärtlich Quinns Hand. 》Halt durch, Spatz. Du schaffst das.《 Der Weisshaarige nickt und wimmert, als sich eine Spitze seines Flügels aus dem Rücken bohrt. 》Ich weiss, Quinn. Es ist unangenehm.《 Wieder nickt er bloss. Die Haut an seinem Rücken reisst immer mehr, immer mehr Blut findet an die Luftoberfläche und fliesst seinen Rücken hinunter. Er wimmert und zieht scharf die Luft ein. Langsam winden sich die Flügel aus seinem Rücken. Die weissen Federn sind komplett in silbernes Blut getränkt und lassen sie verkleben. Völlig ohne Quentins Hilfe drängen sich die Flügel von alleine aus seinem Rücken. So sehr er sich anstrengt, er kann sie noch nicht einmal bewegen. Plötzlich beginnen sein rechter Flügel wie verrückt zu flattern. Es scheint, als würde er sich nicht alleine aus dem Rücken seines Besitzers befreien können. 》Spatz, ich muss dir helfen. Der Flügel steckt fest.《 Quinn nickt. Vorsichtig greift Cody nach Quentins Flügel und beginnt daran zu ziehen. Allerdings gibt das gefiederte Ding nicht nach, also zieht er fester. Quinn verzieht das Gesicht. Dann endlich ist der Flügel mit einem Ruck vollständig draussen. Es dauert nicht lange, bis der andere es schliesslich auch geschafft hat. Seine Flügel haben sich nun vollständig enfaltet. Vorsichtig flattern sie langsam auf und ab. 》Und, wie fühlt es sich an?《 》Seltsam.《 》Deine Federn sind voller Blut. Komm, ich helfe dir sie zu waschen.《 》O-okay《, stottert er und Cody beginnt ihm seine Flügel von dem ganzen Blut zu säubern. Das Wasser verfärbt sich silbern. Ein leichtes Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus. Cody hat recht. Es fühlt sich wirklich verdammt gut an.
Drei Tage haben sie jetzt quasi nur damit verbracht zu kuscheln, zu reden und um sich um ihre Tochter zu kümmern. Dass sie nur noch fünf Tage haben, bis Codys Zeit abgelaufen ist, haben sie völlig verdrängt. Nun liegen sie auf einer Wiese, Quinn lässt seinen Kopf auf Codys Brust ruhen und lauscht seinem Herzschlag, während Cody ihm sanft über die Flügel streichelt. 》Was hast du eigentlich die ganzen Jahre gemacht, Cody?《 》Es gibt hier sowas wie ein Raum mit einer Wand aus Glas. Von dort aus kann man Menschen beobachten. Ich habe dir oft zugesehen, aber ich wollte natürlich deine Privatsphäre nicht verletzen.《 》Echt süss von dir, Cody《, lächelt er und trommelt mit den Fingern auf Codys Brust. Alles scheint perfekt, doch plötzlich kommt jemand auf die beiden zugestürmt. Verwirrt sitzt Quinn auf. 》Quinn! Gut, dass ich dich gefunden habe. Etwas schreckliches ist passiert.《 》W-was denn?《 》Ash ist gestorben.《 》Was?! A-aber wie denn?《 》Er ist die Treppe hinuntergestürzt. Komm mit, er wird gleich da sein.《 Sofort stürmen die drei zum Empfang. Ash steht sichtlich verwirrt dort. 》K-krümmel?《, stottert er. Quinn starrt auf sein Handgelenk. Nun beginnen die Ziffern langsam herunterzuzählen. Eine Stunde. Auch Cody starrt schockiert auf sein Handgelenk. 》Wieso habe ich nur noch eine Stunde?!《, ruft er erschrocken aus. Cody und Quinn starren sich völlig perplex an. 》Quentin Harperts Zeit mit Ashton Cornell beträgt eine Stunde und da Sie auf Quentin gewartet haben, wird durch seine Zeit Ihre Zeit auf seine gekürzt《, meint die Dame am Empfang gelangweilt. 》Aber das können Sie doch nicht tun!《 》Ich mache die Regeln nicht, ich kann daran auch nichts ändern.《 》Scheisse, Scheisse, Scheisse!《, flucht Quinn. 》Wie soll ich mich denn jetzt von euch beiden gut verabschieden können?《 Ash starrt Cody kalt an. 》Geh schon, Spatz. Ich weiss, dass du ihn liebst und da er dich auch liebt, solltest du dich ordentlich von ihm verabschieden. Aber bitte komm in spätestens einer halben Stunde wieder. Du musst dich noch von unserer Tochter und mir verabschieden. Falls du mich suchst, ich bin bei Mileya.《 Quinn kann gar nicht darauf reagieren, da ist Cody auch schon weg. Ash guckt Quinn vorsichtig an. Er scheint ziemlich traurig zu sein. 》Krümmel, ich verstehe, wenn du das nicht möchtest. Ich weiss, dass du ihn mehr liebst, als mich. Ich war sowieso immer nur sowas wie ein Lückenfüller.《 》Hör auf sowas zu sagen, Ash! Ich liebe dich auch!《 》Hör auf mich anzulügen, Krümmel!《 》Das tue ich doch gar nicht!《 》Dann beweise mir, dass du mich liebst.《 》O-okay《, stottert Quinn. Er fühlt er sich Cody gegenüber schlecht, wegen dem, was er gleich tun wird. Quinn steht nun so nahe bei Ash, dass er problemlos seinen leisen Atem hören kann. Dann stellt er sich auf die Zehenspitzen und beginnt Ash so leidenschaftlich und schamlos zu küssen, wie noch nie. Seine Zunge lässt er Ashs Mund erkunden, welcher ihn baff zurückküsst. 》Hört auf, ihr Opas! Das ist ja echt wiederlich!《, schnauzt die Frau am Tresen. Kichernd unterbricht Quinn den Kuss. 》Dann lass uns was für dich zum Anziehen suchen.《 Ash nickt und geht ihm hinterher.
Gemeinsam liegen sie auf einer Wolke, kuscheln sich aneinander und geniessen die letzten Minuten miteinander. Ash kann es kaum fassen, dass er Quinn schon bald wieder verlieren muss. Doch diesmal ist es anders, diesmal ist es für immer. Gähnend reckt sich Quinn. Noch nie lag er auf so etwas bequemen, wie auf dieser Wolke. Gedankenverloren blickt er auf sein Handgelenk. 28 Minuten und 12 Sekunden. 》Ash, ich muss jetzt zu Cody.《 》Okay《, seine Stimme klingt echt niedergeschlagen. Sie küssen sich ein allerletztes Mal. 》Ich liebe dich, Ash. Vergiss das nicht.《 》Ich liebe dich auch, Krümmel.《 Liebevoll gibt er Quinn einen Kuss auf die Nase. 》Machs gut, Kleiner.《
Grinsend umarmt Quinn Cody von hinten. Cody lacht leise auf. 》Jetzt schleichen wir uns schon an, was?《 》Wieso nicht?《, kichert Quinn. 》Mileya schläft übrigens. Ich möchte sie nicht wecken.《 Der Weisshaarige nickt. 》Wir haben nur noch zwanzig Minuten für uns.《 》Dann lass uns die noch nützen.《 Cody nickt und streicht Mileya über das winzige Köpfchen. 》Mama und Papa haben dich ganz doll lieb, hörst du, Prinzessin?《 Auf Quinns Lippen breitet sich ein schwaches Lächeln aus. 》Papa hat recht《, flüstert auch Quinn, bevor er ihr einen Kuss auf die Stirn gibt. 》Wir lieben dich, Mäuschen. Machs gut.《 Hand in Hand gehen sie den Flur entlang. 》Und, was hast du jetzt vor, Cody?《 》Was ich jetzt vor habe?《, er grinst. 》Denkst du nicht, wir sollten noch ein letztes Mal miteinander schlafen?《 Quinn wird ganz rot. 》D-doch das ist keine schlechte Idee.《 》Logisch ist das keine schlechte Idee《, feixt Cody und zwinkert seinem Ehemann zu, bevor er ihm einen Kuss auf die Schläfe gibt. 》Und jetzt komm, wir haben nicht sehr viel Zeit《, grinst er. 》Oder willst du etwa, dass wir das Vorspiel kürzen müssen?《
Nervös guckt Quentin auf sein Handgelenk. 39 Sekunden. Er blickt die Klippe hinab, doch er kann nur ein paar Meter weit hinab sehen, dann wird alles von der Dunkelheit verschluckt. 》Ich habe Angst, Cody《, flüstert er. Beruhigend streichelt der Blonde seine Hand. 》Ich auch, Quinn, aber wir stehen das gemeinsam durch. Benutz deine Flügel nicht. Halt dich einfach an mir fest und vertrau mir.《 》Ich kann nicht fassen, dass es das war. Können wir die Anzeige nicht einfach ignorieren.《 》Das endet schrecklich, glaub mir.《 Quinn nickt und klammert sich an Cody. 》Lass nicht los, ja?《, flüstert Cody und hält Quinn ebenfalls fest. 》Nein, niemals.《 Beide stehen nun auf der Kante der Klippe. 》Warte《, flüstert Quinn, Tränen rinnen über seine Wange hinab. 》Was denn?《 Noch fünf Sekunden. 》Ich werde dich immer lieben, Cody.《 》Ich dich auch, mein Spatz《, lächelt er und drückt seine Lippen so unfassbar zärtlich und liebevoll auf Quentins Lippen, als er sich und seinen Liebling von der Klippe stürzt. Bereits nach einem Wimpernschlag hat sie die Finsternis vollständig verschluckt, doch dieser wundervolle Kuss endet nicht. Quinn kämpft gegen den Drang seine Flügel zu benutzen. Er kann spüren, wie der Wind seine Haare zerzaust und sie weiter fallen, doch ihre Lippen lösen sich nicht voneinader, ehe ihre Herzen zu schlagen aufhören. Ihre Leben mögen endlich sein, doch ihre Liebe ist es nicht.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro