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39 - Brachmond

Bei Paris, Westfränkisches Reich

~

Irgendwo in der Ferne wieherten Pferde, als das Tuch zu Ragnars Zelt aufgeschlagen wurde und Thorsten hineintrat. Da sich die Belagerung der Stadt bereits über mehrere Wochen hinzog, hatte Ragnar beschlossen, eine Zeltstadt unweit von Paris an einem Hang aufzubauen. Auf den Booten war es für eine solche Verweildauer einfach zu eng geworden. Es gefiel den Wikingern an dem Hügel und so hatten sie es sich gemütlich gemacht.

Der Jarl lag auf seiner Pritsche und gab der dunkelhaarigen Hure, die auf ihm lag, einen Klaps auf den Hintern.

„Raus mit dir!", knurrte er und schubste die Dame unsanft von der Brust.

Die Nackte murmelte irgendwelche Worte auf Fränkisch und zog hastig ihre Kleidung an. Thorsten grinste schief, als sich die Hure an ihm vorbeidrückte, um nach draussen zu gelangen.

Im Gegensatz zu den Kriegerzelten war Ragnars Unterkunft stattlich und hoch gebaut worden. Hier konnte der grosse Thorsten aufrecht im Raum stehen, ohne sich bücken zu müssen. Nebst dass die Balken, welche den dreieckigen Rahmen des Zeltes bildeten, länger und dicker waren als bei den herkömmlichen Zelten, wiesen sie ausserdem vornehme Schnitzereien auf. An den Enden der Pfeiler thronten zwei prächtige Drachenköpfe, die sich kreuzten und ihr Feuer in entgegengesetzte Richtungen spieen.

Ragnar wollte auf fremden Boden mindestens genauso fürstlich leben wie in Vestervig. Aus diesem Grund glich der Innenbereich des Zeltes seiner Privatkammer. Auf dem Boden war ein Fellteppich ausgerollt worden, damit Ragnar keine kalten Füsse bekommen würde. Auf seinem breiten Bett lagen unzählige Kissen, Pelze und Decken, so dass der Jarl gemütlich nächtigen konnte. Ein Stuhl und sogar ein kleiner Tisch waren ihm für die Dauer des Aufenthaltes gezimmert worden. Vom Querbalken des Zeltes hing eine kleine Öllampe, die Abends allerdings nur wenig Licht spendete. 

„Und wie gefallen dir die Fränkinnen?", fragte Thorsten seinen Jarl.

Ragnar schritt zur Waschschüssel. Mit kräftigen Zügen schrubbte er sich den Oberkörper sauber und nässte sein Gesicht. Dann zog er sich ein weisses Hemd über den Kopf und rückte die Zöpfe in seinem Bart zurecht. 

„Nicht sonderlich gut", brummte er.

Thorsten nickte zustimmend und wartete, bis sein Häuptling in die lederne Hose geschlüpft war, um mit ihm vors Zelt zu treten. Ein äusserst ärgerlicher Lagebericht wartete auf Ragnar, der ihn alles andere als fröhlich stimmen würde. Nicht ohne Grund hatte Thorsten dafür gesorgt, dass eine Hure dem Jarl den Druck etwas von den Schultern nahm, damit sich dieser die Nachricht mit weniger Zorn im Blut anhören konnte. Es war allerdings eine billige Dirne gewesen, die er auf der Strasse von Paris aufgeschnappt und mitgeschleppt hatte. Sie war nicht unbedingt schön gewesen, aber etwas besseres hatte er nicht gefunden. Er hoffte, dass sie dennoch ihre Arbeit getan hatte. 

„Was gibt es Neues?", fragte Ragnar, als er mit seinem Hauptmann das Zelt verliess.

Die Sonne stach in den Augen. Es war ein wolkenloser Tag und der Himmel strahlte herrlich blau. Eine willkommene Abwechslung zu den regnerischen Tagen, die sie in diesem elenden Land hatten durchstehen müssen. 

Der Jarl aus Mitteljütland, Sigurd Stenson, sass auf einem Hocker unter der grossen Plane, die neben Ragnars Häuptlingszelt aufgespannt worden war, damit die Männer in deren Schatten über ihre Schlachtpläne und Strategien diskutieren konnten.

„Bitte setz dich doch erst", antwortete der weisshaarige Jarl und bat Ragnar mit einer Handbewegung, sich auf einem der Hocker zu platzieren.

Ein leichter Windzug packte den Stoff und liess ihn flattern, so dass die Pfähle und Spannseile, an denen die Plane befestigt worden war, vibrierten. Ragnar setzte sich hin und verschränkte die Arme vor der Brust, wie wenn er spürte, dass seine zwei Kameraden keine guten Neuigkeiten für ihn bereithielten.

Er schwieg und blickte sie erwartungsvoll an. Sigurd und Thorsten tauschten sich vielsagende Blicke aus, dann begann der weise Mitteljütländer zu sprechen:

„Die Späher sind soeben zurückgekehrt. Wir haben den König noch immer nicht ausfindig machen können."

Ragnar knurrte seinen Unmut von der Brust.

„Wo steckt denn dieser verdammte Kerl?! Es kann doch nicht so schwierig sein, einen König in seinem eigenen Land zu finden!"

Sigurd nickte zustimmend und hoffte, dass sein fehlender Widerspruch den Jarl besänftigen würde. Ragnars Frust war den Umständen entsprechend mehr als gerechtfertigt. Als die Wikinger das erste Mal den Palast des Königs gestürmt hatten, wollten sie den Adligen finden, um ihn an einem Pfahl aufzuspiessen und seinen toten Körper seinem Volk vorzuführen. Allerdings hatte sich schnell herausgestellt, dass der Feigling seinen Palast verlassen und die Diener und sogar seine Gattin ihrem eigenen Schicksal überlassen hatte, während er sich selbst irgendwo in den umliegenden Wäldern oder Hügeln verschanzt haben musste. Ragnars Suchtrupps hatten alles durchkämmt, leider ergebnislos.

„Die sollen weitersuchen!", donnerte Ragnar. „Ich lass den doch nicht entwischen!"

Sigurd lehnte sich nach vorne, seine Ellbogen auf den Oberschenkeln abgestützt, und blickte Ragnar ernst an. Er wusste, dass die Worte, die er nun formulieren musste, dem Jarl nicht gefallen würden, aber es war seine Pflicht, die Vernunft walten zu lassen, wenn er es für angemessen hielt.

„Ragnar, mein Bruder. Darf ich dir einen Rat geben? Von Jarl zu Jarl?"

Ragnar grunzte nur, weshalb Sigurd gleich weitersprach:

„Lass diesen König sein. Wir haben lange genug nach ihm gesucht, aber nichts gefunden. Die Krieger werden schon wieder ungeduldig. Du weisst, wie ungern wir unser Lager so lange an einem Ort aufschlagen. Wir sollten wirklich weiterziehen."

Ragnar warf dem Mitteljütländer einen grimmigen Blick zu, der verriet, wie sehr er diesen Vorschlag verabscheute. Ragnar Sigurdson war kein Jarl, der jemals aufgab. Die Welt sollte ihm zu Füssen liegen und nicht umgekehrt.

„Wir gehen nicht von hier fort, ehe wir diesen dreckigen König gefunden haben!", rief er aus.

Sigurd seufzte laut und winkte mit der Hand in Thorstens Richtung, welcher seinen Kopf gesenkt hielt. Der breite Mann schien nicht ins Gespräch miteinbezogen werden zu wollen.

„Wenn du nicht auf meine Worte hören willst, dann wird dich vielleicht Thorstens Lagebericht umstimmen", meinte Sigurd schulterzuckend.

Ragnar legte den Kopf schief und blickte seinen zweiten Hauptmann fragend an.

„Welchen Lagebericht?"

Thorsten schluckte leer beim Anblick von Ragnars funkelnden Augen. Er räusperte sich und rang um Worte, denn auch er hatte seinem Jarl schlechte Neuigkeiten zu berichten und er wollte den Groll nicht mit voller Wucht abbekommen.

„Wir verlieren immer mehr Krieger an die Seuche, Ragnar. Eine merkwürdige Krankheit grassiert in den Zelten und verbreitet sich immer schneller", murmelte Thorsten und senkte seinen Blick, denn er schaffte es nicht, seinem Jarl dabei in die bösen Augen zu blicken.

„Was?! Eine Seuche?! Was für eine Seuche?!"

„Ein plötzliches Fieber und Übelkeit, welche die Männer überfällt. Es ist wirklich ekelhaft. Innerhalb eines Tages sterben die dahin", antwortete Thorsten und zog seinen Kopf ein.

Ragnars Blick schweifte ungläubig vom Hauptmann zu seinem silberhaarigen Freund. Der Wind zerrte unablässig an der Plane und nur das Flattern des Stoffes erfüllte die Luft. Es schien, als ob Ragnar erst abwarten wollte, ob sie ihn hier verarschten, oder ob die zwei allen Ernstes mit solch fürchterlichen Nachrichten bei ihm antraben wollten.

„Das kann nicht wahr sein! Normannen verrecken doch nicht an einer einfachen Krankheit!", fluchte Ragnar.

Sigurd presste die Lippen aufeinander. Thorsten schwieg betreten.

„Doch, mein Bruder. Leider schon. Es sind nicht wenige, die wir bereits verloren haben", sagte Sigurd zu Thorstens Verteidigung.

Ragnar riss die Augen auf.

„Was? Wie viele sind denn schon verreckt?!"

Thorsten zögerte. Nachdem die ersten Berichte ihn erreicht hatten, war er in die Zelte gegangen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Abscheuliche Szenen hatten sich ihm geboten. Gestandene Krieger, die in ihrem eigenen Dreck lagen und vom Fieber geschwächt dahingerafft wurden. Es schien, als hätte die Seuche willkürlich zugeschlagen und sowohl die jungen, robusten Männer, als auch die schwachen, älteren Semester getroffen. Der Hauptmann hatte sofort einige Männer dazu beordert, die Kranken zu zählen und sie in ihren Zelten zu lassen. Die Toten waren noch nicht bestattet worden, aber bei der steigenden Anzahl wurde das immer dringender. Der Gestank, der von den verseuchten Zelten ausging, war bestialisch.

„Gestern sind insgesamt zwanzig Mann gestorben und etwa fünfzig neu erkrankt. Heute sind noch zehn weitere verstorben und nochmals achtzig erkrankt", sagte Thorsten mit einem bitteren Ton in der Stimme.

Das liess Ragnar von seinem Hocker aufspringen.

„Du willst mir also sagen, dass wir schon dreissig Mann an ein einfaches Fieber verloren haben?!"

Thorsten zog seinen Kopf noch weiter ein, was bei seiner breiten Körpergrösse allerdings nicht einfach war. Derweilen begann Ragnar unruhig unter der Zeltplane auf und ab zu marschieren. Er rieb sich seinen geflochtenen Bart und drehte die Bartperlen zwischen seinen Fingern. Das tat er immer, wenn er nachdenken musste.

„Hast du herausgefunden, woran es liegen kann? Haben die was Schlechtes gegessen oder einfach alle mit einer verdorbenen Hure gevögelt, oder was?!", fragte er, während er weiterhin herumtigerte.

„Nein, mein Jarl", sagte Thorsten unterwürfig, „das hier ist etwas anderes."

Ragnar verwarf frustriert die Arme. „Dann erbringen wir eben ein Opfer, um Hel zu besänftigen, damit die mir nicht alle Krieger wegnimmt!"

Thorsten nickte und versprach, dass er sich augenblicklich darum kümmern würde.

„Und verbrennt die Toten, bevor die uns die Luft verpesten!", befahl Ragnar weiter.

Thorsten verliess die Runde und machte sich an die neu gefassten Aufgaben. Es galt keine Zeit zu verlieren. Sigurd blieb auf seinem Hocker sitzen und wartete, bis sich auch Ragnar wieder etwas beruhigt und hingesetzt hatte. Dann lehnte er sich zu seinem Freund.

„Ich sagte dir doch, wir sollten nicht so lange an einem Ort verbleiben, Ragnar. Diese Stadt ist verflucht. Wir haben alles genommen, was da war. Es gibt hier nichts mehr ausser Tod und Krankheit."

„Das reicht mir aber noch nicht", knurrte Ragnar. „Ich will mehr."

„Wir haben genug gewütet, Ragnar. Es ist Zeit, nach Hause zu gehen. Ich denke, wir sollten heimkehren. Solange der Grossteil unserer Armee noch gesund ist und rudern kann!"

Ragnar winkte diesen Vorschlag mit der Hand ab.

„Die Schwachen werden sterben, die Starken überleben. So einfach ist das. Die Götter prüfen uns bloss. Hast du etwa Angst, Sigurd, dass es dich selbst dahinraffen könnte?"

Der weisshaarige Jarl schüttelte den Kopf. „Nein, mein Freund. Aber ich weiss, wann man aufhören sollte. Und das ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür."

Ragnar begann zu grinsen, so dass die wulstige Narbe seinen Mund hässlich verzog.

„Ragnar Sigurdson hört nicht auf, wenn andere es ihm sagen. Das weisst du doch. Ich höre erst dann auf, wenn genug Blut an unseren Händen klebt und wir unsere Schiffe bis zur Reling mit Schätzen füllen konnten. So, wie ich das sehe, sind wir noch lange nicht bereit, um zurückzukehren. Dieses Land muss noch ein bisschen länger bluten."

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