Kapitel 25
Bei Fremden
Kapitel 25
Ich und Hakan wechselten einen kurzen Blick. Danach spürte ich auch schon, wie rot ich wurde. Verdammt.
»Melisa, du spinnst Mal wieder«, meinte Hakan und sah seine Cousine streng an. Melisa lachte. »Gerade sah es aber nicht so aus.«
»Melisa!«, schimpfte Hakan.
»Ja, klar. Ich halte schon die Klappe, aber Damla ist doch schon hübsch, 'ne?«
»Ich-ich gehe dann besser Mal«, murmelte ich.
»Wir bringen dich schon«, erklärte Hakan. Er war schon achtzehn und konnte deshalb Auto fahren.
Ich schüttelte den Kopf. »Meine Mutter wartet hier in der Nähe. Ich hab eigentlich nur zum Zeitvertreib hier auf sie gewartet.«
Er nickte, sah aber leicht enttäuscht aus. Kurz darauf wurde sein Blick noch enttäuschter, denn er sah zu meinem Arm. Wieso hatte ich dieses Armband abgelegt? Uff, wie doof war ich?
Danach rannte ich aus dem Cafe. Ich biss mir auf die Lippe und ging grinsend nach Hause. Auf dem Weg fiel mir auf, dass ich noch mit Erdem sprechen musste.
Sofort sah ich in meine Tasche und steckte meinen Pass in die Hosentasche. Der Gedanke, dass meine Mutter ihn mir aus der Tasche klauen könnte, war lächerlich, aber ich hatte aus irgendeinem Grund Angst. Meine Mutter konnte zum Albtraum werden. Dessen war ich mir schon lange bewusst.
Im Haus ging ich sofort zu Erdem.
»Was wolltest du mir noch so wichtiges erzählen?«, fragte ich ihn. Er zerrte mich an meinem Arm in sein Zimmer. »Hey!«, rief ich und rüttelte ihn aber erst in seinen Zimmer ab.
Erdem schloss die Tür und sah mich ernst an. »Wo ist dein Pass?«
Ich deutete auf meine Hosentasche und Erdem grinste. »Du merkst also, wie ernst es deine Mutter meint. Sie will dein Leben so gestalten, wie sie es will. Ich meine, deinen Nachnamen ändern, deine Beziehung mit-«, er hustete. »Deinem Freund löschen.«
»Ich verstehe das nicht.«
»Was? Wieso?«
»Meiner Mutter war mein Leben bis jetzt egal!«
»Glaub mir, auch wenn es dir jetzt weh tun könnte, du bist ihr egal. Sie will nur ihr Ziel beenden! Verstehst du das nicht? Deine Mutter ist eine sture Person, die wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, es um jeden Preis durchsetzen will.«
»Hast recht.«
Ich runzelte die Stirn und sah Erdem verwirrt an. Irgendwie waren einfach viel zu viele Fragezeichen in meinem Kopf. »Aber kann meine Mutter ohne meine Zustimmung meinen Nachnamen ändern? Geht so etwas?«
»Du bist nicht volljährig und außerdem hat deine Mutter wohl eine gute Freundin, die das einfach so machen könnte.«
»Woher weißt du das?«
»Ich hab sie belauscht.«
»Oh.«
»Ich will nur, dass du aufpasst, Damla«, sagte er und ich nickte. Danach ging ich aus Erdems Zimmer. Ich atmete tief ein und aus. Es wurde alles plötzlich so kompliziert...
Was erreichte meine Mutter bitte, wenn ich Damla, ich musste schlucken, Akkaya hieß? Nein, es würde ihr nichts bringen. Und nein, ich würde das nicht so einfach zulassen. Ich hieß Damla Demir und so sollte es bleiben, bis ich heirate.
Ich grinste denn in meinem Kopf kam Hakans Bild auf. Warum? Keine Ahnung!
An dem Tag überlegte ich noch lange, was ich gegen meine Mutter tun könnte. Sie war einfach viel zu stur, da hatte Erdem mehr als nur Recht.
Ich versteckte meinen Pass nebenbei unter meine Matratze. Wenn ich schlief, könnte ihn mit keiner wegnehmen und am Tag würde ich ihn bei mir tragen. Am Montag wollte ich ihn dann Alara geben. Ich vertraute ihr und da war er sicher.
Der nächste Tag war ein Samstag und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn überstehen sollte. Meine Mutter weckte mich zum Frühstück. Dabei erkannte ich, dass einige Sachen auf meiner Kommode leicht verrückt worden waren. Sie hatte wieder herumgewühlt.
»Ich komme schon«, nuschelte ich und meine Mutter ging herunter. Schnell nahm ich meinen Pass aus meinem Versteck und machte mich fertig. Den Pass steckte ich wieder in meine Hosentasche und ging dann in die Küche.
Mein Platz war wieder vor Erdem. Er sah mich fast gar nicht an, sondern aß nur. Dafür lächelte mich Osman aber warm an. Ich lächelte kurz zurück und fing an zu essen.
»Wie geht es mit der Schule voran?«, fragte Osman.
»Gut«, erwiderte ich knapp.
»Willst du mir deinen Freund nun vorstellen?«
»Nein«, meinte ich und lächelte ironisch. »Es ist zu früh.«
»Zu früh? Damla, ich vertraue diesem Mädchen nicht, ich will ihn kennenlernen.«
»Was, wenn nicht?«
»Dann verbiete ich dir, dich mit ihn zu treffen.«
»Viel Spaß.«
Ich aß weiter und Osman wurde allmählich sauer. Seine Wut war aber irgendwie nicht wie bei Anderen. Es war nicht angsteinflößend, er war nur furchtbar ernst.
»Damla! Ich bin dein Vater und ich habe auch das Recht, in deinem Leben zu entscheiden.«
»Seit wann bist du mein Vater, dass du irgendetwas entscheiden kannst, Osman?! Ich bitte dich, es sind nicht einmal zwei Wochen um!«
Ich stand auf und ging aus der Küche. Dann stieg ich die Treppen hoch und ging ins Badezimmer. Erst wusch ich mein Gesicht und trocknete es mit einem Handtuch.
Dann schnappte ich mein Handy und rief Alara an. »Können wir uns heute treffen?«, fragte ich sie und sie stimmte zu. Ich brauchte Freiraum. Vor allem musste ich raus aus diesem Haus. Somit würde ich ihr auch sofort den Pass geben können.
»Natürlich! Wann?«, fragte sie.
»Sofort!«, schluchzte ich und Alara wurde sofort besorgt.
»Alara, ich erzähle es die später«, murmelte ich.
»Ich bin sofort da!«
»Ich komme zur Schule! Können wir uns dort treffen?«
»Ja, bin in zehn Minuten da.«
Ich legte auf und wusch wieder mein Gesicht. Keine Heulerei mehr, Damla!
Langsam öffnete ich die Tür und ging leise ohne Geräusche aus dem Haus. Als ich zur Schule kam, sah ich nach Alara nach. Mein Handy klingelte und ich nahm sofort ab. »Was ist, Alara?«
»Würdest du mir eine Sekunde zuhören?«, hörte ich die Stimme von Nils fragen.
»Nein, lass mich in meiner Welt allein. Ich bin hier verdammt glücklich. Ich- ich hab jemand besseren gefunden als dich.«
»Was? Du lügst! Verdammt, ich liebe dich, Damla! Ich liebe dich! Du liebst mich auch!«
Ich legte einfach auf. Wieder klingelte mein Handy. Dieses Mal sah ich genau hin- es war die Nummer von Alaras. Ich nahm sofort ab. »Alara?«
»Damla, es tut mir Leid, meine Mutter ist umgekippt, ich kann nicht kommen.«
»Deine Mutter?«
»Ja, einfach so. Sie will nicht aufwachen. Wir fahren zum Krankenhaus. Muss auflegen. Tschau!«
Schon hatte sie aufgelegt. Ich machte mir furchtbare Sorgen und ging währenddessen etwas.
Ich kam an einem Laden vorbei und ging hinein. Währenddessen bekam ich Nachrichten von Nils. Verdammt, wollte der mich nie in Ruhe lassen?
Mein Blick fiel auf eine Schachtel Schokolade, die ich sofort nahm und dann sah ich es. Ich sah die Simkarten. Die beste Lösung, um Nils loszuwerden.
Ich holte mit eine neue Karte und die Schokolade. Danach ging ich wieder nach Hause. In der Zwischenzeit schickte ich jedem eine Nachricht, dass ich eine neue Nummer hatte, außer Bengü und Nils. Dabei fiel mir auf, dass ich Hakans Nummer gar nicht hatte. Naja, ich brauchte sie ja auch nicht...
Langsam schlenderte ich nach Hause. Von der Ferne sah ich schon, dass irgendjemand vor unsere Haustür stand. Ich versuchte sie von der Weite zu erkennen, wobei ich auch weiter ging, doch vergebens, ich erkannte sie nicht. Vielleicht war sie ja auch irgendjemand oder es sah nur von der Ferne so aus, als sei sie zu unserem Haus gekommen.
Als ich dann näher an das Haus kam, erkannte ich voller Entsetzen die Person. Meine Augen wurden groß und mein Hals schnürte sich zu. Es war ein großer Schock für mich. Ich spürte, wie jede meiner Fasern sich vor Wut sträubte. Meine Augenbrauen zogen sich nach unten und meine Mundwinkel ebenfalls. Ich formte meine Hand zu einer Faust.
Wie wagte sie es hier her zu kommen? Hatte sie keinen Anstand? War sie so billig und armselig? Was machte die Schlampe hier? Vielleicht sogar noch wichtiger war die Frage, was diese Kreatur hier wen gesagt hatte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro