Kapitel 6 - Freude
Sie streifte sich einen weiten Hoodie über den Kopf, der eigentlich ihrem Mann gehörte und betrachtete sich skeptisch im Spiegel. Gut, von der Seite war nichts zu sehen. Sie griff nach ihrer Jeans und zog sie über ihre trainierten Oberschenkel nach oben.
„Verfluchter Drachenmist!", fluchte sie laut und schaute wütend nach unten.
„Alles in Ordnung, Gin?", fragte eine Stimme und sie schaute auf, um ihren Mann zu entdecken, der im Türrahmen stand und sie fragend anschaute.
Ginny schüttelte den Kopf. „Nein, es ist gar nichts in Ordnung! Meine Jeans geht nicht mehr zu. Das ist schon die vierte, die ich anprobiert habe, aber keine passt mir mehr. Vor fünf Wochen haben die noch gepasst!"
Harry wagte es leise zu lachen. „Vor fünf Wochen hattest du auch noch keinen so stark sichtbaren Babybauch."
„Ich habe keinen großen Bauch! Ich bin erst 16 Wochen schwanger!"
„Ich habe auch nie behauptet, dass du einen großen Bauch hast. Aber damit verglichen, dass du immer einen sehr flachen Bauch hattest, ist es klar, dass deine Hosen nicht mehr passen", erwiderte Harry und trat näher an sie heran.
Seufzend lehnte sie sich nach hinten an ihn. Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. „Was soll ich bitteschön anziehen?"
Harry schien zu überlegen. „Gibt es keinen Zauberspruch, der deine Hosen oben weiter machen kann?"
„Ich habe keinen Plan. Meine Mum wäre diejenige, die sowas wüsste nur sie kann ich nicht fragen, weil wir ihr heute erst sagen, dass so ein Zauberspruch überhaupt nötig ist!", erwiderte sie verzweifelt. „Weißt du was?! Ich ziehe einfach eine Leggings an. Dann muss ich mir zwar erst von meiner Mum anhören, dass ich aussehe als wäre ich gerade aus dem Bett gekrochen, aber dann kann ich sagen: ‚Nein Mum, ich sehe nur so aus, weil dein Enkelkind gerade meinen Körper einnimmt und ich nicht mehr selbst entscheiden kann, wie dick mein Bauch wird!'"
Ihr Mann lachte. „Das hört sich nach einem Plan an."
~
Zu ihrer Überraschung sagte Molly nichts über Ginnys Kleidungsstil als sie den Fuchsbau betraten. Vielmehr schien es Molly zu interessieren, wie es ihrer Tochter ging.
„Ron hat uns erzählt, dass du krank warst. Geht es dir besser? Es muss richtig übel gewesen sein, wenn selbst Ronald gemerkt, dass es dir nicht gut geht", sagte sie und beäugte ihre Tochter kritisch.
„Mir geht es wieder gut Mum, keine Sorge. Ich konnte mich in der letzten Woche gut erholen und bin jetzt wieder so fit, dass ich übermorgen wieder mit meinem Training loslegen kann."
Molly legte ihr eine Hand auf den Rücken und leitete sie und Harry ins Wohnzimmer, wo bereits alle von Ginnys Brüdern anwesend waren. „Du solltest dir noch eine Woche frei nehmen. Nicht, dass du wieder krank wirst und es dir dann ganz schlecht geht."
„Mir geht es gut, Mum!", erwiderte Ginny erneut.
„Wirklich? Du siehst immer noch sehr blass aus", bemerkte Bill, der näher an seine Schwester ran trat und diese skeptisch beäugte.
„Ich bin gesund verdammt nochmal! Mir fehlt nichts!"
In dem Moment trat Harry neben sie und legte ihr sanft eine Hand auf den unteren Rücken. „Vielleicht sagts du ihnen einfach jetzt, was los ist", sagte er leise, was von den Weasleys aber nicht ungehört blieb.
„Stimmt irgendwas nicht mit dir Ginny?", fragte Ron besorgt.
Ginny stieß einen verzweifelte Seufzer aus. „Mit mir stimmt alles", versicherte sie ihnen. „Lasst mich bitte einfach jetzt ausreden und unterbrecht mich nicht die ganze Zeit!"
Sie nahm tief Luft und schaute zu Harry, der ihr zunickte. „Okay." Sie machte eine kurze Pause. „Vor ein paar Wochen haben wir etwas erfahren, was sehr unerwartet kam-"
„Wechselst du dein Quidditch Team? Zieht ihr in ein anderes Land?", fragte Molly.
„Molly, lass sie ausreden", erinnerte Arthur seine Frau.
„Danke Dad. Nein, es hat nichts mit Qudditch zu tun und wir ziehen auch nicht in ein anderes Land." Sie atmete erneut tief durch. „Ich bin schwanger."
Stille. Niemand sagte ein Wort. Stattdessen starrten alle Harry und sie mit großen Augen an.
George war der erste, der sich wieder fing. „Haha, guter Witz. Für einen kurzen Moment hattest du mich echt, Gin-Gin."
Seine Schwester schüttelte jedoch den Kopf. „Das ist kein Witz, Georgie. Ich bin in der sechzehnten Woche, im Oktober kommt das Baby."
„Wirklich?", fragte Molly leise, woraufhin Harry und Ginny nickten. „Oh Mäuschen! Ich dachte ihr wolltet noch warten!" Sie ging auf beide zu und umarmte sie.
„Wollten wir auch, aber die Natur hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht."
„Freut ihr euch denn?", fragte Molly vorsichtig.
Harry nickte. „Es war am Anfang schwer, weil wir beide so jung sind, aber ja mittlerweile freuen wir uns."
Molly ließ beide los und als Ginny sich ihren Brüdern konnte sie schockierte Gesichter sehen. Abwartend zog sie die Augenbrauen hoch. „Was sagt ihr dazu?"
„Wow", erwiderte George. „Die jüngste von uns ist die zweite, die ein Kind bekommt. Wow."
„Ich freue mich für euch, Ginny", sagte Bill leise und zog seine Schwester in eine Umarmung.
„Aber- aber wie konntest du es so lange geheim halten? Du- du siehst überhaupt nicht schwanger aus." Ginny löste sich von Bill und schaute zu Ron, der mit offenem Mund dastand.
Als Antwort drehte sich Ginny zur Seite und schob ihren Hoodie ein Stück nach oben, sodass man ihren Bauch sehen konnte. „Beweis genug?", fragte sie.
„Warum habt ihr uns nicht früher etwas gesagt, Schätzchen?", fragte Arthur, während er erste seine Tochter und dann Harry umarmte.
„Wir haben es ungefähr zwei Wochen vor Hermines und Rons Hochzeit herausgefunden. Wir mussten das erstmal verarbeiten und entscheiden, wie wir handeln. Dann wollten wir Hermine und Ron nicht die Show stehlen und dann waren wir im Urlaub. Letzte Woche hat es mich voll mit Übelkeit erwischt, sodass ich mich kaum aus dem Bett bewegen konnte." Ginny zuckte mit den Schultern. „Es gab immer etwas, was dazwischenkam."
„Eigentlich müsste ich euch jetzt einen Vortrag über Verhütung halten, da du erst einundzwanzig bist und immer meintest, du möchtest vor dreißig keine Kinder bekommen. Damit sollte man nicht so leichtfertig umgehen. Auch bei einem Mal vergessen kann etwas passieren." Molly seufzte. „Aber ich freue mich einfach viel zu sehr für euch." Ihre Gesichtszüge wurden weicher und Tränen traten in ihre Augen. Sie breitete ihre Arme aus und nahm beide erneut in den Arm.
Als sie sich wieder gefangen hatte, trat sie einen Schritt zurück und begutachtete Ginny. Instinktiv legte Ginny eine Hand auf ihren Bauch und schaute ihrer Mutter in die Augen. Sie musste sich auf die Lippe beißen, um nicht loszuheulen. Nicht hier. Nicht vor ihren Brüdern und Schwägerinnen.
„Ich freue mich auch Mum."
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