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18 - Ostermond

Bei Andrésy, Westfränkisches Reich

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„Waf ift daf?", lispelte Lapin, während er das Halsband an seinem Hals schüttelte.

Einige Krümel mussten sich zwischen dem Halstuch und seiner Haut verfangen haben und kitzelten und juckten ihn unangenehm. Vergeblich versuchte er, sich von dem trockenen Stück Breikloss zu befreien. Er hatte sich umgedreht und nach vorne gebeugt, um die Krümel aus seinem Tuch zu schütteln. Da war ihm ein grosser dunkler Schatten auf dem Wasser aufgefallen.

Hamo und Nouel gingen ein paar Schritte vor ihm an der kleinen Strasse am Fluss entlang und waren in ein Gespräch vertieft. Sie hatten ihn nicht gehört und auch nicht gemerkt, dass er stehen geblieben war. Nur der Hund Garou blieb treu neben dem jüngsten Mitglied der Bande sitzen. Er nahm die Regel, dass keiner zurückgelassen werden durfte, doch sehr ernst - selbst als Schnauzer.

Lapin blinzelte flussabwärts und versuchte zu erkennen, was sich da vor ihm aus dem Fluss hob. Die Sonne blendete ihn und er hatte Mühe, auf der gleissenden Wasseroberfläche überhaupt etwas nebst den hellen Strahlen zu erkennen. Er kniff angestrengt die Augen zusammen, während die anderen beiden weitergingen.

Die zwei grösseren Jungs schlenderten nebeneinander dem Weg entlang. Hamo hielt seine Hände auf dem Rücken und bewegte sich fast schon wie ein alter Mann. Nouel hatte seine Hände in die Hosentaschen gestopft und kickte unaufhörlich Kieselsteine vom Uferrand ins Wasser.

„Hamo, ich meine es ernst. Ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, schon wieder den Frauenwirt zu bestehlen!", sagte Nouel und schlug einen weiteren Stein vor seinen Füssen in den Fluss.

„Was weisst du schon!", winkte Hamo mit der Hand ab.

„Letztes Mal hat er gedroht, er werde uns mit heisser Kohle bewerfen. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust darauf, mir irgendwelche Brandwunden einzufangen, nur um an ein saftiges Stück Schweinekeule zu kommen!", fügte Nouel mit Nachdruck hinzu.

Hamo schnaubte spöttisch durch die Nase.

„Das wird er schon nicht! Er wird doch gar nicht erst merken, dass wir ihm etwas geklaut haben. Wir werden den richtigen Moment abwarten, so wie wir es immer tun. Du weisst doch, dass er kurz vor Walpurgisnacht seine freien Frauen so richtig heiss laufen lässt. Das wird unser Moment sein. Dann, wenn seine Weiber die Freier bearbeiten und der ganze Esstisch mit all den Speisen unbeaufsichtigt ist, dann werden wir zuschlagen!"

„Ich will da wirklich nicht nochmal hin", murmelte Nouel und schob seine Hände tiefer in seine Hosentaschen.

„Warum denn? Sind es die nackten Weiber, die dich in Verlegenheit bringen? Oder hast du wirklich nur Schiss vor dem Frauenwirt?"

Nouel blickte etwas beschämt zu Boden. Bevor er Hamo kennengelernt hatte, hatte er noch nie in seinem Leben eine Frau in ihrer vollen Blösse gesehen. Vor knapp einem Jahr, als Hamo mit ihm den berühmten Frauenwirt von Paris das erste Mal bestahl, hatte Nouel auch zum allerersten Mal in seinem Leben die süssen Rundungen eines Weibes gesehen. Unbekleidet. Entblösst. Unerhört betörend. Nackt.

Der Anblick hatte ganz komische Gefühle in ihm geweckt, die er nicht so richtig einordnen konnte. Hamo hatte nur gelacht und gemeint, dass er schon noch verstehen werde, was diese Gefühle bedeuteten. Aber Nouel verstand bis heute nicht, was das gewesen war, was da in ihm rumort hatte. Wenn er konnte, dann wollte er es tunlichst vermeiden, dass es nochmal passierte. Und das bedeutete, einen weiten Bogen um den Frauenwirt und seine nackten Frauen zu machen.

Es war schlicht keine gute Idee, den Frauenwirt zu beklauen, denn der Mann war äusserst gewalttätig und obendrein noch berühmt dafür. Nicht nur seinen Huren drohte er regelmässig mit der Faust, auch den Freiern, wenn sie seine Damen nicht generös genug bezahlten.

Mit Dieben, die ihn um sein Geld oder seine Nahrungsmittel bringen wollten, machte er kurzen Prozess. Eine Tracht Prügel war das Mindeste, was der schwarzen Bande blühen würde.

Von einer anderen Diebesbande hatten sie eine schreckliche Geschichte über den Frauenwirt gehört. Die roten Teufel, wie sich die andere Bande selbst nannte, waren in eine Falle getappt. Der Frauenwirt hatte sie mit einem Tisch voller süsser Backwaren in seine Küche gelockt und dann die Tür zugesperrt, als sie sich herangeschlichen hatten. Bis in die Nacht hinein hatte er ihre Hintern versohlt und sie verprügelt. Der Mann hatte die Kinder so fest geschlagen, dass er sogar einem Jungen den Arm gebrochen hatte.

Jeder, der diese Geschichte kannte, dachte, dass es leichtsinnig sei, diesen verrückten und brutalen Mann zu bestehlen. Nicht aber Hamo. Der Anführer der schwarzen Bande sah die Sache anders. Er sah darin eine Opportunität. Aus einem für Nouel noch unerklärlichen Grund, wollte Hamo unbedingt wieder zurück nach Paris, um das schäbige Hurenhäuschen am Rande der Insel zu besuchen.

Nouel begann sich ernsthaft Gedanken zu machen, ob Hamo sich vielleicht in eine der Huren verliebt haben musste. Denn einen rationalen Grund, dem zornigen Frauenwirt noch einmal unter die Augen zu treten, gab es schlechthin nicht.

„Nein. Darum geht's mir nicht", log Nouel, um vom Thema abzulenken. „Ich denke einfach, dass es mit Lapin nicht unbedingt einfach wird. Wir sollten uns nicht diesen Prügler vorknöpfen, sondern vielleicht eher jemanden friedlicheres. Wie wäre es mit einem Priester? Die lassen sich viel leichter bestehlen und falls wir erwischt werden, müssen wir nicht den Kopf hinhalten!"

Hamo zog seine rechte Augenbraue so hoch, dass sie fast seinen Haaransatz an der Stirn berührte. Das war seine Spezialfähigkeit. Die eine Augenbraue konnte er wie ein Meister in alle Himmelsrichtungen bewegen und sah dabei urkomisch aus. Er schmunzelte amüsiert.

„Du willst wirklich die Kirche bestehlen, Nouel?! Hast du denn kein Gewissen?", lachte er und warf den Kopf in den Nacken so dass ihm seine schwarzen Haare aus dem Gesicht fielen.

„Im Augenblick wäre mir ehrlich gesagt alles lieber, nur keine Prügel", antwortete Nouel schulterzuckend.

Er kickte einen weiteren Stein in den Fluss, so dass das Wasser laut gluckste.

„Hamo! Nouel! Hört mir mal fu!", rief Lapin hinter ihnen.

Hamo seufzte. Der kleine Bub mit Hasenscharte hatte die letzten Tage seine Nerven stark strapaziert und er war froh, dass der heutige Tag bisher ohne Zwischenfälle gut verlaufen war. Lapin war ein bemerkenswerter Tollpatsch und machte ihnen das Leben als Diebesbande nicht unbedingt einfach. Zudem heischte er die ganze Zeit um ihre Aufmerksamkeit. Das war mühsam, aber der Anführer wollte Verständnis zeigen, denn schliesslich waren er und Nouel die einzigen zwei menschlichen Freunde, die der kleine Bub noch hatte.

„Was ist denn?!", rief Hamo und drehte sich zum jüngsten Mitglied seiner Bande um.

Als er die monströsen Silhouetten hinter dem kleinen Burschen auf dem Fluss erkannte, sackte ihm das Herz in die Hose. Er krallte seine Hand in Nouels Rücken, der weitergegangen wäre, ohne etwas zu merken, und zerrte ihm am Hemd.

„Schau dir das an", murmelte Hamo.

Nouel drehte sich um und zog erschrocken die Luft ein, als seine Augen über den Fluss schweiften.

„Lapin, komm sofort zu uns!", rief Hamo und winkte Lapin zu sich.

Dieser war neugierig ans Ufer getreten, um sich das Spektakel von Nahem zu betrachten. Seine Augen waren weit aufgerissen und sein Mund geöffnet. Die hölzernen Drachen glitten in einer unglaublichen Geschwindigkeit an ihm vorbei, ihre grotesken Münder weit aufgerissen, die Zungen herausgestreckt.

Nouel wich bei dem Anblick der Schiffe das Blut aus dem Gesicht. Er erstarrte. Hamo, der neben ihm stand, bemerkte das und verstärkte seinen Griff um den Oberarm seines Freundes.

„Ruhig. Bleib ruhig. Sie fahren bloss an uns vorbei", murmelte er, während er mit seinen Augen die Schiffe und deren Besatzung ganz genau musterte.

An der Reling der Langschiffe standen sie, die grimmigen Nordmänner von denen Hamo immer nur auf den Strassen gehört hatte. In Echt sahen sie noch viel fieser und angsteinflössender aus. Ihre Bärte waren lang und wild, genau wie ihre Haare. Die Mähnen strahlten golden und manche waren gar so blond, dass die Haare fast weiss erschienen. Bären- und Wolfsfelle schmückten ihre breiten Schultern. Die Rundschilde prangten an der Reling ihrer Schiffe und waren von vorangegangenen Schlachten blutverschmiert.

In einer atemberaubenden Geschwindigkeit ruderten die Langschiffe an den Buben vorbei, die stehen geblieben waren und mit erstarrten Gesichtern den Kriegern nachgafften. Der schwarze Hund Garou knurrte bei dem Anblick leise, denn ihm gefielen diese Männer überhaupt nicht. Sein tierischer Instinkt schlug Alarm.

„Wer find die?", fragte Lapin und kraxelte vom Ufer zu seinen beiden Freunden auf dem Weg hoch.

„Wikinger", murmelte Nouel.

„Normannen", meinte Hamo. „Die kommen aus dem Norden. Von weit, weit weg. Aus einem Land, wo es im Winter so kalt wird, dass selbst das Meer gefriert und die Sonne für Monate nicht mehr am Himmel erscheint."

Nouel blinzelte seinen Anführer überrascht an.

„Woher weisst du das?"

„Habe ich auf den Strassen gehört", antwortete Hamo schulterzuckend.

„Find die böfe?", fragte Lapin mit aufgeregter Stimme.

Der Anblick der bis auf die Zähne bewaffneten, wilden Männer flösste ihm grosse Ehrfurcht ein. Die Schiffe glitten noch immer an ihnen vorbei, so viele waren das. Der ganze Fluss war voll damit. Einige der Krieger beobachteten die Buben von ihren Booten aus. Ihre kämpferische Körperhaltung, das Blecken ihrer Zähne und das Funkeln ihrer Augen jagte Nouel einen unheimlichen Schauer über den Rücken.

„Böse? Das beschreibt nicht im Geringsten, was die sind. Diese Männer sind nicht von dieser Welt. Sie kommen aus der Hölle und bringen Unheil über die Menschen", hauchte Nouel, dabei versagte ihm am Ende fast die Stimme.

Hamo zog abermals seine Augenbraue hoch und blickte seinem Freund ernst ins Gesicht.

„Sehen die so aus, wie die Wikinger, die euch angegriffen haben? Damals?", fragte er.

Nouel zögerte und musterte die vorbeigleitenden Langschiffe und deren Besatzung.

„Ja, ich glaube schon. Jetzt, wo ich sie sehe, erinnere ich mich etwas", meinte er.

Hamo liess seinen Blick von seinem Freund ab und starrte wieder auf die Kriegsschiffe. Er wollte diesen Fieslingen seine Furcht nicht zeigen - nein - wenn, dann sollten sie seinen Mut sehen. Ein diabolisches Grinsen formte sich auf seinen Lippen.

„Kommt nur!", brüllte er entschlossen den Wikingern entgegen, die Faust hoch in die Luft gestreckt. „Ihr werdet es noch bereuen, in unsere Heimat eingefallen zu sein!"

Die grimmigen Krieger auf den Schiffen blickten den zeterten Jungen am Uferrand bloss desinteressiert an. Wirklich eingeschüchtert fühlten sie sich durch seine Drohung nicht. Es war offensichtlich, dass sie kein Wort verstanden hatten und dass ihnen das Geschrei des Burschen einerlei war.

Nouel stutzte allerdings ob des letzten Satzes seines Anführers.

„Wovon sprichst du? Was meinst du damit?"

„Ach, nichts... noch nichts", antwortete Hamo und wandte den unzähligen Schiffen den Rücken zu. „Lasst uns zum Frauenwirt gehen, bevor uns diese Kerle zuvorkommen!"

Nouel blinzelte noch immer verwirrt. Er spürte, dass Hamo irgendetwas ausheckte. Er mochte es nicht, wenn sein Anführer auf irgendwelche komische Ideen kam. Das war in der Vergangenheit schon mehrmals schief gegangen. Welcher Idee auch immer der Anführer nachjagte, wenn es im Zusammenhang mit diesen Wikingern stand, dann konnte es nicht gut enden.

„Hamo?!", fragte Nouel nachdrücklich.

Der Bandenanführer ignorierte ihn jedoch.

„Warum find diefe Männer hier?", fragte Lapin, denn er konnte seinen Blick noch immer nicht von all den Booten abwenden.

Noch nie in seinem kurzen Leben hatte er solch furchteinflössende und gleichzeitig solch mysteriöse Menschen gesehen. Der kleine Junge war sichtlich beeindruckt und verstand nicht, welch schreckliches Leid diese Männer normalerweise mit sich brachten. Hamo sah sich gezwungen, dem Jüngsten die Sache möglichst schonend beizubringen.

„Sie kommen, um zu rauben", antwortete der Anführer.

„Waf rauben fie denn?", fragte Lapin.

„Silber, Tiere, Korn, Frauen", knurrte Nouel zwischen zusammengebissenen Zähnen.

Lapins Augen wurden tellergross.

„Aber daf ift gemein!", rief er aus.

„Diese Männer sind nicht gerade für ihre Sanftheit und Nettigkeit berühmt", antwortete Nouel und blickte vielsagend zu Hamo.

Dieser wich seinem Blick jedoch aus.

„Wir müffen fie ftoppen!", rief Lapin mit Sorgenfalten auf der Stirn.

Der Bub meinte es ernst. Er schien nicht darüber erfreut zu sein, zu hören, dass diese Männer - so faszinierend sie auch waren - Ungutes für sein Land und sein Volk wollten. Der Bursche wollte sich gegen diese gestandenen Biester wehren. Hamo lachte beherzt auf, denn er fand es amüsant die Kampfeslust in seinem kleinen Freund zu sehen.

„Wir werden sie nicht stoppen, Lapin. Aber wir werden mit gleichen Mitteln zurückschlagen!"

Nouel warf dem Anführer abermals einen fragenden Blick zu.

„Hamo, was -?"

„Das hat später Zeit, Nouel", fiel ihm Hamo ins Wort. „Lasst uns weiterziehen. Wir können keine Zeit verlieren, sonst gibt's heute Abend keine Schweinekeule!"

Hamo war nicht in Stimmung, Nouel zu verraten, was für ein schrecklicher Plan sich gerade vor seinem inneren Auge entfaltet hatte, denn er wusste, dass Nouel nicht wirklich darüber erfreut sein würde. Erst einmal galt es, ihre hungernden Mägen mit Fleisch zu füllen und für gute Stimmung zu sorgen.

Er marschierte los, während seine Freunde ihm wortlos folgten. Garou trottete den drei Buben schwanzwedelnd hinterher. Die Wikingerschiffe hatten die Gruppe mittlerweile überholt und steuerten unaufhörlich flussaufwärts, in dieselbe Richtung, in welche die Buben rannten. Am Ufer der Seine versammelten sich immer mehr Anwohner, die mit besorgtem Blick die fremden Langschiffe beobachteten.

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