14.Dezember
,,Oh Phillip.", flüsterte Juliet, als sie den Zettel auffaltete.
Hey Juliet!
Ich hatte gerade eine Tasse Kaffee und mir geht es wieder viel besser! Ich kann jetzt wieder ein bisschen was schreiben. Deine heutige Aufgabe ist:Sei richtig nett! Ich weiß...Das klingt merkwürdig, aber es macht glücklich, den erstaunten Blick einer vollbeladenen Frau zu sehen, die du an der Kasse vorlässt. Ich kann auch an keinem Bettler vorbeigehen, ohne ihm etwas zu geben und ein höfliches Gespräch zu führen. Es heißt ja immer, dass den meisten Bettlern eh wieder das Geld abgenommen wird, aber lieber hat man Einem zu viel geholfen, als Einem zu wenig oder? Sie heute richtig einfühlsam und freundlich!
Ich bin gespannt, was du alles erreichst. Phillip.
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,,Ich bin kein Superheld, sondern ein Mädchen.",beschwerte sich Juliet, als Phillip ihre eine Brezel in die Hand drückte. ,,Das ist eine Schoko-Haselnuss-Brezel!"
,kommentierte Phillip, als Juliet die unerwartete Schokolade in der Brezel schmeckte. ,,Du hast merkwürdige Ideen!",befand Alex, doch Juliet war restlos begeistert. ,,DAS IST DAS BESTE, WAS ICH JE GEGESSEN HABE!" ,,Ist ganz lecker Phil.",erklärte Ruby die ebenfalls mit den Dreien frühstückte. Phillip freute sich stumm darüber, wie gut es Juliet schmeckte. Ihre Meinung zählte für ihn am Meisten. ,,Mit sowas machst du die Welt ein kleines bisschen besser, nicht mit Nettigkeiten, die niemand zu schätzen weiß, Wonka." Phillip lachte und erfreute sich an seiner Schokobrezel. ,,Was steht an?",fragte Phillip grinsend. Juliet seufzte:,,Dir ist nichts Weihnachtliches mehr eingefallen. Ich soll nett sein."Phillip schaute redlich verwirrt. ,,Es ist die Zeit dafür, Julie."Das Mädchen widersprach ihm nicht, wollte sich nicht wegen so einer Nichtigkeit mit Phillip streiten. Alex knabberte auf seiner Brezel herum. ,,Wie werdet ihr Weihnachten verbringen?",fragte er und klang auf einmal ganz nachdenklich. Und dies war der Satz, der Juliet dazu brachte, in die Hände zu klatschen und aufzuspringen. ,,Das hatte ich ganz vergessen!",rief sie aus. Aber als die Blicke aller Anwesenden verwirrt auf ihr hafteten setzte sie sich etwas peinlich berührt wieder auf ihren Platz. ,,Nun ja....Meine Eltern haben angeboten, dass ich euch alle und eure Familien für Heiligabend einladen soll." Alex strahlte regelrecht. ,,Wie in alten Zeiten. Ma wird sich freuen!" Ruby und Phillip tauschten Blicke. ,,Wir fragen nach.", beschloss Phillip. ,,Wenn Tante Gertrude wieder kommt, werden wir nicht können.",überlegte Ruby und kniff dabei nachdenklich ihre Augen zusammen. Alex zog einen Schmollmund für den er ein bisschen ,nein
definitiv zu alt war. ,,Ihr müsst kommen. Das wird so lustig!",bettelte er und warf Ruby, die ihm gegenüber saß verstohlene Blicke zu. Juliet lehnte sich zurück und lächelte. Wann hatte sie das letzte Mal Freunde von sich diskutieren hören?
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Juliet ging nach Hause. Sie hatte diesen einen Roman in ihrem Bett, welcher sie nicht los ließ. Sie hatte nur noch den Epilog vor sich und wusste nicht, wie die Autorin all ihre Fragen in diesem Kapitel klären sollte. Sie freute sich schon darauf, sich einen Tee zu kochen und sich in Decken zu wickeln. Sie bog gerade in eine kleine Gasse ein, als sie den Mann sah, der sie an die heutige Aufgabenstellung zurückdenken ließ. Er war höchstens 25 und saß in einer Nische, die sich zwischen zwei Hauswänden auftat. Er zitterte, was Juliet ihm wegen der Kälte nicht verdenken konnte. Er spielte auf einer Gitarre, die Juliet, weil sie ja heute nett war, als shabby chic bezeichnen könnte. ,,Guten Morgen.",grüßte Juliet höflich. Der Fremde öffnete seine Augen, die sie forschend musterten, aber unterbrach sein Spiel nicht. Juliet nahm all ihren Mut zusammen und verscheuchte den Gedanken, dass er irgendein Dieb oder Mörder sein könnte. ,,Brauchen Sie Hilfe?",,Hilfe? Wobei?",fragte der Unbekannte verächtlich und spielte demonstrativ einige dissonante Töne. ,,Sind sie obdachlos?",wollte Juliet unverfrorenerweise wissen und legte eine Münze in den Hut, den er vor sich auf das Kopfsteinpflaster gelegt hatte. ,,Ich komme schon zurecht und das Einzige, was ich nicht gebrauchen kann, sind Leute, die mir ständig unter die Nase reiben, dass ich in einer niederen Position lebe.",fauchte er und Juliet begriff, dass sich nicht jeder helfen ließ. Mit einem letzten Lächeln wandte sie sich ab. Es war erst kurz vor 9 und obwohl der Unterricht ausfiel, den sie zu führen hatte, wusste sie schon jetzt, dass der Tag schwierig werden würde.
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Phillip lachte, als er Juliet beobachtete, die an der Kasse stand und ein Lächeln aufsetzte. ,,Gehen Sie vor. Ich habe Zeit!"Die Frau bedankte sich strahlend. Juliet, die nun wieder zu hinterst stand, lief auf Phillip zu. ,,So. Ich lege das zurück. Ich stehe nicht eine weitere halbe Stunde an, nur wegen so etwas!"Sie schmiss den Schokoweihnachtsmann auf ein Regel und beachtete den missbilligenden Blick einer alten Dame nicht, die an ihr vorbei ging. Phillip grinste:,,Du weißt, dass du nicht jeden vorlassen musst!"Das Mädchen vor ihm wirkte, als könnte es gleich explodieren:,,UND DAS SAGST DU MIR NACH EINER GOTTVERDAMMTEN HALBEN STUNDE!!!!!"Provokant gleichgültig zuckte er mit den Schultern. Juliet's wutentbrannter Blick glitt über einen der Bildschirme, auf dem zu sehen war, was die Kameras aufzeichneten. Als sie sich auf diesen entdeckte, beschloss sie, ihm hier keine zu klatschen. Sie lächelte Phillip zu. Doch ihr Lächeln verblasste, als das Männchen in ihrem Gehirn eine alte Erinnerung abspulte.
Flashback
Juliet hüpfte in den Laden. Alles war festlich geschmückt. Mit 16 war sie viel zu alt für diese riesige Vorfreude und dieses kindliche Verhalten, doch das war der Brünette egal. ,,Guck mal, Juliet! Da ist Sotolade.",wies ihr kleiner Bruder sie auf die Vollmilchschokoladenhohlkörper von kleinen Weihnachtsmännern hin. Juliet nahm den 2-Jährigen an der Hand und drückte ihm eines der Milka-Exemplare in die Hand, die von einem besonders geschmacklosen lila waren. ,,Ich kaufe ihn dir, Dave."Mit ihrer freien Hand griff sie ebenfalls nach einer der Figuren. ,,Juliet! Wo ist David?",,Ich hab ihn!"Rasch kehrten die Geschwister zu ihrer Mutter zurück, die ein quikfidele Bella im Einkaufswagen kutschierte. ,,Schau,schau! Julie! Ich bin eine Märchenprinzessin und das ist meine Kutsche!",erklärte die 7-Jährige mit ausladender Geste. ,,Und ich bin dann wohl das Pferd.",amüsierte sich Alice über ihre Tochter und küsste sie auf den Kopf. ,,Nein, die sind unsichtbar! Du bist Kutscher.",,Ach so.",,Guckt mal nach oben!",lenkte Juliet ab. Und dort, auf einem großen Fernsehgerät standen die 4. Juliet zog ihr Handy hervor und machte das Bild, über dem sie 6 Jahre später jeden Abend weinen würde.
Juliet sah in Phillips Augen. ,,Warum tut es so weh?"Sie hörte sich wie ein Kind an. Aber das war sie ja auch. Die ganze Welt war voller Kinder. Die Frage war nur, wessen Kinder. Juliet war ein Kind, auch wenn es niemanden mehr gab, dessen Tochter sie sein konnte. Phillip wusste nicht, worum es ging ofer wie er ihr helfen konnte... ,,Es wird besser.",versprach er. Juliet glaubte ihm. Sie musste ihm glauben.
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Na Sweeties?
Ich bin heute über einem Haufen Photos fast eingeschlafen. Ich bin froh, dass ich so etwas habe. Positive Erinnerungen, die nicht (wie bei Juliet) ins negative gezogen wurden. Vielleicht seid ihr es auch.
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.
Seid heute nett und wenn man nur einem Menschen zu lächelt....
Eure Charlie030506
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