Kapitel 1
Das Betätigen des Auslösers von einem Fotoapparat war das einzige Geräusch, was durch die Stille drang, welche in der Luft lag. Einsam und verlassen saß der kleine Marienkäfer auf der Blume und versuchte dem Blitzgewitter von dem braunhaarigen Mädchen zu entkommen. Doch sie durchschaute immer und immer wieder seinen Plan bis er schließlich gegen die Linse ihrer Kamera flog und dann davon. Leicht enttäuscht, dass ihr "Model" abgehauen war, ließ das braunhaarige Mädchen, mit den vielen kleinen Locken in ihren Haaren, die Kamera sinken und schaute betrübt über die Blumenwiese, welche sich vor ihr erstreckte.
Mit einen leicht enttäuschten und betrübt Blick suchte sie nach einen neuen "Model" für ihre Fotos. Sie liebte es zu fotografieren, egal ob die Natur ihr Model war oder irgendwelche wildfremden Menschen. Natürlich bat sie die Menschen erst um Erlaubnis bevor sie die Leute abfotografierte und ihnen im nacheinander die Bilder zu geben. Manche hängte sie auch im Fotoladen ihres Vaters auf, welcher der einzige in der kleinen Stadt war, oder stellte sie auf ihre Website. Das war zum einen eine gute Werbung für den Fotoladen ihres Vaters und zum anderen würde sie auch etwas bekannt werden und bekommt vielleicht dadurch eine bessere Chance einen guten Job als Fotografin zu bekommen. Sie hatte eigentlich schon einen Job als Fotografin bei ihrem Vater, aber sie wollte bei einer Zeitung oder ähnliches arbeiten, also schickte sie viele Bewerbungen zu den Zeitungen, die sie kannte. Bis jetzt bekam sie nur Absagen oder die Zeitungen meldeten sich nicht, aber das braunhaarige Mädchen ließ sich nicht dadurch entmutigen.
Mit einem tiefen Seufzer stand das Mädchen auf und klopfte den Dreck von ihrer Jeans ab, danach strich sie ihr weinrotes Top glatt und lief in die Richtung des Waldes, der sich direkt neben der großen Wiese befand, die hinter dem Haus ihrer Freundin Alexis lag. Mit trägen Schritten näherte sie sich dem Wald, der mit seinen Schatten nach ihr griff. Immer wieder wischte sie sich den Schweiß von der Stirn oder aus ihrem Nacken, jedoch dachte sie nicht daran, ihre braunen Haare zu einem Zopf zubinden, welcher für die schwülen Temperaturen praktisch wäre, aber das Mädchen konnte wegen den hochsommerlichen Temperaturen nicht klar denken und war erfreut als sich die kühlen Schatten des Waldes um sie schmiegten. Die Kühle des Waldes lud sie nur gerade so ein in den Wald zu gehen und dort nach Tieren oder ähnliches Ausschau zu halten. Vielleicht hatte sie heute Glück und würde ein Reh finden, um es fotografieren zu können. In den letzten Tagen fand sie nur Hasen oder Wildschweine, vor denen sie meistens flüchten musste.
Kurz bevor sie in den Wald ging, nahm sie ihr Handy raus und checkte ihre Nachrichten, welche nur von ihrer Freundin stammten und nicht von ihrer Mutter. Verzweifelt wartete sie schon seit ein paar Wochen darauf, dass ihre Mutter sich melden würde, aber das passierte einfach nicht obwohl ihre Mutter es ihr versprochen hatte. Wahrscheinlich hatte ihre Mutter es komplett aufgegeben mit ihren Vater und ihr zureden. Wahrscheinlich wird sie für immer bei ihrem neuen Freund bleiben, jedoch hoffte Lucy, dass das niemals passieren würde und ihre Mutter wieder zurück kommen würde, aber auch ihr Vater meinte, dass das niemals der Fall sein wird. Sie wird nie wieder zurück kommen und sie werden nie wieder eine Familie.
Enttäuscht steckte sie ihr Handy zurück in die Hosentasche und umklammerte mit beiden Händen fett ihre Kamera und atmete tief durch, dabei schloss sie ihre Augen und streckte ihren Kopf in den Himmel, bevor sie in den Wald ging und die schwülen Temperaturen nach ließen. Leise lief sie über den Wanderweg, um den sich Bäume und Büsche ragten, und hielt wachsam Ausschau. Bei jedem kleinsten Geräusch blieb sie stehen und schaute nach der Ursache, nicht weil sie Angst vor dem Wald oder irgendwelchen Kreaturen hatte, welche laut den älteren Menschen aus der kleinen Stadt hier hausen würden, sondern weil sie hoffte, dass es ein Tier sein würde, was sie abfotografieren konnte, aber bis jetzt fand sie die Ursache nicht und stempelte es als Einbildung ab oder vermutete, dass es irgendwelche kleinen Tiere waren, die man nicht so schnell finden würde, oder Vögel.
Es war für Lucy immer wieder faszinierend wie einzigartig die Natur sein konnte und wie wunderschön. Sie liebte es einfach in den Wald oder irgendwo anders hinzugehen und die Ruhe zu genießen oder einfach die Vielfalt zu betrachten und in sich aufzunehmen. Sie entdeckte auch dadurch viele neue Orte zu denen sie immer gehen konnte und einfach nur abschalten konnte. Die meisten Orte jedoch waren Tipps von Alexis, welche die Orte beim Ausreiten fand und sie ihr dann erzählte, wenn sie sich das nächste Mal treffen, was meistens im Laden von Lucys Vater war. Letztens hatte Alexis von einem verlassenen Haus erzählt, was irgendwo im Wald stehen würde und zu dem man schwer hinkommen würde. Sie konnte jedoch Lucy nur erzählen wie es von außen aussah und nicht auch noch von innen, denn Alexis stand nicht gerade darauf irgendwo hereinzugehen, das aussah als würde es jeden Moment einkrachen. Also nahm sich das braunhaarige Mädchen vor, nach dem Haus Ausschau zu halten, was sie wahrscheinlich nicht finden würde, so wie sie sich kannte.
Ein Knacken lies Lucy aus ihren Gedanken aufschrecken und in ihrer Bewegung innehalten. Ihr Atem wurde langsamer und flacher bevor sie sich vorsichtig nach der Ursache umdrehte. Rechts von ihr stand in einem sicheren Abstand ein Wildschwein, was seine schwarzen Augen direkt auf Lucy gerichtet hatte, welche sich kein bisschen bewegte und darauf wartete, dass das Wildschwein woanders hinschaute, aber scheinbar hatte das Wildschwein nicht vor Lucy aus den Augen zu lassen. Still stand es zwischen zwei alten Eichen, jedenfalls vermutete Lucy, dass das Eichen waren, und wartete auf eine Reaktion von ihr, aber die Brünette wusste wie angriffslustig die Wildschweine war und traute sich kein bisschen zu bewegen bis das Wildschwein auf sie zugerannt kam. Erschrocken riss sie ihre braunen Augen weit auf bevor sie sich in Bewegung setzte und losrannte in irgendeiner Richtung.
Adrenalin schoss in ihre Adern und trieb ihre Beine noch mehr an schneller zu rennen, was sie auch machten. Dabei achtete Lucy wenig auf ihre Umgebung, dafür mehr auf das Wildschwein hinter ihr, was schnell aufholte bis es Lucy erreichte und sie umrannte. Ein stechender Schmerz breitete sich in ihrem Bein aus und zwang sie in die Knie, dabei ließ sie aus Schreck die Kamera fallen und hörte ein Klickgeräusch bevor sie mit dem Gesicht in den Dreck vor ihr landete. Rechtzeitig schloss sie ihre Augen und ihren Mund bevor der Dreck darein gelangen konnte. Von sehr nahe konnte sie das Wildschwein hören, was wieder auf sie zugerannt kam jedoch konnte sie gleichzeitig zwei Schüsse hören und ein dumpfes Geräusch, was durch irgendwas erzeugt wurde das auf den Waldboden landete. Immer noch mit dem Gesicht im Dreck lag sie reglos da und lauschte nach weiteren Geräuschen, die als Schritte enttarnt wurden, welche immer näher kamen und kurz vor ihren Kopf stehen blieben. Etwas Nasses streifte ihr rechtes Ohr und eine dunkle, männliche Stimme drang an ihr Ohr.
»Wollen Sie nicht aus den Dreck aufstehen, Miss?«, fragte eine relativ bekannte Stimme und wartete auf Lucys Reaktion, welche langsam und stockend kam. Erst griff sie nach ihrer Kamera und zog sie zu sich, wobei sie abermals auf den Auslöser kam und abermals ein Bild schoss, bevor sie ihr Gesicht aus dem Dreck zog und sich in eine sitzende Position begab. Ihre freie Hand befreite ihre Augen von dem Dreck, die sie sofort auf ihren Retter richtete. Zwei himmelblaue Augen blickten in ihre und schauten sie wissend und spöttisch an. Der Mund war ebenfalls spöttisch zu einem Grinsen verzogen und die wenigen wasserstoffblonden Haaren lagen schlaff auf der Kopfhaut. Sofort wusste Lucy wen sie vor sich in dem grünen Jägeroutfit hatte und unterdrücke ein Augenrollen bevor sie sich erhob und leicht nach oben in das Gesicht des Försters blickte, der seinen braunen Dackel anleinte und sich wieder zu ihr wandte.
»Na, wen haben wird denn da? Wenn das nicht Lucy Bennington ist, die Tochter von Jonathan Bennington.«, sagte der Förster lachend. »Da habe ich heute Abend aber was Spannendes in der Kneipe zu erzählen. Sowas hier erlebt man ja nicht alle Tage, was? Ach ja, bevor ich es vergesse. Du hast da was.« Lachend zeigte er auf sein Gesicht bevor er sich umdrehte und wegging. Dabei ballte das Mädchen ihre Hände zu Fäusten und blickte den Förster wütend hinterher. Dieser verdammte...
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