"Wann kommt der Bus denn endlich?", nörgelte Mia.
  Ich verdrehte die Augen. Seit Mia erfahren hatte, dass sie auf die gleiche Schule wie ich, ihrer große Schwester kommen würde, war sie kaum noch zu ertragen. Ständig war das aufgeweckte, manchmal sogar fast überdrehte Mädchen am reden. Oder fragen. Oder singen. Oder was-auch-immer.
  "Ich hab' doch gesagt, ich weiß es nicht. Der Bus kommt nie pünktlich.", erwiderte ich.
"Aber ich will an meinem ersten Schultag nicht zu spät kommen. Man hat ja schließlich nur einmal seinen ersten Tag in der 5. Klasse!"
"Der Bus kommt schon noch, Mia.", sagte ich genervt.
Auch wenn der Bus selten, bis gar nicht, pünktlich kam, Unterrichtszeit versäumte man selten. Leider.
 In diesem Moment bog der Bus in die Straße ein.
Leider.

In der Schule brachte ich meine Schwester zum Empfang für die neuen Schüler. Mia verabschiedete sich schnell, sie war ja schon groß, und suchte dann nach ihren Freunden. Schade, dass unsere Mutter nicht frei bekommen hatte, um bei Mias Einführung dabei zu sein, dachte ich, als ich die ganzen Eltern vor der Aula sah. Aber gut, es ging halt nicht anders.

Also ging auch ich meine Freundinnen suchen. Wie erwartet waren fast alle an dem Treffpunkt bei dem großen Baum am Rand des Schulhofes. Nida fehlte noch. Aber sie kam immer nach mir, also wunderte ich mich nicht.
Irgendwas schien die anderen Mädchen zu beschäftigen. Sie gestikulierten wild und schienen über irgend was zu diskutieren.
"Hi Avani!", begrüßte sie Paula, "Wie waren deine Ferien?"
Mit Paula war ich schon seit der 5. Klasse befreundet. Sie war gute 10cm als ich mit meinen 1,60m, was öfter Grund zu Neckereien gab.
"Och, ganz gut.", erwiderte ich, "Aber Mia hat mich über die Schule ausgefragt. 7 Wochen lang!"
"Ach ja, stimmt! Sie hat ja heute ihren ersten Schultag bei uns. Liebe Grüße an sie."
"Mach ich. Worüber habt ihr denn grade so heftig diskutiert?", erkundigte ich mich.
"Hast du's denn nicht mitbekommen? Wir bekommen ja neue Schüler.", sagte Klara.
"Ja und? Was gibts denn da zu diskutieren?", fragte ich.
"Paula hat grade neue potentielle Freunde und Freundinnen ausgemacht. Rette sich wer kann.", stichelte Klara.
"Pah ich bin nur sozial, im Gegensatz zu dir, du Stubenhocker!", erwiderte Paula leicht angesäuert.
Klara setzte zu einer Antwort an.
"Ach wie hab ich euch vermisst!", lachte ich.