Kapitel 54 - Lily
Eigentlich hatte sie immer gehofft, dass es so ablief, wurde bisher aber immer enttäuscht. James' Geburt hatte unzählige Stunden gedauert und auch Albus' war nicht die kürzeste gewesen.
Und jetzt wünschte sie sich, dass es ein bisschen länger dauern würde, damit sie etwas Zeit zum durchatmen hatte. Stattdessen kam eine Wehe nach der nächsten und ehe sie sich versah, befahl ihr Heilerin Wilson schon zu pressen.
Alles ging so schnell, dass sie es gar nicht wirklich schaffte zu realisieren, was gerade passierte. Sie klammerte sich an Harry fest, dessen Gesicht nah an ihres gepresst war und der ihr aufmunternde Worte zuflüsterte.
Und dann war es auch schon vorbei.
Von einer auf die andere Sekunde waren die Schmerzen weg und sie spürte, wie etwas aus ihrem Körper glitt. Sie hörte noch abseits, wie Wilson ihr anordnete, nach unten nach dem Baby zu greifen, doch bereits aus Intuition löste sie sich von Harry und packte das Baby unter den Armen. Als sie es aus dem Wasser hob und an ihre Brust presste, schaute sie zu ihrem Mann und erkannte, dass er weinte.
Es schien ihr als wäre alles für einen Moment totenstill gewesen und dann wurde wieder der Ton eingeschaltet. Sie hörte ihr Baby schreien und bemerkte jetzt auch, dass ihr Tränen die Wangen hinunterliefen als sie auf das kleine Wesen ihn ihren Armen herabschaute. Sie presste ihr Baby fest gegen ihre Brust, während sie immer noch in der Wanne hockte. Harry streckte eine Hand aus und legte es kurz auf das Köpfchen. Dann glitt seine Hand weiter zu ihrer Wange und er wischte mit seinem Daumen ihre Tränen weg.
„Du hast es geschafft!", sagte er fasziniert und schaute dann wieder auf das Baby.
„Es ist ein Mädchen", schluchzte Ginny dann als sie sich ihr Baby genau anschaute – ihre Tochter. „Wir haben ein Mädchen!"
„Echt?", fragte Harry, woraufhin sie nickte. „Ha, ich hatte recht", sagte er dann leise und schenkte ihr ein atemberaubendes Lächeln, ehe sein Blick wieder zu seiner Tochter glitt.
Auch wenn sie bei sowas keinen mütterlichen Instinkt hatte, war Ginny davon ausgegangen, dass sie wieder einen Jungen haben würde. Um ehrlich zu sein, fürchtete sie sich etwas davor ein Mädchen großzuziehen. Sie hatte bereits zwei Jungs und war mit sechs Brüdern aufgewachsen, sie wusste, wie sie tickten und wie man mit ihnen umgehen musste. Doch ein Mädchen großzuziehen, würde eine ziemliche Herausforderung werden, auch wenn sie selbst eins war.
„Geht es dir gut?", fragte Harry dann und sie wusste, worauf er mit dieser Frage hinauswollte. „Kein komisches Gefühl oder Anzeichen darauf, dass irgendwas nicht stimmt?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nur das typische komische Gefühl nach einer Geburt, was man immer hat. Aber sonst geht es mir gut."
Erst als Heilerin Wilson Stimme ertönte, bemerkte Ginny, dass sie auch noch im Raum war, genauso wie zwei Heiler-Assistentinnen. „Machen Sie sich keine Sorgen, wir haben hier auch alles unter Kontrolle."
~
Nur wenige Momente später nahm Ginny in ihrem Krankenhausbett Platz und lehnte sich mit einem erleichterten Seufzen in die Kissen zurück. Die Wanne war aus dem Raum verschwunden und ihre Tochter lag jetzt in einem Beistellbettchen, welches neben ihrem Bett stand. Sie fragte sich, warum sie nicht schon vorher eine Wassergeburt in Betracht gezogen hatte, denn es war ein wundervolles Gefühl sich direkt nach einer Geburt so sauber zu fühlen.
Harry ließ sich mit einem Lächeln auf dem Gesicht, welches in den letzten Minuten nicht von seinem Gesicht gewichen war, auf den Stuhl neben ihrem Bett fallen und lehnte sich entspannt zurück. „Wie fühlst du dich?", wollte er wissen und griff mit seiner Hand nach ihrer.
„Mir geht es wundervoll", antwortete sie glücklich. „Ich bin froh, dass Lily endlich da ist." Harrys Augen leuchteten auf als sie das erste Mal den Namen ihrer Tochter aussprach.
„Soll ich jetzt schon der Familie Bescheid geben, oder willst du noch ein paar Stunden für dich haben?"
Ginny schaute ihn an und schien zu überlegen. „Lass sie jetzt schon kommen, sonst wird es zu spät. Außerdem habe ich Hunger und ich bin mir sicher, dass meine Mum mir nur allzu gerne etwas mitbringen würde."
Ihr Mann grinste. Dann fragte er: „Wollen wir wieder zuerst nur die Jungs ihre kleine Schwester kennenlernen lassen?"
„Ja", antwortete sie direkt. „Auch wenn James sich nicht darüber freuen wird, dass er eine kleine Schwester und keinen kleinen Bruder bekommen hat."
~
Ginnys Annahme hatte sich eine halbe Stunde später bestätigt als Teddy, mit James und Albus an je einer Hand in das Zimmer kamen. Ersterer war etwas zurückhaltend und verlangsamte seine Schritte je näher er dem Bett kam. James hingegen riss sich von ihm los und lief auf seine Mum zu.
„Kommt her", ermutigte Ginny Teddy und Albus und winkte sie zu sich. „Das ist eure kleine Schwester Lily", sagte sie und drehte sich so, dass ihre Kinder gut das Baby in ihren Armen sehen konnte.
Harry, der neben ihrem Bett stand, hob den zweijährigen Albus zu seiner Mutter, der daraufhin gespannt das Baby betrachtete.
„Wiwy", murmelte er leise und zeigte auf seine Schwester. Harry und Ginny lächelten sich liebevoll an.
„Schwester?", fragte James daraufhin mit gerunzelter Nase und drehte sich dann zu seinem Vater. „Ich wollte aber einen Bruder!"
Dieser lachte. „Das konnten wir uns leider nicht aussuchen, Jamie."
„Und was sagst du?", frage Ginny derweil Teddy, der neben das Bett getreten war, und klopfte auf den Platz neben sich. Er setzte sich neben sie und schaute weiterhin das Baby an.
„Sie sieht aus, wie du", kommentierte er.
Sie lächelte liebevoll. „Wegen den roten Haaren?", fragte sie, woraufhin er nickte.
~
„Weißt du", fing Ginny an als sie mit Harry nach zwei Stunden Besuch ihrer Familie neben ihm lag und ihren Kopf auf seine Schulter fallen ließ. „Lily ist unser erstes Baby mit roten Haaren. Machst du dir da keine Sorgen, dass ich dich betrogen haben könnte, weil deine anderen beiden Kinder deine Haare haben?"
Harry schaute gespielt schockiert zu ihr. „Ginevra Potter! Wie skandalös." Sie lachte. „Mit wem hast du mich betrogen?" Er grinste auf sie herab. „Aber mal ehrlich, auch James hat nicht exakt meine Haare. Die Haarstruktur auf jeden Fall, aber er hat eher ein dunkles braun als Haarfarbe."
Seine Frau grinste schelmisch. „Das könnte daran liegen, dass Jamie auch nicht von dir ist."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro