
Kapitel 8 "Kisses of Despair"
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«Jungkooks Sicht«
Bevor ich die Augen öffnete, wusste ich bereits, dass es mir den ganzen Tag schlecht gehen würde. Mein Körper fühlte sich schlapp und trotzdem irgendwie steif an, als hätte ich eine Woche lang auf dem Boden geschlafen. Ich stützte mich mit meinen Unterarmen ab und ließ meinen Blick in dem Zimmer umherwandern, um mich zu orientieren.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich halb auf Taehyung lag, und wir zusammen die Nacht auf dem Sofa verbracht hatten. Mein Blick wurde leer, nachdem ich sein Gesicht ansah und an die Ereignisse am vorherigen Tag nachdachte.
Jimin hatte mich abserviert und es war eindeutig Taehyungs Schuld gewesen. Ich hasste ihn, ich hasste ihn wirklich so sehr, und ich schreckte nicht davor zurück ihn genauso zu verletzen, wie ich gestern verletzt worden war. Von Anfang an wusste ich, dass er er Ärger beudetete.
Es stimmte. Ich hatte ihn gestern geküsst und mein Verlangen nach Jimin an Taehyung ausgelassen. Um ehrlich zu sein, war es mir egal, was Taehyung sich dabei gedacht hatte und wie er nun die Beziehung zwischen uns beiden interpretierte.
So naiv wie er schien, glaubte er sicherlich, dass noch eine Chance bestand, dass aus uns noch etwas werden könnte. Unglaublich, wie schnell er sich mit dieser Heirat abgefunden hatte. Er war anscheinend schon Hals über Kopf an mir interessiert, aber ich hatte nicht vor seine Gefühle zu berücksichtigen, geschweige denn zu erwidern. Ich würde mein Versprechen nicht brechen, und um Jimin kämpfen.
"Jungkook, du ist ja wach...!"
Taehyung gähnte unter mir und rieb sich müde die Augen. Für einen kurzen Augenblick sah er sogar niedlich aus, aber ich verwarf den Gedanken schnell, bevor er sich weiiter ausbreiten konnte.
"Was ist gestern genau passiert?"
"Du warst betrunken. Hier ist noch Aspirin. Du solltest etwas davon nehmen, nachdem du gegessen hast", sagte er und setzte sich auf.
Ich erwiderte daraufhin nichts, sondern starrte nur in die Leere, was mir eine besorgte Miene auf Taehyungs Seite einbrachte.
"Jungkook...?"
"Was?"
"Also gestern...", fing Taehyung an und wurde rot.
Ich verdrehte seufzend die Augen.
"Der Kuss...du erinnerst dich noch daran, oder...?", fragte Taehyung vorsichtig.
"Ja."
Sein Gesicht strahlte auf. "Was heißt das jetzt für uns? Was bedeutet da-"
"Nichts."
"H-Huh...?"
"Es bedeutete nichts. Komm runter. Es war nur ein Kuss. Mach nicht unnötig eine große Sache drauß."
Taehyung sah mich traurig an. "Ah natürlich... I-Ich fange ab heute an in der Firma meiner Eltern zu arbeiten, wie du mir empfohlen hast."
"Schön für dich", murmelte ich gelangweilt und stand auf.
Taehyung tat es mir nach und lief mir sogar in die Küche hinter her. Langsam war ich genervt von ihm.
"Musst du mir hinter her laufen wie ein Hund?!"
"Jungkook, können wir heute zusammen zu Abend essen? In einem Restaurant oder?", fragte Taehyung mit großen flehenden Augen.
Ich guckte ihn skeptisch an. Eigentlich hatte ich keine Lust, aber es war meine eigene Schuld, dass ich ihm gestern Hoffnungen gegeben hatte.
"Na gut. Wir treffen uns heute Abend vor dem Restaurant, wo wir uns zum ersten Mal getroffen haben."
Man konnte förmlich sehen, wie seine Laune anstieg und er nicht mehr aufhören konnte zu grinsen.
"Danke, Jungkookie."
"Nenn mich nicht so."
"Darf ich dich dann Kookie nennen?"
"Nein! Lass es einfach", seufzte ich gestresst und verließ die Küche, um mich oben im Bad fertig zu machen.
Hinter mir hörte ich noch, wie Taehyung hinter mir her rief, dass ich unsere Verabredung heute Abend auf gar keinen Fall vergessen durfte.
«Taehyungs Sicht«
Ich betrat gut gelaunt die Eingangshalle des Unternehmens. Jungkook war heute der Selbe wie immer gewesen, aber ich hatte das Gefühl, dass es zwischen uns besser wurde. Vor allem nach gestern. Und er war einverstanden mit mir auszugehen, auch wenn es nur ein Abendessen war.
Es war das erste Mal, dass wir etwas gemeinsam taten, auf freiwilliger Basis. Ich war mir unsicher, ob ich den Tag bis dahin überleben würde. Ich musste Jimin unbedingt davon erzählen, wenn er mal drangehen würde. Seit gestern konnte ich ihn einfach nicht erreichen.
"Guten Morgen, Taehyung", begrüßte mich Jin lächelnd.
Er winkte mich zu sich und einer kleinen Gruppe an Leuten. Ich verbeugte mich vor allen höflich und wünschte ihnen alle ebenfalls einen guten Morgen.
"Ich wollte dir den Abteilungsleiter der Verkaufsabteilung A vorstellen, Kim Namjoon", sagte Jin und zeigte auf dem jungen Mann neben ihm.
Er war ordentlich angezogen und wirkte freundlich.
"Hallo, ich bin Kim Taehyung, Sohn de-"
"Du bist der Erbe von unserer Kompanie, nicht wahr?"
"Eh ja. Nett Sie kennen zu lernen, Mr Kim."
"Du musst nicht so höflich sein. Ich bin bestimmt nur ein paar Jahre älter als du. Du kannst mich Hyung nennen", sagte er grinsend.
Ich lächelte dankbar. "Danke, Namjoon Hyung. Aber ich würde gerne fragen, was Verkaufsabteilung A bedeutet. Heute ist mein erster Tag, deswegen weiß ich noch nicht sehr viel."
"Wir haben mehrere Bereiche in diesem Unternehmen und ich wurde für den Verkauf eingeteilt. Es gibt aber zwei Bereiche dafür, A und B, die sich auf verschiedene Sachen nochmal jeweils spezialisieren."
"Oh, das wusste ich nicht, danke."
"Nichts zu danken. Viel Spaß und Glück an deinem ersten Tag und herzlichen Glückwunsch zur Ehe mit dem Sohn des Jeon Unternehmens."
"Woher wusstest du das?", fragte ich überrascht.
"Ich glaube jeder weiß davon", kommentierte Jin lachend.
"D-Das war mir gar nicht bewusst", murmelte ich peinlich gerührt.
Leute, die ich nicht kannte, wussten über mich und meine 'Ehe' bescheid.
"Ich habe es eigentlich von einem Freund von mir erfahren, der in der Firma der Jeons arbeitet."
"Nun, bevor wir hier noch länger reden, ich hab auf dem Tisch eine Akte hingelegt, um die du dich heute kümmern solltest, Taehyung."
"Ah, danke Jin Hyung", sagte ich und winkte den beiden und den anderen Leuten zum Abschied.
Als ich mein Büro betrat, entdeckte ich sofort die Akte, von der Jin gesprochen hatte. Ich öffnete sie und war überrascht, als ich feststellte, dass meine Aufgabe lediglich darin bestand Arbeitsberichte von anderen Leuten durchzulesen und diese zusammenzufassen, um sie schließlich weiter zu meinem Vater zu schicken.
Es waren jedoch ziemlich viele. Ich seufzte und schaute auf die Uhr. Der Zeiger zeigte gerade mal die Elf, also blieb noch viel Zeit, bis ich mich mit Jungkook treffen konnte.
«Jungkooks Sicht«
"Du bist heute nicht gut drauf", merkte Yoongi an.
Ich schaute auf, schmiss die Unterlagen seufzend auf den Tisch und rollte mit meinem Stuhl ein wenig nach hinten, um meine Beine zu überschlagen.
"An was hast du es gemerkt, Hyung?"
"Du warst bei der Konferenz zappelig, hast oft und laut geseufzt, und kannst dich offensichtlich nicht richtig konzentrieren."
"Tut mir leid. Ich werde die Arbeit nicht dadurch weiter behindern."
"Ist irgendwas passiert?"
"Du interessierst dich?", fragte ich skeptisch.
"Ich habe meine Vorahnungen, aber die behalte ich erst mal für mich. Jedenfalls, wenn du fertig bist, kannst du ruhig nach Hause gehen. Heute gibts nichts mehr zu tun", sagte Yoongi und ging weg.
Ich versuchte mich zu konzentrieren, damit ich schneller vorankam, um endlich hier raus zu kommen, aber so richtig funktionierte es nicht.
Deswegen hatte ich bestimmt eine Stunde länger gebraucht, als ich eigentlich benötigt hätte. Ich verließ gegen kurz vor sieben die Firma und machte mich gestresst auf den Weg zu dem Restaurant, bei dem ich mich mehr oder weniger mit Taehyung verabredet hatte. Auf dem Weg dorthin kam ich an dem Café, in dem Jimin arbeitete, vorbei. Für eine kurze Weile blieb ich stehen und seufzte, dann wollte ich weiter gehen, aber in dem Moment kam ausgerechnet Jimin aus der Tür. Er atmte erleichtert auf und wollte gehen, bis er bemerkte, dass er genau auf mich zu steuerte.
"J-Jungkook?", fragte er entsetzt und schreckte sogar etwas zurück.
Ich guckte ihn unschlüssig an. "Jimin Hyung."
Meine Beine liefen wie automatisch auf ihn zu, während er zögernd zurückwich.
"I-Ich muss jetzt gehen...!"
"Warte!", rief ich, dort er setzte unbeirrt seinen Weg fort.
"Warte!" Ich zog ihn an seinem Arm näher an mich, sodass er nach vorne stolperte.
"Lass das...wir sollten uns nicht sehen."
"Ich will dich aber sehen! Ich gebe nicht auf!"
"Jungkook, lass mich los...!"
"Nein."
"Ich meine es erns-"
"Ich meine es auch ernst! Ich habe noch nie irgendetwas so ernst genommen!"
"Hör auf. Mach es nicht kompliziert. Taehyung wartet bestimmt auf dich zu Hause."
"Hör auf ihn zu erwähnen! Hör auf mir deutlich zu machen, dass er mit mir verheiratet ist! Ich will ihn nicht. Ich will dich, Hyung. Es ist mir egal, was mit ihm passiert."
"Sag das nicht! Wenn er das hört, dan-"
Bevor Jimin seinen Satz aussprechen konnte, beugte ich mich zu ihm herunter, und küsste ihn zärtlich und vorsichtig, als hätte ich Angst, dass er sonst zerbrechen würde.
Ganz anders als bei Taehyung.
Als ich mich von ihm löste, fasste Jimin fassungslos an seine Lippen. Seine Wangen waren gerötet und seine Augen weit aufgerissen.
"W-Wieso...hast du das getan?", hauchte er kaum hörbar.
"Weil ich dich liebe, Hyung."
«Taehyungs Sicht«
Ich war nervös, als ich vor dem Restaurant stand und auf Jungkook wartete. Insgeheim hatte ich Angst gehabt, dass er mich sitzen lassen würde. Umso größer war die Freude, als ich Jungkook von Weitem auf mich zu kommen sah. Ich winkte ihm aufgeregt zu und lief ihm ein paar Schritte entgegen.
"Jungkook, da bist du ja", sagte ich glücklich.
Jungkook sah mich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an. Es wirkte jedoch beinahe aggressiv.
"Jungkook...?"
Er packte mich plötzlich grob an meiner Hand und zog mich weg von dem Restaurant. Jungkook ging in einem schnellen Tempo und wenn er mich nicht gezogen hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht hinter her gekommen.
"Jungkook?", fragte ich erneut, aber im nächsten Moment quietschte ich erschrocken auf, als er mich gegen eine Wand in einer abgelegenen Gasse drückte.
"Was ist denn auf einmal lo-"
Jungkook verschränkte meine Arme über meinen Kopf und legte seine Lippen fordernd auf meine. Ich stöhnte überrascht auf, als er in meine Unterlippe biss und nicht gerade sanft an ihr zog. Dabei bohrte er sein Knie zwischen meine Beine und bewegte sich immer mehr nach oben.
Meine Augen weiteten sich. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Es fühlte sich falsch an, nicht richtig und ehrlich. Ich wollte das nicht auf diese Weise, und versuchte dagegen anzukämpfen, aber Jungkook war stärker.
Der Griff um meine beiden Handgelenke war fest und schmerzte. Meine Beine versagten und ich rutschte die Wand langsam herunter. Endlich löste Jungkook sich von mir starrte mich resigniert an.
"J-Jungkook? W-Was war...d-das?", fragte ich außer Atem, aber er...er wirkte so abwesend und in Trance, als wäre ihm gar nicht richtig bewusst, was er da gerade mit mir angestellt hatte.
Jungkook ignorierte mich und ging einfach weg. Wie so oft ließ er mich einfach alleine zurück...mit so vielen Fragen in meinem Kopf.
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