8.Dezember
Juliet schmunzelte über den Kaffeefleck auf dem kleinen Zettel, der bewies, dass Phillipp bis spät in die Nacht an Juliet's Geschenk gesessen hatte. Sie las die schwungvollen Buchstaben einer Handschrift, die ihr jetzt schon beängstigend bekannt war. Vertraut schien. Sie unterdrückte die Angst. Wie schnell Phillip und sie sich näher gekommen waren!
Julie!Heute ist schon der 8. Wusstest du das oder bist du nach den Abend gestern gerade eben erst verkatert her gekommen und im Suff irgendeinen Zettel geöffnet? Wenn ja hast du viel Glück! Heute ist ein Feiertag. Du kennst ihn bestimmt nicht. Ich arbeite noch daran, diese Tradition weiter zu verbreiten. Ich hab den Tag des Probitatis mit 5 erfunden. Probitatis ist lateinisch und bedeutet Ehrlichkeit, aber das wusstest du wahrscheinlich.
Wusste Juliet nicht. Sie hatte Französisch gewählt, fragte sich allerdings, warum Phillip schon mit 5 wusste was Ehrlichkeit im Lateinischen hieß. Das Einzige, was Juliet aus dem Lateinischen verstand, war der Spruch von Cäsar. Veni, Vidi, Vici. Ich kam, ich sah, ich siegte. Juliet befand das Zitat als sehr relativ. Schließlich war er umgekommen, weil er bei Brutus nicht richtig aufgepasst hatte, aber naja...
Deine heutige Challenge:Jeden, der dir auf der Straße begegnet, fragst du, wenn ihr euch kennt, was er von dir hält. Wenn es ein Fremder ist, fragst du ihn nach deinem Erscheinen, deinem ersten Eindruck. Was denkt derjenige, wie du bist? Mach dich auf die Socken und spaziere herum.
Ich bin gespannt darauf zu hören, was du mir zu erzählen hast.
Dein Phillip
Juliet zweifelte deran, dass sie jeden ansprechen würde. Zum ersten Mal seit sie den Kalender bekommen hatte, überlegte sie sich, einfach zu behaupten, dass sie nur eine Frau getroffen hatte, die erklärte, dass Juliet einen netten Eindruck machte. Schließlich entschied sie sich aber dagegen. Sie würde jetzt einfach zu Phillip gehen. Etwas Anderes hatte sie ja heute auch nicht vor. Der Gefühl etwas vergessen zu haben, verdrängte sie rasch.
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Phillip schenkte Juliet Weihnachtstee ein und legte ihr eines der Schoko-Nuss-Zimt-Croissants, die er heute kreiert hatte, auf den Teller. ,,Die kommen frisch aus dem Ofen. Du bist mein Tester. Wie sind sie?"Juliet verdrehte genießerisch die Augen und wandte sich dem grinsenden Phillip zu. ,,Essbar.",beschloss sie und kaute extra mit einem genervten Ausdruck auf dem Gesicht. Phillip lächelte. Juliet wollte an seinem Ego kratzen? Er lachte leicht.
,,Einer hat gesagt, ich sehe arbeitslos aus.",beschwerte sich Juliet und Philipp brauchte zwei Sekunden um den raschen Themawechsel zu verkraften und zu begreifen über was sie sprach. ,,Mir wurde mal gesagt, dass ich wie ein depressiver Streber aussehe.",versuchte Phillip sie aufzumuntern.
,,Was hälst du von mir?",fragte er neugierig. Sie überlegte kurz. ,,Mein erster Eindruck oder der Jetzige?",,Beides."Sie zögerte nicht:,,Ich habe dich für nett und verrückt gehalten und naiv, weil du einer Fremden einen Advents-
kalender schenkst, die kein Weihnachten mag. Und daran hat sich so weit nichts geändert, aber du bist mir wichtig geworden und das hat niemand bisher so schnell geschafft wie du. Das heißt, dass du etwas verdammt Besonderes bist."Juliet hielt die Luft an. Sie hoffte, dass Phillip jetzt etwas Süßes sagen würde, wie jeder Typ in ihren Lieblingsbüchern. Doch hier lag der Unterschied. Kein Junge war so perfekt, wie sie in Liebesgeschichten dargestellt wurden. Auch Phillip nicht. ,,Ich find dich auch ganz cool.",sagte er lässig und bereute es sofort, als er in Juliet's Gesicht für eine Sekunde Enttäuschung sah. Dann überspielte sie diese aber. Den ganzen Vormittag saß Juliet in Phillip's Küche und half so gut es ging. In der Mittagspause machten sie einen Abstecher zu einer Frittenbude, bei der Juliet sich über Phillips Geschimpfe über das schlechte Essen amüsierte und beide über die Meinungen verschiedener Leute lachten. Hier nochmal die Lustigsten der Vollständigkeit halber:Phillip war laut den Leuten, die ihn nicht kannten kokainsüchtig,was eventuell an dem Mehl liegen konnte, dass er wirklich überall hatte; war alleinerziehender Vater, dessen Frau ihn verlassen hatte und obdachlos. Juliet war eine Mimose, eine Schulabbrecherin und laut dem Typen an der Theke eine Stammkundin. Auch am Nachmittag blieb Juliet in dem gemütlichen Café. Sie setzte sich in eine Ecke der beheizten Backstube und las Phillip aus ihrem Wälzer "Plötzlich Liebe"
vor. Phillip schnaubte ab und zu entnervt auf oder lachte. ,,Das Buch ist so vorhersehbar. Der Titel sag doch schon alles. Adam wird seinen Hass für Nele überfinden, irgendwann knutschen sie wild rum, beschließen es zu vergessen, dann können sie es nicht, kommen zusammen, heiraten, bekommen Kinder und bla, bla,bla."Juliet widersprach ihm jedes Mal, wenn er einen ähnlichen Kommentar abgab. Sie konnte ja auch nicht wissen, dass das Buch genauso ablaufen würde, wie er vorrausgesagt hatte.
Abends fuhr Phillip sie nach Hause unter dem Vorwand, dass es schon dunkel sei. Phillip erzählte ihm, dass er und sein Vater das Auto zusammen geschraubt hatten. Er erzählte, wie Alles gemacht wurde, aber Juliet verstand nur, wie sie, dass Auto lacckiert hatten. Blau. Sie fand es süß, wie er sich für Dinge begeistern konnte. Auch sie mochte das kleine Auto auf Anhieb, aber sie hatte keine Ahnung von Autos. Sie bedankte sich noch und stieg aus.
,,WARTE.", brüllte Phillip und griff nach Juliet's Arm. ,,Ich war nicht ehrlich zu dir. Ich sollte ehrlich sein."Sie blieb stehen und versuchte gar nicht erst sich aus seinem Griff zu befreien. ,,Was?"Sie wusste selbst nicht, warum sie nachgab. Vielleicht war sie zu müde, um es zu versuchen oder sie war zu neugierig. ,,Ich hab gesagt, dass ich dich cool finde und ich bin immer noch der Meinung, aber ich hab nicht mal die halbe Wahrheit gesagt!"Sie wartete. Sie konnte es spüren, wusste was jetzt kam. Juliet hatte schon mehr als einen Freund auf diese Weise verloren. ,,Du bist hübsch, nett und sympathisch. Aber du bist auch egoistisch. Du hast deine Familie allein gelassen, als sie dich am Meisten brauchte und suhlst dich in deiner Trauer und tust, als ob du kein Mitleid brauchst. Aber das ist nicht wahr! Ich habe das Gefühl, dass die letzten 2 Jahre für dich eine Lüge waren. Du bist so beschäftigt damit, dich zu bemitleiden und zu hassen, dass du gar nicht merkst, wie viele Leute dich brauchen und dass es Viele gibt, die dich mögen-"
Juliet wollte nichts mehr hören. Sie riss sich aus seinem Griff und rannte zur Haustür. Sie warf keinen Blick zurück. Sie war taub von Philipp's Worten, der Wahrheit, die niemand je ausgesprochen hatte. Sie war zu beschäftigt damit, ihren ganzen Hass auf Phillip und den Weihnachtsmann zu konzentrieren, den sie vor ihrer Wohnungstür aufgestellt hatte, dass sie die nächsten Worte nicht hörte, die Phillip flüsterte. ,,Aber du bist auch das Beste, was mir je passiert ist. Ich liebe es, wie du jeden Tag in mein Café kommst und etwas Neues bestellst. Ich liebe es, dir dabei zuzusehen, wie du etwas genießt, das ich gemacht habe und mir gegenüber behauptest, es sei ganz essbar. Ich liebe es, wie du lächelst und das tust du viel zu selten. Und ich dachte vielleicht könnten wir..."Seine letzten Worte waren so leise, dass er sie ja selbst nicht hörte und der Mann, der schweigend auf der Straße stand und sich schließlich in das Autofenster lehnte,hörte sie auch nicht, aber er seufzte trotzdem:,,Hast du ja super hinbekommen. Sie musste sich das ja mal anhören, aber du hättest dir die lieben Dinge nicht bis zum Ende aufsparen müssen. Ich geh sie trösten. Ach ja.... DU ARSCH.Das kannst du besser! Streng dich mal an!"Und so musste Phillip Alex zusehen, wie er zu Juliet's Haustür stapfte und ihm noch einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, bevor er nochmal grinste und ihm noch zu rief, dass Phillip ein hoffnungsloser Fall war. Dann ging er hinein. Phillip aber, saß noch eine Weile in dem zerkratzten Auto, dass laut Phillip shabby shic war. Er starrte noch lange auf das Haus und dachte an den 2. Stock, in dem sich Juliet's Wohnung befand. Verärgert und enttäuscht über sich selbst wünschte er sich alle Worte zurückzunehmen und wünschte sich dass er Juliet die Worte gesagt hätte, die sie nicht mehr gehört hatte. Als er irgendwann realisierte, dass es keinen Zweck hatte, noch weiter hier zu bleiben, fuhr er ab. Und er hätte sich am Liebsten selbst geohrfeigt.
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Hey Sweeties,
Huch ist das tragisch...Kennen sich erst 8 Tage und schon gibt's den ersten Streit. Aber mal ganz ehrlich(ist doch heute der Tag dafür) Wer hätte Juliet nicht die Meinung gegeigt? Ich hätte sie definitiv ziemlich unsanft aufgeklärt, wenn auch nicht so wie Phillip, aber ich kann auch Juliet sehr gut verstehen...Ach ja...Falls ihr Euch für den Streit bedanken wollt.Anna meinte, es könne nicht immer alles so gut sein und tja...Dann hab ich heute Nacht schlecht geschlafen und ja...😂😪
Jetzt aber mal was Weihnachtliches. Ich habe heute die ersten Geschenke gebastelt und Karten geschrieben. Jetzt habe ich einen Ohrwurm von ,All i want for Christmas is you'.Wir singen es im Chor und uff der Song ist echt catchy! Wenn ich mich auf Mathe konzentrieren muss, ist das aber nicht unbedingt hilfreich. Meine Familie ist auch nicht gerade begeistert darüber, dass ich während ich Abendbrot richte in voller Lautstärke und sehr schief den Song trällerle, aber in der Weihnachtszeit bin ich eben leider meistens zu gut gelaunt, um nur zu summen.😂🤷♀️
Was macht ihr im Winter?
Was war das beste Geschenk, das ihr je bekommen habt?
Schreibt es in die Kommis.
Bis morgen.
Eure Charlie030506 ♡
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