Kapitel 35
Bei Fremden
Kapitel 35
Ich stand danach sofort auf und machte mich fertig, nur nicht für die Schule. Als ich unten war, frühstückte ich. Meine Mutter und Osman waren schon weg, also sagte ich Erdem, dass ich krank sei.
»Ist es sehr schlimm?«, fragte er mich, doch ich schüttelte den Kopf.
Nachdem er ging, rannte ich die Treppen hoch und stand nun vor dem Zimmer meiner Mutter. Ich konnte es kaum fassen, dass ich es bis heute kein einziges Mal betreten hatte- wirklich mein einziges mal.
Langsam drückte ich die Türklinke hinunter und betrat den Raum. Es war komplett in weiß-grün und war ungefähr doppelt so groß wie mein Zimmer- und mein Zimmer war schon sehr sehr groß. Genau, wie ich es erwartet hatte, lag Mamas Laptop auf einem Tisch. Meins war kaputt gewesen, bevor wir umzogen und meine Mutter hatte mir versprochen, ein neues zu kaufen. Wie viele ihrer Versprechen hatte sie dieses auch nicht gehalten. Nichts neues.
Ich setzte mich auf den gemütlichen Stuhl vor dem Tisch und machte den Laptop an. Danach tippte ich auch schon eine Bewerbung. Ich brauchte dringend einen Job, wenn ich von hier abhauen wollte. Mein neuer Plan war es, dieses Jahr noch hier zu verbringen und dann in ein Studentenwohnheim zu ziehen. Dann hätte ich alles hinter mir. Wie schön. Es wäre der perfekte Neuanfang für mich.
Ich verschickte meine Bewerbung in unzählige Geschäfte und wollte dann ins Internet. Meine Mutter hatte ihr Facebook noch offen. Oha, seit wann hatte sie überhaupt eins?
"Drei neue Nachrichten"
Sollte ich eine böse Tochter sein? Naja... ich wollte ja bloß auf meine Mama aufpassen... genau, außerdem wer sind denn bitte ihre Freunde? Ich konnte es nicht fassen, dass sie 1.034 Freunde hatte. Pf.
Ich klickte schnell auf den Nachrichtensymbol. Hallo? So viele Freunde hat sie nimmer! Wer weiß, welche von denen Penner waren?
Die Nachrichten waren von Belgin, einer Freundin von meiner Mutter. Das hieß dann wo, dass ich nicht weiter herumwühlen sollte. Es gab ja kein Grund mehr zur Sorge und ich schämte mich, dass ich zu so etwas im Stande war. Da rutschte mein Auge auf den Anfang der Nachricht, die auch schon bevor man sie richtig anklickt gezeigt wird und war geschockt.
"Belgin:
Aber Nermin, ich glaube, du solltest Damla verraten, wo ihr Vater begraben..."
Verdammt, sollte ich darauf klicken? Wenn ja, wäre ich ja erwischt! Verdammt! Ich biss mir auf die Lippe und schloss die Seite. Schließlich fuhr ich das System herunter.
Was würde es mir bringen, jetzt die Nachricht zu lesen, wenn meine Mutter sowieso noch nicht geantwortet hatte? Nichts!
Ich hielt mich ab meine Stirn und ging dann aus dem Zimmer. Mein Kopf pochte total. Ich machte mit Mal wieder viel zu viel Stress. Deshalb beschloss ich auch, joggen zu gehen. Die frische Luft würde mir bestimmt gut tun- und das tat sie auch.
Allein als ich Draußen war, fühlte ich mich viel besser. Mit einem Lächeln ging ich los und wäre beinahe den gewohnten Weg zur Schule gegangen. Stattdessen machte ich großen Boden um diese Straße und natürlich um die Schule und joggte weiter. Nebenbei hatte ich meine Kopfhörer in meine Ohren gesteckt und hörte Musik. Das hatte ich vermisst.
Als ich weiter ging, sah ich dann plötzlich Nils. Was? Hatte ich Wahnvorstellungen?
Er rannte auf mich zu und sah mich mit großen Augen an. »Damla?«
Ich machte einige Schritte zurück und konnte es immer noch nicht fassen. Was tat er hier? Woher wusste er, wo ich war?
»Verpiss dich!«, rief ich sofort und sah ihn hasserfüllt an. Was sollte das? Es kam mir immer noch so irreal vor.
»Damla, ich war heute in deiner Schule. Eine Freundin von dir, warte, ich glaube, sie hieß Cindy, naja sie hat mir gesagt, dass du zu Hause bist.«
Diese Schlampe.
»Der schnellste Weg zu dir war nahe von einem Wald. Ich wollte nicht von dort entlang gehen. Würdest du doch auch nicht tun, oder?«
»Falsch gedacht.«
»Tu mir das nicht an.«
»Was?«
»Damla, ich brauche dich! Ich liebe dich! Du bist die Luft die ich atme!«
Ich musste lachen. »Du brauchst dich gar nicht anzustrengen. Für mich bist du wie gestorben!«
»Du würdest weinen!«
»Weil ich dich nicht selber umbringen konnte?«
»Damla!«
»Ich kenne meinen Namen!«
Er sah mir tief in die Augen, wie früher. Die Verzweiflung in ihm waren so deutlich wie ich es noch nie bei jemandem gesehen hatte. »Ich liebe dich.«
»Nils«, sagte ich und spürte, wie ich leichte Kopfschmerzen bekam. Es tat mir einfach nicht gut. »Geh!«
»Du liebst mich auch!«
»Geh!«
»Du leugnest es nicht!«
»Ich hasse dich, du verfickter-«, ich blieb bei dem Wort stehen und schluckte. »Ich mag dich nicht- nicht mehr. Es ist vorbei aus. Basta. Was glaubst du? Dass ich dir in die Arme springe? Was glaubst du, hä?«
Er starrte auf den Boden. »Jeder verdient eine zweite Chance.«
»Aber nicht jeder bekommt sie.«
Ich drehte mich um und wollte weiter, doch er hielt mich an der Schulter und wirbelte mich zu sich. Gerade wollte er mich küssen, da schubste ich ihn stark zu Boden. »VERPISS DICH!«
Er stand in Sekundenschnelle auf, sodass ich nicht einmal die Zeit hatte, wegzurennen.
»Du liebst mich- du wirst es einsehen- du wirst mich küssen- mit mir schlafen.«
Ich sah ihn angewidert an. »Wie konnte ich mich in dich verlieben?«
»Liebe ist komisch.«
»Komisch bist du, nicht die Liebe.«
Ich fasste mir an die Stirn und mir wurde plötzlich schwindelig. Verdammt.
»Geh, bitte. Ich brauche Ruhe.«
»Du bist verwirrt«, schloss er.
»Geh«
»Ich komme wieder«, waren seine letzten Worte, da umarmte er mich den Bruchteil einer Sekunde lang und war schon weg.
Ich packte mir wieder an die Stirn und atmete tief ein und aus, als ich am Horizont Hakan sah. Er sah mit einem wütenden Blick zu mir, die Hände zu Fäusten geballt.
Er hatte mich gesehen, mit Nils. Was dachte er jetzt bloß?
Kurz sah ich noch, wie er wegrannte und konnte gar nichts dagegen tun. Meine Knie gaben nach und ich fiel auf den harten Boden. Mit geschlossenen Augen beruhigte och mich und ging dann nach Hause. Was war denn das für ein Tag? Es sollte doch zum Ausruhen sein! Nicht zum noch mehr stressen!
Als ich die Eingangstür aufschloss, kam schon meine Mutter mir entgegen. Wie lange war die denn schon da?
»Maus?«, fragte sie und lächelte falsch.
»Was?«
»Maus, warum bist du nicht in der Schule?«
»Mir ging es nicht gut.«
Wow. Zumindest wusste sie, dass ich
morgens noch Schule hatte.
»Geht es dir jetzt besser?«
Macht die sich Sorgen? »Etwas«
»Dann putz mit mir das Haus und zieh dich danach schön an, die Bekannten von Osman und Erdem kommen.«
Ich hob eine Braue. »Aber so gut geht es mir nicht.«
Das Grinsen meiner Mutter wurde noch breiter. »Aber Maus, du hilfst mit entweder oder du kommst nicht nach Hause.«
»Wer hindert mich daran?«
Meine Mutter lachte. »Unterschätz mich nicht, Maus. Ich bin hinterhältiger als du.«
Das waren mal wahre Worte! Nur war da ein Fehler, ich war doch nicht hinterhältig!
»Ich mach es nicht«, sagte ich stur. Meine Mutter schloss vor mir die Tür und schloss ab. Den Schlüssel ließ sie extra drinnen stecken. Das alles geschah viel zu schnell. Uff!
»Mama, ich helf' dir!«, rief ich und die Tür öffnete sich.
»Vergiss nicht, dass ich dich in deiner Schule blamieren könnte oder so, Maus. Das wäre ja so peinlich«, drohte sie mir dann und ich sah sie schräg an.
Danach putzte ich das Haus, während meine Mutter sich irgendeine Serie ansah. Als ich dann fertig war, sollte ich mich schön anziehen, meinte meine Mutter. Ich gehorchte und dachte mir nichts dabei. Erdem und Osman wollten mit den Gästen kommen, sagte meine Mutter Bescheid und ich zuckte mit den Achseln.
Schließlich wurde es dann so weit und ich öffnete die Tür für die Gäste. Dabei erblasste mein Gesicht und ich war nur noch am staunen. War das ein schlechter Scherz?
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Danke für die Zahllosen Votes&Kommentare, ich bin euch so dankbar dafür, aber irgendwie hab ich den Draht zu Wattpad verloren. Ich hab überhaupt keine Lust mehr darauf, das alles hier zu updaten, das tut mir so leid. Die Geschichte wird natürlich noch zu ende gehen, aber den Rest der Geschichten lasse ich lieber. Wer mich trotzdem noch irgendwann erreichen will, kann ja auf meiner fb-Seite vorbeischauen, wo alle meine Geschichten drauf sind :)
Danke ❤️
Hayal-
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