7. Kapitel | Love
Dunkelheit hüllte mich ein.
Die automatischen Lampen hatten sich längst ausgeschalten, nur ein Schild, das auf den Ausgang hinwies, leuchtete grünlich und beleuchtete den Gang spärlich.
Ich wusste nicht, wie lange ich an der Stelle gekauert hatte und vor mich hin geweint hatte, aber es war lange.
Niemand war vorbeigekommen.
Nicht einmal ein Lehrer.
Mit klopfendem Herzen lauschte ich in die Stille.
Ich war allein.
Ganz allein.
In diesem Moment erklangen langsame Schritte, die Lampen gingen mit einem kurzen Flackern wieder an.
Geblendet hob ich meine Hände, um mich von den hellen Lichtstrahlen zu schützen undkniff meine Augen etwas zusammen.
Die Person ging weiter, die Schritte kamen immer näher.
Dann jedoch verstummten die Geräusche.
Alles, was ich noch vernahm, war ein leises Atmen der anderen Person und meinen Herzschlag. Es fühlte sich an, als konnte ich überall fühlen, wie schnell mein Herz schlug.
„Lew?", fragte eine leise Stimme, die Person ging einen Schritt auf mich zu.
Sofort wich ich etwas zurück, registrierte aber, dass die Gestalt nun ebenfalls etwas mehr Abstand einnahm.
„Ist...alles in Ordnung? Ich...ich bin's, Jay."
Leise atmete ich auf, nahm langsam meine Hände herunter, da diese schon etwas wehtaten.
Meine Augen brauchten etwas, um sich an die ungewohnte Helligkeit zu gewöhnen.
Als ich wieder halbwegs etwas erkennen konnte, erblickte ich tatsächlich Jay vor mir, der mich etwas unsicher ansah und von einem Bein zum anderen trat.
„Ähm...ja, klar. Alles...alles gut", meinte ich leise. Meine Stimme war ungewöhnlich tief, weshalb ich mich etwas räusperte.
Rau, heiser.
Schwindened.
Ob das nur meine Stimme bezeichnete?
Dann stand ich mit einem Ruck auf.
Jay hatte genug Probleme.
Da brauchte er nicht auch noch mein eigenes.
Etwas nachdenklich musterte er mich, schien mir nicht zu glauben. Doch der Junge fragte nicht weiter nach, sondern nickte nur langsam.
Vermutlich sah ich schrecklich aus mit meinem verweinten Gesicht und den wahrscheinlich vom Weinen geröteten Augen.
„Und...und was tust du so hier mitten in der Nacht und in normaler Bekleidung? Warum bist du ausgerechnet hier?"
Jay zuckte etwas mit seiner Schulter, versuchte meinem Blick auszuweichen.
„Naja...ich kann halt nicht schlafen...Dann gehe ich meistens ein wenig nach draußen", murmelte mein Gegenüber kaum hörbar, kratzte sich am Nacken.
Ebenso nachdenklich wie er mich vorher betrachtet hatte, musterte ich ihn nun. Erst jetzt fiel mir auf, dass Jay eine Hand ziemlich offensichtlich hinter seinem Rücken versteckt hatte, als wollte er mir nicht zeigen, es vor mir verbergen.
„Aha..."
Ich beschloss nicht näher darauf einzugehen, so wie er es soeben getan hatte.
„Weißt du zufällig auch den Weg wieder zurück ins Zimmer? Ich nämlich ganz ehrlich gesagt nicht..."
Ich wischte mir unauffällig über mein Gesicht, um eventuelle Spuren meiner Tränen zu verwischen.
Jay nickte, drehte sich mit einem Ruck um und lief los.
Ich folgte ihm natürlich, lief ihm nach.
Dabei ging mir Alex' Satz nicht aus dem Kopf.
Freundschaft oder Verderben?
Am Zimmer angekommen, war es seltsam still. Ich ahnte Böses, doch als ich die Tür öffnete, stellte ich fest, dass niemand im Raum war.
Nur diese ungewöhnliche Stille war vorhanden.
„Wo sind die anderen?", fragte ich Jay leise, der hinter mir den Raum betreten hatte.
„Die haben vor im Turnsaal zu übernachten", antwortete er mir, seufzte leise auf.
„Zumindest haben wir Ruhe."
Ich nickte etwas, ließ mich auf meine weiche Matratze sinken und schloss müde meine Augen. Jay setzte sich ebenfalls auf sein Bett, welches gleich neben meinem stand. Er schlief scheinbar ebenfalls im unteren Teil des Stockbettes.
Bevor ich einschlafen konnte, richtete ich mich wieder auf, setzte mich hin. Ich wollte noch nicht schlafen, es erschien mir zu früh.
Dann rutschte ich so, dass ich Jay beobachten konnte.
Der Junge hatte seine Augen geschlossen und wirkte entspannt.
Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, er sah so süß aus.
Kurz schüttelte ich mich.
Nein, das durfte ich nicht denken, niemals.
Er würde es nicht gut finden.
Gerade als ich mich von ihm abwenden wollte, flüsterte er meinen Namen.
„Hm?", antwortete ich leise, lehnte mich etwas gegen die Wand, während ich ihn weiterhin beobachtete.
„Hast du Lust, mit mir zur Party zu gehen?"
Ich hob eine Augenbraue, sah ihn etwas verwirrt an.
„Party...?"
Jay seufzte, dann setzte er sich ruckartig auf, jedoch so, dass er nicht gegen das Bett über ihm stieß.
„Ja, Party. Nathan hat morgen Geburtstag, alle sind eingeladen. Das ist immer DIE Party des Jahres. Nur...naja...traue ich mich nicht allein dorthin...", gestand mir der Junge.
Im schwachen Schein der Nachtlampen sah er beinahe gespenstig mit seinem schwarzen Haaren und der blassen Haut aus. Doch ich mochte es, spürte, wie mein Herz wieder schneller schlug, während er mich abwartend ansah.
„Ähm...ja, natürlich komm ich mit. Besser zu zweit, als allein, nicht wahr?"
Ich wurde etwas rot, lächelte ein wenig unsicher.
Er nickte etwas nachdenklich.
„Aber nur, wenn du wirklich willst. Du weißt ja...wie die anderen mich finden...du...könntest...Probleme bekommen", meinte er stockend, senkte seinen Blick.
Ich biss auf meine Unterlippe.
Egal.
Ich hatte sowieso schon Probleme, schlimmer konnte es doch nicht werden.
„Hey..."
Langsam stand ich auf, tappte zu seinem Bett und setzte mich neben ihn.
„Natürlich komm ich mit, was denkst du denn? Ich geh doch nicht allein hin"
Aufmunternd lächelte ihn ihm zu, als er seinen Kopf hob und mich dankbar ansah.
„Das...das würdest du wirklich tun?", flüsterte er leise, ich erkannte im schwachen Licht, wie seine Gesichtsfarbe nun ebenfalls ein leichtes Rot enthielt.
„Klar, Jay", antwortete ich darauf, wurde kurz darauf fest von ihm in die Arme geschlossen. Etwas überrascht erwiderte ich die Umarmung.
„Danke...", flüsterte er leise, drückte mich fest an mich.
„Du musst dich nicht bedanken", erwiderte ich sofort, lächelte.
Kurz musste ich an Alex denken, doch schnell verbannte ich sie aus meinem Kopf. Sie war gegangen. Nicht ich. Also war sie selbst schuld. Oder...? Immerhin meinte sie ja, ich hätte es so gewollt...
Lange saßen wir da, umarmten uns. Stille war eingekehrt, sogar der Regen hatte nachgelassen. Nur der Wind blies draußen, rüttelte am Fenster, als wolle er zu uns herein.
„Du, Jay?", unterbrach ich unser Schweigen, schloss meine Augen.
„Ja?"
„Denkst du eigentlich, dass man im Verderben ebenfalls Freunde finden kann?"
Leise seufzte Jay auf, strich sanft durch meine Haare.
„Das denke ich, Lew. Ja, das denke ich."
It's been a long time coming, coming
Seeming like we all been running, running
Feeling like the wild west, gunning, gunning
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