»29« Gegenleistungen
K A T R I N A
Der Tag neigt sich so langsam dem Ende und die Gäste verabschieden sich. Nur mühsam schaffe ich es, mich vernünftig von meinen Eltern zu verabschieden, besonders bei meiner Mutter, die mich auch noch fest in die Arme schließt. Ich liebe sie, aber dennoch fühle ich mich von ihr verraten und so schnell bekomme ich das nicht hinuntergeschluckt.
Irgendwann erfahre ich den Grund und dann entscheide allein ich, ob das verzeihlich ist oder nicht...
Und als würde es nicht reichen, dass es mir schlecht geht, erklärt Leroy mir auch noch, dass Kelly einige Tage bei uns bleiben wird. Ich weiß einfach nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe es schlussendlich nicht zu entscheiden, immerhin ist das nicht mein Haus, deshalb verstehe ich auch gar nicht, wieso er mir das mitgeteilt hat, aber dennoch muss ich mir eingestehen, dass ich das nicht will. Sie ließ mich den ganzen Tag über so unwohl fühlen und ich bekomme das Gefühl nicht los, dass ich mit ihr nur einen weiteren Feind in der Nähe habe und noch einen Peiniger benötige ich nun wirklich nicht.
Aber vielleicht liege ich auch falsch. Meine Augen wandern abschätzend zu ihr, während sie gerade mit ihrem Telefon lacht und es sich auf einen der Gartenstühle gemütlich gemacht hat.
Ich hoffe wirklich, dass ich mich bloß irre...
Nachdem nun alle weg sind, sehe ich mich nochmals leise um, bevor ich dann gleich ins Zimmer gehe, um mich umzuziehen. Ben wird von der Security in ein Gästezimmer getragen, da er zu betrunken ist, um nach Hause zu fahren. Dann fällt mein Blick auf Danny, der auf zwei Gartenstühlen eingeschlafen ist und gerade von Leroy in den Arm genommen wird. Just in dem Moment als ich wieder den Blick abwenden möchte, sieht er mich an und kommt auf mich zu, woraufhin ich eilig wegschaue und ihm den Rücken kehre, um rasch zu verschwinden, doch da steht er bereits neben mir und greift nach meinem Ellenbogen. Wütend beiße ich die Zähne zusammen und verfluche mich innerlich, weil ich nicht schneller als er sein konnte, ehe ich mich langsam zu ihm umdrehe. Ich habe jetzt eigentlich wirklich keine Lust auf ihn, denn ich weiß, dass es nur im Streit enden wird.
„Was ist? Ich möchte jetzt gehen, also lass mich bitte los", verlange ich. Zu meinem Erstaunen lässt er mich wirklich los, doch sein Blick bohrt sich für einen Moment warnend in meine Augen, dass mir klar wird, mich nicht zu rühren. Gott, er ist so ein unglaublicher Quälgeist!
„Gute Nacht", ruft er plötzlich Kelly zu, welche verwirrt aufsieht. Als sie Leroy mit Danny im Arm und mich neben ihn entdeckt, hebt sie bloß die Augenbrauen und lehnt sich wieder zurück, doch das sieht Leroy nicht mehr, da er ihr bereits den Rücken kehrt, um den Wintergarten zu verlassen.
„Leroy?", ruft sie ihn dann doch nochmal, gerade als ich mich auch umdrehen möchte, um ihm zu folgen, woraufhin dieser langsamer wird und abwartet. „Kommst du gleich nochmal runter?", fragt sie, woraufhin Leroy einen kurzen Moment überlegt, bevor er nickt. Innerlich schnaube ich.
Er kann tun und lassen, was er will, mir ist es schließlich ohnehin lieber, wenn er sich von mir fern hält, aber weiß diese Kelly denn nicht, was sie da eigentlich sagt? Sagen wir mal, dass Leroy und ich heute geheiratet hätten, weil wir einander lieben. Da hätte sie ihm so etwas niemals vorschlagen dürfen, wieso also ist sie so dreist? Gedanklich muss ich seufzen. Eigentlich kommt es mir ja gelegen, denn somit hält er sich von mir fern, aber dennoch kann ich dieses Gefühl nicht ignorieren, als würde von Kelly echte Gefahr ausgehen.
Solange sie nicht an mich geht, ist doch alles in Ordnung, oder?
„Hallo?", reißt mich Leroy's forsche Stimme aus den Gedanken. Ich zucke zusammen und sehe zu ihm auf. Er hat die Stirn kraus gezogen und sieht aus leicht zusammengekniffenen Augen zu mir runter.
„Willst du hier Wurzeln schlagen?", fragt er schroff, woraufhin ich leer schlucke und leicht mit dem Kopf schüttle, bevor ich mich von ihm mitziehen lasse. Wohin führt er mich überhaupt? Seufzend betreten wir die Villa. Ich sehe Yang mit den anderen Mitarbeitern aufräumen und ihre überforderten Gesichter, weswegen ich mich dazu entscheide aus diesem Kleid zu kommen und ihnen helfen zu gehen. Leroy zieht mich mit sich und lässt mich vor meiner Schlafzimmertür stehen, ehe er mir den Rücken kehrt und ins gegenüberliegende Zimmer verschwindet. Er lässt die Tür jedoch noch einen kleinen Spalt breit offen, sodass ich ihm dabei zusehen kann, wie er Danny ins Bett legt, ihn vorsichtig die Pyjamas anzieht, sein Nachtlicht anknipst und ihm noch einen Kuss auf den Kopf drückt, ehe er sich aufrichtet. Kopfschüttelnd greife ich nach dem Türknauf und trete ins Zimmer ein, versuche mich dabei ein wenig zu beeilen, damit ihm nicht klar wird, dass ich ihn noch etwas beobachtet habe.
Ich wusste gar nicht, dass Danny's Zimmer auf der selben Etage liegt, dabei hätte ich es erahnen können, weil Leroy ihn natürlich in seiner Nähe wissen möchte und dies hier Leroy's Schlafzimmer ist, das ich seit Tagen besetze...
Seufzend lasse ich die Schultern kreisen und greife bereits nach einer Schnur an meinem Rücken, um es endlich aus diesem Brautkleid zu schaffen, da öffnet sich plötzlich die Tür. Erschrocken drehe ich mich mit aufgerissenen Augen um und muss zu meinem Entsetzen feststellen, dass es Leroy ist. Was will er hier? Ohne mich anzusehen, schließt er die Tür hinter sich wieder ab und knöpft sich bereits langsam das Hemd auf.
„W-Was tust du hier?", hake ich perplex nach und habe mühe ihm nur ins Gesicht zu sehen. Er verharrt in seiner Bewegung und hebt langsam den Kopf, ein verwirrter Funke liegt in seinen Augen. Seine Finger liegen bedrohlich auf den nächsten Knopf, der sodann seine gesamte Brust entblößen würde.
„Mich umziehen", antwortet er mir, jedoch klingt es für einen Moment eher wie eine Frage. Schluckend reibe ich mir sachte die Arme. Leroy scheint meine Angst nun zu riechen, denn ein wissender Ausdruck setzt sich nun in sein Gesicht fest.
„Ich werde hier wieder schlafen. Selbst wenn wir heute nicht geheiratet hätten, wäre ich irgendwann wieder bei dir im selben Zimmer gewesen, sonst rennst du mir in der Nacht noch weg." Nonchalant knöpft er sich nun weiter das Hemd auf und ich zwinge mich dazu, nicht den Blick abzuwenden.
Er muss ja nicht wissen, wie sehr er mich dadurch einschüchtert...
„Ich bin auch in den letzten Tagen nicht einfach abgehauen, d-du kannst also gerne irgendwo anders schlafen", werfe ich ein, während er mir nun den Rücken kehrt, als er zum Fenster läuft und sich das Hemd komplett auszieht. Scharf, jedoch leise, ziehe ich die Luft ein, kann nichts dagegen unternehmen, dass meine Wangen sich röten. Sei durchtrainierter Körper ist mit schwarzer Tinte verziert. Etliche Tattoo's blicken mir entgegen und ich muss gestehen, dass ich sie mir gerne länger angesehen hätte, doch in den Moment dreht er sich zu mir um, weshalb ich den Blick abwende.
Verdammt, jetzt habe ich es doch getan!
Aber wenn ich den Blick nicht abgewendet hätte, so würde er wissen, dass ich gestarrt habe.
Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass er nach einem Oberteil greift, welches merkwürdigerweise auf dem Bett lag, ehe er es sich überzieht und als ich dann den leisen Knall seiner Gürtelschnalle vernehme, kehre ich ihm komplett den Rücken zu und setze mich an den Schminktisch. Innerlich total aufgewühlt, so lasse ich mir äußerlich nichts anmerken und nehme den Schleier ab. Mir wird klar, dass er auf das vorherige Gespräch nicht mehr eingehen wird und belasse es zunächst dabei. Dann soll er eben hier schlafen, das Bett mit ihm teilen werde ich jedoch sicherlich nicht.
„Ich gehe nochmal runter. Ich möchte den anderen helfen, weil sie soviel zu tun haben", erkläre ich ihm nach einer kleinen Weile der Stille, in der man nur hören konnte, wie er sich umzieht. Ich vernehme seine Schritte, bis er sich an die Wand neben dem Schminktisch anlehnt und mich bloß anstarrt, ohne etwas zu sagen, woraufhin ich vorsichtig zu ihm aufsehe. Mit ineinander verschränkten Armen sieht er auf mich herab. Ich wende den Blick wieder ab und öffne meine Haare.
„Das ist nicht nötig. Ich bezahle sie dafür", ertönt endlich seine Stimme. Ich greife nach einem Feuchttuch und entferne nun langsam die Schminke aus meinem Gesicht.
„Ich möchte trotzdem helf...", beginne ich, doch er unterbricht mich.
„Nein!"
Wütend darüber, dass er immer nur verneinen kann, sehe ich aus zusammengekniffenen Augen wieder zu ihm auf.
„Warum nicht? Warum verneinst du meine Fragen immer?", hake ich vorwurfsvoll nach. Wieso muss er mich ständig so unfair behandeln? Kann er nicht wenigstens einmal nett zu mir sein? Statt mir seine Hilfe anzubieten, will er nicht einmal mich helfen lassen, das ist kaum zu glauben! Ich frage mich wirklich, was in seinem Kopf vorgeht.
„Warum kannst du eigentlich so viele Wünsche äußern, aber bemühst dich nie drum, etwas dafür zu geben?", raunt er plötzlich und legt in aufgesetzter Verwirrtheit den Kopf schief. Irritiert blinzle ich. Was meint er denn nun damit? Als hätte er meine Gedanken gelesen, hebt er bloß die geschwungenen Augenbrauen.
„Wenn du etwas willst, Katrina, dann tue zunächst einmal etwas dafür", expliziert er, als würde er mit einem Kind sprechen. Den Schauer, der mir den Rücken hinauf krabbelt, als er meinen Namen sagt, ignorierend, schüttle ich perplex den Kopf.
„Was soll ich denn noch tun, Leroy? Ich tue bereits alles, was du willst! Ich habe dich heute geheiratet, ich meine, was willst du denn...-", beginne ich aufgebracht, halte jedoch inne, als mir ein Gedanke durch den Kopf schießt. Ich halte den Atem an, als Leroy's Mundwinkel zucken, als würde er erahnen, an was ich gerade denke.
Er will dich nur ärgern!
Ich nicke mir innerlich zu. Ja, das muss es sein, denn alles andere ergibt keinen Sinn. Er hasst mich, wieso sollte er also meine Nähe wollen? Etwas, das ich ihm niemals geben werde...
„Was genau stellst du dir also darunter vor?", füge ich meinem vorherigen Satz hinzu und tue so, als hätte ich keine Sekunden daran gedacht, was Leroy kurz schmunzeln ließ. Als ich ihm wieder in die Augen sehe, werde ich nervös. Unsicher nestle ich an mein Armband und beiße mir auf die Innenseite meiner Wange, denn Leroy's Blick ist glasklar. Er weiß ganz genau, woran ich gerade gedacht habe und als er den Kopf diabolisch schmunzelnd schüttelt, habe ich für einen Moment Angst, dass er genau das nun aussprechen wird.
„Das kannst du dir gerne einfallen lassen", entgegnet er und sieht mich herausfordernd an. Schluckend erwidere ich seinen Blick. Was soll's, denke ich mir, ehe die Worte bereits aus mir heraus sprudeln.
„Was soll das eigentlich? Du hasst mich! Wieso also, solltest du wollen, dass ich...-"
„Dass du? Sprich gerne weiter."
„Dass ich dir näher komme", seufze ich und beiße mir unsicher auf die Unterlippe, bevor ich den Blick senke. „Weil du mich bloßstellen möchtest, nicht wahr? Du willst meinen Willen brechen, das ist es doch. Ihr Männer wollt sogar die Nähe von jemanden, den ihr hasst. Ihr könnt sowas eben", flüstere ich heiser.
„Deine Worte, Chica. Ich habe nichts dergleichen gesagt. Ich habe dir nur gesagt, dass du etwas dafür tun musst, wenn du etwas haben möchtest. Also wie war das nochmal? Freiheit, studieren, mit meinem Sohn sprechen dürfen, deine Freunde treffen, deine Eltern regelmäßig besuchen... Sonst noch was?" Ein höhnisches Grinsen macht sich auf seinen Lippen breit, während ich mir durch den Kopf gehen lasse, ob ich wirklich dafür etwas tun könnte. Die Antwort lautet Nein. Nie im Leben könnte ich ihm irgendetwas von mir geben, das so intim ist.
„Ich mache eine Ausnahme, was Danny betrifft. Du kannst dich ab sofort mit ihm unterhalten, ich erlaube es dir", sagt er plötzlich. Überrascht hebe ich den Blick und entdecke sogleich den dunklen Schleier, der sich über seine Augen legt. „Doch sollte ich erfahren, dass du ihm geschadet hast, werde ich keine Sekunde zögern und dir brutal den Kopf von den Schultern abhacken."
Ich zucke kräftig zusammen und öffne entsetzt meinen Mund, bringe jedoch keinen Ton über die Lippen.
„Und... wenn er sich versehentlich verletzt?", hauche ich ängstlich. Vielleicht sollte ich mich doch lieber von Danny fern halten. Leroy belächelt meine Reaktion milde.
„Danny ist kein Lügner. Wenn er sich verletzt, wird er sagen, dass er sich verletzt hat und wenn du ihm weh getan hast, dann wird er sagen, dass du ihm weh getan hast."
„Okay", wispere ich und befeuchte meine trockenen Lippen. Ich hoffe nur, dass ich ihm nie versehentlich weh tun werde. Leroy nickt zu Tür, ohne mich aus den Augen zu lassen. „Und hier mache ich ebenso eine Ausnahme. Geh und helfe den anderen, wenn du das so sehr möchtest. Für all deine anderen Wünsche musst du mir vorher etwas geben, das mich überzeugt und einwilligen lässt. Aber denk daran, dass es sich hierbei um deine Freiheit handelt und ich diese nicht so einfach hergeben kann. Dafür müsstest du dir wirklich etwas Kluges einfallen lassen."
Mit diesen Worten verschwindet er.
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Hallöchen ihr Lieben!
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen!
Es wird fies... und es wird nur fieser. Einige Kommentare lassen mich manchmal noch immer stutzen, deshalb muss ich es mal nochmal erwähnen: Erinnert euch daran, dass diese Geschichte unter Dark Romance markiert ist. Leroy's und Rina's Beziehung ist toxisch und dunkel. Für zart besaitete eher nichts, denn das Wort Moral existiert hier nicht.
Ihr seid damit also ein weiteres Mal gewarnt. Bitte nicht zicken, wenn euch dann etwas auf die Leber tritt.
Und den anderen wünsche ich weiterhin viel Spaß 🌚
Bis bald!
SevenTimes-
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