Kapitel 25 "Improvement"
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«Taehyungs Sicht«
"Stimmt irgendwas nicht, Taehyung? Du siehst etwas gereizt und aufgewühlt aus", fragte Jimin und nippte an seinem Erdbeermilkshake.
Moment...was? Verwirrt sah ich mich um und bemerkte, dass ich in einem Café mit Jimin saß, der mich besorgt anstarrte.
"Jimin...?"
"Ja, was denkst du denn? Also, warum warst du so weggetreten?"
Ich blinzelte einige Male und versuchte zu verstehen, warum ich hier war und nicht in dem Ferienhaus auf den Bergen mit Jungkook.
"Taehyung? Alles in Ordnung? Du verhältst dich seltsam. Ist gestern irgendwas passiert?"
"Huh? Was soll gestern passiert sein?"
"Na ja, du hast doch mit deinen Eltern geredet. Um was ging es eigentlich?"
"Meine Eltern?"
Ich sah ihn unschlüssig an, bis es mich traf. Dieser Ort, diese Fragen, die Jimin stellte, glichen exakt dem Zeitpunkt, wo ich Jimin damals zum ersten Mal erzählt hatte, dass ich heiraten würde. Aber wie konnte das sein? Was hatte das alles zu bedeuten?
"Taehyung, du bist irgendwie anders..."
"Jimin, welchen Monat haben wir?"
Er sah mich skeptisch an, antworte jedoch trotzdem: "September."
"Das...nichts von all dem ist also tatsächlich passiert?"
"Ich habe keine Ahnung, von was du da sprichst."
Ich stand geschockt auf und zog die Aufmerksamkeit aller Kunden auf mich, aber das interessierte mich in dem Moment herzlich wenig.
"Taehyung?"
"Es tut mir leid, Jimin, aber ich muss jetzt los! Ich erzähle dir nachher alles", rief ich noch, ehe ich aus dem Café rannte und mich auf den Weg zum Restaurant machte, bei dem Jungkook und ich uns an diesem Tag zum ersten Mal treffen sollten.
War das alles eine Einbildung? Was wenn alles nochmal passierte? Was wenn ich alles noch einmal erleiden musste?
Ich kam außer Atem bei dem Restaurant an und lief ohne jemanden zu fragen zielsicher an den Tischen vorbei, bis zu dem Tisch, an dem Jungkook gesessen hatte. Nur saß dort im Gegensatz zu der ersten Version keiner.
"Entschuldigung...suchen Sie jemanden?", ein Kellner hatte mich angesprochen, als er beobachtete, wie ich etwas orientierungslos vor dem Tisch stand.
"Ich habe eine Verabredung... Sitzt hier irgendwo ein Jeon Jungkook...?"
"Ja, hier entlang, bitte."
Der Kellner führte mich zu einem ganz anderen Platz in dem Restaurant, was mich verunsicherte. Das war anders. Jungkook wartete nicht am selben Ort wie 'damals'. Von Weitem sah ich, dass wir auf den Außenbereich des Restaurants zuliefen. An der Tür zum Balkon blieb der Kellner stehen und zeigte auf den Tisch weiter hinten.
Ich entdeckte jemanden mit dem Rücken zu mir sitzend. Niemand anderes befand sich in dem Bereich. Der Kellner ließ mich allein, und so näherte ich mich der Person von hinten. Meine Beine zitterten, als ich wenige Meter hinter ihm zum Stehen kam.
Es war Jungkook. Ich würde ihn immer und über all wiedererkennen.
"J-Jungkook...?"
Die Person drehte sich sofort um und tatsächlich, ich sah in zwei mir bekannte Augen, von denen ich gedacht hatte, dass ich sie vor Kurzem erst angesehen hatte. Aber etwas schien verändert.
Seine Augen wirkten irgendwie größer und heller. Nicht ganz so wie ich ihn in Erinnerung hatte. Aber das war gar nicht das Verwirrendste. Jungkook hatte einen heiteren Gesichtsausdruck aufgesetzt.
"Du bist bestimmt Taehyung. Nett dich kennenzulernen", sagte er lächelnd.
Seine Stimme klang auch etwas anders. Alles war irgendwie anders.
"Bist du wirklich Jungkook...?", fragte ich zögernd.
"Ich bin mir sicher, dass ich es bin", erwiderte er lachend.
"Dann...war das alles bloß ein Traum?", murmelte ich wie in Trance.
"Taehyung?"
"Huh?"
"Taehyung?"
"Was ist denn?"
"Taehyung, wach auf!"
♤♡◇♧
Ich schreckte mit einem Mal auf und starrte direkt in das Augenpaar, mit dem ich nur allzu gut vertraut war.
"Jungkook!"
"Du bist eingeschlafen und das auf mir. Können wir schlafen gehen? Ich habe das Gefühl meine Beine sind eingeschlafen, dabei sollten sie sowieso schon gelähmt sein", sagte Jungkook belustigt.
Ich guckte ihn immer noch entgeistert an, und gab kein Wort von mir, zu sehr damit beschäftigt mich zu fragen, was die Realität war.
"Taehyung? Alles okay?"
"Du bist real, nicht wahr?" Sicherheitshalber pickte ich ihn mit meinem Finger in die Wange.
"Ja? Das hoffe ich doch, dass ich real bin", sagte Jungkook perplex.
Ich seufzte erleichtert. "Alles gut, ich hab nur was seltsames geträumt", sagte ich lachend.
Jungkook guckte mich eindringlich an, als würde er versuchen aus meinen Augen heraus zu lesen, was passiert war, aber dann gähnte er.
"Es ist spät. Lass uns ins Bett gehen."
«Jimins Sicht«
"Hyung, wann kommen sie an?", fragte ich aufgeregt, und kam gar nicht mehr zur Ruhe.
Wenn es nicht schon längst das zwanzigste Mal gewesen wäre, würde Yoongi bestimmt nicht so launisch reagieren wie jetzt. "Ihr Flug müsste gleich landen. Gedulde dich doch mal", sagte er seufzend und verschränkte seine Arme, während er seine Beine überschlug.
"Es ist nur so, dass Taehyung heute Geburtstag hat und ich ihn seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen habe!", rief ich mit strahlenden Augen.
"Schon gut, schon gut."
"Sind sie das nicht?"
"Huh?"
Ich stellte mich auf Zehenspitzen und durchsuchte die Menge nach den zwei vertrauten Gesichtern. Unter den vielen Leuten, die hinauskamen, entdeckte ich zwei bekannte Leute, Taehyung, der Jungkook im Rollstuhl schob und gleichzeitig den Koffer hinterher zog.
Die beiden sahen sich an und lachten scheinbar über etwas Lustiges. Vor vier Tagen hatten wir uns vertragen und alles war seitdem gut gewesen und nun konnte ich Taehyung endlich wiedersehen. Ich freute mich, dass er anscheinend eine glückliche Zeit mit Jungkook gehabt hatte.
"Taehyung-ah!", rief ich ihm zu.
Taehyung schaute auf und entdeckte mich. Sein Gesicht hellte sich auf und er grinste. Jungkook sah langsam von Taehyung weg und guckte in meine Richtung. Unsere Blicke trafen sich kurz, aber als wäre es nichts besonderes, widmete er sich wieder Taehyung und sagte ihm etwas. Dieser lachte erneut.
"Sie scheinen sich prächtig zu verstehen", hörte ich Yoongi neben mir sagen.
"Ja. Ja, das tun sie", sagte ich noch, bevor die beiden bei uns ankamen.
"Alles Gute zum Geburtstag, Taehyung", gratulierte ich heiter.
"Danke, Jimin."
"Ihr hättet uns nicht abholen müssen", meldete sich Jungkook zu Wort.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf ihn. Jungkook war irgendwie anders. Ich wusste nicht genau, an was es lag, aber er war nicht auf eine schlechte Weise anders.
"Jimin wollte Taehyung abholen", erklärte Yoongi schulterzuckend.
"Taehyung, wollen wir heute nicht zusammen deinen Geburtstag feiern? Du weißt schon, wie jedes Jahr."
"Klar- Eh nein, tut mir leid, ich wollte noch mit Jungkook zum Arzt und er wollte den Geburtstag mit mir verbringen." Er blickte mich entschuldigend an.
"Oh..."
"Wir könnten auch zusammen feiern", schlug Jungkook zu meiner Verwunderung vor.
"Klingt gut! Nach dem Arztbesuch können wir uns treffen", sagte Taehyung grinsend.
"Ich rufe Hoseok an. Er will bestimmt auch vorbeikommen", ergriff auch Yoongi das Wort.
"Mhm, vielleicht sollte ich Jin auch anrufen."
Damit war es beschlossen. Wir würden Taehyungs Geburtstag alle zusammen feiern. Dieses Jahr war wirklich alles anders. Normalerweise waren es nur wir beide, aber nun kamen noch andere Leute dazu.
Ich war mir immer noch unsicher, wie ich mich gegenüber Jungkook verhalten sollte. Während er so aussah, als würde er mit der Sache zurechtkommen. Aber das war alles unwichtig, nicht wahr? Es spielte keine Rolle.
Ich sah zu Yoongi herüber, der meinen Blick bemerkte und zurückschaute. Mein Gesicht wurde rot und ich wandte den Kopf zur Seite.
«Jungkooks Sicht«
"Laut den Tests, die wir mit Ihrem Mann durchgeführt haben, zeigt sich, dass das Gewebe, das noch vor einigen Wochen keinen sichtbaren Heilungsprozess durchlief, sich nun etwas verändert hat. Als würde es sich wieder aufbauen, und die Muskeln scheinen langsam wieder zu reagieren und zu arbeiten. Es könnte durch aus möglich sein, dass er wieder laufen könnte. Sie sollten die Massagen auf jeden Fall beibehalten, und wenn etwas sein sollte, wiederkommen", erklärte der für ihn zuständige Arzt, und sah dabei Taehyung an.
Bei den Worten 'Ihr Mann' schmunzelte ich, aber keiner der beiden bekam das mit, und auch Taehyung schien nicht ganz realisiert zu haben, wie der Arzt mich genannt hatte.
"Ich verstehe, also gibt es eine Möglichkeit, dass Jungkook wieder laufen könnte?"
Der Arzt nickte. "Die Chancen in seinem Fall sind meistens unmöglich, deswegen sagen wir den Patienten auch nicht, dass es eine geringere Chance gibt, da es meistens eben nichts bringt irgendwas zu machen. Sie bekommen falsche Hoffnungen und geraten danach in Depressionen."
"Wir haben relativ akzeptiert, dass er vielleicht niemals wieder laufen kann. Es ist überraschend, dass er vielleicht doch noch laufen könnte", sagte Taehyung lächelnd.
Vorhin am Flughafen, als ich Jimin wiedersah, war da einfach nichts gewesen. Ich war froh darüber, dass es nichts änderte, selbst bei seinem Anblick. Taehyung stand nun im Mittelpunkt und ich würde ihn gut behandeln.
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