1.
Das Blut rauschte in meinen Ohren, ich hörte meinen Pulsschlag in meinen Ohren. Angespannt hielt ich meinen Blaster an mich gedrückt. Nur noch ein paar Sekunden.
30
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10
Noch 3...,2..., ich atmete tief ein. Jetzt.
Ich trat hinter der Ecke hervor, hinter der ich gestanden hatte. Bevor der Mann merken konnte, was mit ihm geschah, holte ich aus und schlug ihm gegen seine Kehle. So konnte er nicht schreien und ich hatte noch 2 Sekunden der Überraschung. Der Mann taumelte erschrocken rückwärts, doch bevor er sich wieder fangen konnte, drückte ich ab. Ein dünner Laiserstrahl bohrte sich durch seine Brust, genau dort wo vor 1ner Sekunde noch sein herz geschlagen hatte. Aber ich hatte keine Zeit zu gucken, wie der der Mann auf dem Boden zusammensackte, denn seine beiden Kollegen drehten sich bereits zu mir um. Sie kamen mit großen Schritte auf mich zu. Ich richtete den Blaster auf den Mann der mir am nächsten Stand, auch er gesellte sich nach einer Sekunde zu seinem Kollegen auf den Boden. Den anderen konnte ich nicht mehr erschießen, er holte schon zu einem Schlag aus. Doch ich wich ihm gekonnt aus und drehte mich hinter ihn. Er hatte nicht erwartet, dass ich ihm ausweichen würde, so hatte ich genug Zeit mein Messer aus dem Ärmel zu ziehen und damit in seinen Hals zu stechen. Er röchelte und wollte nach meiner Hand greifen, doch ich zog das Messer aus seinem Hals und trat einen Schritt zurück. Der Mann fiel nach vorne und schlug hart auf dem Boden auf. Dort breitete sich eine rote Lache seines Blutes aus. Schnell wischte ich mein Messer, an der Kleidung des Mannes ab und steckte es mir wieder in den Ärmel. Dann ging ich zu dem ersten Mann zurück und lehnte mich zu ihm herunter, in seiner rechten Innentasche der Jacke befand sich ein kleiner Stoffbeutel, diesen schnappte ich mir und ließ ihn in die Innentasche meines schwarzen Mantels fallen. Zufrieden drehte ich mich um und schlug die schwarze Mütze meines Mantels über meinen Kopf und verdeckte so mein lächelndes Gesicht. Schnell ging ich den dunklen Gang entlang aus dem ich gekommen war. Ich musste nur wenige Gänge passieren, bevor ich an einer kleinen Tür ankam, welche sich in einem Raum voller Fahrzeuge befand. Es war der einfachste Ein- und Ausgang und zwischen all den protzigen Motorrädern und Autos konnte man sich wunderbar verstecken, falls doch mal jemand kommen sollte. Das war aber eher unwahrscheinlich. Also öffnete ich die angelente Tür und trat nach draußen. Es war dunkel und durch den stetigen Regen konnte man kaum was sehen. Doch ich wusste genau in welche Richtung ich musste. Also huschte ich in der Dunkelheit hinter einen Müllcontainer, welcher sich in der Gasse befand, in die ich gegangen war. Denn dort hinter war mein Fluchtwagen. Es war der gute, alte Jeep meines Vaters, denn ich zwischendurch ein bisschen verbessert hatte. Ich setzte mich auf den Fahrersitz und startete den Motor. Genau in diesem Moment erklang aus dem Gebäude, aus dem ich gerade kam, die Alarmsierene. Ein schriller Ton und rotes licht durch drangen sie Nacht. Ich wartete nicht lange und drückte aufs Gas. Ich schoss aus der Gasse heraus und bretterte über einen Schotterweg, ich war spät dran. Ich sollte eigentlich schon von dem Gelände runtersein, also trat ich noch mehr aufs Gas und bog nach rechts. Dort war mein Ausgang. Ein kleines Loch im Zaun, welcher das Grundstück umzäunte. Mit einem grässlichen kratzen fuhr ich den Jeep durch das Loch. Das würde schreckliche Kratzer im Lack geben und mein Bruder würde mich umbringen. Er würde sowieso sauer sein, wenn er das Auto morgen sieht. Ich seufzte, aber mir blieb nichts anderes übrig und fuhr durch das schlammige Waldgebiet, welches sich neben dem Gelände erschreckte. Nach einem Kilometer bog ich auf eine asphaltierte Landstraße. An ihrem Rand befanden sich in unregelmäßigen Abständen, schwach leuchtende Straßenlaternen, Aber hier auf einer öffentlichen Straße konnte ich auch das Licht einschalten und so fuhr ich in der stille der Nacht wieder nach Hause. Mal wieder war ein Auftrag erledigt. Nach einigen Kilometern erreichte ich die Stadt, wenn man es überhaupt Stadt nennen konnte. Die Häuser waren zerfallen, bei den Hochhäusern musste man aufpassen, dass sie nicht umfielen. Von dem Müll und den Tieren, welche auf der Straße lebten wollte ich gar nicht erst reden. Alles war schrecklich heruntergekommen. Da hatte ich noch Glück, dass ich wenigstens in einer Wohnung wohnen konnte. Auch wenn sie nicht meiner Familie gehörte. Dann nach ein paar Straßen fuhr ich durch ein großes Tor. Jetzt gab es nur noch Schotterstraße und ein quadratischer Wohnkasten reihte sich an den nächsten. Als ich das erste Mal hier war, dachte ich, ich würde im Kreis laufen, doch nach einiger Zeit kannte ich mich auch hier aus und fuhr den kürzesten Weg zu der quadratischen Wohnung, die ich mir mit meinem Bruder teilte. Ich stellte das Auto auf den Pflastersteinen vor der Wohnung ab und stieg aus. Ich verzog das Gesicht, man konnte die Kratzer im Lack jetzt schon sehen, obwohl es dunkel war und es so stark regnete, dass das Wasser von meiner Nase tropfte. Ich seufzte und ging zur Tür, leise schob ich sie auf, sie war nicht abgeschlossen, denn hier gab es keine Schlösser. Es gab hier auch keine Privatsphäre, es gab hier eigentlich gar nichts was darauf hinwies, dass jemand hier wohnte. Das untere Stockwerk bestand aus einer Küche aus kaltem Stein und es stapelte sich Geschirr in der Spüle, wir hatten seit 3 Tagen kein Wasser mehr. Die Küche welche sich in der hinteren linken Ecke befand, wurde auf ihrer rechten Seite von einer Betonwand abgegrenzt, auf der anderen Seite der Wand stand ein graues Sofa und davor ein kleiner Tisch. Vor der Küche stand ein kleiner Esstisch mit zwei Stühlen. Auf der vorderen rechten Seite gab es den einzigen Raum mit Tür, dahinter befand sich das Badezimmer, welches sogar eine Dusche hatte, aber wenn bei dieser das Wasser lief musste schon ein ganz besonderes Weihnachten sein. Also ging ich die Steintreppe daneben hoch und trat in einen großen Raum. Auf der linken Seite schlief mein Bruder und auf der rechten stand mein Bett. Wir hatten versucht mit Wäscheleinen und Tüchern Zimmer abzugrenzen. Also duckte ich mich auf der rechten Seite unter einem alten T-Shirt drunter her, jetzt war ich zuhause in meinem „Zimmer". Erschöpft zog ich meinen Mantel aus und hing ihn über die Leine, dann zog ich meine Schuhe aus und schlüpfte in ein viel zu großes T-Shirt, welches ich seit einiger Zeit als Schlafanzug nutzte, bevor ich mich endlich ins Bett legte, holte ich den Beutel aus meiner Mantelinnentasche und versteckte ihn unter meiner harten Matratze.
Ein schriller Ton weckte mich aus meinem Schlaf und ich drehte mich genervt um und presste mein Kissen auf die Ohren. Doch ich konnte das Klingel nicht ignorieren, ich musste in eine von den vielen Werkstätten gehen, in denen all diese Menschen arbeitete, um nicht auf der Straße zu leben. „Aufstehen Prinzessin!", mein Bruder nahm ein Tuch zur Seite und lächelte mich. Ich stöhnte: „Geht wenigstens das Wasser?", fragte ich und setzte mich auf, um auch meinen Bruder richtig angucken zu könne. Er war groß und kräftig, außerdem hatte er markante Gesichtszüge und strubbelige braune Haare, passend zu seinen braunen Augen, eigentlich war er hübsch, wenn er nicht die blauen Ringe und einen gequälten Gesichtsausdruck hätte. „Nein ich denke nicht, aber wenn du willst kannst du versuchen in den 5 Tropfen kaltem Wasser zu duschen!", er lächelte und ging die Treppe hinunter. Ich stand auf und folgte ihm. Mein Bruder ging in die Küche, ich hingegen ging in unser Badezimmer und nahm mir ein grauses Handtuch aus dem Schrank über dem Waschbecken. Hoffentlich würde das Wasser reichen um den Matsch von gestern Nacht abzuwaschen. Ich zog also mein T-Shirt aus und stellte mich in die Dusche. Eiskaltes Wasser prasselte auf mich hinab, doch ich ignorierte es und nahm mir eine Flasche Shampoo aus der Ecke, schnell wusch ich den Matsch ab und schrubbte meine Haare. Dann machte ich das Wasser wieder aus und wickelte mich zitternd in das Handtuch. Mit blauen Händen und Füßen ging ich zu meinem Bruder in die Küche. „Heute muss ein guter Tag sein!", er lächelte und zeigte auf das Spülbecken, denn dort war Wasser drin und wir konnten endlich mal wieder spülen. „Oh wow, möchtest du auch noch duschen?", fragte ich ihn. „Nein ich habe heute Außendienst also kann ich dort duschen!", jetzt lächelte er nicht mehr und auch ich verzog das Gesicht. „Hey es könnte schlimmer sein!", sagte ich und legte meine Hand auf seine Schulter. „Wie kann es schlimmer sein als bei den Clifs zu arbeiten, all ihre elektrischen Geräte zu reparieren, welche die Menschen hier noch nicht einmal kennen?", fragte er mich und reichte mir einen sauberen Teller. Mein Bruder gehörte zu der oberen Klasse der Arbeiter, denn er war schlau, stark, hübsch und alt genug, um bei den Clifs zu arbeiten. Die Clifs waren die oberste Klasse. Sie wohnten in Häuser, die so große waren, dass ich es mir nicht vorstellen konnte. Sie hatten alles, von Technologie über Essen bis zu Kleidung und fließendem Wasser fehlte ihnen nichts. Da mein Bruder eben zu der oberen Arbeiterklasse gehörte, durfte er als Techniker bei ihnen arbeiten. Er reparierte also all ihre technischen Geräte und baute die neusten Sicherheitssysteme ein. „Ach Nick, schlimmer geht immer, oder wie sagt man das so schön!", ich lächelte und nahm das Brot aus dem Kühlschrank. Damit ging ich zum Tisch und sobald ich mein Bruder mein Gesicht nicht mehr sehen konnte, verschwand mein Lächeln. Er wusste nicht welchen Stand ich in dieser Gesellschaft hatte oder warum ich immer dunklere Augenringe als er hatte. „Ja wahrscheinlich hast du recht!", murmelte mein Bruder und stellte das letzte gespülte Geschirr wieder in den Schrank und kam auch zum Tisch. „Zieh dir erst was an!", sagte Nick als er mich ansah und ich nickte. Dann ging ich nach oben in mein Zimmer und holte einen kleinen Koffer unter dem Bett hervor. Ich öffnete ich und sah auf alle meine Besitztümer hinab! Es lag ein Foto von meiner ganzen Familie darin, auf dem Bild war ich noch so klein. Es war 13 Jahre her, das meine Eltern bei einem Unfall starben und ich war damals 7 gewesen. Nick war 3 Jahre älter und hatte sich um mich gekümmert, solange wir auf der Straße gelebt hatten und dann nach 1nem Jahren waren wir hier gelandet! Ich seufzte und schob das Bild zur Seite, dann nahm ich mir eine schwarze Hose, ein schwarzes T-Shirt, schwarze Stiefel und meine Lederjacke. Bevor ich nach unten ging, nahm ich den Beutel unter meiner Matratze hervor und steckte ihn in die verschließbare Innentasche meiner Jacke. Zwei Messer nahm ich mir noch und steckte sie in meine Stiefel, den Blaster lies ich liegen, mein Bruder sollte ihn nicht sehen. Dann ging ich wieder nach unten und setzte mich an den Tisch, um ein Brot mit Marmelade zu essen, bevor wir zur Arbeit gingen. „Was musst du heute machen!", fragte Nick mich und ich verschluckte mich an meinem Brot, sodass ich husten musste. „Ich?", fragte ich. „Ja wer sonst?", Nick lachte. „Ich...ähm...das Gleich wie immer, Schrauben drehen!", stammelte ich. „Sollten die Aufgaben nicht Wechsel um neue Potentielle herauszufinden?", fragte Nick. Ich erstarrte:"Waass?", entfuhr es mir. „Das wurde mir gesagt!", erklärte Nick. „Ja dann wird es wohl stimmen, ich höre den Ansagen nicht so genau zu!", murmelte ich. „Warum brauchen sie wieder Potentielle?", fragte ich. „Ich weiß es nicht, aber ich muss jetzt los!", sagte Nick, stand auf und stellte seine Teller in die Spüle. „Ja bis später!", murmelte ich. Warum brachten sie wieder Potentielle. Sie hatten letztes Jahr erst 100 Potentielle Jugendliche ausgesucht, was machte sie mit ihnen. Offiziell waren es besonders schlaue Kinder, welche zur Schule gehen durften, doch die meisten wusste es besser. Wir wussten alle, dass wir die letzte Stadt auf dieser Erde waren und irgendwo an den Grenzen, befanden sich Kilometer hohe Mauern, welche uns von der Welt draußen abschirmten. Ich hatte noch nie eine Mauer in echt gesehen, doch ich wusste das sie existierte. Allerdings wusste ich nicht warum es die Mauer gab. Es gab sie schon immer und es war klar, dass etwas Schreckliches dahinter lag. Denn all die Potentiellen wurden vor die Mauer geschickt. Sie sollten herausfinden ob ein Leben dahinter möglich war! Es musste also der Tod dahinter liegen und wenn die Clifs jetzt schon neue Kinder brauchten musste es Schlimmer als jemals zuvor sein. Denn sonst wurden neue Potentielle nach 3-4 Jahren gesucht. Das letzte Mal war mein Bruder fast zu einem Potentiellen geworden, doch zum Glück hatten sie ihn nur zur oberen Arbeiterklasse geschickt. Naja und ich war zu wertvoll gewesen. Denn nachdem ich 1 Jahr hier gearbeitete hatte, stellten die Clifs fest, dass ich besonders schnell, mutig und leise war – Die perfekte Auftragskillerin. Danach wurde ich drei Jahre mit 14 anderen Teilnehmer ausgebildet, um die perfekte Tötungsmaschinen zu werden. Niemand wusste von den 15 Kindern, welche ausgebildet wurden. Sie waren als normale Arbeiter eingetragen, deswegen wusste mein Bruder auch nicht was ich tat. In der Ausbildung fiel es mir noch schwer meinem Bruder nichts zu erzählen, doch ich wurde immer kälter und bekam eine immer bessere Maske.
Die ersten Einsätze, die wir nachts machen mussten, machten wir in Gruppen, doch es kamen niemals alle wieder zurück. So blieben am Ende nur noch 3 von uns über. Der eine war ein Junge und die andere ein Mädchen. Wir waren ein gutes Team, wir schalteten jeden aus und besorgte alles was uns gesagt wurde. Doch als ich 14 war, wurden wir bei einem Auftrag überrascht und ich war als einzige zurückgekehrt, ich verlor meine einzigen Freunde, meine Vertrauten, meine Verbündeten und mein Herz. In dieser Stunde wurde die kälteste Jägerin geboren, welche es gibt. Und nach diesem Tag zog ich alleine jede Nacht los, letzte Nacht musste ich den Beutel stehlen, welcher der Mann in der Tasche gehabt hatte. Ich wusste nicht was in dem Beutel war oder warum der Mann sterben sollte, ich tat lediglich was ich tun sollte.
Wenn man in der Ausbildung zur Killerin war, kam man als Potentieller nicht infrage, doch nach meiner Ausbildung beobachteten die Clifs auch mich. In dem Jahr in dem ich 14 war, wurde ich fast als Potentielle ausgesucht, doch dann kam der EINE Auftrag und ich war die letzte Killerin, sie konnten mich nicht an die Welt hinter den Mauern verlieren und so war ich vor der Auswahl geschützt. Mein Bruder wurde bei der ersten Auswahl direkt als Potentieller eingestuft, doch am Ende schickten sie ihn doch zu der oberen Arbeiterklasse. Er war dort der Beste, also war auch er sicher vor der Auswahl.
Ich hatte also keine Angst vor dieser Auswahl, trotzdem beunruhigte es mich, dass jetzt schon wieder eine Auswahl war. Mein Bruder ging mittlerweile auch davon aus, dass ich nicht mehr ausgewählt werden würde und ich bekräftigte ihm in dem Gedanken, dass ich niemals ausgewählt werden würde.
Ich seufzte und stand auf, um auch meine Teller in die Spüle zu stellen, dann ging ich nach oben und schob den Blaster in die zweite Innentasche, meiner Jacke und verließ das Haus.
Ich wanderte die asphaltierte Straße entlang und ließ den Nieselregen meine Kleidung durchnässen. Nach einigen Straßen betrat ich ein großes Gelände mit einem riesigen Bürohaus aus Glas und Marmor, es strahlte nur so voll protz und ich war jedes Mal angewidert, wenn ich die glänzende Eingangshalle betrat. Auf der linken Seit befand sich ein Tresen und dahinter saß eine Empfangsdame, sie sah vom Monitor auf und lächelte mich gequält an, als ich den Raum betrat. Ich war verwirrt, ich kannte sie schon so lange. Sie gehörte auch zu oberen Arbeiterklasse und freute sich jedes Mal, wenn ich diese Halle betrat, weil es hieß das ich noch lebte. Sie hieß Becky und ich verstand mich echt gut mit ihr, aber warum sah sie heute so gequält aus. Ohne zu bemerken griff meine Hand zu meinem Blaster und umklammerte den Griff, bereit ihn einzusetzen, falls etwas nicht stimmt. Doch als ich nach rechts sah ließ ich meine Hand wieder sinken!
„Nein!", flüsterte ich. „Nein!". Auf den 3 weißen Couchen, saßen 15 junge Kinder. 15 Kinder wie ich, als ich zu meinem ersten Tag der Ausbildung musste. 15 Kinder welche wahrscheinlich nicht älter als 15 werden würden. 15 Kinder welche zu neuen Profikillern ausgebildet werden sollten. Seit 9 Jahren wurden keine neuen Kinder ausgebildet, ich war in der letzten Gruppe gewesen, sie brauchten diese Kinder nicht. Warum? Ich wurde wütend. Meine Hände ballte sich zu Fäusten und aus dem Augenwinkel sah ich wie Becky ihren Kopf schüttelte und „Nein", flüsterte.
Langsam wandertet meine Hände zu meinen Stiefeln, ich zog die Messer heraus. Ich würde sie dafür bezahlen lassen, dass sie neue Kinder ausbilden wollten. Niemand durfte ihnen das Gleiche antun was sie mir angetan haben. Sie hatten noch ein Leben.
„Ella!", Becky war aufgestanden und trat einen Schritt auf mich zu. „Nein nicht mit mir!", zischte ich. Ich blickte noch einmal auf die Kinder, sie hatten Angst.
Angst vor mir. Nicht nur wegen den Messern in meiner Hand. Sondern wegen meine blizenden Augen und dem mörderischen, kalten Gesichtsausdruck den ich hatte. Vor welche ich mich selbst früher immer erschrocken hatte. Doch es war mir egal, denn ich wollte nicht, dass diese Kinder so wurden, wenn sie es überhaupt überlebten.
Wütend ließ ich die Messer durch die Luft zischen und wollte die Treppen hinauf gehen, doch genau in diesem Moment öffnete sich der Fahrstuhl und auf meiner Brust befanden sich 12 Laserstrahlen. Sie kamen von Scharfschützen, welche aus dem Aufzug stürmten und sich in der Eingangshalle verteilten. Zwei von ihnen blieben neben dem Mann stehen, der aus dem Aufzug trat. Der Mann der das hier alles zu verantwortet hatte. Der Mann, der mich ausgewählt hatte, der mich ausgebildet hatte. Mein Auftraggeber.
„Wilson!", zischte ich und trat einen Schritt auf ihn zu!
„An deiner Stelle würde ich die Messer lieber weglegen!", sagte er ruhig und deutet auf seine 12 Scharfschützen.
Ich lachte „Du weist das sie mich nicht aufhalten!", mein Lachen klang bitter. Er zog eine Augenbraue hoch, wiegte sich aber trotzdem in Sicherheit.
Ich aber wusste, dass sie Schützen nicht gut genug ausgebildet waren, auch ich hatte die Ausbildung zur Scharfschützin gemacht, doch ich was 100mal besser als sie. Ich hatte Erfahrung und Schnelligkeit. Ich konnte mein Messer werfen und links durch die Tür verschwinden, dabei noch den Scharfschützen neben der Tür erledigen ohne das auch nur ein Schütze abdrücken konnte. Ich wusste nicht was für Folgen, diese Handlung haben würde, doch meine Wut unterdrückte alles. Ich wollte ihn einfach nur umbringen. Ich wollte all die viele toten Kinder rächen und diese retten.
Also hob ich mein Messer zum Wurf.
„Willst du mich wirklich umbringen?", fragte Wilson spöttisch.
Ich blitze ihn wütend an.
„Ich war darauf vorbereitet, dass du so reagieren würdest und mein Angebot ausschlägst!", sagte er geschäftlich.
„Angebot?", fragte ich zischend.
„Ich überlasse dir die Kinder. Ich gebe sie in deine Obhut. Du hast drei Jahre Zeit sie auszubilden. Sie so gut zu machen wie dich. Alle die du nicht als fähig genug siehst, werden zu Potentiellen! Und wenn sie ausgebildet sind, gehören sie mir!", erklärte Wilson stolz.
Ich hörte seinen Worten zu, ich war zu erschrocken über seine Idee als, dass ich hätte etwas sagen können. Doch jetzt verarbeitete mein Gehirn seine Worte und ich lachte.
Ich konnte es nicht aufhalten und lachte einfach! Er sah mich verwirrt an, doch ich konnte nicht aufhören zu lachen.
„Du denkst ich bin so blöd?", fragte ich den Mann.
Jetzt lächelte er. „Nein denke ich nicht, im Gegenteil, ich denke du bist schlau und vernünftig genug mein Angebot anzunehmen!".
„Nein!", ich schüttelte den Kopf.
„Überlege es dir nochmal!", er winkte zu dem zweiten Fahrstuhl, welcher sich jetzt öffnete.
Ich war verwirrt, doch dann wurde ich blass. Aus dem Fahrstuhl führten zwei Männer meinen Bruder. Sie hielten ihn gefesselt und er hatte einen Sack über den Kopf, doch ich erkannte ihn trotzdem. Sie schupsten ihn auf die Knie, er versuchte nicht einmal aufzustehen.
„Wenn du nicht möchtest, dass die Kinder ausgebildet und aussortiert werden, um zu Potentiellen zu werden, muss wohl dein Bruder ein Potentieller werden!", Wilson lächelte.
Die Männer zogen den Sack von Nicks Gesicht herunter, und ich sah sein blasses Gesicht. Ein Schock durchfuhr mich. Seine Lippe war aufgeplatzt und aus seiner Nase lief Blut. Sein rechtes Auge war zugeschwollen, ich hatte ihn noch nie so gesehen. Er war ein Kämpfer wie ich, doch er zitterte nicht einmal. Er ergab sich!
„Nein!", ich zitterte vor Wut. „Wie konntest du es wagen!", schrie ich.
„Wir lassen ihn gehen! Wenn du die Kinder ausbildest!", sagte Wilson.
„Ella?", Nick hob den Kopf und versuchte mich anzusehen, doch er schaffte es nicht. Ich rannte auf ihn zu, doch dann wandten sich all die Laserstrahlen, die auf mich fixiert waren, auf meinen Bruder. Ich blieb stehen, ich wusste er konnte nicht wegrennen.
„Warum!", zischte ich.
„Ich wusste du würdest mein Angebot sonst nicht annehmen!", wieder lächelte Wilson.
„Wenn du ihn umbringst, hast du allerdings kein Druckmittel mehr! Also lass mich zu ihm und nehme die Waffen runter!", sagte ich. Wilson wusste, dass ich Recht hatte. Mein Bruder war der Einzige, der mir so viel bedeutete, dass ich für ihn sterben würde.
„Schön!", sagte er und die roten Punkte auf Nik erloschen. Ich stürmte zu ihm und kniete mich zu ihm herunter.
„Nick!", murmelte ich und nahm sein Gesicht in meine Hände.
„Ella was ist hier los?", fragte er.
„Ich hole dich hier raus!", sagte ich.
„Ist das der Grund warum du nie etwas über die Ansagen weißt? Warum du immer müder als ich bist?", er hustete und spuckte Blut.
„Nick es ist soo viel komplizierter!", ich seufzte. Wo hatte ich ihn nur mit hinein gerissen. Ich wusste nicht ob die ganze Situation ihn weniger in Gefahr brachte als ein Potentieller zu sein.
„Na schön!", knurrte ich. „Wenn ich diese Kinder ausbilde, dann lässt du meinen Bruder in Ruhe! Für immer!", fügte ich hinzu.
Ich sah wie Wilson das Gesicht verzog. „Na schön,für immer!", gab er zurück.
„Und er kommt in ein Krankenhaus! Eins von euren Krankenhäusern!", sagte ich.
Er seufzte: „Mit dir Geschäfte zu machen ist immer ein Vergnügen... Na schön bringt ihn ins Clif Krankenhaus!", sagte er und winkte Becky zu sich. Die sich vorsichtig näherte.
„Nehmen Sie ihren Bruder mit, wenn meine Leute es machen ist sie ja doch nicht zufrieden!", sagte er.
Ich nickte und sah zu Betty. Sie tippte kurz auf ihrem Handy etwas ein, dann ging sie zu Nick herüber und kniete sich neben ihn, sodass sie seine Handschellen lösen konnte.
Keine zwei Minuten später tauchten zwei andere Angestellte auf die sich die Schichten am Empfang mit Becky teilten. Zusammen halfen sie Nick auf und brachten ihn in einen Gang der rechts aus dem Gebäude führte.
„Wir passen gut auf ihn auf! Ich geb dir Bescheid wo du ihn besuchen kannst!", flüsterte Becky mir beim vorbeigehen zu.
Ich nickte.
Kaum waren sie außer Reichweite blickte Wilson wieder zu mir. „Na dann, du kannst das alte Trainingsgelände haben und das Gebäude, da dürfte sich nicht viel dran geändert haben!", sagte er.
„Ich werde in 7 Tagen mal gucken wie du so voran kommst! Bis dahin sollte ich ja schon Fortschritte sehen!", sagte er kalt.
Ich starrte ihn wütend an „Das alte Gebäude? Wie lange war da keiner mehr drin?", fragte ich.
„Naja ich weiß nicht du hast die Türen abgeschlossen!", damit trat er in den Fahrstuhl und verließ mit seinen Leuten die Eingangshalle.
Ich seufzte. Ja die Trainingshallen waren seit 8 Jahren nicht mehr in Betrieb und jetzt sollte ich diese Kinder dort ausbilden.
Ich drehte mich zu ihnen um und sah in 15 verängstigte Gesichter. Wieso brauchte er diese neuen Kinder?
„Na los!", sagte ich und bedeutete ihnen mir zu folgen. Da mir nicht wirklich etwas anderes übrig blieb als mit den Kindern zur Trainingshalle zu laufen führte ich sie aus dem Gebäude heraus und folgte dem Fußweg bis zu Halle. Niemand von ihnen sagte etwas, ich bezweifelte sogar, dass sie das volle Ausmaß der Situation schon verstanden hatten
Wir liefen etwa eine halbe Stunde bis wir einen abgelegeneren Teil der Stadt erreichten. Die Häuser hier waren zum größten teil zerstört, es gab kein Wasser oder Strom und somit auch keine Menschen die hier wohnten! Wir liefen also noch weitere zehn Minuten, bis wir vor einem großen Drahtzaun stehen blieben. Dahinter befand sich ein großes Rechteckiges Gebäude. Die alte Trainingshalle.
Ich zog das große Tor im Zaun auf und betrat die große Fläche vor dem Gebäude. Ein breiter gepflasterter Hof erstreckte sich vor der Halle und Unkraut wuchs aus jeder einzelnen Fuge heraus.
Das Ganze sah genauso heruntergekommen aus wie der Rest des Viertels. Doch ich ging einfach weiter bis ich die große Eingangstür erreichte. Statt einem Schloss befand sich hier ein kleines Tastenfeld. Also gab ich den alten Code ein und ein leises Klacken ertönte.
„Seit ihr bereit?!", sagte ich mehr zu mir selbst, als zu den anderen bevor ich die Tür öffnete. Das innere der Halle war staubig und bis auf die Sonnenstrahlen die durch die Fenster unter der Decke fielen dunkel. Langsam ging ich weiter in die Halle. Ich sah mich um.
Es hatte sich wirklich nichts verändert. Rechts und links hielten große Säulen das hohe Dach. Sie bildeten eine offenen Gang bis zu einem großen Tisch mit einigen Monitoren und anderen technischen Geräten drauf und die offenen Flächen waren mit den verschiedensten Trainingshilfen für Kampfsport ausgerüstet. Es gab eine große Fläche mit Matten, für den Nahkampf, Boxsäcke, Dummis zum Messer werfen. Einen Schießstand und in der hinteren rechten Ecke waren die Wände voll mit allen möglichen Arten von Waffen. Von Pfeil und Bogen über Messern bis zu Blastern. Daneben befand sich eine Tür die zu einem Gemeinschaftsraum führte. Von diesem konnte man einen Schlafraum betreten und ein Gemeinschaftsbad. Auch auf der rechten Seite führte eine Tür in eine Gemeinschaftsraum, welcher ebenfalls eine Schlafraum und ein Badezimmer hatte.
Auf der rechten Seite hatte ich früher gewohnt. Es war der Mädchen Gemeinschaftsraum. Ich hatte hier in diesen Hallen so viel zeit verbraucht und plötzlich fühlte es sich komisch an wieder hier zu sein, mit all diesen anderen Kindern. So oft war ich hier hin zurück gekommen nach einer Mission und musste mir anhören, wer bei welcher Mission gestorben war oder zurückgeblieben ist. Mein Herz schmerzte, doch ich ignorierte es. So wie ich es immer tat. Es gab eine letzte Tür an der hinteren Wand des Halle. Sie führte in einen großen Speisesaal mit einer Küche. Manchmal hatten wir ganze Wochen hier verbracht. Vorallem in der Ausbildung und somit auch zusammen gegessen. Aber ich bezweifelte jetzt strak das wir jemals hier essen würden. Denn es gab weder jemanden der für uns kochte geschweige denn jemanden der überhaupt Lebensmittel einkaufte!
Ich ging aber trotzdem in diese Richtung, da sich in der Küche der Stromkasten befand. Ich deutete den Jugendlichen also hier zu warten und öffnete die Tür zum Speisesaal. Auch hier war es staubig und die Luft war stickig. Also ging ich schnell nach rechts in die Küche und öffnete den Stromkasten in der hinteren rechten Ecke. Ich drückte ein paar Schalter nach oben und nach und nach ging das Licht überall an.
Also ging ich zurück in die große Halle. Man konnte jetzt noch mehr Spinnenweben in den Ecken entdecken und unsere Fußabdrücke im Staub auf dem Boden. Das war definitiv das Erste woran wir arbeiten würden. Ich war wirklich nicht der ordentlichste Mensch oder musste alles super sauber haben, aber hier war es schon ekelig!
Ich seufzte und wandte mich wieder den Kinder zu . Auch sie sahen sich in der Halle um.
„Also gut!", fing ich an. „Alle an den Tisch!"
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