Kapitel 32
Bei Fremden
Kapitel 32
Ich ging aus dem Raum und sah dort diese bescheuerte Cindy. »Und weißt du, was Alara dann gemacht hat? Sie wollte es ihm mitten im Park besorgen!«
Was!? War diese arrogante falsche Schlange nun wirklich noch bei Sinnen? Die wird was erleben.
Ich rannte auf die Schlampe zu und schlug ihr ins Gesicht. Sie taumelte nach hinten.
»WIE KANNST DU SCHLAMPE WAGEN, GERÜCHTE ÜBER MICH ODER MEINE FREUNDIN ZU ERZÄHLEN!?«, kreischte ich. Das Mädchen, dem sie die Lügen erzählt hatte, rannte weg und ich fing an auf sie einzuschlagen. Cindy versuchte sich zu wehren, doch ich war definitiv stärker als sie. Alles was sie konnte war nur mit dem Hintern zu wackeln.
Um uns herum sammelten sich schon Schüler. Manche riefen schon, dass wir uns weiter schlagen sollten. Mir war es egal, was sie sagten, ob aufhören oder weiter schlagen, bis mich ein Lehrer von Cindy zerrte.
Der Lehrer brüllte etwas, aber ich realisierte nicht was, weil ich zu sehr beschäftigt damit war, Cindy wütend anzusehen. Einige Lehrer halfen Cindy hoch und brachten sie weg. Ich wurde ebenfalls weggebracht, nur in das Zimmer des Direktors. Toll.
Der Lehrer ging und ich blieb allein mit dem Direktor. Ein Pult stand zwischen uns. Er sah sehr verwirrt aus, besorgt, verzweifelt, enttäuscht... man konnte so viel aus seiner Miene entziffern.
»Damla Demir, oder?«, fragte er angespannt, aber in einer ruhigen Stimme. Ich nickte langsam und er fuhr fort. »Du bist jetzt seit ungefähr zwei Wochen hier.«
ZWEI WOCHEN?... mir kam es so vor, als sei es eine Ewigkeit. Wie sehr hatte sich alles in zwei Wochen geändert? Hallo? Das waren bloß zwei Wochen! Es war so viel passiert...
»Zwei Wochen und du hat schob mehrere Male Streit und Prügeleien angefangen. Könntest du mir sagen, warum?«
»Cindy erzählt falsche Gerüchte über mich und meine Freundin.«
»Das ist doch kein Grund, gleich-«
»-doch ist er. Wissen sie überhaupt, was sie alles erzählt? Könnten sie sich vorstellen, was für eine Konsequenz das für mich und meine Freundin hat? Vor allem, weil Cindy schon fast die ganze Schule kennt! Was wäre, wenn ich einen schwachen Charakter hätte? Mir kommt es bis jetzt schon bis zu meinem Hals! Zwei Wochen sind es, die sie hier scheiße labert und schon starren mich alle scheiße an! Das nennt man Mobbing und die, die es nicht ertragen, erhängen sich. Soll ich das auch machen, statt sie aufzuhalten?«
»Fräulein Demir, das ist keine angemessene Lösung.«
»Das was sie macht ist aber angemessen, oder wie?«
Er wollte fortfahren, aber in mir hatte sich so viel verstaut, dass ich einfach weiter sprach und auch etwas sagte, was ich eigentlich so nie verraten würde. Ich wollte nie schwach wirken, aber ich spürte einfach schon, wie sehr ich schon Stress bekam. »Wissen sie, wie schlecht es mir dabei geht? Ich bin neu hier! Jedes kleine Gerücht beeinträchtigt meine Zukunft! Ich bin ein Mensch, der sehr viel verträgt, aber ich habe auch meine Grenzen!«
Mir kullerte eine Träne hinunter. »Ich krieg das nicht hin, verstehen sie? Jedes Wort von diesem Mädchen lässt mich noch mehr sinken, ich hasse diese verdammten Blicke der Anderen! Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich habe Angst. Angst, dass ich wieder im Krankenhaus liege, wegen dem ganzen Stress, Angst, dass ich es nicht mehr verkrafte! Es sind erst zwei Wochen um! Wie schaffe ich jetzt ein ganzes Jahr?!«
Der Direktor sah mich voller Sorge an, während ich mir die Schläfen massierte.
»Du bist wirklich im Krankenhaus gewesen?«
Ich nickte und fing an in meiner Tasche herum zu wühlen. Dann drückte ich ihm das Papier, welches sie mir im Krankenhaus gegeben hatten, auf das Pult.
»Ich glaube es nicht«, murmelte er, als er es las und gab es mir dann zurück. »Ist es so schlimm?«
»Gerüchte sind meistens schlimm. Ich weiß ja, dass ich nicht ausrasten sollte, aber sie hat direkt vor mir so falsche Sachen erzählt, also so tief sinken, kann man nicht. Ich hab es ja mit sprechen versucht, aber es hat sich nichts getan.«
Der Direktor nickte. »Ich will trotzdem mit deinen Eltern reden.«
Jetzt nickte ich.
»Du darfst gehen.«
Ich lief zur Pausenhalle und suchte dort Alara, die sofort zu mir kam. Sie sah mich besorgt an und ich erzählte ihr alles.
»Damla«, fing sie an, doch konnte ihren Satz nicht zu Ende bringen. Sie sah nach hinten zu den Freunden von Cindy und dann zu mir. »Ich glaube, ich hätte mich das mit Cindy nie getraut.«
»Ich bin ja eigentlich auch kein Schläger«, nuschelte ich und dann schellte es auch. Ich war ziemlich unkonzentriert im Unterricht, aber eigentlich konnte ich alles so ungefähr. Meine größte Schwäche war wie immer Latein und scheiße, ich hatte ja morgen Latein!
Nach der Schule, ging ich wie gewohnt nach Hause und versuchte nach einer entspannenden Dusche, Latein zu lernen- erfolglos.
Ich sah auf mein Handy und dachte nach, ob ich Hakan anrufen sollte. Er war schließlich super duper schlau und er hatte gesagt, dass ich ihn immer nerven darf. Aber wollte ich das? Wollte ich, dass mir jemand half? War er ein irgendjemand für mich?
Ich war mehr als nur verwirrt. Wie lange kannte ich ihn denn schon? Zwei Wochen? Wie konnte ich jemandem vertrauen, den ich zwei Wochen kannte? Och man, ich hab dieses Gefühl, als ob ich ihn schon
mein ganzes Leben kennen würde, als ob ich ihm alles vertrauen konnte, als ob ich ihm mein Leben geben könnte.
Mein Handy rief zu mir: "Tu es! Tu es!", doch mein Stolz rief: "Bist du dumm? Das ist der Typ, der dich vor einer Woche noch immer beleidigt hat!"
Uff, ich konnte nicht fassen, dass es erst zwei Wochen waren. Unglaublich, es war so viel passiert. Außerdem hatte ich so viel erlebt. Als ob man zwei Monate in zwei Wochen gequetscht hätte. Es war immer etwas los. Deshalb hatte ich wohl auch Stress.
Ich nahm mein Handy und rief Hakan an. Aus irgendeinem Grund vertraute ich ihm und hatte das Gefühl, dass ich ihn ein Leben lang kannte. Außerdem zählen nicht die Tage, die du mit einer Person verbracht hast, sondern die Erfahrungen. Was hat es bitte gebracht, dass ich Bengü und Nils Jahre lang gekannt habe? Erst in meiner schlimmen Lage hat sich deren wahre Gesichter erblicken lassen. Hakan hingegen war an meiner Seite, als es mir schlecht ging!
»Hallo?«, fragte Hakan.
»Hi!«
»Damla?«
Oha, er hatte meine Stimme erkannt! Er hatte meine Stimme erkannt! Am Telefon klang ich meistens wie ein kleines Kind. Das hatten mir viele gesagt und ja, das war mir peinlich.
»Ähm, Hakan, hast du kurz Zeit?«
»Ja, ja klar.«
»Ich wollte dich etwas in Latein fragen...«
»Schieß los.«
»Also auf Seite 399, da versteh ich-«
»Damla, hast du Zeit? Wenn ja, kann ich dich ja abholen und du kannst zu mir. Hier kann ich es dir besser erklären.«
Mein Herz begann schneller und vor allem lauter zu schlagen. Ich sollte zu ihm. »O-okay«, nuschelte ich.
»Ich bin in 10 Minuten da.«
Er hatte aufgelegt und mein Herz machte einen Sprung. Ich sollte zu ihm! Zu ihm! Zu ihm! Hurra! Warte... warum freu ich mich so? Ich meine, ich hab mich doch nicht einmal so gefreut, als ich immer zu Nils gegangen bin oder so. Nie.
Ich packte schnell meine Latein Sachen in meine Tasche und rannte runter. Meine Mutter war in der Küche.
»Ich gehe!«, rief ich ihr zu, sie sah mich bloß kurz an und zuckte mit den Schultern. Man kann es auch nicht deutlicher zeigen, wie sehr ich ihr egal bin. Scheiße, und jedes Mal tut es weh.
Ich schlüpfte rasch in meine Schuhe und dachte dann nach. Woher wusste Hakan, wo ich wohnte?
Ich schloss die Augen und dachte nur "scheiße". Ich hatte letztens behauptet, ich würde eine Straße weiter wohnen. Sofort rannte ich so schnell ich konnte zu der Straße und hoffte, dass ich mich nicht verlief. Ja, das klingt bescheuert, aber wie so oft auch gesagt, ich kann mich nicht gut orientieren. Gar nicht gut.
Als ich vor dem Apartment von letztes Mal stand, holte ich erst einmal tief Luft und da kam Hakan auch schon mit seinem Auto. Puh, keine Sekunde zu spät. Stellt euch vor, was wäre, wenn er mich hierher laufen gesehen hätte. Blamage.
Ich lächelte ihn an und stieg in den Beifahrersitz. Da fuhr er auch schon los.
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Danke noch einmal an alle, ich wollte heute eigentlich mit den anderen Geschichten auch anfangen, bekam aber plötzlich Besuch :o
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