
Codys Retter
》Gut, dann lass es uns tun.《 Quinn wirkt ein bisschen nervös und verkneift sich ein Lächeln. Cody wird knallrot. Die Worte aus Quinns Munde, die sich scheu zwischen seinen wunderschönen Lippen heraustrauen und Quinn nervöses Wesen. Beides kann man so falsch verstehen und Cody ertappt sich bei völlig falschen Gedanken. Nein, das ist nicht richtig...Das darf ich nicht denken. 》Es wird aber alles andere als leicht für dich. Ich kann dir nicht versprechen, dass es etwas an deiner Phobie ändert.《 》Das ist mir egal. Wenn es helfen könnte, dann tun wir es. Ich habe keine Lust mich weiterhin mit dieser bekloppten Angst auseinandersetzen zu müssen. Sie schränkt mich so ein. Ich kann niemandem mehr die Hand schütteln, umarmen oder gar küssen.《 》Wie geht deine Freundin damit um?《 》Freundin? Wie kommst du darauf, dass ich eine Freundin habe?《 》Kerle wie du sind doch nie single.《 Cody zieht verwirrt die Augenbrauen hoch. 》Das meine ich nicht und ich bin länger single, als du es zu wagen glaubst. Niemand will mit so einem Freak, wie mir, zusammen sein. Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich eine Freundin haben könnte?《 》Keine Ahnung, du siehst einfach so aus.《 》Du musst mich missverstanden haben... Ich meinte, dass ich pansexuell bin.《 》Das wusste ich nicht...Ich wollte dich nicht verärgern《, er lässt verunsichert den Kopf hängen und umklammert nervös die Stange. Seine Hand verkrampft sich dabei völlig. 》Hast du doch gar nicht. Also wann soll deine Therapie, oder wie auch immer du es nennen willst, beginnen?《 》Wann hast du denn Zeit?《
Das ist das erste Mal, dass Quinn bei ihm Zuhause ist. Cody liegt mit dem Rücken auf der Couch. Eine Decke liegt auf seinem Körper und lässt diesen in eine wohlige Wärme tauchen. Quinn sitzt neben ihm auf einem Stuhl und versucht ihn etwas zu beruhigen. 》Ich werd dir nichts tun und wenn es dir zu viel wird, dann sag es ruhig, okay?《 Cody nickt abwesend. Schon jetzt hat er Angst. 》Hör zu, Cody, ich kann dir vielleicht besser helfen und dich beruhigen, wenn ich weiss, weshalb du solche Angst hast.《 》Vor etwa drei Jahren hatte ich einen Freund. Er konnte sehr besitzergreifend sein und wenn ihm etwas nicht gepasst hat, wurde er sehr schnell wütend, genau wie an diesem Tag. Wir haben uns gestritten, doch dann hat er sich ein wenig beruhigt und wollte mit mir schlafen; zur Versöhnung oder was weiss ich. Ich hab ihn abgewehrt, worauf er mich bewusstlos geschlagen hat. Und als ich erwacht bin, war ich an mein eigenes Bett gefesselt.... Er hat mich vergewaltigt, Quinn und zwar auf so eine brutale Weise, wie du es dir kaum vorstellen kannst《, er starrt vor sich aus dem Fenster. Quinn hingegen blickt ihn besorgt an. 》Das tut mir so schrecklich leid!《 Einen Moment lang sieht Quinn ihn noch an, bis er dann seinen Blick auf die Uhr schweifen lässt. 》In einer Stunde muss ich los. Wir sollten anfangen. Bist du bereit?《 》Nein, nicht wirklich. Leg los.《 Vorsichtig tastet Quinn nach Codys Fingern, streichelt sie und hält sie anschliessend sanft in seiner Hand fest. Die Haare von Cody sträuben sich, er kneift die Augen zu und beginnt zu zittern. Seine Atmung ist schnell und schnappartig, sein Herz hämmert gegen seinen Brustkorb, als möchte es aus seinem Körper entfliehen. In seinem Kopf spielen sich immer wieder die Geschehnisse dieses Tages ab. 》Es ist alles in Ordnung, Cody. Ich bin nicht er. Ich bin es, Quinn. Ich werd dir nichts tun, versprochen.《 Doch Cody reisst ängstlich seine Finger aus Quinns Hand. Er zittert am ganzen Leib und vor Panik hat er Tränen in den Augen. Der Schmerz, Phils grobe Hände und sein Stöhnen, seine eigene Hilflosigkeit. 》Es ist okay, Cody. Versuch mir einfach zu vertrauen.《 Dann greift er wieder nach Codys Hand, aber dieses mal hält er seine komplette Hand. Der Körper des Krebspatienten beginnt immer heftiger zu beben. 》Sieh mich an, Cody. Es ist alles in Ordnung《, seine Stimme klingt so warm und so ruhig. Der Blonde fühlt sich bei Quinn geborgen. Er vertraut ihm voll und ganz, weiss allerdings selbst nicht genau wieso. Schliesslich kennen sich die beiden kaum. Also versucht er seine Angst zu verdrängen, was ihm tatsächlich ein bisschen gelingt. 》Ich vertraue ihm. Ich vertraue ihm. Ich vertraue ihm《, wiederholt er immer wieder in seinen Gedanken, bis diese drei Worte ihn wie hypnotisieren und ihn wie ein Mantra verfolgen. 》Siehst du? Geht doch! Du bist schon viel entspannter. Ich kann schon deine Hand halten, ohne dass du gleich vor Panik zusammenbrichst.《 》Das liegt an dir. Irgendwie fühle ich mich in deiner Nähe sicher und geborgen.《 》Das ist prima! Dann lass uns weiter machen! Mal sehen, was wir heute noch erreichen können《, meint er lächelnd, während er in seiner Tasche wühlt. Er holt ein kleines Schokoladenstück hervor und reicht es Cody. 》Deine Belohnung.《
》Gut, du hast es fast geschafft, Cody.《 》Ja, nach drei Monaten.《 》Drei Monate sind besser, als drei Jahre. Wie fühlst du dich, wenn ich dich berühre.《 》Ganz gut, es macht mir nichts aus, wenn du das meinst.《 》Heisst das, du hast keine Angst mehr und auch kein unwohles Gefühl?《 Cody schüttelt den Kopf, was Quinn ein breites Lächeln ins Gesicht zaubert. 》Du weisst nicht, wie glücklich mich das macht!《 Er zieht Cody in eine feste Umarmung. Sogar durch die Kleider hindurch kann Cody Quinns einzelne Knochen spüren. Der Junge sollte endlich mehr essen, egal wie schwer es ihm fällt. Wenn er nämlich so weiter macht, wird er früher oder später noch verhungern. 》Quinn?《, räuspert sich Cody, nachdem sie sich nebeneinander gesetzt haben. 》Ja?《 》Du hast mir so sehr geholfen! Jetzt möchte ich dir helfen.《 Sein Blick wird ernst und er wirkt genervt. 》Ich brauche deine Hilfe nicht. Du musst mir nicht unterstellen, dass ich fett bin.《 》Fett?! Willst du mich veräppeln? Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so dünn war, wie du es bist! Ich mache mir Sorgen, Quinn.《 》Schön. Ich hab dich nicht darum gebeten.《 Genervt steht er auf, um zu gehen, doch Cody hält ihn an seinem Arm fest. Quinn, der langsam wütend wird, will sich losreissen, doch Cody zieht ihn an sich und küsst ihn zärtlich. Wie lange hat er auf diesen Moment gewartet? Monate! Doch wie hätte er ihn küssen sollen, wenn er Angst vor Berührungen hatte? Zum Glück muss er nun nicht mehr daran denken. Und das alles dank ihm, diesem wundervollen Jungen. Zwar hält Cody seine Augen geschlossen, doch er spürt, wie Quinn zärtlich seine Hände auf seine Wange legt und seinen Kuss liebevoll erwidert. Anschliessend legen sie sich hin und Quinn kuschelt sich an Codys Brust. Cody hingegen krault Quinns fluffige braune Haare. Er wünscht sich, dass dieser Moment nie enden würde. Doch dann hört Cody, wie sich die Haustür öffnet und sich anschliessend wieder schliesst. 》Weisst du, wer das ist?《, murmelt Quinn und trommelt langsam mit den Fingern auf Codys Brust. 》Vielleicht meine Schwester.《 》Du hast eine Schwester? Warum hast du mir nie von ihr erzählt?《 》Weil ich nicht über sie reden möchte.《 Verwirrt blickt Quinn Cody in die Augen. Noch im selben Moment betritt Candice, Codys Zwillingsschwester den Raum. 》Cody, wie ich sehe hast du wieder ein neues Schosshündchen. Pass nur auf, dass es dich nicht auch zu seiner Sexpuppe macht!《 Wütend fixiert Cody sie mit seinem Blick, als möchte er sie an der Wand festnageln. Quinn higegen starrt sie fassungslos an. 》Und du hast ausnahmsweise keinen neuen Fuckboy bei dir《, murmelt Cody mit zusammengeknirschten Zähnen. 》Nein, ich dachte mir, ich könnte mir dein kleines Schosshündchen ausborgen. Wie heisst du, Kleiner?《 Sie bleibt direkt vor Quinn stehen und streichelt ihm über die Wange. 》Fass ihn nicht an!《 》Q-quinn.《 》Wie niedlich! Du möchtest doch bestimmt, dass ich es dir besorge?《 》Lass ihn in Ruhe, Candice!《 Sie setzt sich neben Quinn, lehnt sich an ihn und beginnt über seinen Oberschenkel zu streicheln. 》I-i-ich bin schwul.《 Sofort steht Candice wieder kerzengerade auf ihren Highheels und stemmt ihre Hände mit den blutroten Fingernägeln in die Hüfte. Ihre blonden Locken fallen sanft bis über ihre Schulter und überdecken ihre Brüste und teils ihr tiefes Dekollete. 》Was für eine Schande! Aber einen Rat gebe ich dir auf den Weg, mein Süsser: Cody steht nicht auf Knochen!《 Es dauert eine Weile, bis Cody das begreift, doch dann beginnt es in ihm zu brodeln. Dieses Biest! 》Was ist bei dir nur schief gelaufen, Candice?!《, fährt er sie wütend an. 》Dasselbe wie mit dir, mein kleiner Krüppel!《 》Halt dich einfach von meinen Leben fern, du Biest!《 》Wieso denn? Du solltest dich lieber fragen, wo dein kleines Schosshündchen hin ist!《 Geschockt sieht er sich um. Keine Spur von Quinn. Er kann es ihm nicht verübeln, dass er abgehauen ist. Mit einem letzten wütenden Blick stürmt er in sein Zimmer und schickt Quinn eine Nachricht: 》Es tut mir so leid, Quinn!《
Seine Hoffnung ist wie weggeblasen. Er sieht keinen Sinn, seinen Freund zu suchen, wenn er doch ohnehin schon tot ist. Noch einige Schritte geht er vor sich hin, doch ihm wird so schwindelig und schlecht, dass er sich auf den staubigen, dreckigen Boden kauert. Ohne jeglichen Anflug von Scham, bricht er in Tränen aus. Minuten, Stunden bleibt er so da liegen, völlig kaputt und niedergeschlagen von Schmerz und Trauer. Bis er sich schliesslich schwach und erschöpft in den Schlaf weint.
Als er wieder erwacht, schmerzen ihm sämtliche Knochen. Noch eine Sekunde auf diesem harten Gehweg hält er es nicht aus. Also entscheidet er sich, ein wenig herum zu gehen und Menschen zu helfen, die seine Hilfe dringend benötigen. Schritt für Schritt schleppt er sich vor sich hin, bis er plötzlich rechts von den Trümmer ein leises, schmerzerfülltes Stöhnen wahrnimmt. 》Ist da jemand?《 Wieder ein leises Stöhnen. 》Können Sie etwas sagen, damit ich weiss, wo Sie sind?《 》I-ich bin hier《, ertönt eine leise, zitternde Stimme einer Frau. Cody folgt ihrer Stimme. 》Wo sind Sie? Ich kann Sie nicht sehen.《 》Ich kann nichts sehen. Ein Trumm liegt über mir.《 》Sind Sie verletzt?《 》Nein, ich glaube nicht.《 》Ich werde versuchen, dieses Trummstück da weg zu kriegen.《 》O-okay.《 Er klettert auf einen anderen Schutthaufen, um dieses Stück besser erreichen zu können. Mit voller Kraft stemmt er gegen das Trumm, doch es regt sich einfach nicht. Verzweifelt sieht er sich um. 》Sind Sie noch da?《, ertönt die ängstliche Frauenstimme von unten. 》Ja, aber ich brauche Hilfe, um diesen Brocken von da weg zu bekommen. Warten Sie hier, ich hole Hilfe.《 Sie beginnt zu schluchzen. 》Woher weiss ich, dass Sie überhaupt jemals zurück kommen werden?《 》Sie müssen mir einfach vertrauen.《 Mit diesen Worten springt er von dem Schutthaufen und rennt davon. 》Hallo? Ist da jemand?《 Keine Antwort. Hier muss doch irgendwer sein, irgendjemand, der nicht tot unter einem Schutthaufen begraben liegt. Völlig verzweifelt lässt er sich auf die Knie fallen, schreit seinen Frust und die Trauer hinaus, während er sich selbst die Haare rauft. Was soll er denn jetzt bloss tun? Er fühlt sich so hilflos und nutzlos. Wie gerne würde er dieser armen Frau doch helfen, aber er ist einfach zu schwach. Zu schwach und zu ängstlich. Niemand ist hier, um ihn zu unterstützen, ihm gut zuzureden, ihm zu helfen diese Frau zu retten. Wieso muss er bloss in so einem schrecklichen Alptraum leben? Wieso muss sein Leben überhaupt so ein Alptraum sein? Und dann spürt er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Erschrocken fährt er herum. Hinter ihm steht ein junger Mann, der besorgt zu ihm hinab blickt. 》Bist du verletzt?《 Cody schüttelt stumm den Kopf. 》Ich nicht, aber dort hinten ist eine Frau unter den Trümmern begraben. Sie sagt, sie sei nicht verletzt, aber ich bekomme den Brocken dort nicht alleine weg.《 》Gut, dann zeig mir den Weg.《 Also rennt er den selben Pfad wieder zurück. Jedoch ist er sich nicht mehr sicher, unter welchem dieser riesigen Betonbrocken diese Frau begraben liegt. 》Ich bin zurück. Ich habe jemanden gefunden, der hilft, Sie zu befreien. Wir werden jetzt versuchen dieses Teil da weg zu schieben.《 》O-okay.《 Mit voller Kraft stossen sie gegen dieses gigantische Trumm. Anfangs regt sich gar nichts, ausser die Schweissperlen auf Codys Stirn. Doch auf einmal steht eine junge Frau neben ihm und stemmt ebenfalls gegen den Betonbrocken. Die schwarzen Haare aus ihrem Zopf sind völlig zerzaust, ihr graues Top ist in Schweiss und Blut getränkt, während ihre Haut überall von kleinen Wunden übersäht ist. Endlich regt sich dieser verdammte Beton. Zentimeter um Zentimeter bewegt er sich schleppend langsam von den dreien fort, bis Cody unter ihnen langsam die Silhouette einer Frau erspähen kann. Stück für Stück scheiben sie das Trumm weiter, bis so ein grosser Spalt entstanden ist, dass jemand hindurch passen könnte. 》Kommen Sie, wir ziehen Sie jetzt heraus《, räuspert sich Cody keuchend. Er ist völlig verschwitzt und ausser Atem. Sein Shirt ist übersäht von Schweissflecken, Dreck und Staub. Cody und der andere Mann strecken beide einen Arm in das tiefe Loch. Es dauert nicht lange, bis Cody eine Hand spürt, die sich um sein Handgelenk klammert. Der andere und er halten sich gleichzeitig an den Armen der Frau fest und ziehen sie dann hoch. Sämtliche Muskeln des ehemaligen Krebspatienten brennen wie Feuer. 》Ich weiss nicht, wie ich euch danken soll!《, murmelt sie dankbar und setzt sich benommen auf den Schutthaufen. Ihr Gesicht ist voller Dreck und Staub, dass es ganz grau wirkt. An der Stirn hat sie eine grosse Platzwunde, weshalb der andere Kerl sich einen Ärmel von seinem dünnen Pulli abreisst und ihn ihr um den Kopf bindet. 》Das ist besser als gar nichts, schätze ich.《 Sie schenkt ihn ein stummes, verunsichertes Lächeln und streicht sich eine zerzauste, blutverklebte Haarsträhne hinters Ohr. Danach blickt sie Cody entgeistert an. 》Cody?《 Nun starren ihn auch die beiden anderen an und die Augen der jungen Frau im grauen Top beginnen zu strahlen. 》Wie konnte ich dich nicht erkennen? Ich bin ein riesiger Fan von dir!《 Ein verunsichertes Lächeln zaubert sich auf Codys Lippen. Das ist wohl nicht gerade der ideale Zeitpunkt für so ein Gespräch. 》Ich liebe deine Songs! Und als du früher, als du noch ein kleiner Junge warst mit anderen Rockstars aufgetreten bist, war das total niedlich!《 》D-danke《, stottert er und kratzt sich verlegen in den staubigen Haaren. 》Was machst du eigentlich hier?《 》Ich wollte nur helfen, aber jetzt suche ich Quinn.《 》Er ist auch hier? Scheisse! Wir könnten gemeinsam suchen, ich suche nämlich meine kleine Schwester.《 Cody nickt nur schnell zur Bestätigung ihres Vorschlages. 》Ihr beiden kommt alleine klar?《 Sie bejahen seine Frage schnell, worauf sich Cody und die Schwarzhaarige auf den Weg machen. 》Hast du eine Ahnung, wo er sein könnte?《 》Nein《, kommt es knapp, leise und gebrochen von ihm, 》Aber wenn ihm etwas zugestossen ist, werde ich mir das niemals verzeihen können.《 》Mach dir nicht solche Sorgen. Ihm geht es bestimmt gut.《 Das glaubt sie bestimmt selbst nicht. Cody setzt einen Fuss vor den anderen, auch wenn er keinen Sinn darin sieht, weiter zu machen. Ohne Quinn ist er sowieso nichts, ohne Quinn hat sein Leben keinen Sinn. Schliesslich ist Quinn derjenige, der seinem Leben überhaupt einen Sinn gegeben hat. Ohne ihn ist sein Leben schwarz-weiss, langweilig und voller Schmerz, doch er hat Cody beigebracht, was es heisst glücklich zu sein und hat ihm andere Dinge gezeigt, als ständig die selbe Wand des Krankenhauses, auch wenn Quinn selbst nicht wusste, was Glück bedeutet. Auch er hat sehr viel schlimme Dinge ertragen müssen. Vermutlich sogar mehr, als Cody. Seine Füsse tragen ihn immer weiter, auch wenn ihnen sein Gehirn befiehlt stehen zu bleiben, bis auf einmal ein Gebäude vor den beiden zu knirschen und zu knacken beginnt. Erschrocken stolpern sie zurück, als plötzlich einzelne Brocken vom Himmel fallen. 》Lauf!《, brüllt Cody ihr zu, doch sie bleibt einfach stehen. Ein Schrei eines kleines Mädchen ertönt und sie sprintet direkt in die Gefahrzone. Wenn das Gebäude stürzt, dann genau in ihre Richtung. 》Komm zurück!《 》Nein! Das ist meine Schwester!《 Ihm ist klar, dass das, was er tut, wirklich dumm von ihm ist. Trotzdem rennt er ihr hinterher, auch wenn das Hochhaus schon gefährlich schräg ist und bald einstürzen wird. So schnell er kann stürmt er ihr hinterher. Sie ist mittlerweile schon bei ihrer kleinen Schwester angekommen, die kaum älter als sechs sein wird, nimmt sie hoch und rennt auf ihn zu. Als sie bei ihm angekommen ist, rennen sie gemeinsam um ihr Leben, weg von diesem Haus und er schiebt sie immer weiter vorwärts. Er wirft einen flüchtigen Blick nach oben und kann nur noch erkennen, wie ein riesiger Brocken Beton direkt auf sie zufällt. Mit aller Kraft stösst er die beiden nach vorne und landet mit einem Sprung direkt über ihnen kauernd, um sie zu schützen. Und dann prallt das Beton mit einem so lauten Knall auf, das Cody zuerst denkt, seine Trommelfelle zerplatzen. Eine dicke Staubwolke breitet sich über den dreien aus und sie brechen in Husten aus. Eine Weile verharren sie, bis sich die Staubwolke langsam legt und sie wieder etwas erkennen können. Auf der Schulter des kleinen Mädchens breitet sich ein grosser Flecken aus Blut aus. Geschockt starrt Cody ihn an. 》Ich bringe sie in ein Krankenhaus, falls ich eines finde, das noch steht.《 Noch im selben Moment stürmt sie ohne einen klitzekleinen Funken von Dankbarkeit zu zeigen davon. Es ist natürlich auch selbstverständlich, dass man sein Leben für jemanden riskiert, den man gar nicht kennt. Genervt blickt er zu Boden. Völlig allein gelassen und einsam steht er nun da, weiss nicht was er tun soll und fühlt sich so unfassbar hilflos. Er sieht sich um; nun stürzt das Hochhaus komplett um. Ohne sich zu schützen, sieht er einfach zu, wie es fällt. Ihm ist es egal, wenn er stirbt. Vermutlich wäre es ihm sogar lieber lebendig darunter bergaben zu werden, als so einsam und traurig sein Leben fortzuführen. Langsam schliesst er die Augen und wartet auf den erlösenden Aufprall, doch auch als das erschütternde Knallen erklingt, spürt er keinerlei Schmerz. Vorsichtig öffnet er seine Augen, die Staubwolke brennt fürchterlich in seinen Augen und er beginnt zu husten. Und dann hört er diesen schrecklichen Schrei, der nur von Schmerz und Leid trieft. Vorsichtig tastet er sich an den Schutthaufen entlang, da er durch den ganzen Staub nichts sehen kann. Das Jaulen und Wimmern kommt immer näher und er kann immer mehr durch den Staub erkennen und erspähen. Schliesslich steht er direkt vor dem Urheber dieser schrecklichen Schmerzensschreie. Der Staub verfliegt und er erkennt die Silhouette des Jungen, dann seine fluffigen Haare, seine schmale Kopfform, seine braunen Augen, sein Gesicht. Cody beginnt zu wimmern. Seine Augen werden von Tränen überflutet und laufen über. Er vergräbt sein Gesicht in den Händen. Blut läuft dem Jungen aus dem Mund, zahlreiche Wunden übersähen seinen Körper und seine Beine sind komplett unter einem grossen Trumm zerquetscht. Er wimmert nun nicht mehr. Es bricht Cody das Herz, ihn so sehen zu müssen. 》Cody《, flüstert der Junge schwach, worauf Cody noch lauter zu schluchzen beginnt. 》Quinn!《
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