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Schweigend liefen wir nebeneinander her, während wir uns dem Dorm immer mehr näherten.
Wir sahen lediglich aus wie zwei Bekannte, die über die Straßen liefen.
Zwei Menschen, die sich nicht wirklich nah standen.
So gerne hätte ich jetzt einfach seine Hand gehalten, meinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt, ihm einen Kuss auf die Wange gegeben.
Und so sehr ich es wollte, ich konnte nicht. Wohl eher, ich durfte nicht.
Meine Hände, welche ich in meinen Jackentaschen verstaut hatte, bildeten sich zu Fäusten und mal wieder wusste ich nicht, ob ich gerade Wut, Trauer oder einfach ein Gemisch aus beidem empfand.
Meine Laune befand sich seit dem Gespräch mit unserem Manager von vor ein paar Minuten vollständig im Keller.
Ich wusste von Anfang an, dass es für uns schwer werden würde, weil wir ein Paar waren, doch jetzt lag es mir deutlich vor Augen, dass Taehyung und ich nie öffentlich machen könnten, dass wir uns liebten.
Und falls wir es doch taten oder auch nur darauf bestanden, könnte es eventuell mit unserer Karriere zuende sein.
Selbst wenn Taehyung oder ich nicht mehr Teil von BTS wären, das Entertainment würde alles dafür tun, damit diese Gruppe weiterhin existieren würde.
Ich senkte meinen Blick niedergeschlagen.
Ich war das Mainvocal dieser Band und ich liebte mein Leben als Sänger, das konnte ich nicht bestreiten. Ich war froh, diesen Weg gegangen zu sein und dort zu stehen, wo ich jetzt war.
Doch mittlerweile war ich an dem Punkt angekommen, an dem ich das alles hinterfragte.
Würde ich nicht in dieser Band sein, würde ich kein Idol sein, hätte ich jetzt meine Freiheit. Ich könnte wie ein normaler Bürger hier durch die Gegend laufen, zusammen mit Taehyung, und es würde keinen stören. Niemand würde mich kennen und ich würde einfach mein Leben leben ohne Angst davor haben zu müssen, meine Beziehung mit ihm in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Ich runzelte die Stirn. Würde ich nicht in dieser Band sein, hätte ich Tae nie kennengelernt. Sollte ich nicht lieber dankbar dafür sein, dass ich so ein Leben hatte?
Wieso führte ich mich eigentlich so auf?
Zu meinem Leistungsdruck, den ich hatte, konnte ich es mir nicht auch noch zumuten, mich für meine Beziehung einzusetzen, welche eigentlich scheinbar nicht erlaubt war. Und wenn ich mit meinen Problemen auch noch Bangtan Sonyeondan, meinen Freunden, die nichts für all das konnten, schädigte, wüsste ich nicht, wie ich damit zurecht kommen würde.
Ich sollte einfach so weitermachen, wie bisher. Taehyung und ich würden unsere Beziehung nicht veröffentlichen und niemand aus dem Entertainment würde davon erfahren. Wichtig war, dass ich ihn bei mir hatte. Wenn auch nur im Dorm, wenn wir zuhause waren.
"Jungkook," riss Taehyungs Stimme mich aus meinen Gedanken, "hörst du mir zu?"
Ich blinzelte ein paar mal und hob schnell den Kopf: "S-Sorry, war in Gedanken."
Ich sah, dass wir uns dem Dorm bereits annäherten und war froh, endlich zuhause zu sein, nach dieser ganzen Sache.
Taehyung seufzte. "Wann sagen wir ihm die Wahrheit, dass wir wirklich zusammen sind?" wiederholte er sich dann und ich blieb abrupt stehen, die Verwirrung stand mir wohl ins Gesicht geschrieben.
"Hast du Manager-nim grade nicht zugehört?" Taehyung schwieg ein paar Sekunden in denen ich ihn weiterhin fragend ansah.
"Doch.. A-aber.. Ich mein, vielleicht sollten wir es ihm ja wirklich sagen und die Beziehung öffentlich machen. Es macht mich jetzt schon traurig, zu wissen, dass ich draußen nicht deine Hand halten oder mit dir Dinge tun darf, die Pärchen eben so machen, wenn sie zusammen rausgehen. Ich will nicht, dass das so bleibt. Ich will, dass alle von uns wissen, und davon wissen, dass du mir gehörst!"
Ich ignorierte die Röte, welche durch die leichte Verlegenheit in mir in mein Gesicht gestiegen war, und schüttelte nur den Kopf: "T-Tae, es geht mir doch genauso, aber wir sind geliefert, wenn das an die Öffentlichkeit kommt! Weißt du eigentlich, was wir riskieren, wenn wir alles auf eine Karte setzen und ihm mal eben sagen, dass wir doch zusammen sind?" - "Wenn wir ihm davon erzählen, wird er uns wohl kaum gleich aus der Band kicken, er ist ein toleranter Mensch!" protestierte Taehyung augenrollend, doch ich schüttelte den Kopf.
"Das mag sein, aber es geht nicht um seine persönliche Sicht, er ist unser Manager, Taehyung! Er ist gezwungen, diese Information weiterzugeben!"
"Okay," gab er zu, "Und wenn das Entertainment dann davon weiß? Wollen sie uns dann verbieten, zusammen zu sein, oder was?" - "Zum Beispiel! Das ist hier kein Wunschkonzert, es geht bei der ganzen Sache um die Zukunft der Band, und wenn wir diese wegen unserer Beziehung aufs Spiel setzen, natürlich tun sie dann alles dafür, um das zu verhindern. BTS soll erfolgreich bleiben, und zwei homosexuelle Idols passen da nicht in ihre Vorstellungen" erklärte ich und ging schließlich weiter, ließ den Älteren ein paar Sekunden einfach stehen.
Ich wollte mich nicht mit ihm streiten, ich wollte nicht auch noch mit meinem Freund Stress anfangen, wobei wir beide eigentlich auf einer gemeinsamen Seite stehen sollten, aber ich fühlte mich viel zu überfordert.
Taehyung wollte das Risiko eingehen und dem Entertainment alles sagen, die Beziehung öffentlich machen.
Ich wollte alles sicher behalten, unsere Karriere und Beziehung nicht aufs Spiel setzen und weiterhin schweigen.
Was sollten wir nun machen?
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