23. Kapitel | Polaroid
„Was sollte das denn gerade eben?!"
Beschämt blickte ich zu Boden, kaute auf meiner Unterlippe. Was war nur in mich gefahren? Dieser Gedanke; Er war falsch gewesen. Niemand war süßer als Jay. Er war mein Ein und Alles; Niemand sonst.
Aber dennoch brachte ich den Jungen von vorhin nicht aus dem Kopf.
Sein süßes, unschuldiges Lächeln, welches so schüchtern aussah.
Seine blauen Augen, die so hell wie der Himmel an seinen schönsten Tagen, die wie große Kulleraugen wirkten.
Alles an ihm wirkte so...kindlich. So jung und niedlich. Und doch war er-
,,Hörst du mir überhaupt zu?!"
Ich spürte die Hand, die nach meiner Schulter gegriffen hatte und mich nun beinahe grob festhielt.
Sofort zuckte ich zusammen, erstarrte.
Doch es war nicht Nathan.
Es war Jay.
Ich hatte ihn ganz vergessen...
Ängstlich starrte ich ihn an, musterte jede kleinste Bewegung von ihm.
Seine schwarzen Haare, die ihm schon längst nicht mehr ins Gesicht hingen, sondern zurückgekämmt waren.
Seine Haut, die nicht mehr so blass war, als ich ihn kennengelernt hatte.
Seine Augen, die nicht mehr diesen ängstlichen Schimmer beinhalteten, sondern wütend wirkten.
Wütend.
Verletzt.
Eifersüchtig.
Auf mich.
Ich schluckte, spürte, wie ein Zittern durch meinen Körper lief.
„Lass...lass mich los...", hauchte ich kaum hörbar, versuchte mich zu befreien.
Angst durchzog mich, nahm alles in mir gefangen.
Panik begann sich in mir auszubreiten.
Ich hatte so verdammt Angst, dass er ausrasten würde.
Dass Jay – ohne es zu wissen – mich verletzen würde.
„Bitte..."
Doch er reagierte mich, sah mich weiterhin nur an, ohne etwas zu tun. Es machte mich komplett nervös.
Nichts hätte ich mir gerade lieber gewünscht, als dass Jay wieder normal wurde.
Nichts.
Plötzlich drehte er sich um, zog mich am Handgelenk mit, als wäre ich ein störrisches, kleines Kind, dass wieder einmal trödelte.
Überrascht stolperte ich ihm nach, wäre beinahe gefallen.
Doch ich wehrte mich nicht mehr, folgte ihm einfach.
Als wäre ich sein Hund.
Erst als wir im Zimmer angekommen waren, ließ er mich los. Ohne mich zu beachten, ging der Junge zu dem Fenster, starrte nach draußen.
Langsam schloss ich die Türe und sah ihm schließlich unsicher zu.
Was sollte ich tun?
Wie sollte ich darauf reagieren?
Was sollte ich sagen?
Ich wusste es nicht, hatte keine Ahnung.
So stand ich lange da, sah meinem Freund zu, wie er nach draußen sah und vermutlich die Regentropfen beobachtete.
Seine Schultern waren gesenkt; Er wirkte so unfassbar traurig, enttäuscht und dennoch wütend zugleich.
Vorsichtig trat ich auf ihn zu, berührte seine rechte Schulter mit meiner Hand. In diesem Moment drehte er sich ruckartig zu mir um.
Völlig perplex stand ich da, sah in sein Gesicht.
Tränen liefen über seine Wangen, seine Augen waren so gerötet, als hätte er eine Nacht lang geweint.
„Fass mich nicht an!", schrie Jay mich an und hob seine Hand.
Erschrocken trat ich einen Schritt zurück und hielt meine Arme schützend vor mein Gesicht.
Ich stolperte, fiel zu Boden.
Doch es war mir egal, ich wollte einfach nur weg.
Ich hatte Angst.
Höllische Angst.
Er sah so wütend aus; Wie ein Tiger, der in die Enge getrieben wurde und nun zu allem bereit war, um frei zu kommen.
„J-Jay...", brachte ich wimmernd hervor, hielt immer noch meine Arme in der Position.
„Jay...bitte...bitte...tu mir...tu mir nicht weh..."
Vorsichtig spähte ich zwischen meinen Fingern hindurch und sah zu ihm hinauf.
Er stand einfach nur da.
Doch Jay sah nicht mehr wütend aus.
Nein.
Enttäuschung.
Sie schien ihn zu umklammern.
Ohne Vorwarnung sprang er nach vorne, packte meine Arme und zog diese nach unten, sodass ich keinerlei Sicherheit mehr hatte.
Nichts konnte ich tun, ich war wie gelähmt.
Jay würde mich niemals verletzen.
Niemals.
Ich brauchte einige Momente, um zu realisieren, woher der brennende Schmerz auf meiner Wange kam und wieso mir auf einmal so unglaublich schlecht war.
Jay.
Mein Herz klopfte so unglaublich wild, dass ich meinte, es würde jeden Moment versagen.
Warum?
Warum hatte er das getan?
Ich starrte ihn an, sah ihm zu, wie er langsam seine Hände senkte, als würde mein Freund erst jetzt realisieren, was passiert war.
Er schien erschrocken zu sein.
Erschrocken darüber, dass es so weit gekommen war.
Einige Momente starrten wir uns nur an.
Dann drehte sich Jay um und rannte aus dem Zimmer.
Ich sah ihm nach, während ein leises Schluchzen meinen Mund verließ.
Wieso?
Meine Wange fühlte sich an, als würde sie glühen.
Mein Bauch hingen, als hätte er zwanzig Jahre als Boxsack gedient.
Lange war ich da; Weder saß ich, noch lag ich.
Mein Rücken lehnte halb an der Wand und erst jetzt spürte ich den Schmerz, der sich durch diese in mir ausbreitete.
Doch am stärksten waren nicht meine physischen Schmerzen; Weder die Rückenschmerzen, noch die Spuren, die Jay an meinem Körper hinterlassen hatte.
Es war der Schmerz, der sich schleichend in mir breit machte und mir sagte, dass Jay es war.
Mein Jay.
How does it come to this?
Ohoh
Love is a polaroid
Ohoh
Better in pictures
But never could fill the void
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