Kapitel 2
Ich sah wie er noch wütender wurde und sich seine Brust merklich hob und senkte. Er schloß kurz seine Augen und spannte währenddessen sein Kiefer an.
Mit einem verwirrten Gesichtsausdruck gucke ich ihn immernoch an.
Er öffnete wieder seine Augen und sah mich mit doppelter Verachtung an. Ich war sofort mundtod.
"Was hast du gerade gesagt?", sagte er ruhig.
Ich schwieg und traute mich nicht zu antworten. Meine Nervosität steigt immer mehr und ist kaum noch auszuhalten. Meine Beine gaben langsam nach.
Kurz herrscht eine erdrückende Stille aber wird durch ein Schreien gebrochen.
"ICH HAB DICH ETWAS GEFRAGT!", brüllte er mir nun ins Gesicht. Ich zuckte zusammen und ging ängstlich einen Schritt zurück. Eine Ader fing an, an seinem Hals zu pochen. Eine weiter Gänsehaut durchfuhr meinen Körper und ich fing an zu zittern.
Sofort packte mich wieder die Panik und ich hatte nur einen Gedanken im Kopf.
Er wird mich schlagen.
Er wird mich gleich schlagen.
Ich könnte wieder umkippen.
Wie soll ich meine Narben verstecken?!
Während mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf schwirrten trat einer der Jungs hervor und legte dem Typen mit den braunen Haaren eine Hand auf die Schulter.
"Bruder, beruhig dich. Die Arme macht sich gleich in die Hosen.", versuchte er ihn zu beruhigen und sah mit bemitleidend an.
Er drehte sich mit einem empörten Gesicht zu ihn.
"Willst du mich verarschen? Wer hat der erlaubt an Hannahs Platz zu si-", sagte er etwas emotionaler aber wurde unterbrochen.
"Lysander!"
Der andere Zwilling der immernoch etwas abseits stand warf ihm ein Blick zu der wohl heißen soll, das er die Klappe halten soll.
Kurz starrten sie sich gegenseitig an. Seine Haltung wurde etwas lockerer und er schien sich beruhigt zu haben.
Sein Blick war wieder an mir gewandt. Er schaute mich so kalt und monotan an, ich wusste nichtmal das jemand so schauen kann.
Ich spannte mich wieder an und spielte nervös mit meinen Händen rum.
Er ging auf mich zu und ich schloss schon ängstlich die Augen, da ich erwartete das er mich jetzt schlug oder ähnliches. Ich wartete aber nichts kam. Verwundert öffnete ich langsam meine Augen und sah nur wie die drei Jungs an mir vorbeigingen. Während des ganzen Szenarios kam wohl der Hausmeister ohne das ich es gemerkt habe. Die Tür wurde geöffnet und jeder ging an mir vorbei ins Gebäude. Ich stand wie angewurzelt einfach da stehen bis alle im Gebäude waren und ich nun komplett alleine im Hof stand.
Meine Beine gaben nun nach und ich fiel zu Boden. Ich packte mir geschockt mit meiner zittrigen Hand an mein Dekolleté und spürte wie mein rasender Herzschlag gegen meine Hand pochte.
Mir war gerade nach weinen zumute.
Mein erster Tag war schon ein komplettes Disaster! Gefühlt die ganze Schule hat alles mitbekommen und keiner wird mit mir zutun haben wollen.
Ich versuchte mich zu beruhigen.
Die erste Stunde hat schon begonnen und ich saß hier wie ein Haufen Elend!
Ich wollte doch einen kompletten Neustart! Mir ist schon viel schlimmeres zugestoßen. Das war garnichts im Vergleich zu früher.
Dieser arroganter und überhebliche Typ denkt er kann tun und lassen was er will! Welcher Typ geht bitte zu einer wildfremden und fängt an sie anzuschreien?
Langsam wachste eine Wut in mir auf und ich bekam wieder neuen Mut. Ich stand mit festen Schritten auf und ging mit hochgestreckten Kinn in das Schulgebäude.
Ich bin zum Glück schon vorher mehrere Male hier gewesen als ich mich hier angemeldet habe und kenne mich deswegen halbwegs gut aus.
Es dauert nicht lange bis ich meinen Raum finde und an der Tür klopfe.
Eine kleine zierliche Frau mit weißen Haaren öffnet mir die Tür und schaut mich dabei genervt an.
"Entschuldigen sie meine Verspätung, ich wurde aufgehalten.", gab ich beschäment von mir und schaute sie entschuldigent an.
"Kommt ja toll rüber wenn man am ersten Tag zu spät kommt, Fräulein.", sagte sie mit einem strengen Unterton. Meine Wangen fingen an zu glühen. Ich kam noch nie in meinem Leben zuspät zum Unterricht!
Der ganze Kurs starrte mich mittlerweile an. Ob es an vorhin lag oder weil ich zu spät kam, weiß ich nicht. Hoffentlich das zweite.
Die Lehrerin forderte mich auf Platz zu nehmen und fragt nach meinen Namen für die Anwesenheitsliste. Es war nurnoch ein Platz ganz hinten frei.
Ich nahm Platz und ließ die Stunde über mich ergehen.
Die Mensapause fing an und ich stand hilflos im rappelvollem Flur.
Leider habe ich bis jetzt nicht hingekriegt mich mit jemanden anzufreunden weil ich von den meisten offentsichtlich gemeidet werde.
Mein erstes Ziel ist somit wohl gescheitert.
Allerdings freut es mich das seit dem Vorfall heute morgen nichts schlimmes passiert ist. Ich hatte noch nie so lange meine Ruhe.
Mir wäre es sogar lieber garkeine Freunde zu haben und immer meine Ruhe zu haben. Langsam schätze ich meine Situation und freue mich irgendwie?
Ich ging zum Schulhof und setzte mich dort etwas abgelegen von allen anderen hin. Die meisten verbrachten ihre Pause im Gebäude oder in de Mensa weswegen der Schulhof eher leer ist. Hier sind fast nur fünf und sechstklässler.
Ich holte meine Kopfhörer raus und stöpste sie an mein Handy an.
Während ich das Lied "Losin' Control" von Russ anhörte holte ich meinen Zeichenblock raus und fing einfach spontan los etwas zu zeichnen an ohne großartig nachzudenken.
Ich wippte leicht mit meinem Fuß zum Beat des Liedes und fühlte wie entspannt und beruhigt ich war.
Im Lied handelte es sich um die schlechten Erfahrung eines Mädchens von ihrer vorherigen Beziehung. Dies inspirierte mich weswegen ich ein Mädchen zeichnete. Ihr nackter Rücken war zu erkennen. Er war voll mit Narben geschmückt.
Als ich fertig war mit der Zeichnung steckte ich meine Kopfhörer in meinen Rucksack und starrte ich sie kurz an. Sie sah irgendwie aus wie.... Ich? Ich spannte mein Kiefer bei dieser Erkenntnis aus. Die Narben und Blaueflecken waren genau dort platziert wo meine waren. Ich habe unbewusst mich selber gemalt.
Ich nahm die Zeichnung und rieß sie Außeinander. Das bin ich nicht mehr! Ich werde mich ändern.
"Oh, nein! Wieso hast du das getan? Die Zeichnung sah so gut aus.", vernahm ich plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir. Ich zuckte zusammen und drehte mich erschrocken um. Vor mir stand ein Junge mit einem breitem Lächeln. Er hatte orange Haare und sein Gesicht war komplett mir Sommersprossen bedeckt. Ich weiß nicht warum aber es war irgendwie ansteckend! Er war mir sofort sympathisch.
Ich kratze mir verlegen am Nacken und zuckte bloß mit meinen Schultern.
"Wie lange standest du da schon?", fragte ich verlegen.
Er setzte sich neben mich und sagte, "Genau als du angefangen hast zu zeichenen."
Nun schaute ich ihn verdutzt an. Ist das nicht bisschen merkwürdig? Wieso habe ich das nicht mitbekommen?
Er schien wohl meinen Blicl richtig zu deuten und schaute mich diesmla geschockt an und hob seine beiden Hände in die Luft.
"I-Ich bin kein komischer dude!", sagte er verteidigend. Ein lautes lachen entwich mich und ich schaute ihn amüsiert an. Er senkt wieder seine Händ und lächelte mich wieder an.
"Ich zeichne auch gerne! Deswegen war ich so überrascht endlich mal jemand zu treffen der wirklich zeichnen an."
Wir fingen an uns über Kunst zu unterhalten und er zeigte mir sogar seine Zeichnungen. Er war wirklich gut.
Später erfuhr ich das er Adam hieß.
Die Mensapause endete leider wieder und wie verabschiedeten uns voneinander. Ich musste den ganzen Weg zum Gebäude bis über beide Ohren grinsen. Mein erstes Ziel hab ich dann wohl doch erfüllt!
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