POV Regulus

Ich lag schlaflos im Gemeinschaftsraum. Die beiden verliebten Idioten hatten sich zusammen in einen Schlafsack gequetscht und atmeten gleichmäßig. Draco und Harry lagen nebeneinander etwas abseits und hatten ihre Schlafsäcke zu eine Art große Decke umfunktioniert. Vor ein paar Minuten waren Tonks und Remus hereingeschlichen, aber auch sie waren schnell weggedämmert. Und ich lag hier schlaflos. 

Seufzend hiefte ich mich hoch und betrat den dunklen Gang. Ohne festen Grund lief ich in Richtung Bibliothek. Das fahle Mondlicht ließ die tiefen Schatten in sämtlichen Ecken noch größer wirken, aber es wirkte auf mich kein Stück beängstigend. Gedankenverloren besah ich mir den Halbmond. War es kalt? Ich hatte im Hof vorher schon gefroren, aber ich sah keinen Frost. 

Ich öffnete leise das Fenster. Die frische Nachtluft war tatsächlich stark abgekühlt ich ließ meinen Blick über die Landschaft streifen, bis ich etwas hörte.

"Lumos."

Abrupt zuckte ich zusammen, hielt aber gleichzeitig ausschau nach einem Licht. Ich entdeckte es fast genau unter mir, an der Schlossmauer. Obwohl es völlig surreal war, hatte ich Angst, dass die Person dort unten mich entdecken würde. Ich wartete ab, ohne zu wissen, worauf.

"Alohomora."

Ich bekam eine Gänsehaut. Der Jemand da unten versuchte etwas zu öffnen, und es war am Schloss.

"Ich versuche es. Vielleicht haben wir sie so geschützt, dass nur Mitglieder reinkönnen."

Nein. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz aussetzte. Das da unten waren zwei Personen, und die eine war definitiv mein Bruder. Meine Beine zitterten, und ich duckte mich vom Fenster weg. Ich konnte mich gerade so dazu zwingen, noch weiter zuzuhören.

"Alohomora."

Seine Stimme war so unglaublich kraftlos.

"Es geht nicht."

"Dumbledore hat wohl was gemacht. Steht bestimmt schon in irgendeiner Zeitung."

"Wir können es noch am Haupteingang versuchen."

Jetzt konnte mich nichts mehr aufhalten.

"Fuck, fuck, fuck" , flüsterte ich für mich selber, während ich immer noch bemüht leise zurück nach unten rannte.

"Was soll ich tun?"

Die Tür war mir egal; ich knallte sie nach hinten. Direkt im nächsten Moment wurde mir die Situation bewusst: Mein Bruder und wahrscheinlich Grindelwald standen vor Hogwarts und wollten irgendwie reinkommen. Ich konnte jetzt nicht alleine wachbleiben. Sollte ich irgendwen wecken? Ja, würde ich. Aber wen? Remus? Brauchte Schlaf. Tonks auch. Draco und Harry? Hatten heute viel erfahren und mussten wahrscheinlich viel verarbeiten. Also die beiden Idioten. Ich kletterte halb über die Lehen einer Couch zu den beiden, die in einer Ecke schliefen. Vorsichtig rüttelte ich erst Barty, dann Evan an der Schulter. Zu meinem Glück wachte Barty fast sofort auf. Er drehte sich grummelnd zu mir und sah sauer aus.

"Black, wenn du nicht einen guten Grund hast, mich zu wecken, schicke ich dich gleich für immer schlafen!"

"Mein Guter Grund ist, dass ich nicht der einzige Black im Umkreis bin."

"Bitte was?"

"Draußen. Du kannst noch Evan wecken."

Barty bekam seinen Freund erstaunlich schnell wach und ich ging mit den beiden wieder in den Gang der Bibliothek.

"Was ist jetzt genau los?"

Evan gähnte schon wieder.

"Also... Ich konnte nicht schlafen. Dann bin ich hierher gegangen, und hab ein bisschen aus dem Fenster geguckt. Plötzlich hat jemand Lumos und Alohomora unten am Schloss gezaubert. Dann hat jemand zweites gesagt, dass sie irgendwas vielleicht so verzaubert hätten, dass nur MItglieder reinkommen. Dann wollten sie es noch am Tor probieren, und eine Person war Hundertprozentig Sirius."

"Fuck. Dann könnte der andere Grindelwald sein."

Evan sah besorgt aus.

"Wir müssen raus."

"Was?!"

Wir sahen Barty beide entgeistert an.

"Überlegt doch mal! Wir können Dumbledore nicht holen, weil er Sirius sofort wieder ausliefern würde. Außerdem, er dürfte immer noch ziemlich schwach sein, als 3 gegen eineinhalb. Wenn wir jetzt nicht nachgucken, finden sie beim nächsten mal einen Weg."

Es klang verrückt, aber logisch.

"Ok." 

Evan drückte Bartys Hand, ich tat es ihm gleich. Es war beruhigend, und Barty war mein bester Freund. Zu dritt schlichen wir nach unten. Ich atmete tief durch.

"Alohomora."

Die Tür schwang auf. Langsam traten wir nach draußen, die Zauberstäbe, die wir noch schnell geholt hatten, aufgerichtet.

"Lumos."

Um uns herum waren Büsche und vereinzelte Bäume. Ich versuchte, uns mehr oder weniger genau zu der Stelle unter dem Fenster zu führen. Die feinen Härchen in meinem Nacken waren permanent aufgestellt und mein Herz klopfte. Als wir angekommen waren, sahen wir uns um. Nichts. Barty kniete sich hin und untersuchte das Gras.

"Platt. Reg hat immerhin keine Halluzinationen."

"Was machen wir jetzt?"

"Weitergehen."

Zögerlich stimmten wir zu.

Wir gingen in Richtung Schwarzer See. Die Wasseroberfläche war glatt und dunkel. Wir standen ein paar hundert Meter vom See entfernt, als Ich eine Abzweigung entdeckte. Sie führte am Schloss entlang.

"Was machen wir?"

Barty sah nachdenklich auf den See hinaus.

"Ich fürchte, wir müssen uns aufteilen."

"Sicher?"

"Ich denke schon. Zwei gehen zum See, falls irgendjemand von beiden Seiten angreifen sollte. Der dritte geht den Weg."

"Ok. Wie teilen wir auf?"

"Barty sah erst zu seinem Freund und dann zu mir."

"Du und Evan gehen zum See. Ich kann mich ein bisschen besser auch mit Muskelkraft verteidigen, und ich will dich oder Evan ungern alleine lassen."

Wir nickten. Evan gab Barty noch einen schnellen Kuss und schon liefen wir in zwei verschiedene Richtungen.