Kapitel 1 - Wie ein Traum
Seit fast zwölf Jahren kannten sie sich. Seit fast sieben Jahren waren sie zusammen. Seit fast anderthalb Jahren waren sie verheiratet.
Und Harry konnte an einer Hand abzählen, wie viele Male er Ginny weinen gesehen hatte. Wenn Ginny also weinte, musste es etwas Wichtiges sein, worüber sie weinte...
~
„Ginny, ich bin Zuhause!", rief Harry als er aus dem Kamin kam und das Wohnzimmer von Ginnys und seiner Wohnung betrat. Es war immer noch die gleiche Wohnung, in die sie vor vier Jahren gezogen waren. Sie war zwar klein, aber reichte für zwei Personen.
„Ginny?", wiederholte er als niemand antwortete. Normalerweise kam Ginny zwar nach ihm nach Hause, doch sie hatte an dem Tag frei gehabt, weswegen Harry sich schon auf einen schönen gemütlichen Abend mit ihr gefreut hatte, da am nächsten Tag Samstag war und er eh frei haben würde.
Das war nicht immer so, doch würde sich schon bald ändern. In drei Monaten, im Juni, würde er Senior Auror werden und spätestens dann würden sich seine Arbeitszeiten normalisieren.
Irritiert streifte Harry seine Schuhe ab und hing seinen Umhang im Flur auf. Ginnys Schuhe und ihr Umhang waren auch da, was hieß, dass sie Zuhause sein musste. Er ging weiter den Flur entlang, schaute in das leere Schlafzimmer und ging dann weiter, bis er vor dem Badezimmer stehen blieb. Die Tür war nicht abgeschlossen.
„Ginny, bist du da drin?", fragte er trotzdem. Als niemand antwortete, griff er nach seinem Zauberstab und drückte langsam die Türklinke runter.
Doch im Badezimmer fand er keine Todesser vor, doch seine Frau, die auf dem Boden saß. Als sie ihn eintreten hörte blickte sie zu ihm hoch. Und das, was er sah schockte ihn.
Sie weinte.
„Gin!", brachte er atemlos hervor, ehe er sich auf den Boden neben sie setzte. „Gin, was ist los?", wollte er wissen.
Doch sie war nicht im Stande zu antworten. Stattdessen schüttelte sie lediglich den Kopf, während mehr und mehr Tränen ihre Wangen hinunterliefen.
Ohne zu zögern, nahm er sie in den Arm und strich ihr über den Rücken. „Gin, was ist los?", wiederholte er. „Rede mit mir!"
Sie löste sich aus seiner Umarmung und griff dann neben sich nach einem Gegenstand und legte ihn in Harrys Hand.
Dieser runzelte die Stirn. „Was ist das?"
Ginny schaute ihm in die Augen und biss sich auf die Lippe. Immer mehr Tränen verließen ihre Augen. „Ich bin schwanger, Harry!"
„Du bist was?", fragte er überrascht.
„Ich bin schwanger", wiederholte sie schluchzend. „Ich bin schwanger."
Erneut nahm Harry sie ihn den Arm, sagte aber nichts.
„Was sollen wir machen, Harry?", brach Ginny nach ein paar Minuten das Schweigen und löste sich wieder von ihm, um ihn anzusehen.
Ihre Verzweiflung brach ihm das Herz. „Ich weiß es nicht, Gin", erwiderte er leise.
„Wir wollten warten. Bei Merlin, ich bin einundzwanzig!" Sie schüttelte den Kopf. „Was sollen wir nur machen?"
Auch in Harrys Augen bildeten sich Tränen. „Die Entscheidung liegt bei dir, Gin. Ich unterstütze dich, egal was du tun willst."
„Aber, was willst du?"
„Ich- ich weiß es nicht", sagte Harry ehrlich. „Ich dachte auch, wir hätten noch Zeit. Ich weiß nicht, ob wir dazu bereit sind. Ich möchte auch nicht, dass du irgendwas dafür aufgibst. Ich-" Er brach ab. „Egal was ist, wir werden eine Lösung finden, okay?!"
Ginny schaute ihn mit geröteten Augen an und nickte langsam. Dann nahm Harry sie einfach nur in den Arm und ließ sie nicht mehr los.
~
Sie redeten an dem Tag nicht mehr viel über das Geschehene. Jeder versuchte die Sache zu verarbeiten und einen klaren Kopf zu bekommen. Beide erhofften sich, dass plötzlich die Idee auftauchen würde, die alles lösen könnte. Doch diese Idee kam nicht.
Die Entscheidung lag bei ihnen, egal wie schwierig sie war. Sie alleine mussten es entscheiden.
„Harry?", sagte Ginny leise als er sich kurz vor Mitternacht zu ihr ins Bett legte.
„Ja?", erwiderte er sanft, ehe er seine Arme um sie schlang und sie näher an sich zog.
Ginny rutschte instinktiv näher an ihn. „Ich werde morgen einen Termin im St Mungos für eine Untersuchung machen. Egal wie wir uns entscheiden, eine Untersuchung ist in allen Fällen notwendig und vielleicht- vielleicht hilf sie uns auf irgendeiner Art und Weise bei unserer Entscheidung. Wir hätten einen Heiler oder eine Heilerin an unserer Seite, der oder die uns auf jeden Fall sagen kann, was in welchen Fällen auf uns zukommt." Sie redete leise und langsam und zudem wählte sie ihre Worte mit Bedacht.
„Okay", antwortete Harry schlicht und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals.
Sie zögerte einige Sekunden, bis sie wieder sprach. „Willst du mitkommen?"
„Zur Untersuchung?", fragte er.
Ginny nickte. „Ich kann fragen, ob für nächste Woche am Wochenende ein Termin frei wäre, damit du mitkannst. Also natürlich nur, wenn du willst", fügte sie noch schnell hinzu.
„Hey Gin, ich will mitkommen!" Er legte beruhigend eine Hand auf ihren Oberarm. „Ich könnte mir auch mitten in der Woche freinehmen, wenn du lieber dann gehen willst."
„Nein, in der Woche ist ungünstig. Ich habe Quidditchtraining, was ich nicht verpassen will. Es gab schon mehrere Fälle, man kann immer noch spielen so lang man eigentlich möchte, wenn man-", sie stoppte kurz, „wenn man schwanger ist."
Es fühlte sich immer noch so unwirklich und fast schon verboten an dieses Wort auszusprechen.
Sie war schwanger.
Schwanger.
Mit einundzwanzig.
„Okay", sagte Harry erneut. „Dann gehen wir nächstes Wochenende ins St Mungos."
„Ich hoffe, dass die das im St Mungos mit Diskretion behandeln. Ich möchte nicht, dass irgendwer davon erfährt, schon gar nicht meine Mutter", sagte Ginny, womit sie Harry leise zum Lachen brachte.
„Ich kümmere mich persönlich um die, wenn die irgendwas ausplaudern", entgegnete er.
Sie seufzte. „Es fühlt sich alles irgendwie wie ein Traum an. Und ich weiß einfach nicht, ob ich aus diesem Traum aufwachen, oder ihn weiter träumen will."
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Das war das erste Kapitel meiner neuen Geschichte. Eigentlich sind meine Upload Tage nur noch samstags aber ich habe ich letzter Zeit wieder geschafft mehr zu schrieben weswegen heute schon das erste Kapitel kommt. Danach werden aber weiterhin samstags Kapitel kommen.
Ich hoffe wie immer das euch das Kapitel und damit auch der Start für die neue Story gefallen hat :)
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