Kapitel 63
Bei Fremden
Ge. 03- Kapitel 63
»Alles okay?«, hauchte Hakan mir ins Ohr. Es lies etwas unbeschreibliches in mir geschehen. Mir wurde warm und ich merkte schon, dass ich jetzt tollpatschiger wurde. Schnell richtete ich mich auf, was wahrscheinlich total bescheuert aussah. Hauptsache, er hört mein Herzklopfen nicht. Es war plötzlich so schnell und laut.
»Alles- alles okay«, stammelte ich und wusste schon, dass er mir das sowieso nicht glaubte.
»Warte, setz dich hin«, schlug er vor. Ich setzte mich auf die Treppe, die schon einige Schritte weiter zu sehen war und er hockte sich vor mich. »Was war los?«, fragte Hakan.
Er war mir wieder so nah. Das war ich einfach nicht gewohnt. Sonst war er immer so weit weg, er hatte immer Abstand gehalten. Keine Ahnung.
»Ich hatte nur-«
Genau? Was hatte ich denn eigentlich?
»Hattest du heute gefrühstückt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ach, Damla. Wetten du hast gestern nur geweint, dir zu viel Stress gemacht und dann heute nichts gegessen?«
»Du bist zu gut beim raten.«
»Nein. Ich kenn dich nur zu gut. Das passt irgendwie zu dir.«
Ich lächelte schwach. Mir war irgendwie gar nicht danach hier in der Schule zu hocken. Am liebsten wäre ich zu Hause in meinem Bett und würde mich selbst ausschimpfen, weil ich mich so peinlich verhielt.
»Warte«, sagte Hakan und kramte in seiner Tasche. Er reichte mir sein Pausenbrot und grinste dabei.
»Ich kann das nicht annehmen«, sprudelte es sofort aus mir heraus und Hakan lachte. Er wusste schon, dass ich das sagen würde. »Komm Damla. Ich hab das selber geschmiert und nicht Ceylan oder so. Da ist also kein Gift.«
»Hakan!«
Ich musste lachen und er stimmte mit ein. Wieso musste ich immer bei ihm lachen? Was dachte er bloß von mir? Dass ich eine Kichererbse bin?
»Hadi nimm es«, meinte er und ich nahm es widerwillig.
»Das ist so unfair«, schmollte ich dabei. »Immer bin ich die, der geholfen werden muss.«
»Na und?«
»Ich sollte mir vielleicht mehr Mühe geben«, dachte ich laut und biss in das Brot.
»Ne ne, bleib so wie du bist.«
Ich biss wieder und spürte wie ich rot anlief.
»Ehrlich«, fügte er hinzu. »Sogar diese rote Farbe steht dir.«
Ich stand abrupt auf und drehte mich weg. »Hakan, hör auf mit so was!«, rief ich dabei und versteckte mein Gesicht.
»Hahaha, werd auch immer so schnell beschämt.«
»Man Hakan!«
Er stellte sich vor mich und sah mir grinsend ins Gesicht. »Schon gut, ich nerve ja nicht mehr.«
Wir setzten uns nebeneinander auf die Trepoe und aß das Brot zu Ende. Danach ging es mir einfach so viel besser. Meine Laune wurde auf Anhieb besser und ich konnte wieder richtig lachen. Doch dann schellte es.
»Bis später, Alara wartet sicher auf mich!«, rief ich und rannte die Treppen hinunter. Er winkte mir noch kurz zu und dann war ich auch schon weg.
Als ich weiter die Treppen hinunter ging, sah ich Alara und Erdem dann in einem Gang. Sie küssten sich gerade. Nachdenklich blieb ich davor stehen. Sollte ich reingehen?
»Na da siehst du es!«, hörte ich Cindys Stimme schadenfroh sagen. Wie traute sich die noch sich hier blicken zu lassen? Kein Stolz oder was?
»Was willst du?«
»Sieht du das nicht?«, sie deutete auf Alara und Erdem, die uns noch nicht gesehen hatten. »Schon hat Alara einen Freund, hat sie dich total vergessen.«
»Verpiss dich, Cindy. Wag es ja nicht solche Lügen zu erzählen«, drohte ich ihr und sah sie dabei ernst an.
»Muss los, Erdem. Damla wartet bestimmt schon!«, rief Alara da plötzlich und ging den Gang entlang. Als sie mich sah, sah sie sehr überrascht aus. Ich musste sofort anfangen zu lachen. »Cindy, wie oft willst du dich noch blamieren?«
Cindy lief schnell weg. Als ob das ihre niveaulose Lage verbessert. Pf.
»Damla!«, rief Alara da und umarmte mich. Sie hatte wieder sehr gute Laune. Als wir und voneinander lösten, zog sie ihre Brauen zusammen. »Deine Augen sind rot!«
Ich nickte und wir gingen in den Pausenhof. Währenddessen erzählte ich ihr, was gestern passiert ist und merkte, was für eine Heulsuse ich war.
»Ich hab wie ein Penner geweint!«
»Damla, ich hätte auch geheult und das wie ein Rotzlöffel oder so.«
Ich lächelte etwas.
»Du machst dich unnötig fertig. Manchmal ist es das beste zu weinen. Ich meine, es tut doch gut?«
»Ja, und im Moment fühlt es sich gar nicht mehr so schlimm an«, murmelte ich, auch wenn das nicht so ganz stimmte. Es fühlte sich immer noch schrecklich an, nur musste ich nicht mehr weinen.
»Ich gehe heute mit Erdem ins Kino«, erzählte sie mir dann.
»Echt!?«, fragte ich begeistert. Sich für seine Freundin zu freuen war ein einfach nur wundervolles Gefühl. Lang lebe die Freundschaft!
»Ja, ich bin so aufgeregt, oh man, Damla, kannst du dir das vorstellen? Der süßeste Typ auf dieser Welt und ich? Ein Paar!«
»Okay übertreib mal nicht mit süßester!«
Sie lachte. »Tu ich doch gar nicht. Uff, ich bin so nervös! Er ist so wow und ich durchschnittlich-«
»-bist du gar nicht. Du bist perfekt. Erdem der Fettkloß sollte sich glücklich schätzen!«
Zu Hause überlegte ich lange, was ich vielleicht als Überraschung für Hakan machen konnte. Ich meine, er war immer für mich da und er hatte mir so oft geholfen. Ich musste doch etwas tun!
Stumm machte ich etwas zu Essen und da kam mir die Idee, ihm etwas zu backen! Kekse vielleicht? Ich grinste über meinen Einfall als es klingelte. Als ich die Tür öffnete, stöhnte ich extra laut. Nils war da. Mal wieder.
»Wirst du es nie satt, hier aufzukreuzen!?«, fragte ich genervt und er schüttelte den Kopf. Dabei versuchte er mir tief in die Augen zu sehen. »Hat du Bengüs neuen Freund gesehen?«
Furkan? »Ja, lass mich in Ruhe.«
»Nein! Warte! Bitte Damla! Gib mir eine Chance! Nur noch eine!«
»Weil dich Bengü verlassen hat?«
»Ich liebe dich!«
»Ich liebe es, die Polizei anzurufen.«
Er blinzelte.
»Verschwinde!«
»Ich gebe nicht auf! Dich hat irgendein Arschloch reingelegt, 'ne? Hast jetzt 'nen neuen, ODER!?«
»Du hast kein Recht mich anzuschreien. Verschwinde oder die Polizei kommt. Das ist mein voller Ernst.«
Er grinste schäbig. »Ich werde sowieso gewinnen.«
Danach verschwand er, Allah sei dank.
Nils, dieser Penner hat doch echt Leiden! Der soll genauso wie Bengü verrecken. Uff! Okay, denk an etwas anderes! Etwas anderes... Kekse! Ich wollte ja noch Kekse machen... und kochen!
Ich machte erst einmal etwas zu Essen und fing dann an, die Zutaten für Kekse herauszuholen. Aus irgendeinem Grund stellte ich mir dauernd seinen Gesichtsausdruck vor, wie er aussehen würde, wenn er die Kekse sehe. Ich backte die Kekse und legte sie in eine Box. Auf die Kekse tat ich noch Schokoladenstückchen und fertig war es.
Gerade da klingelte es wieder. Genervt öffnete ich die Tür, weil ich dachte, dass es Nils ist, doch es war meine Mutter. »Was ist, Maus?«, fragte sie und kam rein. Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, ging die in die Küche. Sie legte sich nur etwas zu Essen von dem, was ich gekocht hatte und begann friedlich zu essen. »Hab gerade Nils gesehen.«
Auch nicht das noch.
»Ist mir doch egal«, zischte ich wütend und verschränkte die Arme.
Meine Mutter sah zu mir hoch. »Maus, du warst glücklich mit ihm.«
»Ach ja?«
»Yep, du solltest ihm eine zweite Chance geben.«
»Äh, NEIN!? Er hat mich betrogen?«
»Ein Zeichen dafür, dass er ein Mann ist. Männer sind so.«
»Das er ein Mann ist rechtfertigt gar nichts!«
»Komm, Maus, als ob es einen Typen gibt, der nicht gleich alle Mädchen anbaggert.«
Ich wollte gerade "Doch!", rufen, doch meine Mutter fuhr schon fort. »Und wenn ja, würde er sich keine Frauen wie dich anschauen. Sieh dich an! Was ist an dir so besonders, Maus? Du meckerst nur herum. Bla bla bla, es nervt! Typen stehen nicht auf solche Frauen, wenn solche Frauen einen guten Typen schon abbekommen, dann nur, weil sie geil sind, was bei dir ja sowieso ausgeschlossen ist.«
Ich schnappte mir wutentbrannt die Box mit den Keksen und stampfte in mein Zimmer. Was sollte das?! Was!? Hä!? Ich biss mir die Zähne fest zusammen und schlug einige Dinge um, als ich in mein Zimmer kam.
Vor allem beschäftigte mich, das meine Mutter recht hatte. Warum war nur Hakan so nett zu mir? Ich war ein nichts.
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