Schon seitdem Harry und sie vor zweieinhalb Jahren in das Haus gezogen waren, ging ihr ein Raum besonders auf die Nerven. Nein, es war nicht der eine Raum, der noch leer stand. Und es war auch nicht Harrys Büro, in dem sich an manchen Tagen unzählige Akten über jegliche Fälle stapelten. Es war noch nicht mal James' Zimmer, welches öfter unordentlich war als nicht.

Es war ihr und Harrys Kleiderschrank. Ihr und Harrys begehbarer Kleiderschrank.

Auch in zweieinhalb Jahren hatten sie keine Methode gefunden, wie sie diesen am besten einrichten konnten, sodass er so ordentlich und organisiert, wie möglich war. Und wenn es nach Ginny ging (und auch nach Harry), hätten sie den begehbaren Schrank auch gar nicht gebraucht; ein großer Schrank im Schlafzimmer hätte ihnen gereicht. Doch sie hatten sich damals in dieses Haus verliebt und, da der Raum schon da war, hatten sie ihn auch für ihre Klamotten genutzt.

Das Problem mit der Ordnung war nur gewesen, dass Ginny schwanger war als sie hier eingezogen waren; andere Räume vor der Geburt fertig einzurichten, waren Priorität. Und dann war James auf der Welt gewesen und sie waren zu müde, um irgendwas zu ändern. Dann fingen beide wieder an zu arbeiten und sie verbrachten ihre freien Tage lieber als Familie, anstatt den Kleiderschrank endlich zu sortieren. Und dann war sie auch schon schwanger mit Albus und Teilnehmerin der Quidditch Weltmeisterschaft.

Und jetzt bereute sie es.

„Gibt es nicht etwas anderes in diesem Raum, was du anziehen kannst?", fragte Lizzie skeptisch, die auf dem Boden des kleinen begehbaren Kleiderschranks saß und zu Ginny schaute, die verzweifelt durch den Raum lief. „Ich meine, Klamotten sind hier genug."

Ginny drehte sich zu ihrer Freundin um. „Aber hier ist nichts, was mir zwei Woche nach Als Geburt passt und auch noch gut genug für seine Taufe ist. Ich hatte extra vor Wochen ein Kleid dafür gekauft und irgendwo hierhin geschmissen, aber ich finde es einfach nicht mehr."

„Was ist mit dem Kleid, was du bei James' Taufe anhattest? Da solltest du reinpassen, denn seine Taufe war vier Tage und nicht zwei Wochen nach der Geburt", schlug Lizzie vor.

Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht schon wieder das Kleid anziehen, nicht wenn überall Reporter sind, die so schon jede kleine Bewegung von uns genau beobachten werden!"

Ginny wandte sich wieder einem Teil des offenen Schrankes zu. Dort stapelten sich ihre Sportklamotten. Sie erschreckte sich jedes Mal, wenn sie diesen Teil sah, denn mittlerweile glaubte sie, dass sie mehr Sportklamotten als normale Klamotten besaß. Vielleicht hatte sie das Kleid dort hingetan.

„Während du weiter nach dem Kleid suchst, kannst du mir ja mal verraten, wie Harry und du es geschafft habt, die im Ministerium zu überzeugen, Als Taufe über eine Woche hinauszuzögern", sagte Lizzie und stützte ihr Kinn auf ihre Hand ab.

„Harry ist insgesamt drei Mal dahin gegangen, um denen klar zu machen, dass es keine Möglichkeit gibt, Al innerhalb einer Woche taufen zu lassen, da seine Mutter nach der Geburt fast gestorben wäre und deswegen mindestens eine Woche im Krankenhaus sein und danach strikte Bettruhe einhalten muss. Das hat er ihnen nämlich schon beim ersten Mal gesagt. Aber dann musste er nochmal dahin und denen eine Kopie von meiner Krankenakte vorlegen. Und dann nochmal, um denen zu erklären, dass es auch nicht eine Woche und zwei Tage nach Als Geburt geht, weil seine Frau immer noch nicht richtig laufen kann und es auch nicht darf. Woraufhin die vorgeschlagen haben, dass ich ja im Rollstuhl da antanzen kann", erklärte Ginny und redete sich in Rage. „Es hat den Zaubereiminister und einen zwei Seiten langen Brief von Heilerin Wilson gebraucht, um die zu überzeugen uns zwei Wochen zu geben, damit ich wieder einigermaßen verheilt bin, um dabei sein zu können. Die sollen sich dieses beschissene Gesetz, dass die Kinder mit mindestens einem magischen Elternteil maximal eine Woche nach der Geburt getauft werden müssen, da es sonst zu lang hinausgezögert wird, sonst wo hinstecken!"

„Wir können wirklich von Glück reden, dass Kingsley da auf unserer Seite ist", schaltete sich eine weitere Stimme ein. Beide Frauen blickten zur Tür und erkannten dort Harry, der mit verschränkten Armen im Türrahmen stand. Er selbst trug schon seine Sachen für die bevorstehende Taufe seines Sohnes. „Bist du fast so weit, Gin?"

„Ich finde das Kleid, was ich für die Taufe gekauft habe nicht!"

Harry zog die Augenbrauen hoch und schaute seine Frau vorsichtig an. „Du meinst das hellblaue?" Ginny nickte bestätigend. Seine Gesichtszüge wurden weicher. „Gin, das hängt seit Wochen in Als Zimmer. Du hast es, nachdem wir es gewaschen haben, extra dahingehängt, weil du meintest, dass du es hier sonst nicht wiederfindest."

„Bei Merlin, stimmt!", realisierte sie. „Ich habe Albus' Zimmer kein einziges Mal mehr betreten, seitdem er auf der Welt ist."

Ein paar Minuten später war dann auch Ginny fertig angezogen und bereit für die Taufe von Albus. Während Harry seinen jüngsten Sohn in seinen Armen hielt, nahm Ginny James an die Hand und Lizzie folgte ihnen nach unten.

„Wir müssen uns etwas beeilen, Neville ist wahrscheinlich schon da", sagte Harry mit einem Blick auf seine Uhr.

Dann verschwanden sie durch den Kamin ins Ministerium.

~

Die Taufen, die dafür da waren, um Babys magischer Eltern oder eines magischen Elternteils offiziell in die Zauberergemeinschaft aufzunehmen, waren meist klein gehalten. Es waren nur die Eltern und die Paten des Babys anwesend und manchmal auch (wenn vorhanden) die Geschwister des Babys.

Harry behielt recht als sie aus dem Kamin traten und Neville erblickten, der auf sie wartete. Er umarmte erst Lizzie und dann Ginny zur Begrüßung. Danach kniete er auf James' Level und begrüßte auch den ältesten Sohn seiner besten Freundin.

„Bist du bereit?", fragte Harry dann und legte einen Arm um Ginny. Diese schaute zu ihm auf und nickte.

Sie waren in Harrys Büro gefloht, um nicht direkt im Trubel der Reporter anzukommen. Also bahnten sie sich ihren Weg von dort zu der zuständigen Abteilung an. Dort tummelten sich, wie erwartet, unzählige Reporter und Kameras, da alle unbedingt ein Bild vom neusten Potter erhaschen wollten. Harry und Ginny hatten zwar, wie bei James, im Klitterer eine offizielle Ankündigung der Geburt ihres zweiten Sohnes veröffentlicht, jedoch war dort nicht viel von ihm zu erkennen.

Beide hatten schon vor Jahren beschlossen, dass sie ihre Kinder komplett aus der Öffentlichkeit raushalten wollen, damit diese, wenn sie alt genug waren, selbst entscheiden konnten, wie öffentlich sie ihr Leben führen wollten.

Deswegen drückte Harry Albus sanft an sich, um sein kleines Gesicht vor den Kamerablitzen zu verstecken. Zudem wurden ihnen, und vor allem Ginny, unzählige Fragen gestellt.

„Sind Sie enttäuscht darüber, dass es wieder ein Junge geworden ist?"

„Machen Sie so lange weiter, bis Sie ein Mädchen haben?"

„Sicher, dass das Kind von Mr Potter ist?"

„Mr Potter, wurden Sie von Ihrer Frau dazu gezwungen, ihre beiden Freunde zu Albus' Paten zu machen?"

Sie antworteten auf keine der Fragen. Nur eine Frage beantwortete Ginny, die an sie gerichtet war. Und zwar die wohl einzige Frage, die angemessen und von ihr sehr geschätzt wurde.

„Wie geht es Ihnen, Mrs Potter? Haben Sie sich wieder gut von den Strapazen der Geburt erholt?", wollte eine junge Reporterin wissen.

Ginny drehte sich zu ihr und lächelte leicht. „Mir geht es wieder besser, danke der Nachfrage. Es wird zwar noch etwas dauern, bis ich wieder vollkommen genesen bin, aber ich mache jeden Tag Fortschritte."

Daraufhin erklangen Fragen, wie „Wann kehren Sie wieder zum Quidditch zurück?" oder „Kehren Sie jemals wieder zurück?".

Doch diese Fragen hörten sie schon gar nicht mehr, denn sie kamen in der richtigen Abteilung an, die ab hier von Auroren strikt verschlossen wurde, sodass kein Reporter reinkam; Harrys Anweisungen.

Harry beugte sich leicht zu seinem schlafenden Sohn runter und flüsterte ihm mit einem Lächeln auf den Lippen zu: „Na Al, bereit offiziell ein Teil dieser verrückten Welt zu werden?"

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Vielen, vielen Dank für 500 Follower.
Schon seit über dreieinhalb Jahren bin ich jetzt schon dabei und es kommt mir einerseits so vor als wäre es gestern gewesen, dass ich meine erste Geschichte veröffentlicht habe, andererseits als wäre es vor 10 Jahren gewesen.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich unterstützen und meine Stories lesen. Auch wenn es nur wenige Personen wären, wäre es mir trotzdem wert. Ich liebe es mir eure lieben Kommentare durchzulesen und für euch weitere Geschichten zu schreiben!

Also vielen, vielen Dank!!!

Da ich momentan sehr beschäftigt bin, schaffe ich es leider nicht eine Lesenacht oder ähnliches zu machen, dafür lade ich heute sowohl hier ein Kapitel hoch als auch einen Missing Moment.

Eure always_hinny :)