8. Kapitel | Rise up
Die Sonne schien hell in unser Zimmer, als ich aufwachte. Müde streckte ich mich ausgiebig, gähnte. Dann stand ich mit Schwung aus meinem Bett auf.
Ich mochte es eigentlich relativ gerne früh aufzustehen, da ich diese einzigartige Atmosphäre über alles liebte.
Ich trat ans Fenster, sah nach draußen. Die Aussicht war wirklich atemberaubend.
Der Wald lag im hellen Sonnenschein, was sehr ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit war. Der Himmel hatte sich in ein helles Blau umgefärbt, ein paar wenige Wolken verweilten hier.
Ein Lächeln bildete sich auf meinem Mund.
Ich liebte Sonnenschein.
Dann drehte ich mich um, sah zu Jay, welcher noch zu schlafen schien. Entspannt und völlig friedlich lag er zusammengerollt auf seiner Matratze, hatte seine Decke fest um sich gewickelt. Es sah so verdammt süß aus.
Ich trat näher, setzte mich vorsichtig neben ihn. Langsam streckte ich meine Hand aus, strich vorsichtig über seine schwarzen Haare. Mein Herz schlug schnell, es breitete sich ein wunderbares Gefühl in mir aus. Es fühlte sich so gut an, so unglaublich.
Sanft strich ich weiter, berührte seine blassen Wangen. Seine Haut war so unglaublich weich, beinahe samtig.
In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen, womit diese herrliche Atmosphäre mit einem Mal wie eine Seifenblase zerplatzte.
Ich zuckte erschrocken zusammen, sprang auf.
Niemand durfte wissen, was ich soeben getan hatte.
Niemand.
Schnell wandte ich mich ab, begann meinen Koffer, der noch immer unaufgeräumt am Boden vor meinem Bett lag, zu durchsuchen.
Als ich meinen Kopf hob, sah ich vier Jungs. Einige davon kamen mir bekannt vor.
Genauer gesagt kannte ich drei der vier.
Tyler, Robin und Nathan.
Arschloch, Arschloch und ein Fuckboy.
Besser konnte es doch nicht mehr werden.
Fehlte nur noch Alex.
„Ey, Verlierer, aufstehen", rief Tyler dem schlafenden Jay zu, zog ihm die Decke weg. Sein Kumpel Robin war schon ins Bad geeilt, hatte einen Becher – vermutlich mit eiskaltem Wasser gefüllt – geholt und schüttete diesen über Jay, welcher mit einem Ruck sich aufsetzte, dabei aus dem Bett fiel. Robin und Tyler lachten gehässig, Nathan grinste vor sich hin. Nur der mir unbekannte Junge stand mit einem leicht entsetzten Gesichtsausdruck da, auch ihm schien der Junge leidzutun.
Jay hustete leise, rieb sich seinen Rücken, der vermutlich durch diese Aktion ziemlich schmerzte.
Dann stand er auf.
Robin und Tyler beachtete er nicht, drehte sich zu Nathan, welchen er zu meiner Verwunderung anlächelte.
Verdutzt beobachtete ich das Schauspiel, schüttelte ungläubig meinen Kopf.
Nathan war vermutlich genauso verlogen.
Wie...
Nein, Alex war nicht verlogen.
Alex...hatte sich einfach nur geirrt. Mehr nicht.
Ich hatte beschlossen, dass ich mich bei ihr entschuldigen würde.
Ich hatte einfach Vorurteile über sie geschlossen.
Ich war ungerecht zu ihr gewesen.
Nachdenklich sah ich zu, wie Nathan eine Augenbraue hob, dann vor ihm auf die Füße spuckte. Jay senkte seinen Kopf etwas, sah zu Boden. Eine Weile verharrten wir alle, wie wir waren. Dann jedoch gingen Tyler und Robin fort, um sich ihr Frühstück zu holen.
Nathan drehte sich mit Schwung um, folgte ihnen kurz darauf, woraufhin auch der mir immer noch fremde Junge ihm nachlief.
Als die Tür wieder ins Schloss fiel, waren war allein.
Jay und ich.
Langsam trat ich einen Schritt näher, betrachtete den klitschnassen Jungen vor mir ein wenig besorgt.
„Hey...geht's?", fragte ich ihn leise.
Er hatte seinen Kopf wieder etwas gehoben, starrte auf die Tür.
„Du solltest zu einem Lehrer gehen, Jay. Das kann nicht so weiter gehen."
Jay drehte sich plötzlich um, ballte seine Hände zusammen.
„Warum sollte ich das tun?! Dass sie mich noch mehr hassen?! Sie hassen mich abgrundtief, sie würden mich umbringen, sobald sie das erfahren würden! Aber stimmt ja – sorry – du weißt nicht, wie sich das anfühlt! Dein ganzes Leben ist perfekt; Tolle Familie, wichtige Freundschaften, Glück und genug Geld. DEIN GANZES SCHEISS LEBEN IST PERFEKT!"
Ich erstarrte, fühlte aber, wie diese Wut wieder in mir hochstieg, unglaubliche Wut.
„Ach ja?! Wegen dir habe ich eine Freundschaft verloren, die schon seit ich denken kann bestand! Weil ich dich verteidigt habe! Wegen dir!"
Ich sah, wie der Junge zusammenzuckte, dann jedoch kniff er seine Augen zusammen.
„Wann hast du mich bitte verteidigt, wann?! Du hast einfach nur zugesehen, wenn sie mich geschlagen haben, du hast nichts getan, bist einfach nur danebengestanden!", schrie er wütend, trat einen Schritt näher.
„Ich wollte ja eingreifen, aber dann war es schon zu spät! Außerdem hast du Nathan a n g e l ä c h e l t, als er spöttisch gegrinst hat. Hallo?! Bist du nach ganz dicht?!!", verteidigte ich mich sofort.
Er biss sich auf seine Lippen, dann drehte er sich um, schnappte sich seine Klamotten und ging mit schnellen Schritten zur Tür.
Bevor er jedoch verschwand, drehte er sich noch einmal zu mir um.
„Das verstehst du nicht, Lew. Du verstehst nicht, was...Liebe ist", flüsterte er kaum hörbar, dann verschwand er, schloss die Tür hinter sich.
Ich stand wie angewurzelt da, starrte die Holztür an, wie Jay vorhin.
Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken, ich begann zu verstehen.
Jay wollte mich nur ausnützen.
Und Jay war in Nathan...verliebt?
In einen Fuckboy...?
Und was war mit mir...?
Ich war allein.
The more I stray the less I fear
And the more I reach the more I fade away
The darkness right in front of me
Oh it's calling out and I won't walk away
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