Kapitel 2
Ein Klopfgeräusch breitete sich leise über den ganzen Garten und über die Wiese, welche sich hinter dem Garten befand aus. In unregelmäßigen Abständen erklang das Geräusch und hörte ab und zu mal so schnell wieder auf wie es kam.
Es verging Minuten bis das Klopfgeräusch aufhörte und der Verursacher sich entrüstet an der Terrassentür entlang auf den Boden gleiten ließ. Ein enttäuschter Seufzer entkam über die verdreckten Lippen, die anschließend von einer verdreckten kleinen Hand verdeckt wurde. Entrüstet ließ sie ihre Hände auf den Boden sinken und vergrub sie zwischen den Holzplatten bevor sie ihre Augen schloss und einmal tief durchatmete.
Die Stille um sie herum befreite sie für einen Moment, der jedoch durch einen sanften Windstoß unterbrochen wurde. Sanft streichelte der Wind über Lucys Wangen bevor sie ihre Augen wieder öffnete und in den wolkenlosen Himmel blickte. Wortlos verstrichen ein paar Sekunden in denen Lucy nicht wusste was sie machen sollte, geschweige den denken sollte. Seit sie heute Morgen aufgestanden war wusste sie, dass der heutige Tag ein schrecklicher Tag werden würde. Erst knickte sie ihren rechten Fuß beim Aufstehen um, dann wollte die Zahnbürste nicht ihre Zähne, sondern lieber den Mund und alles außen herum putzen, was nicht auf drei auf dem Baum war. Wenigstens hatte sie gehofft, dass beim Frühstück keine Probleme geben würde, was beim Herrichten auch der Fall war, aber als sie den vollen Teller Rührei und die drei Marmeladentoastbrots essen wollte ging alles schief, was nur schief gehen konnte. Lucy hatte das Gefühl, dass sie sich mit der Zahnbürste abgesprochen hatten, denn sie wollten lieber auf den Boden, auf ihren Schoß oder zurück auf den Teller als in ihren Mund. Jedoch war sie nicht alleine mit ihren Gefühlen, denn die Milch war durch das Verhalten des Frühstücks auch sauer und machte somit Bekanntschaft mit dem Abflussrohr. Wenigstens hatte sie Glück bei ihren Fotos auch wenn alles danach schief lief, aber in ihr hatte sie immer noch die Hoffnung, dass das Ende des Tages doch noch gut wird. Was sie jetzt jedoch bezweifelte.
Wie sollte der Tag noch gut werden, wenn überall an Lucys Körper Dreck hängt und dann noch so, dass jeder ihn sehen konnte und einen Kommentar abgeben würde, sowie ihr Gegenüber, die sich still an Lucy angeschlichen hatte und vor den drei Marmorstufen stehen blieb und ihre verdreckte Freundin grinsend von oben bis unten mit ihren hellblauen Augen musterte.
»Na, da hatte wohl jemand einen schönen Tag gehabt. «, kam es sarkastisch aus ihrem Mund, welcher immer noch von einem Grinsen umspielt war. Das braunhaarige Mädchen verdrehte ihre Augen zum Himmel und richtete dann ihren ausdruckslosen Blick wieder auf ihre Freundin, welche gerade Fussel von ihrem weißem Top, mit einem bunten Peace-Zeichen drauf, weg machte.
»Ja, ja. Du mich auch, Alexis. Du mich auch. «, meinte Lucy schroff und beobachtete das schwarzhaarige Mädchen, das gemütlich die drei Marmorstufen hoch ging und neben ihrer verdreckten Freundin auf den Holzboden niederließ. Lucy zog ihre Finger zwischen den Holzplatten wieder hervor und musterte sie bevor sie in ziehen an ihren Klamotten bemerkte, was von Alexis verursacht wurde, die versuchten den Dreck von Lucys Klamotten wegzumachen.
»Du hast gar nicht auf meine Nachrichten reagiert. «, tadelte Alexis ihre Freundin. »Ich hab mir große Sorgen gemacht und dachte ein Wolf hätte dich gefressen. « Alexis führte eine dramatische Pose durch um ihren Satz noch dramatischer dastehen zu lassen und kassierte ein einfaches Kopfschütteln von ihrer Freundin.
»Wir leben nicht in dem Märchen von Rotkäppchen und den bösen Wolf, auch wenn das fast gepasst hätte. « Den letzten Satz murmelte Lucy mehr zu sich als zu dem schwarzhaarigen Mädchen, die den Satz jedoch gekonnt überhörte. Den Jäger und Rotkäppchen hätten wir schon mal, aber wer wäre dann der Wolf?, überlegte Lucy im Stillen und hörte ihrer Freundin nicht mehr zu bis diese ihr einen Klaps auf den Hinterkopf gab.
»Hey, du Träumerin! Ich rede mit dir. «, rief Alexis, welche schon aufgestanden war und schon auf den Treppen stand. Da Lucy gar nicht bemerkt hatte, dass ihre Freundin schon aufgestanden war, wurden ihre Augen etwas größer als sonst und musterte das Mädchen im weißen Top und Hot-Pants. "Magic", war das einzige was Lucy zu hören bekam bevor ein "Jetzt komm endlich." darauf folgte und eine lässige Handbewegung von Alexis Seite.
Etwas zögerlich stand das braunhaarige Mädchen auf und betrachtete den Dreck, der sich um sie herum auf dem Boden gebildet hatte, bevor sie ihrer Freundin die Marmortreppen herunter folgte und um das Haus herum lief zur Einfahrt. Dort wartete schon das schwarze kleine Auto von der Familie Shaw auf die beiden Mädchen und Lucy verstand sofort, was ihre Freundin vorhatte. Abgrund blieb sie stehen, während Alexis weiter auf das Auto zuging und den Autoschlüssel ungeschickt aus der Hosentasche zog, sodass er scheppert auf dem Boden landete und mit einem peinlichen Lächeln von der Besitzerin wieder aufgehoben wurde. Ein leises "Ups" drang über die Einfahrt bis zu Lucys Ohr, die immer noch regungslos dastand. Sie wusste, dass ihre Freundin ihren Führerschein schon über ein halbes Jahr hatte, aber sie bezweifelte, dass sie schon mal mit dem Auto gefahren war, geschweige den mit irgendein Auto, was nicht das Fahrschulauto war. Also ich weiß nicht, das ist irgendwie keine gute Idee, aber ausschlagen konnte ich es ihr auch nicht, da sie so ein stures Ding ist. Jedoch will ich jetzt noch nicht sterben. Lucy fing an innerlich mit sich selber zu streiten, wurde aber von dem Motor des Autos unterbrochen.
Langsam lief sie um das Auto herum und beobachtete so gut es ginge ihre Freundin bis sie vor der Beifahrertür stand und sie vorsichtig öffnete. Ihr zögern blieb jedoch nicht unbemerkt und ihre Freundin, die abfahrbereit im Auto saß, schaute leicht verletzt und leicht enttäuscht zu dem braunhaarigen Mädchen, welches immer noch vor der Tür stand.
»Keine Sorge. Ich werde uns schon irgendwie sicher zu dir bringen und wenn du willst, kannst du während dem Fahren mir erzählen und du darfst auch die Musik auswählen. «, versuchte Alexis ihre Freundin zu überreden und strich nervös eine schwarze Strähne hinters Ohr, die etwas welliger als die anderen war. Um ihre Freundin nicht weiter nervös zu machen oder zu verletzen, setzte sich Lucy unfreiwillig in das Auto und schnallte sich an, nachdem sie die Tür zugemacht hatte. Neben ihr hörte sie Gemurmel, was unter anderem aus Wörtern bestand, die einen Mut machen sollte. Nebenher kam auch Schrittweisen zum Vorschein, wie man das Auto startet und los fährt.
»Das schaffst du, Alexis! «, rief urplötzlich die Fahrerin aus als Lucys Hand zum Radio wanderte. Erschrocken hielt sie in ihrer Bewegung inne und blickte skeptisch und leicht erschrocken zu ihrer Freundin herüber, die strahlen da saß und das Auto startete. Das wird eine lange und schwierige Fahrt, auch wenn ich nur ein paar Blöcke weiter wohnte., dachte Lucy und machte einen angenehmen Radiosender rein bevor sie sich zurück legte und aus dem Fenster schaute.
Kaum waren sie aus der Einfahrt draußen, fing Alexis auch schon eine Unterhaltung an und drängte ihre Freundin ihr den heutigen Tag zu erzählen, welche jedoch immer wieder bat, auf die Straße zu achten. Ich frag mich wirklich, wie sie es geschafft hatte den Führerschein zu bekommen.
»Na gut. Ich erzähle dir alles, aber du achtest bitte auf die Straße. Abgemacht? Abgemacht! «, schlug Lucy einen Deal vor, mit den auch das schwarzhaarige Mädchen einverstanden war und erfühlte ihr Soll so gut wie möglich, während Lucy erzählte. Dabei versuchte die Fahrerin ihre Freundin nicht zu stören bis sie bei den Fotos ankamen. Kaum sprach Lucy darüber, bettelte Alexis schon wieder. Dieses Mal wollte sie die Fotos sehen, jedoch bekam sie ein Schnaufen, ein Augenverdrehen und "Die kannst du anschauen, wenn sie fertig entwickelt sind" von Lucy.
Als Lucy geendet hatte, versuchte Alexis vor Lucys Haus vergeblich einzuparken. Jedoch bekam sie es nach dem viel zu vielen Versuchen hin und Lucy stieg heil und tief ein- und ausatmend aus. Geschafft., dachte sie nicht nur, sondern murmelte es auch vor sich hin als sie schnell zu ihrem Haus lief um nicht von anderen Leuten gesehen zu werden. Dabei vergaß sie ihre Freundin, welche stolz auf sich selbst und gemütlich ebenfalls zu Lucys Haus lief.
Im Haus angekommen, lief Lucy ohne Umschweifen ins Bad und lächelte glücklich als sie die Dusche sah. Noch nie hatte ich mich so sehr auf eine Dusche gefreut. Dann kann wohl der Tag doch nicht schlimmer werden, oder?
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