»10« Der Keller
K A T R I N A
Einige weitere Stunden vergehen und ich liege immer noch in diesem Bett, starre die Wand an und bedauere meine Existenz. Jetzt wird es noch schwieriger sein weg zu laufen. Er wird bestimmt die Aufsichten verstärken und ich werde rund um die Uhr unter Beobachtung stehen. Seufzend wälze ich mich unter der Decke.
Ich werde niemals aufgeben, Leroy...
Und ich werde niemals zulassen, dass er meiner Familie etwas antut.
Ich stehe auf und verlasse das Zimmer. Es ist mitten in der Nacht und auch die Lichter in der Villa sind ausgeschaltet. Nur noch spärlich werden die Gänge von Lichterketten beleuchtet, doch das reicht auch schon. Die Angestellten schlafen bestimmt schon, also werde ich mich etwas umsehen können. Vielleicht finde ich einen noch besseren Weg hier raus, wenn ich nur jeden Winkel erkundige. Die Villa ist wirklich riesig und recht modern, aber es hat dennoch etwas heimatliches. Es ist verwirrend. Manchmal ist es angenehm warm und manchmal eisig kalt. Das Gebäude ist schön, keine Frage, aber dann wiederum ist es unheimlich. Manchmal. Manchmal ist es kahl, trocken und farbenlos. Manchmal ist es kalt, gefühllos und skrupellos.
Wie Leroy Kingston.
Tief durchatmend halte ich an der Treppe inne und sehe zu den Skulpturen.
Was ist nur geschehen? Was ist mit ihm passiert, dass er so geworden ist? Wo ist der süße Typ aus der Oberstufe meiner Highschool-Zeit? So viele Fragen, doch keiner möchte sie mir beantworten. Ich habe das Gefühl, dass die Villa langsam immer kleiner wird und an Wert verliert, genauso wie meine Willenskraft. Denn diese Größe ist nichts als Fassade.
Ob er mich irgendwann töten wird?
Seufzend wende ich mich von den Skulpturen ab und laufe eine weitere Treppe nach oben.
Doch hier oben ist jede Tür verschlossen außer eine und in der befindet sich ein großer Trainingsraum. Komisch. Es sind insgesamt sechs Türen hier oben, aber Fünf davon sind abgeschlossen.
Dieser Mann ist voller Geheimnisse.
Diesmal laufe ich runter in das Erdgeschoss. Links von mir befindet sich die Küche, rechts das Wohnzimmer und hinten ist die Terrasse, die hinaus zum Pool führt. Links vom Pool ist ein Gitterzaun und dann sieht man den Hintergarten und die Hunde. Wie gesagt; Ein wunderschönes Gebäude.
Mein Blick fällt auf eine Tür, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Eine Tür, gleich hinter der Haustür. Genervt verdrehe ich die Augen, als ich diese öffne und nur eine steinige Treppe, die ins Dunkle führt, erkenne. Der Keller.
Vielleicht gibt es von hier aus auch einen Ausweg.
Das wäre wirklich das Beste, was mir passieren könnte, wenn es von hier unten vielleicht sogar einen sehr leichten Weg hinaus gibt. Langsam laufe ich die Treppe runter, vorsichtig um weder ein Geräusch zu verursachen noch um hinzufallen, da es so dunkel ist. Ich schrecke zusammen, als die Lichter plötzlich angehen, atme jedoch sogleich erleichtert aus, als mir klar wird, dass es nur Bewegungsmelder sind. Doch ich nehme es mir nicht übel. Alles könnte hier möglich sein. Langsam sehe ich mich um. Selbst sein Keller ist größer als mein Zuhause. Es gibt einen Gang nach links und nach einen nach rechts. Der rechte Gang führt sogar ein weiteres mal nach links und sodann nach rechts. Gott! Fast schon ein Labyrinth. Dort angekommen nehme ich die linke Seite, doch überrascht bleibe ich stehen, als ich sehe, dass es nach ungefähr fünfzehn Metern wieder nach rechts geht.
Dieser Keller ist wirklich verdammt groß...
Und dann passiert es. Ich weiß nicht mehr, wie ich zurück nach oben finde. Mal ging es nach rechts und mal nach links, sodass ich nun, als ich entschieden habe, besser wieder hochzugehen und diesen Keller zu verlassen, nicht mehr zurückfinde. Verzweifelt lasse ich den Kopf hängen und lehne meine Stirn an eine Tür. Ich werde sowas von Ärger bekommen, wenn Leroy mich hier vorfindet. Ich hätte gar nicht erst hier runter sollen, doch soll ich stattdessen wirklich einfach aufgeben? Mich selbst nicht länger respektieren und das tun, was ein Mann, den ich nicht einmal wirklich kenne, von mir will - ohne Wenn und Aber? Nein. Ich werde für meine Freiheit kämpfen und mich nicht einfach zurückziehen, wie das kleine, ängstliche Häschen, das ich in Wahrheit bin. So sehr ich mir auch wünsche einfach nur die Augen zu schließen, bis es vorbei ist, läuft es so nicht. Ich werde für mich selbst kämpfen... auch wenn es wirklich böse enden kann...
Ein dumpfer Knall ertönt plötzlich und lässt mich kräftig zusammenzucken. Erschrocken drehe ich mich um, doch niemand ist hinter mir. Das Licht flackert bloß für einen winzigen Augenblick, während ich in den leeren Gang starre. Ist Leroy etwa schon da? Aber so lange war ich doch gar nicht hier unten...
Aber ich lag länger als eine Stunde noch im Bett. Wenn ich also vielleicht sogar zwei Stunden im Bett lag und nun länger als dreißig Minuten hier unten bin, dann kann es durchaus Leroy sein. Er muss ja nicht exakt drei Stunden brauchen - wo auch immer er hin ist. Verdammt, der Gedanke, dass es Leroy sein könnte, versetzt mich in totale Panik! Und wieder ertönt ein Knall.
Oh, mein Gott. Der Knall kommt ja gar nicht von dort hinten, sondern von...
Bedächtig und zitternd vor Angst drehe ich mich wieder zu der Tür, an der ich meine Stirn angelehnt hatte. Ich halte die Luft an und lausche.
Dann höre ich ein leichtes Klopfen. Sofort weiche ich mehrere Schritte zurück. Mein Herz setzt einen Schlag aus und ich spüre, wie mein Magen sich zusammenzieht. Verdammt, wo bin ich hier gelandet?
„Wer, wer ist da?", verhasple ich mich, als ich auch an die Tür klopfe und nichts mehr kommt. Aber das habe ich mir doch nicht eingebildet, oder etwa doch? Was versteckt sich hinter dieser Tür?
„Nein, Rina, du wirst jetzt nicht wie in diesen blöden Horrorfilmen nachschauen!", spreche ich zu mir selbst.
Etwas unbeholfen drehe ich mich von der Tür weg, um weiter nach den Ausgang zu suchen, als es wieder klopft. Mein Herz setzt abermals aus, als ich jemanden kichern höre. Diese Türen sind aus Stahl, wie also kann ich das hören? Vielleicht, weil es hier so still ist? Ich beiße mir auf die Unterlippe, um mich davon abzuhalten die Tür zu öffnen. Mein Atem geht hektischer und mein Puls rast. Was oder wer befindet sich hinter dieser Tür? Das Licht flackert wieder, ehe die Lichter plötzlich ausgehen und nach wenigen Sekunden wieder an. Ein hysterisches Lachen entkommt mir. Wo bin ich hier? In einer Comedyshow?
Dann wird es ganz, ganz still. Mucksmäuschenstill. Ehe eine Melodie ertönt. Jemand singt. Langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun. Ich rühre mich nicht vom Fleck und lausche der - nicht mal so schlechten - Melodie. Sie klingt angenehm, doch sie hat wiederum auch etwas Fürchterliches an sich, etwas, das ich nicht beschreiben kann.
„Wer ist da?!", schreie ich, als das Summen immer lauter wird. Ich habe das Gefühl, dass jemand hinter mir steht, doch traue ich mich nicht zurück zu schauen. Verdammt, was passiert hier? Tränen sammeln sich in meinen Augen. Von der Angst gelähmt, kann ich mich nicht bewegen.
„Katrina..."
„Oh Gott...", entkommt mir ein Wimmern, als die Stimme meinen Namen haucht. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.
„Wer bist du?", flüstere ich. Ich hätte nicht in den Keller gehen dürfen.
„Dein Untergang", höre ich es plötzlich hinter mir sagen. Und das laut und nah.
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Hallo, ihr Lieben!
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen!
Ich hab in den letzten Tagen Vampire dairies gesuchtet (mal wieder) und möglicherweise ist das Kapitel deshalb etwas... joa xD
Aber das mit dem Keller solltest ihr euch gut merken! ;)
Im Übrigen liebe ich Horror hehe 🌚
Bis bald!
SevenTimes-
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